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(Leistungs-)Sport mit kardialen Devices?

<p class="article-intro">Durch die Verbesserung der Funktionalität und Ausweitung der Indikationsstellung der kardialen Devices – Herzschrittmacher, implantierbarer Cardioverter-Defibrillator (ICD) oder kardiale Resynchronisationstherapie (CRT) – ist die Zahl der kardialen Deviceträger in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Betreuende Ärzte werden häufig mit folgender Frage konfrontiert: Darf ich das machen? Spätestens seit dem medienwirksamen Wiedereinstieg in den Wettkampfsport von Athleten mit kardialen Devices, wie z.B. Daniel Engelbrecht, stellt sich aber nicht nur die Frage nach dem Alltagssport mit kardialen Devices, sondern auch jene nach dem Leistungssport. In Bezug auf (Leistungs-)Sport soll im Folgenden eine Hilfestellung zur Beantwortung dieser Fragen gegeben werden.</p> <p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li>Anzahl und Anspruch von kardialen Devicetr&auml;gern steigt durch Ausweitung der Indikationen und verbesserte Funktionalit&auml;t der Devices.</li> <li>Sport kann in den allermeisten F&auml;llen von Schrittmacher- und ICD-Patienten sicher und freudvoll durchgef&uuml;hrt werden.</li> <li>Eine genaue individuelle Beratung unter Ber&uuml;cksichtigung der Grunderkrankung und der sportartspezifischen Charakteristika sollte erfolgen.</li> <li>Registerdaten legen nahe, dass in der Vergangenheit die eher restriktive Haltung in Bezug auf Sport mit Devices eher &uuml;berzogen war und dass &ndash; unter Einhaltung gewisser Grunds&auml;tze &ndash; der Gro&szlig;teil der Sportarten und &ndash; in noch engeren Grenzen &ndash; auch Leistungssport f&uuml;r Devicetr&auml;ger m&ouml;glich zu sein scheinen.</li> </ul> </div> <p>Insbesondere von j&uuml;ngeren Patienten werden betreuende &Auml;rzte immer wieder gefragt, welche sportliche Aktivit&auml;t in welcher Intensit&auml;t (noch) erlaubt ist. Die aktuellen Leitlinien geben f&uuml;r individuelle Anfragen von Patienten nur unzureichende Informationen. Die European Society of Preventive Cardiology ver&ouml;ffentlichte 2006 Leitlinien f&uuml;r die Sportaus&uuml;bung von Schrittmacher-/ICD-Patienten, die zusammengefasst folgende Empfehlungen vorschl&auml;gt:</p> <ul> <li>Grunderkrankung beachten,</li> <li>Frequenzregulation beachten (Tachykardien),</li> <li>niedrige bis moderate Intensit&auml;t,</li> <li>extreme Armbewegung meiden,</li> <li>auf elektromagnetische Interferenzen achten (Zeitnahme, elektronische Sensoren),</li> <li>6 Wochen nach Implantation kein Sport.<sup>1, 2</sup></li> </ul> <p>Auch die AHA/ACC ver&ouml;ffentlichte 2015 Empfehlungen f&uuml;r die Sportaus&uuml;bung von Schrittmacher-/ICD-Patienten, die zusammengefasst lauten wie folgt:</p> <ul> <li>Indikationsstellung wie beim Nichtathleten,</li> <li>nur Sportarten mit niedriger statischer und dynamischer Intensit&auml;t (Kegeln, Golf, Billiard etc.), aber nur bei asymptomatischen Patienten,</li> <li>eventuell h&ouml;here statische und/oder dynamische Intensit&auml;ten (z.B. Tennis, Fu&szlig;ball, Basketball, Schwimmen), aber nur bei asymptomatischen Patienten, nach genauer Abw&auml;gung eventueller ad&auml;quater/inad&auml;quater Schocks und potenzieller Devicesch&auml;digung durch den Sport;</li> <li>Wunsch des Athleten, Sport fortzusetzen, soll nicht zur ICD-Implantation motivieren.