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FREED-Studie

Niedrige Harnsäure, weniger Niereninsuffizienz

<p class="article-intro">Dass Harnsäuresenkung kardiovaskuläre Ereignisse reduzieren kann, wird angenommen, konnte bislang jedoch nicht in einem kontrollierten Setting gezeigt werden. In der japanischen FREED-Studie wurde mit dem Xanthinoxidase Inhibitor Allopurinol nun eine deutliche Reduktion renaler Ereignisse demonstriert.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Hyperurik&auml;mie ist mit Gicht, erh&ouml;htem kardiovaskul&auml;rem Risiko und Verschlechterung der Nierenfunktion assoziiert. W&auml;hrend jedoch die Wirkung einer Harns&auml;uresenkung mittels Xanthinoxidase-Inhibitoren auf die Inzidenz von Gichtanf&auml;llen gut dokumentiert ist, sind Daten zu einer kardio- und renoprotektiven Wirkung der Uratsenkung &ndash; insbesondere bei Patienten ohne Gicht &ndash; sp&auml;rlich und stammen aus retrospektiven Kohortenstudien. Auch ist unklar, ob alle Methoden zur Harns&auml;uresenkung im Hinblick auf ihre m&ouml;glichen kardioprotektiven Wirkungen gleich sind. So waren in der CARES-Studie<sup>1</sup> Gesamtmortalit&auml;t und kardiovaskul&auml;re Mortalit&auml;t unter Febuxostat h&ouml;her als unter Allopurinol.</p> <h2>Vergleichsgruppe, aber keine Placebo-Kontrolle</h2> <p>Mit der Studie FREED (Febuxostat for Cerebral and CaRdiorenovascular Events PrEvEntion StuDy) pr&auml;sentierte im Rahmen des ESC 2018 eine japanische Gruppe Daten zur Wirksamkeit und Sicherheit des Xanthinoxidase-Inhibitors Febuxostat in der Pr&auml;vention kardio- und zerebrovaskul&auml;rer sowie renaler Ereignisse. <br /><br />In die Studie wurden 1070 Patienten im Alter &uuml;ber 65 Jahre mit Serum-Harns&auml;urewerten zwischen 7 und 9mg/dl und erh&ouml;htem Risiko von kardiovaskul&auml;ren, zerebrovaskul&auml;ren und renalen Ereignissen eingeschlossen. Dieses Risiko war definiert durch Hypertonie, Typ-2-Diabetes, Nierenerkrankung oder kardio- und zerebrovaskul&auml;re Ereignisse in der Anamnese. Die Patienten erhielten nach 1:1 Randomisierung Febuxostat, schrittweise von 10 auf 40mg auftitriert, oder keine Therapie. Die Studie war nicht placebokontrolliert. In der nicht mit Febuxostat behandelten Gruppe konnte Allopurinol 100mg eingesetzt werden, wenn die Harns&auml;urewerte den behandelnden &Auml;rzten zu hoch erschienen. Die harns&auml;uresenkende Therapie wurde so eingestellt, dass Harns&auml;urewerte unter 2mg/dl vermieden wurden. <br /><br />Prim&auml;rer Endpunkt der Studie war ein Komposit aus kardio- und zerebrovaskul&auml;ren sowie renalen Ereignissen und Gesamtmortalit&auml;t. Dieser Endpunkt schloss unter anderem auch das Neuauftreten von Vorhofflimmern, das Auftreten von Mikroalbuminurie, den &Uuml;bergang zur Proteinurie, Verschlechterung der Proteinurie auf Werte &ge;300mg/g Albumin/Kreatinin, Verdopplung des Serum-Kreatinin sowie die Progression zur terminalen Niereninsuffizienz mit einer eGFR &lt;15ml/min/1,73m<sup>2</sup> ein. <br /><br />Insgesamt 537 Patienten erhielten Febuxostat mit einer durchschnittlichen Dosis von 29mg am Ende der Beobachtungszeit. Von den 533 Patienten der nicht mit Febuxostat behandelten Gruppe erhielten 27 % Allopurinol. Die mittleren Serum-Urat-Spiegel erreichten 4,4 mg/dl in der Febuxostat-Gruppe und 6,7 mg/dl der Gruppe, die kein Febuxostat erhielt.</p> <h2>Weniger Niereninsuffizienz, keine Kardioprotektion</h2> <p>Der prim&auml;re Endpunkt trat bei 125 (23 % ) Patienten in der Febuxostat-Gruppe und bei 153 (29 % ) Patienten in der Vergleichsgruppe ein. Febuxostat reduzierte damit signifikant das Risiko des prim&auml;ren Endpunkts um 25 % (HR 0,75; 95 % CI 0,59&ndash;0,95; p=0,017). Unter den einzelnen Komponenten des prim&auml;ren Endpunkts trat Niereninsuffizienz mit 16,2 % in der Febuxostat-Gruppe und 20,5 % in der Vergleichsgruppe am h&auml;ufigsten auf. Das reduzierte Auftreten von Niereninsuffizienz unter Febuxostat war auch der Treiber hinter der Reduktion des prim&auml;ren Endpunktes. Hinsichtlich aller anderen Komponenten des prim&auml;ren Endpunktes wurden keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen gefunden. Bei Patienten, die bereits mit Niereninsuffizienz in die Studie eingeschlossen wurden, war das Risiko einer Verschlechterung in beiden Gruppen gleich. <br /><br />Studienautor Prof. Dr. Sunao Kojima von der Kawasaki Medical School in Okayama betonte anl&auml;sslich der Pr&auml;sentation, dass sich aus CARES und FREED der Schluss ableiten l&auml;sst, dass Febuxostat wohl renoprotektive Wirkung hat, aber keine zerebro-kardiovaskul&auml;ren Events verhindert. Er &auml;u&szlig;erte auch die bislang nicht belegte Vermutung, dies k&ouml;nne mit einer zu starken Urat-Reduktion in der Febuxostat-Gruppe zu tun haben, zumal 226 Patienten in der Febuxostat-Gruppe aber kein Patient in der Vergleichsgruppe am Ende der Studie auf Harns&auml;urespiegel unter 4mg/dl kamen. Da nicht nur hohe, sondern auch sehr niedrige Urat-Spiegel mit erh&ouml;htem Risiko assoziiert sind, k&ouml;nnte es sein, dass man mit der Therapie &uuml;ber das Ziel hinausgeschossen sei. <br /><br />Nebenwirkungen wurden bei 132 (24,6 % ) Patients in der Febuxostat-Gruppe und 135 (25,3 % ) Patienten in der Vergleichsgruppe beobachtet, womit sich die Gruppen nicht signifikant voneinander unterschieden (p=0,83). Zwei Patienten in der Febuxostat-Gruppe verstarben.</p></p> <p class="article-quelle">Quelle: Kojima S et al.: FREED - Febuxostat for Cerebral and CaRdiorenovascular Events PrEvEntion StuDy, ESC 2018; Hotline-Session 4: FP5163 </p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><sup><strong>1</strong></sup> White WB et al.: Cardiovascular Safety of Febuxostat or Allopurinol in Patients with Gout. N Engl J Med 2018; 378(13): 1200-10</p> </div> </p>
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