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Synkopenabklärung: Dilemma des Alltags?

<p class="article-intro">Synkopen sind im klinischen Alltag ein häufiges Symptom, mit welchem man in der Praxis, in der Notfallambulanz und als Mitarbeiter des Rettungsdienstes konfrontiert wird. Ein Bewusstseinsverlust ist oft mit einer Verletzung oder emotionaler Belastung verbunden. Oft ist die Ursache unklar, die Diagnostik manchmal schwierig, anstrengend und bleibt zum Teil unschlüssig. Zur Klärung des Dilemmas kommen in erster Linie die Basisdiagnostik und Risikostratifizierung, mit gegebenenfalls weiterführender hilfreicher Zusatzdiagnostik zum Tragen.</p> <p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li>Eine Synkope ist ein spontan reversibler Bewusstseinsverlust aufgrund zerebraler Hypoperfusion.</li> <li>Initial wichtig ist eine Basisdiagnostik aus Anamnese, k&ouml;rperlicher inklusive neurologischer Untersuchung, 12-Kanal-EKG, Orthostasetest, Karotissinusmassage und Labordiagnostik.</li> <li>Zu kl&auml;ren sind die Notwendigkeit und Dringlichkeit einer Hospitalisierung des Patienten.</li> <li>Wenn ein erh&ouml;htes Risiko besteht, soll eine weitere Abkl&auml;rung mit Suche nach der &Auml;tiologie der Synkope durchgef&uuml;hrt werden und ein Behandlungsplan erstellt werden.</li> </ul> </div> <h2>Definition</h2> <p>Eine Synkope ist definiert als spontan reversibler Bewusstseinsverlust aufgrund einer globalen zerebralen Hypoperfusion. Typisch ist das pl&ouml;tzliche Auftreten, eine kurze Dauer und die spontane, komplette Erholung. Der kurzzeitige Bewusstseinsverlust &ndash; auch im deutschsprachigen Raum hat sich der Begriff des TLOC (&laquo;transient loss of consciousness&raquo;) etabliert &ndash; ist mit einem Verlust des Haltetonus, Reaktionsverlust oder mit abnormen motorischen Kontrollen verbunden.<sup>1, 2</sup></p> <h2>Klassifikation und Differenzialdiagnose</h2> <p>Man unterscheidet zwei Hauptgruppen der Bewusstlosigkeit (TLOC). Bewusstlosigkeit als Folge eines Kopftraumas und nicht traumatischer Bewusstseinsverlust. Zu der Gruppe der nicht traumatischen Bewusstseinverluste geh&ouml;ren metabolische St&ouml;rungen (Hypoglyk&auml;mien, Hypoxien, Hyperventilation mit Hypokapnie, aber auch Hyperkapnien), Intoxikationen, epileptische Anf&auml;lle (tonisch, tonisch-klonisch, atonisch), psychogene Pseudosynkopen, subarachnoidale H&auml;morrhagien, vertebro-basil&auml;re transitorische isch&auml;mische Attacken und das &laquo;subclavian steal syndrome&raquo; (Abb. 1).<br /> Die Synkope ist keine Krankheit, sondern ein unspezifisches Symptom f&uuml;r ein vielf&auml;ltiges Spektrum an m&ouml;glichen St&ouml;rungen. Je nach Ursache sind die Synkopen in mehrere Subgruppen eingeteilt (Abb. 2).<sup>1, 2</sup><br /> Am h&auml;ufigsten sind die Reflexsynkopen. Der Mechanismus der Reflexsynkope ist eine Vasodilatation durch Sympathikushemmung und/oder eine vagal bedingte Bradykardie oder Asystolie. Hier unterscheidet man je nach Ausl&ouml;ser 3 Subgruppen. Dazu geh&ouml;ren vasovagale Reflexsynkopen, die durch langes Stehen oder emotional (durch Angst, Schmerz) ausgel&ouml;st sind. Zur situativen Reflexsynkope kommt es durch Husten, Miktion oder GI-Stimulation. In seltenen F&auml;llen, besonders bei M&auml;nnern, besteht die Reflexsynkope im Rahmen der Hypersensitivit&auml;t des Karotissinus.