<sup>3</sup></li> </ul> <p>Diese Empfehlungen m&ouml;gen einen groben &Uuml;berblick &uuml;ber die Richtung eines Rates an einen betroffenen Patienten geben, f&uuml;r individuelle Anfragen gehen sie aber zu wenig weit. Ausgangspunkt f&uuml;r jede individualisierte Sportberatung von kardialen Devicetr&auml;gern sind die Grunderkrankung und die Art des Devices.</p> <h2>Sport mit Herzschrittmacher</h2> <p>Die Grunderkrankung, infolge derer der Herzschrittmacher &uuml;berhaupt implantiert worden ist, spielt hier eine entscheidende Rolle. So ist es naheliegend, dass je nach Grunderkrankung Sport und insbesondere Leistungssport v&ouml;llig unterschiedlich bewertet werden. Bei Patienten mit koronarer Herzerkrankung (KHK, ca. 30 % der Patienten) und/oder einer eingeschr&auml;nkten linksventrikul&auml;ren Auswurffraktion (ca. 30 % der Patienten) gilt es im Rahmen einer entsprechenden Abkl&auml;rung sicherzustellen, dass die maximale Schrittmacherfrequenz nicht zu (isch&auml;mischen) Beschwerden oder gar zu einer potenziellen Sch&auml;digung des Patienten f&uuml;hrt. Von Koronar- und Herzinsuffizienzpatienten sind die ca. 40 % der schrittmacherversorgten Patienten zu unterscheiden, die ein strukturell normales Herz haben. Hohe Herzfrequenzen sind per se nicht mit gutem Grund zu verbieten, wenngleich auch hier eine entsprechende kardiologische Abkl&auml;rung vor hochintensiven Belastungen erfolgen sollte. Zu ber&uuml;cksichtigen ist auch, dass die Indikationen f&uuml;r eine Schrittmacherversorgung vor allem h&ouml;hergradige atrioventrikul&auml;re (AV) Blockierungen, Sick-Sinus-Syndrom und bradykardes Vorhofflimmern umfassen, neben weniger h&auml;ufigen Indikationen wie vasovagalem Syndrom, faszikul&auml;ren Leitungsst&ouml;rungen, symptomatischem AVBlock I, um nur einige zu nennen. Diese Befunde sind zumeist in h&ouml;herem Lebensalter gegeben, sodass es nicht verwunderlich ist, dass das Durchschnittsalter eines herzschrittmacherversorgten Patienten um die 75 Jahre liegt.<sup>4</sup> In diesem Alterssegment stehen k&ouml;rperliche Alltagsaktivit&auml;t und niedrigintensiver Freizeitsport im Vordergrund, nur wenige Patienten werden an Wettk&auml;mpfen teilnehmen wollen. Aber auch T&auml;tigkeiten, die in diesem Alterssegment durchgef&uuml;hrt werden, k&ouml;nnen zu Sondenbr&uuml;chen f&uuml;hren bzw. eine traumatische Besch&auml;digung des Schrittmachers verursachen, man denke z.B. an Schneeschaufeln, durch das es zu einem Sondenbruch infolge mechanischer Belastung zwischen Clavicula und erster Rippe kommen kann. Auch kann es durch ein Oversensing von Myopotenzialen zu einer Schrittmacherdysfunktion kommen. Schlie&szlig;lich ist die chronotrope Inkompetenz beim schrittmacherabh&auml;ngigen Patienten ein Problem. Wenngleich die Mehrzahl der Schrittmacherpatienten einem &auml;lteren Patientenkollektiv zuzuordnen ist, sind vereinzelt auch Fallberichte &uuml;ber (j&uuml;ngere) Leistungssportler mit Herzschrittmacher publiziert. 