
Rapid Fire Abstract Session «Heart failure, prevention, rehabilitation & epidemiology»
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Ende Juni 2024 trafen sich die Schweizer Kardiologinnen und Kardiologen in Lausanne zu ihrer Jahrestagung. Die zahlreichen gezeigten Poster und in verschiedenen Rapid Fire Abstract Sessions vorgestellten Studien gaben auch in diesem Jahr spannende Einblicke in die breit gefächerte Forschung auf dem Gebiet der Kardiologie. Wir stellen Ihnen hier die Beiträge der Session «Heart failure, prevention, rehabilitation & epidemiology» vor.
Identifizierung von Herzinsuffizienz-Patienten mit Risiko für Vorhofflimmern, Schlaganfall und Mortalität
Einleitung: In einer vorherigen Studie (Huang T et al.: Front Cardiovasc Med 2023; 10: 1095931) haben die Autoren gezeigt, dass anhand eines 12-Kanal-EKGs im Sinusrhythmus Patienten mit Vorhofflimmern (VHF) mittels P-Wellen-Analyse mit amplifizierter Skala (APWD, «amplified p wave duration»; 60–120mm/mV, 100mm/s) besser identifiziert werden können als mit der P-Wellen-Analyse mit Standardskala (10mm/mV, 25mm/s). In der aktuellen Studie wurde untersucht, ob bei Herzinsuffizienzpatienten mittels APWD kombiniert mit körperlicher Leistungsfähigkeit eine Risikostratifikation möglich ist. Für die Einleitung einer oralen Antikoagulation bei bestimmten Gruppen von Patienten mit Herzinsuffizienz, die ein hohes Risiko für thromboembolische Ereignisse (TE) im Sinusrhythmus aufweisen, gibt es keine ausreichenden Belege. Algorithmen zur Erkennung von Patienten mit Herzinsuffizienz, bei denen ein Risiko für das Auftreten von VHF und TE besteht, sind daher von grosser Bedeutung.
Material und Methoden: 598 Patienten, die zwischen 2006 und 2017 wegen Dyspnoe abgeklärt worden waren und von denen neben klinischen Daten auch Ergometer-Daten und ein initiales EKG vorlagen, wurden eingeschlossen. APWD (175mm/sec, 80mm/mV) wurde verwendet, um die Diagnose eines interatrialen Blocks (IAB) zu bestätigen. Die maximale körperliche Leistungsfähigkeit war mittels Fahrrad-Ergometer ermittelt worden. Die mittlere Follow-up-Dauer betrug 8,3 Jahre. Der primäre Endpunkt war das Auftreten von MACCE (neu aufgetretenes VHF, ischämischer Schlaganfall und periphere Embolie), der sekundäre Endpunkt die Gesamtmortalität. Drei Algorithmen des maschinellen Lernens (ML) wurden verwendet, um Kandidatenvariablen auszuwählen und Vorhersagemodelle für die Endpunkte zu erstellen.
Ergebnisse: Die Resultate zeigten, dass Patienten mit einem MACCE im Follow-up im Vergleich zu solchen ohne MACCE älter (65,7±10,5 vs. 61,0±12,7 Jahre; p=0,002) und weniger leistungsfähig waren (Wattmax 50 vs. 70W; p=0,005) und eine längere P-Welle als Marker der linksatrialen Erkrankung aufwiesen (APWD: 143,9±17,0 vs. 137,0±14,7ms; p<0,001). Alle drei ML-Algorithmen identifizierten Wattmax und APWD als Schlüsselkomponenten für die MACCE-Vorhersage.
Schlussfolgerungen: Bei Patienten mit klinischer Herzinsuffizienz ermöglicht die Kombination von APWD, IAB und maximaler Belastbarkeit die Identifizierung von Patienten mit einem Risiko für Vorhofflimmern und Schlaganfall, während die Mortalität überwiegend durch die maximale Belastbarkeit, nicht aber durch APWD vorhergesagt wird.