<sup>1&ndash;3</sup><br /> Die zweite Subgruppe sind Synkopen als Folge einer orthostatischen Hypotonie. Als deren h&auml;ufigste Ursache gilt die medikament&ouml;s induzierte Synkope (Diuretika, Antihypertensiva). Weitere wichtige Gr&uuml;nde sind Volumendepletion (Blutung, Diarrh&ouml;, Erbrechen), neurogene Synkopen bei prim&auml;ren (Morbus Parkinson, Lewy-Body- Demenz) und sekund&auml;ren autonomen St&ouml;rungen (Polyneuropathie, Diabetes mellitus, Amyloidose).<sup>1&ndash;3</sup></p> <p>Zur dritten Subgruppe der Synkopen geh&ouml;ren kardiale Synkopen. Sie sind durch eine Arrhythmie (Brady-, Tachyarrhythmien, Herzschrittmacherdysfunktionen) oder durch eine Obstruktion (hypertrophe obstruktive Kardiomyopathie, Aortenklappenstenose, Mitralklappenstenose, Vorhofmyxom, Tamponade) bedingt. Eine weitere m&ouml;gliche Ursache f&uuml;r Synkopen sind Erkrankungen, die kardiopulmonale und grosse Gef&auml;sse betreffen (Lungenarterienembolien, Aortendissektion, pulmonal-arterielle Hypertonie).<sup>1&ndash;3</sup></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Leading Opinions_Innere_1905_Weblinks_lo_innere_1905_s56_abb1_kobza.jpg" alt="" width="1417" height="678" /></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Leading Opinions_Innere_1905_Weblinks_lo_innere_1905_s57_abb2_kobza.jpg" alt="" width="1417" height="338" /></p> <h2>Management der TLOC</h2> <p>Bez&uuml;glich der Dringlichkeit einer Abkl&auml;rung, &Uuml;berwachung und des weiteren Prozedere beim Bewustseinsverlust kommt es h&auml;ufig zu einem Dilemma, da die Patienten nach dem Ereignis oft asymptomatisch sind und die Ereignisse oft nicht mit einer Lebensgefahr verbunden sind. Beim diagnostischen Vorgehen sollen in erster Linie folgende Fragen beantwortet werden:<sup>2</sup></p> <ul> <li>Handelt es sich wirklich um einen Bewusstseinsverlust?</li> <li>Handelt es sich um eine echte Synkope oder um einen nicht synkopalen Bewusstseinsverlust?</li> <li>Kann eine sichere Diagnose mit ernsthafter zugrunde liegender Ursache gestellt werden?</li> <li>Gibt es Hinweise auf ein ernsthaftes Risiko f&uuml;r ein kardiovaskul&auml;res Ereignis oder Herztod oder liegt eine schwerwiegende (kardiale) Erkrankung vor?</li> <li>Ist eine Hospitalisation notwendig?</li> </ul> <p>Zum Beantworten dieser Fragen und zur Kl&auml;rung des Dilemmas soll initial eine Basisdiagnostik durchgef&uuml;hrt werden. Diese besteht aus der Anamnese, der k&ouml;rperlichen Untersuchung inklusive neurologischer Untersuchung, 12-Kanal-EKG, Orthostasetest, Karotissinusmassage (bei Patienten ab 40 Jahren) und Labordiagnostik. Weitere Untersuchungen sollen abh&auml;ngig von der Erstevaluation durchgef&uuml;hrt werden.