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Neues aus der Rhythmologie

<p class="article-intro">Sowohl bei den Schrittmachern und ICD-Geräten als auch bei der Therapie von Vorhofflimmern wurden in der letzten Zeit einige Fortschritte gemacht. PD Dr. med. Richard Kobza, Chefarzt Kardiologie am Luzerner Kantonsspital, berichtete am Zentralschweizer Kardiologie-Symposium über die praxisrelevanten Neuigkeiten.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Seit 1992 werden immer mehr Schrittmacher implantiert: 1992 erhielten 4000 Patienten zum ersten Mal einen Schrittmacher, 2014 waren es 6000.<sup>1</sup> &laquo;Und es werden aufgrund der steigenden Lebenserwartung immer noch mehr&raquo;, so Kobza. W&auml;hrend 2004 die meisten Patienten, die einen Schrittmacher bekamen, zwischen 70 und 80 Jahre alt waren, sind die meisten heute &uuml;ber 80. &laquo;Wir wissen aber nicht genau, unter welchen Bedingungen und bis zu welchem Alter sehr alte Menschen von einem Schrittmacher profitieren&raquo;, sagte Kobza. Deshalb hat er k&uuml;rzlich eine prospektive Studie gestartet, in der er mit seinem Team unter anderem untersucht, wie sich die Schrittmacherimplantation auf die Lebensqualit&auml;t der Patienten auswirkt.<br /> Seit Kurzem gibt es kabellose Schrittmacher. Diese werden wie herk&ouml;mmliche Schrittmacher &uuml;ber die Leiste eingef&uuml;hrt. Die Micra Transcatheter Pacing Study Group hat k&uuml;rzlich bei 719 von 744 Patienten erfolgreich einen solchen kabellosen Schrittmacher implantiert &ndash; das entspricht einer Erfolgsrate von 99,2 % .<sup>2</sup> &laquo;Gem&auml;ss den bisherigen Daten verursachen die kabellosen Schrittmacher nicht mehr Komplikationen als die etablierten Systeme&raquo;, so Kobza. Der kabellose Schrittmacher endothelialisiert zu einem grossen Teil.<sup>3</sup> &laquo;Das ist sehr gut, weil es so weniger Metalloberfl&auml;che gibt, auf der sich Thromben ablagern k&ouml;nnen.&raquo; Bisher gibt es die kabellosen Schrittmacher nur mit einem Einkammersystem. Ein weiterer Nachteil ist, dass noch nicht klar ist, wie man vorgehen soll, wenn die Batterie leer ist. &laquo;Das ist aber wahrscheinlich kein Problem&raquo;, sagte Kobza. &laquo;Der Schrittmacher ist so klein, dass man ruhig einen zweiten oder gar einen dritten einsetzen kann.&raquo; <br /> Vermutet man bei einem Patienten ein Vorhofflimmern (VHF), gelingt aber der Nachweis nicht, ist die Implantation eines Ereignisrekorders unter die Haut eine gute Option. Kobza berichtete von einer 64-j&auml;hrigen Patientin, die etwa einmal pro Monat in der Nacht unter Palpitationen und R&uuml;cken-, Kopf- und Brustschmerzen litt. &laquo;Trotz diverser Langzeit-EKGs konnte nie ein VHF diagnostiziert werden. Die Frau litt sehr und wollte endlich wissen, was sie hat&raquo;, erz&auml;hlte der Kardiologe. Bereits wenige Tage nach der Implantation eines Ereignisrekorders gelang dann der Nachweis eines VHF. In Zukunft, so ist sich Kobza sicher, werden immer mehr Patienten die Diagnose VHF selbst stellen. &laquo;Mit den neuen Fitness-Armb&auml;ndern und Smartphones l&auml;sst sich die Herzfrequenz kontinuierlich aufzeichnen. Wir &Auml;rzte m&uuml;ssen uns auf die neuen Medien einstellen und auch darauf, dass wir vielleicht &ouml;fter gefragt werden: &lsaquo;Herr Doktor, ich habe VHF, was soll ich tun?&rsaquo; &raquo;<br /> Der Trigger f&uuml;r die kreisenden Erregungen befindet sich meistens in den Pulmonalvenen, weshalb die Isolation der Pulmonalvenen mittels Katheterablation eine etablierte Behandlung bei medikament&ouml;s nicht oder nur schlecht behandelbarem VHF ist. Nach der Radiofrequenzablation ist die Ablation mit einem Kryoballon die am zweith&auml;ufigsten verwendete Methode. Die FIRE AND ICE Investigators verglichen beiden Methoden in einer Studie mit 762 Patienten miteinander.<sup>4</sup> Es zeigte sich, dass beide Techniken bez&uuml;glich Effektivit&auml;t und Sicherheit sowie Rezidivrate vergleichbar sind. Die Behandlungen mit dem Kryoballon gingen etwas schneller, daf&uuml;r war die Durchleuchtungszeit in der Radiofrequenz-Gruppe k&uuml;rzer. Kobza abladiert vorwiegend Patienten, bei denen das VHF noch nicht lange besteht. &laquo;Bei Patienten, die seit mehr als einem Jahr ein VHF haben, sind wird sehr zur&uuml;ckhaltend, weil die Ergebnisse bei lang anhaltendem VHF schlechter sind.&raquo; <br /> Eine im Alltag h&auml;ufig gestellte Frage ist, wann man die orale Antikoagulation stoppen k&ouml;nne. &laquo;Wenn der CHA<sub>2</sub>DS<sub>2</sub>-VASc-Score 0 ist, kann man nach drei Monaten aufh&ouml;ren, vorausgesetzt der Patient hatte vorher keine Antikoagulation. Ist er aber 1 oder h&ouml;her, braucht es eine lebenslange Antikoagulation&raquo;, fasste Kobza die aktuellen Empfehlungen zusammen.<sup>5</sup></p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> <a href="http://www.highcharts.com" target="_blank">www.highcharts.com</a>; <a href="http://www.pacemaker.ch" target="_blank">www.pacemaker.ch </a><br /><strong>2</strong> Reynolds D et al: A leadless intracardiac transcatheter pacing system. N Engl J Med 2016; 374: 533-41 <br /><strong>3</strong> Tjong F et al: Postmortem histopathological examination of a leadless pacemaker shows partial encapsulation after 19 months. Circ Arrhythm Electrophysiol 2015; 8: 1293-5 <br /><strong>4</strong> Kuck KH et al: Cryoballoon or radiofrequency ablation for paroxysmal atrial fibrillation. N Engl J Med 2016 [epub ahead of print]<br /><strong>5</strong> Camm AJ et al: 2012 focused update of the ESC Guidelines for the management of atrial fibrillation: an update of the 2010 ESC Guidelines for the management of atrial fibrillation. Developed with the special contribution of the European Heart Rhythm Association. Eur Heart J 2012; 33: 2719-47</p> </div> </p>
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