5 Kindermann und Fr&ouml;hlig empfehlen eine Checkliste f&uuml;r Schrittmacherpatienten und Sport (Tab. 1).<sup>6</sup></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Kardio_1701_Weblinks_s22_tab1.jpg" alt="" width="1417" height="1553" /></p> <h2>Sport mit CRT</h2> <p>Diese per definitionem herzinsuffizienten Patienten k&ouml;nnen im Rahmen ihrer Grunderkrankung Sport betreiben. Je nach Gesamtsituation bzw. der Implantation mit oder ohne eine Defibrillationsfunktion gelten sinngem&auml;&szlig; die Empfehlungen wie unter &bdquo;Sport mit Schrittmacher/ ICD&ldquo; dargelegt.</p> <h2>Sport mit ICD</h2> <p>Die Indikation f&uuml;r ICDs unterscheidet sich naturgem&auml;&szlig; von jener eines Schrittmachers. Im Vergleich zu Schrittmacherpatienten sind ICD-Tr&auml;ger j&uuml;nger (im Mittel 66 Jahre) und h&auml;ufiger m&auml;nnlichen Geschlechts (78 % ). H&auml;ufig liegt eine strukturelle Herzerkrankung, meist eine KHK (62 % , Myokardinfarkt bei 37 % ) oder eine dilatative Kardiomyopathie (39 % , vor dem DANISH Trial<sup>7</sup>) vor. Ein Drittel aller ICD-Patienten weist eine schwere linksventrikul&auml;re Dysfunktion mit einer Ejektionsfraktion &lt;30 % auf. Jeweils ca. 2 % aller ICD-Implantationen entfallen auf die hypertrophe Kardiomyopathie und die arrhythmogene rechtsventrikul&auml;re Kardiomyopathie (ARVC). Die ICD-Implantation erfolgt in diesen F&auml;llen wegen einer prim&auml;ren Arrhythmie. Dazu geh&ouml;ren neben dem idiopathischen prim&auml;ren Kammerflimmern die genetisch bedingten Ionenkanalerkrankungen (Long-QT-Syndrom, Brugada-Syndrom, katecholaminerge polymorphe Kammertachykardie, CPVT). Etwa 20 % aller ICD-Patienten weisen keine relevante linksventrikul&auml;re Dysfunktion (Ejektionsfraktion &gt;50 % ) und keine Herzinsuffizienzsymptomatik (NYHAStadium I) auf.<sup>8, 9</sup><br /> Verglichen mit Schrittmacherpatienten stellt die Sportberatung beim ICD-Patienten sicherlich die gr&ouml;&szlig;ere Herausforderung f&uuml;r den betreuenden Arzt dar und umfasst neben grunds&auml;tzlichen &Uuml;berlegungen sowie &Uuml;berlegungen zur Grunderkrankung und der Indikation der ICDVersorgung auch die Ber&uuml;cksichtigung der Bewegungsform, der Umgebung und spezifischen Belastungen einer gew&uuml;nschten Sportart.<br /> Zun&auml;chst sollten aber einige grunds&auml;tzliche &Uuml;berlegungen bei der Beratung bedacht werden. So ist die sympathische Aktivierung bzw. der erh&ouml;hte Plasma-Katecholaminspiegel durch intensive k&ouml;rperliche Aktivit&auml;t potenziell proarrhythmisch; auch die sportbedingte Laktatazidose, Elektrolytverschiebungen oder Volumendepletion k&ouml;nnen kardiale Ionenkan&auml;le beeinflussen und zur Zunahme von fr&uuml;hen oder sp&auml;ten Nachdepolarisationen und somit zu einer getriggerten Aktivit&auml;t f&uuml;hren. Die ICD-Therapie unter metabolischen Bedingungen w&auml;hrend intensiver Belastung ist m&ouml;glicherweise nicht so gut wie in Ruhe, wie einige experimentelle Untersuchungen nahelegen.