
Positiver Einfluss von Semaglutid auf Vorhofflimmern und Herzinsuffizienz
Bericht: Reno Barth
Medizinjournalist
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Aktuelle Post-hoc-Analysen der klinischen Studien SELECT und SOUL zu subkutan und oral verabreichtem Semaglutid zeigen, dass der GLP-1-Rezeptor-Agonist in entsprechenden Populationen das Risiko für Vorhofflimmern sowie für Herzinsuffizienz-Ereignisse reduzieren kann.
SELECT war eine doppelblinde, placebokontrollierte Studie, die die Effekte von Semaglutid auf das kardiovaskuläre (CV) Risiko einer Population von 17604 Patient:innen im Alter ab 45 Jahren mit atherosklerotischer koronarer Herzkrankheit und Übergewicht bzw. Adipositas im Vergleich zu Placebo untersuchte. Semaglutid reduzierte in dieser Studie im Vergleich zu Placebo das Risiko, ein schweres CV Ereignis zu erleiden, um 20% und führte zu einem Gewichtsverlust von 8,5%.1
Im Rahmen des ESC-Kongresses 2025 präsentierte Dr. med. Jorge Plutzky vom Brigham and Women’s Hospital in Boston eine Post-hoc-Analyse von SELECT im Hinblick auf neu aufgetretenes bzw. rezidivierendes Vorhofflimmern (VHF).2
Von den 1614 Patient:innen in SELECT hatten bei Einschluss 9% eine positive Anamnese für VHF. Diese Patient:innen waren im Vergleich zu jenen ohne VHF älter (medianes Alter 67 vs. 61 Jahre) und wiesen ein höheres Körpergewicht (98,1 vs. 94,0kg) auf. Patient:innen mit VHF hatten ein höheres Risiko für schwerwiegende CV Ereignisse (MACE), VHF-assoziierte Ereignisse (definiert als Exazerbation eines bestehenden VHF oder eine schwerwiegende VHF-Episode [mit Hospitalisation oder lebensbedrohlich oder letal]) und Herzinsuffizienz-bedingte Ereignisse.
In der Gruppe mit positiver VHF-Anamnese war die Inzidenz von MACE höher als in der Gruppe ohne VHF in der Anamnese. In beiden Gruppen reduzierte Semaglutid das Risiko in vergleichbarem Ausmass (HR: 0,76; 95% CI: 0,57–1,02 bzw. HR: 0,81; 95% CI: 0,72–0,91). Das Risiko für eine erste VHF-Episode (definiert als Rezidiv bei positiver VHF-Anamnese oder erste VHF-Episode bei negativer Anamnese) war unabhängig von einer VHF-Anamnese unter Semaglutid geringer als unter Placebo (HR: 0,83; 95% CI: 0,70–0,99; p=0,040). Im Vergleich zu Patient:innen ohne VHF in der Anamnese hatten jene mit positiver VHF-Anamnese während der Studie insgesamt ein höheres Risiko für VHF-assoziierte Ereignisse; dieses wurde durch Semaglutid im Vergleich zu Placebo um 27% gesenkt (HR: 0,73; 95% CI: 0,54–0,96).
Ein ähnliches Bild zeigte sich hinsichtlich des Risikos für ein erstes Herzinsuffizienz-bedingtes Ereignis. Dieses war bei positiver VHF-Anamnese erhöht, wobei Semaglutid dieses Risiko zwar numerisch reduzierte, jedoch die Signifikanz verfehlte.
Patient:innen mit Herzinsuffizienz profitieren von oralem Semaglutid
Die SOUL-Studie untersuchte die Wirkung von oralem Semaglutid in einer Population von 9650 Patient:innen mit Diabetes Typ 2 (HbA1c: 6,5–10,0%) und atherosklerotischer CV Erkrankung (ASCVD) und/oder chronischer Niereninsuffizienz (CKD) auf das CV Risiko (primärer Endpunkt) und das renale Risiko (sekundärer Endpunkt). Im Vergleich zu Placebo reduzierte Semaglutid das Risiko für schwerwiegende CV Ereignisse (MACE) um 14% (HR: 0,86; 95% CI: 0,77–0,96; p=0,006).3
Im Rahmen des ESC-Kongresses 2025 wurden nun die Effekte von oralem Semaglutid auf Herzinsuffizienz-bedingte Ereignisse in Abhängigkeit von der Herzinsuffizienz-Anamnese (HFpEF, HFrEF oder keine Herzinsuffizienz) in der Population von SOUL präsentiert. Die prädefinierte Post-hoc-Analyse zeigte, dass orales Semaglutid bei Patient:innen mit Herzinsuffizienz in der Vorgeschichte das Risiko für Herzinsuffizienz-bedingte Krankenhausaufenthalte oder dringende Arztkontakte oder CV Tod signifikant reduzierte (HR: 0,78; 95% CI: 0,63–0,96; p=0,0177). Bei Patient:innen ohne Herzinsuffizienz wurde im Studienzeitraum kein signifikanter Effekt auf Herzinsuffizienz-bedingte Ereignisse festgestellt. In der Gesamtpopulation von SOUL wurde eine numerische Reduktion des Risikos für Herzinsuffizienz-bedingte Ereignisse um 10% festgestellt, die allerdings Signifikanz verfehlte. Zumindest dem Trend nach zeigte Semaglutid eine deutlichere Wirkung auf die Inzidenz von Herzinsuffizienz-bedingten Ereignissen bei Patient:innen mit HFpEF und niedriger NYHA-Klasse, mit Risikoreduktionen von 41% bei HFpEF und 47% in NYHA-Klasse I.
Quelle:
ESC-Kongress 2025, Session «What’s new for GLP-1 agonist and SGLT2 inhibitor cardiovascular pharmacotherapy?», 29. August 2025, Madrid
Literatur:
1 Lincoff AM et al.: Semaglutide and cardiovascular outcomes in obesity without diabetes. N Engl J Med 2023; 389: 2221-32 2 Plutzky J et al.: Semaglutide effects on incidence and reoccurrence of atrial fibrillation in the SELECT trial. ESC-Kongress 2025, Madrid, präsentiert am 29.8.2025 3 McGuire DK et al.: Oral semaglutide and cardiovascular outcomes in high-risk type 2 diabetes. N Engl J Med 2025; 392: 2001-12 4 Pop-Busui R et al.: Effects of oral semaglutide on heart failure outcomes in people with type 2 diabetes and atherosclerotic cardiovascular disease and/or chronic kidney disease participating in SOUL trial. ESC-Kongress 2025, Madrid, präsentiert am 29.8.2025
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