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Sepsis: hohe Sterblichkeit und enorme Kosten

Eine neue Analyse zeigt die besorgniserregenden Folgen einer Sepsis für Mensch und Wirtschaft in der Schweiz. Fachleute fordern nun konkrete Massnahmen.

Bern. In der Schweiz werden jährlich über 20 000 Patient:innen mit einer Sepsis in Akutspitälern behandelt, knapp 4000 von ihnen sterben im Spital. Ein Bericht des Schweizer Sepsis-Programms (SSP) zum Welt-Sepsis-Tag 2025 zeigt: Betroffen sind alle Altersgruppen, besonders Säuglinge und ältere Menschen. «Die Gefahr durch Sepsis wird immer noch unterschätzt», kommentierte Nora Lüthi, Erstautorin des Berichts. Zusammen mit Luregn Schlapbach vom Universitäts-Kinderspital Zürich leitet sie das Programm. Die Analyse von Gesundheitsdaten der Jahre 2019 bis 2023 ergab, dass fast 20 Prozent der hospitalisierten Patient:innen sterben. Bei älteren Menschen liegt die Sterblichkeit innerhalb eines Jahres nach Spitaleintritt sogar bei einem Drittel. Trotz moderner Pflege blieb die Zahl der Todesfälle in den vergangenen Jahren unverändert. Zum Vergleich: Herzinfarkte führen jährlich zu 19 000 Spitaleinweisungen mit rund 2500 Todesfällen, bei Schlaganfällen sind es 22 000 Einweisungen und ebenfalls 2500 Todesfälle.

Neben den gesundheitlichen Folgen entstehen enorme Kosten: Rund 40 Prozent der Sepsis-Fälle erfordern eine Behandlung auf der Intensivstation, die durchschnittlichen Kosten pro Fall betragen 50 000 Franken. Damit entstehen allein im Spital Kosten von über einer Milliarde Franken pro Jahr, inklusive Folgebehandlungen bis zu zwei Milliarden. «Die Berechnungen belegen klar, dass Sepsis eine grosse Bedrohung darstellt und unsere Gesellschaft mit enormen Kosten belastet. Im Gesundheitssystem müssen Erkennung, Behandlung und Nachbehandlung der Sepsis deshalb dringend höher priorisiert werden», mahnte Schlapbach. Das Schweizer Sepsis-Programm soll dazu in den nächsten Jahren einen wichtigen Beitrag leisten. Mit einer Öffentlichkeitskampagne, der Definition klinischer Standards, mit Bildungsmodulen, einem Sepsis-Register und dem Aufbau einer Betroffenengruppe wollen die verantwortlichen Spitalteams die Situation verbessern.

Das Programm wird von den Universitätsspitälern CHUV (Lausanne), Insel (Bern) und Kinderspital (Zürich) verantwortet und von der Eidgenössischen Qualitätskommission (EQK) für das Gesundheitswesen finanziert. Der Fokus liegt auf der Früherkennung, der Behandlung und der Nachsorge von Sepsis. «Was zudem weiterhin fehlt in der Schweiz ist eine nationale Koordination der Forschung zur Sepsis, damit Forschungsresultate rascher auch eine Auswirkung auf die Behandlung von Patient:innen haben können», ergänzte Schlapbach. (red)

Quelle: BAG

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