<sup>1&ndash;3</sup></p> <p><strong>Anamnese</strong> <br />Eine ausf&uuml;hrliche Anamnese besteht aus der Eigenanamnese (vorbestehende Erkrankungen), Familienanamnese, Medikamentenanamnese (Antihypertensiva, Antiarrhythmika, Antidepressiva), provozierenden Faktoren (Ausl&ouml;ser). Man stellt die Frage: Wie h&auml;ufig kam es zu einem TLOC? Was f&uuml;r Prodromi versp&uuml;rte der Patient? Position vor Auftreten des TLOC und Post-TLOC-Status beziehungsweise Erholungsphase nach der Synkope (Orientierung, fokal-neurologisches Defizit, kardiale Symptome).<sup>1, 3</sup></p> <p><strong>Klinische Untersuchung</strong> <br />In der klinischen Untersuchung neben der Erfassung der Vitalparamater achtet man auf den Volumenstatus (Hinweise f&uuml;r Exsikkose, An&auml;mie), Str&ouml;mungsger&auml;usche &uuml;ber Karotiden, Herzger&auml;usche, Herzinsuffizienzzeichen, fokal-neurologische Defizite, Traumafolgen.<sup>1&ndash;3 </sup></p> <p><strong>12-Kanal-EKG</strong> <br />In einem 12-Kanal-EKG k&ouml;nnen Ver&auml;nderungen auf eine kardiovaskul&auml;re Genese der Synkopen hinweisen. Diagnostisch relevante EKG-Ver&auml;nderungen f&uuml;r eine Arrhythmie- assoziierte Synkope (ESC-Guidelines 2018, Klasse-I-Empfehlungen) sind:<sup>1&ndash;3</sup></p> <ul> <li>persistierende Sinusarrhythmie &lt; 40/min</li> <li>wiederholte sinuatriale Blockierungen oder Sinuspausen &gt; 3 Sekunden</li> <li>AV-Block II&deg; Typ Mobitz oder AV-Block III&deg;</li> <li>wechselnder Linksschenkel- und Rechtsschenkelblock</li> <li>schnelle paroxysmale supraventrikul&auml;re Tachykardie oder Kammertachykardie &uuml;ber 30 Sekunden oder symptomatische Kammertachykardie</li> <li>nicht anhaltende Episoden polymorpher Kammertachykardien mit langem und kurzem QT-Intervall</li> <li>Brugada</li> <li>EKG-Ver&auml;nderungen mit Myokardisch&auml;miezeichen</li> <li>ventrikul&auml;re Hypertrophiezeichen oder Q-Zacken konsistent mit Myokardisch&auml;mie oder Kardiomyopathie</li> <li>Pacemaker- oder ICD-Dysfunktionen mit Pausen</li> </ul> <p><strong>Labordiagnostik</strong> <br />In der Labordiagnostik f&uuml;hren gezielt bestimmte Laborparameter meist zur Ausschlussdiagnose; insbesondere Bestimmung der Glukose zum Ausschluss einer Blutzuckerentgleisung als Ursache des TLOC, Bestimmung des H&auml;moglobins und H&auml;matokrits bei Verdacht auf eine gastrointestinale Blutung, Blutgasanalyse zum Ausschluss einer bestehenden Hypoxie, erh&ouml;hte Nierenretentionsparameter mit Hinweis auf eine m&ouml;gliche Medikamenten- Akkumulation, Elektrolytst&ouml;rungen als Basis f&uuml;r Arrhythmien, Bestimmung der Herzbiomarker bei Verdacht auf eine Myokardisch&auml;mie.<sup>1, 3</sup></p> <p><strong>Schellong-Test, Karotissinusmassage</strong><br /> Mit Schellong-Test und Karotissinusmassage k&ouml;nnen die Verdachtsdiagnosen (orthostatische Synkope oder Karotissinus- Syndrom) sichergestellt werden.<sup>1, 3</sup></p> <h2>Risikostratifizierung</h2> <p>Nach der prim&auml;ren Evaluation und bei weiterhin unklarer &Auml;tiologie der TLOC kommt die Frage nach der Notwendigkeit und Dringlichkeit einer Hospitalisierung des Patienten. Liegen keine bekannten Herzerkrankungen oder schweren Komorbidit&auml;ten vor, soll eine Risikostratifizierung durchgef&uuml;hrt werden. Dazu geh&ouml;rt die Identifizierung der Patienten mit niedrigem Risiko, die nur eine minimale Diagnostik brauchen und eine gute Prognose haben. Bei Patienten mit erh&ouml;htem Risiko f&uuml;r eine schwerwiegende Erkrankung ist eine ausgedehntere Abkl&auml;rung/Behandlung notwendig.