Huang T et al.: Analysis of amplified p-wave and maximum exercise capacity for risk stratification in heart failure: identification of patients at risk for atrial fibrillation, stroke and mortality. Swiss Med Wkly 2024; 154(Suppl 278): 7S (O08)
SGK-Kongress 2024: vorgetragen von Taiyuan Huang, Bad Krozingen
Septumreduktionstherapie bei HOCM bleibt eine gute Behandlungsoption
Einleitung: Die Septumreduktionstherapie (SRT) ist eine Option für Patienten mit einer hypertrophen obstruktiven Kardiomyopathie (HOCM), die trotz medikamentöser Behandlung symptomatisch sind. Als Alternative zur SRT stehen heute als neue pharmakologische Option kardiale Myosin-Inhibitoren zur Verfügung. Unter diesem Aspekt werden aktuelle Daten zu den Langzeitergebnissen nach SRT benötigt. Ziel dieser Studie war es, die Langzeitergebnisse nach einer SRT bei Patienten mit HOCM im Vergleich zu den Outcomes von Kontrollen mit nichtobstruktiver HCM nach einer Hospitalisation und von Kontrollpersonen ohne bekannte Herzerkrankung zu analysieren.
Material und Methoden: In dieser landesweiten retrospektiven Kohortenstudie wurden die Daten von Patienten untersucht, die zwischen 2015 und 2021 hospitalisiert waren. Es wurden zwei Kohorten gebildet und anschliessend eine Time-to-Event-Analyse durchgeführt. Kohorte 1: Patienten mit SRT (chirurgische Myektomie oder transkoronare Ablation) versus Kontrollen mit nichtobstruktiven HCM. Kohorte 2: SRT-Patienten versus chirurgische Kontrollpersonen (Appendektomie, keine bekannte Herzerkrankung). Der primäre Endpunkt war eine Kombination aus Gesamtmortalität und erneuter Herzinsuffizienz-bedingter Hospitalisation während der Nachbeobachtungszeit.
Ergebnisse: Nach dem Matching wurden in Kohorte 1 124 Patienten mit HOCM und erstmaliger SRT mit 692 Patienten verglichen, die mit nichtobstruktiver HCM hospitalisiert worden waren. Bei einer medianen Nachbeobachtungszeit von 30Monaten betrug die Inzidenzrate des primären Outcomes 12,67/1000 Patientenjahre für die HOCM-Gruppe und 72,52/1000 Patientenjahre für die Gruppe mit nichtobstruktiver HCM (HR: 0,18; 95% CI: 0,07–0,44; p<0,0001). In Kohorte 2 wurden 126 Patienten mit HOCM und erstmaliger SRT mit 490 Patienten mit laparoskopischer Appendektomie verglichen. Bei einer medianen Nachbeobachtungszeit von 41 Monaten betrug die Inzidenzrate des primären Outcomes 12,61/1000PJ in der HOCM-Gruppe und 9,15/1000PJ in der chirurgischen Kontrollgruppe (HR: 1,35; 95% CI: 0,49–3,69; p=0,56).
Schlussfolgerungen: Die günstigen Langzeitergebnisse (Nachbeobachtungszeitraum von bis zu mehreren Jahren) sprechen dafür, dass die SRT bei HOCM eine gute Behandlungsoption bleibt.
Schelldorfer A et al.: Long-term outcomes after septal reduction therapy for obstructive hypertrophic cardiomyopathy: a nationwide cohort study. Swiss Med Wkly 2024; 154(Suppl 278): 7S (O07)
SGK-Kongress 2024: vorgetragen von Andreas Schelldorfer, Aarau
Bildgebung der Karotisplaques ermöglicht die Identifikation von kardiologischen Patienten mit einem erhöhten CV Risiko
Einleitung: Die Bestimmung von Karotisplaques mittels Ultraschall ist breit verfügbar und die Bildgebung kann dabei helfen, das kardiovaskuläre (CV) Risiko und CV Risikofaktoren besser zu managen. Die Gesamtfläche der Karotisplaques (cTPA) kann einfach bestimmt werden und stratifiziert das CV Risiko über SCORE2 hinaus. Die Autoren stellten die Hypothese auf, dass Patienten mit einer Progression der Karotisplaques im Vergleich zu solchen mit einer Stabilisierung oder Rückbildung der Plaques mehr atherosklerotische Ereignisse (ASCVD) erleiden.
Material und Methoden: In der kardiologischen Praxis Kardiolab wurden Patienten auf die wichtigsten unabhängigen CV Risikofaktoren wie Diabetes mellitus (DM), Lipide, Blutdruck (BD), Rauchen und BMI untersucht. Patienten mit einer höheren oder gleich hohen cTPA bei früheren Untersuchungen wurden als Regressoren und solche mit der höchsten cTPA zum Zeitpunkt der Studie als Progressoren eingestuft. Es wurden ein Chi-Quadrat- oder Mann-Whitney-Test für unabhängige Stichproben, eine Cox-Proportional-Hazard-Regression für atherosklerotische Ereignisse (ASCVD) oder Regression der cTPA-Kategorien oder eine Kaplan-Meier-Analyse für ASCVD-Ereignisse durchgeführt.
