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19. Kardiologie-Kongress, Innsbruck 2017

Moderne Kardiologie im Zusammenspiel zwischen Zuweisern und Klinik

<p class="article-intro">Eine Übersicht über den 19. Kardiologie-Kongress Innsbruck zeigt, dass sich viel in der Kardiologie tut. 900 Teilnehmer diskutierten neueste Therapien rund ums Herz. Berichte über spannende Themen des Kongresses finden Sie auf den folgenden Seiten.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Das Hauptthema, dem zwei gro&szlig;e Sitzungen gewidmet waren, betraf Hochrisikopatienten, bei denen es trotz intensiver Therapie bisher nicht gelungen ist, die lebensgef&auml;hrlichen Cholesterinwerte im Blut zu senken, und die daher weiterhin in gro&szlig;er Gefahr sind, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden. F&uuml;r diese Patienten gibt es neue Antik&ouml;rpertherapien, die LDL-Cholesterin zus&auml;tzlich um ca. 60 % senken k&ouml;nnen. Die nach dem Kongress abgeschlossene und im Rahmen des ACC pr&auml;sentierte FOURIERStudie zeigte eine deutliche Mortalit&auml;tsreduktion. Ergebnisse einer Studie zu einer zweiten Antik&ouml;rpertherapie werden erwartet. 20 Zentren in &Ouml;sterreich sind die Anlaufstelle f&uuml;r diese Hochrisikopatienten. Zuweisungen der passenden Patienten in diese endokrinologischen Ambulanzen sind nun der Knackpunkt, um die Erfolge diesen Patienten zukommen zu lassen (Abb. 1).</p> <p>&nbsp;<img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Kardio_1702_Weblinks_ka1702-seite29_abb1.jpg" alt="" width="1417" height="1444" /></p> <h2>Kabellose Schrittmacher setzen sich immer mehr durch</h2> <p>Bei Patienten mit Herzrhythmusst&ouml;rungen zeigt sich, dass sich die Implantation von kabellosen Schrittmachern immer mehr durchsetzt und die Implantationszahlen weiter steigen. Bei sehr guter Effektivit&auml;t liegt der Vorteil vor allem in einer gro&szlig;en Sicherheit in Bezug auf die Operationsrisiken Infektionen und Blutungen. Weniger Material im K&ouml;rper bedeutet gleichzeitig weniger Blutungs- und Infektionsgefahr. &Uuml;ber die Art des Schrittmachers wird bei jedem Patienten individuell entschieden.</p> <h2>MRI-Untersuchung detektiert Minoca -Infarkte</h2> <p>Zwei Sitzungen am Kongress besch&auml;ftigten sich mit der Diagnostik von Herzinfarkten mittels Magnetresonanztherapie (MRI), die immer genauer und besser wird und inzwischen mit h&ouml;chster Verl&auml;sslichkeit zwischen Herzmuskelentz&uuml;ndung und Durchblutungsst&ouml;rungen differenzieren kann. Entdeckt werden k&ouml;nnen dadurch erstmals auch MINOCA-Infarkte, bei denen das Gef&auml;&szlig; nach dem Infarkt wieder spontan oder durch medikament&ouml;se Behandlung offen ist, sodass in der Angiografie keine behandlungsbed&uuml;rftige Engstelle erkennbar ist. Das kommt immerhin in 5 % aller Herzinfarkts-Verdachtsf&auml;lle vor! Bisher sind diese Patienten h&auml;ufig auf Herzmuskelentz&uuml;ndung diagnostiziert und nicht mit der aggressiven Blutverd&uuml;nnungstherapie, die bei Infarkten notwendig ist, versorgt worden.</p> <h2>Herzklappenentz&uuml;ndung bei Hochrisikopatienten</h2> <p>Ein gro&szlig;es Thema am Kongress war die sogenannte Endokarditis, eine akute oder chronische Entz&uuml;ndung der Herzklappen. Von kardiologischer und infektiologischer Seite wurde noch einmal sehr klar definiert, wer wie lange Antibiotikatherapie braucht und bei welchen Patienten Antibiotika bereits prophylaktisch verschrieben werden sollen, um das Risiko einer Herzklappenentz&uuml;ndung, die zu einem Verlust der Herzklappenfunktion oder einem embolischen Schlaganfall f&uuml;hren kann, erst gar nicht entstehen zu lassen &ndash; zum Beispiel bei Patienten nach Herzklappenoperationen mit Prothesen und solchen, die bereits eine Herzklappenentz&uuml;ndung hatten. Deutlich st&auml;rker gef&auml;hrdet sind auch Menschen mit angeborenen Herzklappenfehlern oder Patienten mit eingeschr&auml;nkter Immunabwehr.<br /> Herzklappenentz&uuml;ndungen entstehen meist durch verschleppte Keime aus dem Mund, vor allem Staphylokokken und Streptokokken, und in Verbindung mit schlechter Mundhygiene und Manipulationen am Zahn, also beim Z&auml;hneputzen oder beim Zahnarzt. Je besser die Mundhygiene, desto geringer auch das Risiko f&uuml;r Herzklappenentz&uuml;ndung. Dass das Risiko nicht zu untersch&auml;tzen ist, zeigt die Tatsache, dass Herzklappenentz&uuml;ndungen immerhin bei 3 bis 10 von 100 000 Menschen vorkommen.<br /> Behandelt wird mit starken Antibiotikatherapien, meist als Infusion, oder aber einer Antibiotikatherapie kombiniert mit fr&uuml;her Herzklappenoperation, da die Bakterien die Herzklappen aggressiv angreifen und zerst&ouml;ren. Die Bakterien setzen sich in der Klappe fest und fressen sie auf, womit die Herzklappe in ihrer Schlie&szlig;funktion eingeschr&auml;nkt wird. Aber das ist noch nicht das ganze Problem: Die Bakterien bilden au&szlig;erdem Nester an den Klappen. Mit der Klappenbewegung werden diese Bakteriennester in den ganzen K&ouml;rper ausgestreut. Diese sogenannten &bdquo;Bakteriengerinnsel&ldquo; k&ouml;nnen in der Folge Infarkte ausl&ouml;sen. Da die meisten Probleme die Klappen der linken Herzkammer betreffen, die vor allem das Gehirn sowie Arme und Beine mit Blut versorgt, k&ouml;nnen dort bakterienbedingte Infarkte entstehen. (red)</p></p>
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