<sup>1, 3</sup><br />Zur Erleichterung der Risikoevaluation helfen folgende Merkmale aus der Anamnese und der klinischen Untersuchung:<sup>1, 2</sup></p> <p><strong>Majorkriterien f&uuml;r ein hohes Risiko:</strong></p> <ul> <li>strukturelle oder koronare Herzerkrankung</li> <li>neu aufgetretener Brustschmerz, Abdominalschmerz, Dyspnoe, Kopfschmerz</li> <li>Synkope w&auml;hrend der Anstrengung oder im Liegen</li> <li>pl&ouml;tzliche Palpitationen nach der Synkope</li> <li>unerkl&auml;rter systolischer Blutdruckabfall &lt; 90 mmHg</li> <li>Bradykardie &lt; 40/min</li> <li>abnormale EKG-Ver&auml;nderungen</li> <li>Verdacht auf gastrointestinale Blutung bei der rektalen Untersuchung</li> <li>bisher unbekanntes Herzger&auml;usch</li> </ul> <p><strong>Minorkriterien f&uuml;r ein erh&ouml;htes Risiko</strong><br /> (zus&auml;tzlich eine strukturelle Herzerkrankung oder ein abnormes EKG):</p> <ul> <li>Synkopen ohne oder mit weniger als 10 Sekunden Prodromi</li> <li>positive Familienanamnese f&uuml;r pl&ouml;tzlichen Herztod</li> <li>Synkopen im Sitzen</li> </ul> <p>Ein niedriges Risiko haben Patienten mit unauff&auml;lliger klinischer Untersuchung, unauff&auml;lligem EKG, ausgeschlossener struktureller Herzerkrankung und langj&auml;hriger Anamnese mit Synkopen gleicher Art. Zus&auml;tzlich zu niedrigem Risiko geh&ouml;ren folgende Angaben aus der Anamnese und der klinischen Untersuchung: Prodromi &uuml;ber 5 Sekunden, Schwitzen, komischer Bauch, Nausea, Visusst&ouml;rung, K&auml;lte-/W&auml;rmegef&uuml;hl, G&auml;hnen, H&ouml;rverlust, Synkopen nach l&auml;ngerem Stehen und Synkopen vom Sitzen ins Stehen.<sup>1, 2 </sup></p> <h2>Notfall-Management der Synkope</h2> <p>Synkopen, die nicht der Hauptgrund f&uuml;r die Vorstellung sind, brauchen eine Behandlung der Grunderkrankung. Bei klarer Ursache der Synkopen kann direkt die Behandlung eingeleitet werden. Wenn die &Auml;tiologie der Synkope bei der Vorstellung unklar bleibt, ist eine Risikostratifizierung zur Evaluation weiterer Diagnostik, Hospitalisierung, Notwendigkeit eines prolongierten Monitorings und Absch&auml;tzung der potenziellen Gefahr f&uuml;r pl&ouml;tzlichen Herztod notwendig. Patienten mit einem niedrigen Risiko und Erstereignis einer Synkope k&ouml;nnen direkt in die ambulante Betreuung entlassen werden (ESC Guidelines 2018 IB-Empfehlung).</p> <p>Wenn die Risikostratifizierung ein erh&ouml;htes Risiko ergibt, soll eine weitere Abkl&auml;rung mit Suche nach der &Auml;tiologie der Synkope durchgef&uuml;hrt werden und damit ein Behandlungsplan erstellt werden. Dazu kommt aber die Frage, ob die Abkl&auml;rung station&auml;r erfolgen soll, ob eine Hospitalisierung notwendig ist oder ob auch eine ambulante Diagnostik vertretbar ist. Bei Synkopenrezidiv und niedrigem Risiko ist eine weitere Abkl&auml;rung durch eine Synkopen-Ambulanz empfohlen. Wenn weder ein niedriges noch ein hohes Risiko vorliegt, wird eine &Uuml;berwachung auf der Notfallstation oder auf der Synkopen-Ambulanz empfohlen (ESC Guidelines 2018 IB-Empfehlung). Bei Patienten mit hohem Risiko ist eine station&auml;re Hospitalisation mit ausgedehnter Diagnostik/Behandlung indiziert (ESC Guidelines 2018 IB-Empfehlung, Abb. 3).