Ergebnisse: Insgesamt wurden 997 Patienten eingeschlossen (87% Primärprävention, 39% Frauen, 13% mit DM und 23% Raucher). 123 (13%) der Patienten hatten vorgängig bereits ein ASCVD-Ereignis erlitten. Das mediane Alter betrug 57 Jahre. Die Risikofaktoren unterschieden sich sowohl bei Studienbeginn als auch bei der Abschlussuntersuchung nicht signifikant zwischen den Gruppen, mit Ausnahme eines leicht höheren LDL-C in der letzten Untersuchung bei den Progressoren (p=0,03). Bei Studienbeginn betrug das SCORE2-Risiko durchschnittlich 6±4% und das SCORE2-TPA-Posttest-Risiko 13±11%. Die mittels Cox-Proportional-Hazard-Modell errechneten Hazard-Ratios betrugen für cTPA-Progression 2,8 (1,6–6,8; p=0,022), für anhaltendes Rauchen 2,7 (1,2–6,3; p=0,021), für DM 4,3 (1,8–10,2; p=0,001) und für LDL-C-Differenz 1,2 (1,0–1,5; p=ns). Das erwartete SCORE2-TPA-Risiko betrug 13,3%, das beobachtete auf 10 Jahre extrapolierte Risiko 3,5%. Das entspricht einer absoluten Risikoreduktion in der untersuchten Population von 10% und einer «number needed to treat» von 10.
Schlussfolgerungen: Die 10-Jahres-ASCVD-Ereignisrate ist bei kardiologischen Patienten mit guter Kontrolle der CV Risikofaktoren niedrig. Diabetes und Rauchen sind mit einem Risiko für eine Plaqueprogression verbunden. Mittels cTPA können gefährdete Patienten identifiziert werden und eine präventive Behandlung kann intensiviert werden. Das resultierte in der untersuchten Population in einer absoluten Reduktion des 10-Jahres-Risikos um 10%. Die Atherosklerosebildgebung scheint in der Kardiologie eine wichtige Rolle für das personalisierte Atherosklerosemanagement sowohl bei Männern als auch bei Frauen zu spielen.
Romanens M et al.: Carotid plaque progression and regression in cardiological patients: an observational longterm study on atherosclerosis management. Swiss Med Wkly 2024; 154(Suppl 278): 12S (O12)
SGK-Kongress 2024: vorgetragen von Michel Romanens, Olten
Geschlechtsspezifische Unterschiede in der Sekundärprävention nach akutem Myokardinfarkt: ein Überblick über 20 Jahre
Einleitung: Studien haben Ungleichheiten in der Pharmakotherapie zur Sekundärprävention nach akutem Myokardinfarkt (AMI) zwischen Frauen und Männern aufgezeigt, obwohl die Guideline-Empfehlungen für beide Geschlechter identisch sind. Ziel dieser Studie war es, die geschlechtsspezifischen Unterschiede in der Verschreibung von Medikamenten zur Sekundärprävention in der Schweiz zu analysieren.
Material und Methoden: Analysiert wurden Daten des AMIS-Plus-Registers («acute myocardial infarction in Switzerland»). Die optimale medizinische Therapie (OMT) wurde definiert als Kombination von dualer Thrombozytenaggregationshemmung (DAPT) mit Lipidsenkern, Betablockern, ACE-Hemmern und AT-II-Blockern bei Entlassung. Es wurden uni- und multivariable logistische Regressionsanalysen durchgeführt.
