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Moderne Kardiologie im Zusammenspiel zwischen Zuweisern und Klinik
Jatros
30
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31.05.2017
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<p class="article-intro">Eine Übersicht über den 19. Kardiologie-Kongress Innsbruck zeigt, dass sich viel in der Kardiologie tut. 900 Teilnehmer diskutierten neueste Therapien rund ums Herz. Berichte über spannende Themen des Kongresses finden Sie auf den folgenden Seiten.</p>
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<p class="article-content"><p>Das Hauptthema, dem zwei große Sitzungen gewidmet waren, betraf Hochrisikopatienten, bei denen es trotz intensiver Therapie bisher nicht gelungen ist, die lebensgefährlichen Cholesterinwerte im Blut zu senken, und die daher weiterhin in großer Gefahr sind, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden. Für diese Patienten gibt es neue Antikörpertherapien, die LDL-Cholesterin zusätzlich um ca. 60 % senken können. Die nach dem Kongress abgeschlossene und im Rahmen des ACC präsentierte FOURIERStudie zeigte eine deutliche Mortalitätsreduktion. Ergebnisse einer Studie zu einer zweiten Antikörpertherapie werden erwartet. 20 Zentren in Österreich sind die Anlaufstelle für diese Hochrisikopatienten. Zuweisungen der passenden Patienten in diese endokrinologischen Ambulanzen sind nun der Knackpunkt, um die Erfolge diesen Patienten zukommen zu lassen (Abb. 1).</p> <p> <img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Kardio_1702_Weblinks_ka1702-seite29_abb1.jpg" alt="" width="1417" height="1444" /></p> <h2>Kabellose Schrittmacher setzen sich immer mehr durch</h2> <p>Bei Patienten mit Herzrhythmusstörungen zeigt sich, dass sich die Implantation von kabellosen Schrittmachern immer mehr durchsetzt und die Implantationszahlen weiter steigen. Bei sehr guter Effektivität liegt der Vorteil vor allem in einer großen Sicherheit in Bezug auf die Operationsrisiken Infektionen und Blutungen. Weniger Material im Körper bedeutet gleichzeitig weniger Blutungs- und Infektionsgefahr. Über die Art des Schrittmachers wird bei jedem Patienten individuell entschieden.</p> <h2>MRI-Untersuchung detektiert Minoca -Infarkte</h2> <p>Zwei Sitzungen am Kongress beschäftigten sich mit der Diagnostik von Herzinfarkten mittels Magnetresonanztherapie (MRI), die immer genauer und besser wird und inzwischen mit höchster Verlässlichkeit zwischen Herzmuskelentzündung und Durchblutungsstörungen differenzieren kann. Entdeckt werden können dadurch erstmals auch MINOCA-Infarkte, bei denen das Gefäß nach dem Infarkt wieder spontan oder durch medikamentöse Behandlung offen ist, sodass in der Angiografie keine behandlungsbedürftige Engstelle erkennbar ist. Das kommt immerhin in 5 % aller Herzinfarkts-Verdachtsfälle vor! Bisher sind diese Patienten häufig auf Herzmuskelentzündung diagnostiziert und nicht mit der aggressiven Blutverdünnungstherapie, die bei Infarkten notwendig ist, versorgt worden.</p> <h2>Herzklappenentzündung bei Hochrisikopatienten</h2> <p>Ein großes Thema am Kongress war die sogenannte Endokarditis, eine akute oder chronische Entzündung der Herzklappen. Von kardiologischer und infektiologischer Seite wurde noch einmal sehr klar definiert, wer wie lange Antibiotikatherapie braucht und bei welchen Patienten Antibiotika bereits prophylaktisch verschrieben werden sollen, um das Risiko einer Herzklappenentzündung, die zu einem Verlust der Herzklappenfunktion oder einem embolischen Schlaganfall führen kann, erst gar nicht entstehen zu lassen – zum Beispiel bei Patienten nach Herzklappenoperationen mit Prothesen und solchen, die bereits eine Herzklappenentzündung hatten. Deutlich stärker gefährdet sind auch Menschen mit angeborenen Herzklappenfehlern oder Patienten mit eingeschränkter Immunabwehr.<br /> Herzklappenentzündungen entstehen meist durch verschleppte Keime aus dem Mund, vor allem Staphylokokken und Streptokokken, und in Verbindung mit schlechter Mundhygiene und Manipulationen am Zahn, also beim Zähneputzen oder beim Zahnarzt. Je besser die Mundhygiene, desto geringer auch das Risiko für Herzklappenentzündung. Dass das Risiko nicht zu unterschätzen ist, zeigt die Tatsache, dass Herzklappenentzündungen immerhin bei 3 bis 10 von 100 000 Menschen vorkommen.<br /> Behandelt wird mit starken Antibiotikatherapien, meist als Infusion, oder aber einer Antibiotikatherapie kombiniert mit früher Herzklappenoperation, da die Bakterien die Herzklappen aggressiv angreifen und zerstören. Die Bakterien setzen sich in der Klappe fest und fressen sie auf, womit die Herzklappe in ihrer Schließfunktion eingeschränkt wird. Aber das ist noch nicht das ganze Problem: Die Bakterien bilden außerdem Nester an den Klappen. Mit der Klappenbewegung werden diese Bakteriennester in den ganzen Körper ausgestreut. Diese sogenannten „Bakteriengerinnsel“ können in der Folge Infarkte auslösen. Da die meisten Probleme die Klappen der linken Herzkammer betreffen, die vor allem das Gehirn sowie Arme und Beine mit Blut versorgt, können dort bakterienbedingte Infarkte entstehen. (red)</p></p>
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