<sup>1</sup></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Leading Opinions_Innere_1905_Weblinks_lo_innere_1905_s58_abb3_kobza.jpg" alt="" width="1417" height="862" /></p> <p>&nbsp;</p> <p>&nbsp;</p> <h2>Erweiterte Diagnostik</h2> <p><strong>Reflexsynkopen</strong> <br />Eine ausf&uuml;hrliche Anamnese und klinische Untersuchung reichen zur Diagnosestellung der Reflexsynkopen meistens v&ouml;llig aus. Dazu geh&ouml;ren Synkopen, die nach l&auml;ngerem Stehen aufgetreten sind, vor allem in warmen, &uuml;berf&uuml;llten R&auml;umen, mit Schwitzen vor oder nach der Synkope, mit &Uuml;belkeit oder Erbrechen assoziiert, pr&auml;oder postprandial, bei Kopfdrehung oder Druck auf den Karotissinus. Im Zweifel kann zur Diagnosesicherung ein Kipptischtest (Tilt-Test) behilflich sein. Vor allem wenn ein Verdacht auf eine Reflexsynkope besteht, die nach prim&auml;rer Evaluation nicht gesichert wurde (ESC Guidelines 2018, IIA-Empfehlung). Der Tilt-Test wird auch empfohlen zur Diagnosestellung autonomer Funktionsst&ouml;rung, eines posturalen orthostatischen Tachykardiesyndroms und psychogener Pseudosynkopen (ESC Guidelines 2018 IIA-Empfehlung). Als diagnostisches Kriterium gilt dabei Auftreten der Symptome zusammen mit charakteristischem Kreislaufmuster der jeweiligen Synkopen. &Auml;hnliche multifaktorielle Mechanismen sieht man bei Typen der kardialen Synkopen (Aortenklappenstenose, hypertrophe obstruktive Kardiomyopathie, Sick-Sinus-Syndrom). Dabei soll der Tilt- Test behilflich sein zur Beurteilung der Hypotonieneigung, anstatt Diagnosestellung einer vasovagalen Synkope. Bei psychogenen Pseudosynkopen (mit EEG-Ableitung) wird eine Synkope ohne entsprechende Kreislauf- und EEG-Ver&auml;nderungen ausgel&ouml;st. Des Weiteren k&ouml;nnte der Kipptisch- Test benutzt werden zur Schulung der Patienten, um die Symptome zu erkennen und um die &Uuml;bungen zu lernen (ESC Guidelines 2018, Empfehlung IIB). Die Karotissinusmassage wird bei den Patienten &gt; 40 Jahre mit Verdacht auf eine Reflexsynkope empfohlen (ESC Guidelines 2018 IB-Empfehlung). Als pathologisch gilt, wenn es unter der Karotissinusmassage zu einer Synkope bei Asystolie &gt; 3 Sekunden kommt und/oder bei einem Abfall des systolischen Blutdrucks um &gt; 50 mmHg. Die Durchf&uuml;hrung einer Karotissinusmassage ist kontraindiziert bei Karotidenger&auml;usch ohne sonografischen Ausschluss relevanter und instabiler Plaques sowie stattgehabter transitorischer isch&auml;mischer Attacke/zerebralem Insult in den letzten drei Monaten (ESC Guidelines 2018 IIIC-Empfehlung).