Ergebnisse: Insgesamt wurden 34612 Patienten (75% männlich), die zwischen 2003 und 2022 mit AMI hospitalisiert wurden, in die Analyse einbezogen. Das Durchschnittsalter betrug 66±13 Jahre, wobei Frauen im Durchschnitt 7 Jahre älter waren als Männer. Trotz höherer Komorbidität wurde Frauen in allen Altersgruppen seltener eine OMT verschrieben als Männern (74% vs. 85%) (alle p<0,001), wobei die grösste Geschlechterdiskrepanz bei <50-Jährigen auftrat. Innerhalb des 20-jährigen Studienzeitraums wurde ein deutlicher Anstieg der OMT-Verschreibung (von 52% auf 85%) festgestellt, unabhängig von Alter und Geschlecht. Die geschlechtsspezifische Diskrepanz bei der Verschreibung der OMT zu Ungunsten von Frauen verringerte sich während des Beobachtungszeitraums von 18% zu Beginn auf 10% am Ende. In der multivariaten Analyse waren Alter und Geschlecht unabhängige Prädiktoren für eine unzureichende Pharmakotherapie zur Sekundärprävention, während eine durchgeführte perkutane Koronarintervention als stärkster positiver Prädiktor identifiziert wurde.
Schlussfolgerungen: Obwohl die Inanspruchnahme von OMT sowohl bei Frauen als auch bei Männern im Laufe der Zeit allmählich zunahm, blieb ein erhebliches geschlechtsspezifisches Gefälle bestehen, was den ungedeckten Bedarf an gezielten Programmen zum Abbau geschlechtsspezifischer Ungleichheiten in der Sekundärprävention deutlich macht.
Berther L et al.: Sex-differences in prescription patterns of secondary prevention pharmacotherapy in patients with acute myocardial infarction: perspective over 20 years. Swiss Med Wkly 2024; 154(Suppl 278): 8S (O09)
SGK-Kongress 2024: vorgetragen von Lara Berther, St. Gallen
Vorhersage des kardiovaskulären Risikos bei Krebspatienten gestützt auf Biomarker
Einleitung: Krebspatienten haben ein erhöhtes Risiko für thromboembolische und atherothrombotische Ereignisse. Aufgrund der sich ständig verbessernden krebsspezifischen Überlebensrate ist ein zunehmender Anteil der Krebspatienten dem Risiko akuter und chronischer Folgen atherosklerotischer Herz-Kreislauf-Erkrankungen (ASCVD) ausgesetzt. Zuverlässige Instrumente für die kardiovaskuläre (CV) Risikovorhersage fehlen jedoch. Ziel der Autoren war es, einen Multimarker-Ansatz zu verwenden und einen neuartigen Risikoscore für die Vorhersage von schweren CV Ereignissen (MACE) zu erstellen.
Material und Methoden: 2192 Patienten (medianes Alter 62 Jahre; 46,6% Frauen) mit neu diagnostiziertem oder rezidiviertem Karzinom wurden prospektiv hinsichtlich des Auftretens von MACE nach 2 Jahren und CV Tod nach 5 Jahren beobachtet. Es wurden ein- und multivariable konkurrierende Risikomodelle angewendet, um unabhängige Assoziationen von verschiedenen CV Biomarkern mit MACE zu bewerten, und es wurde ein Risikoscore entwickelt.
Ergebnisse: In der multivariaten Analyse waren die besten unabhängigen klinischen Prädiktoren für das 2-Jahres-MACE-Risiko männliches Geschlecht, Alter >60 Jahre, positive Raucheranamnese und vorbestehende ASCVD. Bei den Biomarkern waren NT-proBNP, ICAM-1 («intercellular adhesion molecule 1») sowie P-/E-/L-Selektine unabhängig voneinander mit dem 2-Jahres-MACE-Risiko verbunden. Es wurde ein klinischer Risikoscore abgeleitet, bei dem +1 Punkt für männliches Geschlecht, Rauchen und Alter ≥60 Jahre und +2 Punkte für ASCVD in der Vorgeschichte vergeben wurden, was zu einer C-Statistik von 0,76 (95% CI: 0,71–0,81) führte. Die Implementierung von CV Biomarkern führte zu einer verbesserten Leistung (0,83; 95% CI: 0,78–0,88). Ein vereinfachtes Modell, das sich ausschliesslich auf klinische Variablen und leicht verfügbares NT-proBNP stützt (+1 Punkt für NT-proBNP ≥230pg/ml), erzielte eine ähnliche Leistung (0,80; 95% CI: 0,74–0,86), wobei die kumulative 2-Jahres-MACE-Inzidenz bei Patienten mit niedrigem Risiko 0% und bei Hochrisikopatienten 11,0% betrug.
Schlussfolgerungen: Krebspatienten weisen ein hohes MACE-Risiko auf, wobei die traditionellen Risikofaktoren einen prädiktiven Nutzen haben und die Risikovorhersage durch die Integration von CV Biomarkern, einschliesslich NT-proBNP, verbessert wird. Dieser erste punktbasierte Risikoscore seiner Art ermöglicht eine effiziente Vorhersage sowohl der 2-Jahres-MACE als auch der 5-Jahres-Mortalität durch CV Erkrankungen für den Einsatz in der Routinepraxis bei Krebspatienten.
Kraler S et al.: Biomarker-enhanced cardiovascular risk prediction in patients with cancer: a multimarker approach. Swiss Med Wkly 2024; 154(Suppl 278): 8S-10S (O10)
SGK-Kongress 2024: vorgetragen von Simon Kraler, Zürich
Prognostische Bedeutung des Erythroferronwerts für das Outcome nach Herztransplantation
Einleitung: Bei Herzinsuffizienz ist eine gestörte Eisenhomöostase assoziiert mit Dysfunktionen des Herzens, der Nieren und des Immunsystems. Etwa 80% der Kandidaten für eine Herztransplantation (HTx) und etwa 50% der Transplantatempfänger in der chronischen Phase haben einen Eisenmangel. Der Einfluss der Eisenhomöostase auf die Outcomes in der frühen Posttransplantationsphase nach HTx wurde bisher noch nie untersucht.
Material und Methoden: In einer Substudie der multizentrischen Swiss Transplant cohort study wurde bei 276 konsekutiven Teilnehmern der Einfluss des Eisenstatus vor der HTx auf den kombinierten Endpunkt 1-Jahres-Gesamtmortalität (1y-ACM) und akute zelluläre Abstossung (ACR) sowie die beiden Komponenten einzeln untersucht. Ferritin und Transferrinsättigung konnten nicht als Parameter verwendet werden, da es sich dabei um Akut-Phase-Proteine handelt. Stattdessen wurden die Serum-Spiegel von Hepcidin, IL-6 und dem Hepcidin-Expressionsregulator Erythroferron (ERFR), dreier Schlüsselregulatoren der Eisenhomöostase, vor der HTx und 1 Jahr danach gemessen.
Ergebnisse: Die demografischen oder biologischen Parameter vor der Transplantation, die HLA- oder Spender-/Empfänger-Geschlechtsinkongruenz oder die operationsbezogenen Parameter unterschieden sich nicht zwischen den Teilnehmern mit einem kombinierten Endpunkt (n=118) und den Kontrollen. Auch die Ferritin-, Hepcidin- oder Il-6-Serum-Spiegel unterschieden sich nicht zwischen den Gruppen. Patienten mit kombiniertem Endpunkt hatten höhere ERFR-Werte (1,40 [IQR: 0,84–1,84] vs. 1,19ng/ml [IQR: 0,91–2,92]; p=0,013) und niedrigere Hämoglobinwerte (125 [IQR: 102–134] vs. 128g/l [IQR: 114–141]; p=0,004). Die ERFR-Werte vor der Transplantation >2,25ng/ml sagten den kombinierten Endpunkt (OR: 2,28; 95% CI: 1,31–3,97; p=0,004) und die inzidente ACR (OR: 1,93; 95% CI: 1,09–3,43; p=0024) voraus, nicht jedoch die 1y-ACM. Bei den HTx-Überlebenden (n=237) mit einer ACR im ersten Jahr blieben die ERFR-Werte bei 67,5% auf >2,25ng/ml erhöht und Hepcidin folglich herunterreguliert; nur bei 2,5% hatten die erhöhten Prätransplantations-ERFR-Werte abgenommen.
Schlussfolgerungen: Der Erythroferronspiegel ist von prognostischer Bedeutung für die akute Abstossung und die Gesamtmortalität in der frühen Posttransplantationsphase. Die Ergebnisse sprechen dafür, dass der Eisenmetabolismus eine Rolle spielt für die ACR. Tatsächlich ist bekannt, dass die Aktivierung von Immunzellen von der Eisenhomöostase abhängt.
Pitta Gros B et al.: Pretransplant erythroferrone levels are predictive of posttransplant risk of acute rejection or 1-year all-cause mortality. Swiss Med Wkly 2024; 154(Suppl 278): 6S (O06)
SGK-Kongress 2024: vorgetragen von Roger Hullin, Lausanne
Quelle:
Jahrestagung der Schweizerischen Gesellschaft für Kardiologie, 19. bis 21. Juni, Lausanne
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