<sup>1, 3</sup></p> <p><strong>Orthostatische Hypotonie</strong><br /> Die Diagnosestellung einer orthostatischen Synkope wird vor allem durch die Anamnese (Neueinstellung antihypertensiver Therapie, Volumenmangel bei An&auml;mie, Gastroenteritis, Grunderkrankung mit vegetativer St&ouml;rung, Morbus Parkinson, Amyloidose, Diabetes mellitus) oder/ und positiven Schellong-Test gesichert. Als pathologisch gilt ein Blutdruckabfall von mehr als 20 mmHg systolisch und mehr als 10 mmHg diastolisch oder Blutdruck unter 90 mmHg und Synkope. Bei einem negativen Schellong-Test, aber mit Orthostase-Intoleranz kurz nach dem Aufstehen besteht die M&ouml;glichkeit der Durchf&uuml;hrung eines Valsalva-Man&ouml;vers zur Abkl&auml;rung einer neurogen bedingten orthostatischen Hypotonie.<sup>1&ndash;3</sup></p> <p><strong>Kardiale Synkope</strong><br /> Synkopen als Folge einer strukturellen Herzerkrankung werden durch eine Echokardiografie diagnostiziert. Bei der kardialen Synkope rhythmogener &Auml;tiologie ist das EKG das wichtigste diagnostische Kriterium. Dabei ist es aber wichtig zu eruieren, ob die dokumentierten Arrhythmien mit den klinischen Symptomen korrelieren. Generell soll bei Bewusstseinsverlusten mit unklarem Mechanismus (TLOC) die Notwendigkeit einer prolongierten Rhythmus&uuml;berwachung evaluiert werden (Abb. 4). Bei Synkopen mit hohem Risiko und Arrhythmie-Wahrscheinlichkeit soll eine Rhythmus&uuml;berwachung bereits bei Eintritt im Krankenhaus mittels Telemetrie/ Monitor&uuml;berwachung erfolgen (ESC Guidelines 2018 IC-Empfehlung). Externe (Holter-EKG) und interne &Uuml;berwachungsmodalit&auml;ten (subkutan implantierbare Loop-Recorder) kommen je nach Symptomfrequenz infrage. Das Holter-Monitoring wird empfohlen bei Patienten mit h&ouml;herer Frequenz der Synkopen oder Pr&auml;synkopen (mehr als eine Episode pro Woche; ESC Guidelines 2018, IIA-Empfehlung). Die externen Loop-Recorder sind zu erw&auml;gen bei Patienten mit Symptomintervall &lt; 4 Wochen (ESC Guidelines 2018 IIA-Empfehlung). Die Implantation eines internen Loop-Recorders wird empfohlen im Falle eines Bewusstseinsverlustes von unklarem Mechanismus, bei Rezidivsynkopen und niedrigem Risiko (ESC Guidelines 2018 IB-Empfehlung), bei nicht synkopalen Bewusstseinsverlusten, wenn es sich um eine therapierefrakt&auml;re Epilepsie handelt (ESC Guidelines 2018 IIA-Empfehlung), bei unklaren St&uuml;rzen (ESC Guidelines 2018 IIB-Empfehlung) und bei Patienten &uuml;ber 40 Jahre mit rezidivierenden Reflexsynkopen zur Evaluation einer Schrittmacherindikation (ESC Guidelines 2018 IIA-Empfehlung).<sup>1, 3</sup></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Leading Opinions_Innere_1905_Weblinks_lo_innere_1905_s59_abb4_kobza.jpg" alt="" width="2151" height="1174" /></p> <p>&nbsp;</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Brignole M et al.: 2018 ESC Guidelines for the diagnosis and management of syncope. Eur Heart J 2018; 39: 1883- 948 <strong>2</strong> Erni S, Beise U: Synkope. Z&uuml;rich: Verein mediX, 2018 <strong>3</strong> Birrenbach T, Perring M: Rationale Abkl&auml;rung der Synkope. Schweiz Med Forum 2014; 14: 881-6</p> </div> </p>
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