<sup>10</sup> Zudem kann eine Kaliumkonzentrationserh&ouml;hung w&auml;hrend k&ouml;rperlicher Aktivit&auml;t zu einer Zunahme der T-Wellen-Amplitude f&uuml;hren, was ein T-Wellen-Oversensing bedingen kann. In Bezug auf die Programmierung sollte ein &Uuml;berlappen der programmierten Grenzen f&uuml;r die verschiedenen Zonen vermieden werden, beispielsweise durch Erreichen einer Therapiezone durch eine belastungsinduzierte Sinustachykardie. Insbesondere das Zwerchfell, aber auch die Brustmuskulatur ist h&auml;ufig verantwortlich f&uuml;r Fehldetektion von Myopotenzialen, was im schlimmsten Fall zu inad&auml;quaten Schocks f&uuml;hren kann. Auch gilt es zu ber&uuml;cksichtigen, dass ganz grunds&auml;tzlich ein erh&ouml;htes Risiko f&uuml;r pl&ouml;tzlichen Herztod bei sportlicher Aktivit&auml;t (ca. 2,5-fach) besteht und man im individuellen Fall eine Nutzen-Risiko-Abw&auml;gung durchf&uuml;hren sollte. Bei einigen Sportarten k&ouml;nnen Arrhythmien oder ICD-Schocks situativ gef&auml;hrlich f&uuml;r Athlet und ggf. Zuschauer sein, man denke an Motorsport, Tauchen, Klettern oder Flugsport. Zudem wird neben der rhythmologischen Komponente eventuell durch Sport auch die Grunderkrankung negativ beeinflusst, wie dies wahrscheinlich bei der ARVC der Fall ist. Schlie&szlig;lich kann durch sportspezifische Belastungen wie starke Bewegungen, elektromagnetische Interferenzen oder gro&szlig;e Krafteinwirkungen direkt oder &uuml;ber Elektrodendysfunktion indirekt das Risiko f&uuml;r inad&auml;quate Schockabgaben erh&ouml;ht werden.<sup>11</sup><br /><br /> Selbstverst&auml;ndlich spielt auch bei der Beratung von ICD-Tr&auml;gern die Grunderkrankung eine entscheidende Rolle f&uuml;r die individuellen Sportempfehlungen. Exemplarisch seien einige Erkrankungen herausgegriffen. Bei der hypertrophen (obstruktiven) Kardiomyopathie (H[O]CM) wird der Score der Europ&auml;ischen Kardiologischen Gesellschaft (ESC) zur Berechnung des Risikos des pl&ouml;tzlichen Herztodes empfohlen, sodass nur bei hohem Risiko (=6 % 5-Jahres-Risiko) f&uuml;r einen pl&ouml;tzlichen Herztod eine ICD-Implantation empfohlen wird und bei 4&ndash;6 % 5-Jahres- Risiko eine ICD-Implantation erwogen werden kann.<sup>12</sup> Somit richtet sich die Sportempfehlung f&uuml;r diese Patienten dann bei niedrigem Risiko ausschlie&szlig;lich nach der Grunderkrankung. Bei der ARVC stellt sich die Frage nach der Auspr&auml;gung der Grunderkrankung, eine linksventrikul&auml;re Mitbeteiligung wird anders zu managen sein als eine auf ein kleines Areal isolierte rechtsventrikul&auml;re Erkrankung. Auch die unterschiedlichen Long-QT-Syndrome sind je nach erkranktem Ionenkanal bei unterschiedlichen T&auml;tigkeiten unterschiedlich anf&auml;llig f&uuml;r pl&ouml;tzlichen Herztod (z.B. LQTS Typ 1: im Wasser, bei Belastung; LQTS Typ 3: in Ruhe, v.a. w&auml;hrend der Nacht). Bei der CPVT ist der Ausl&ouml;ser der polymorphen ventrikul&auml;ren Tachykardie die Belastung per se, sodass beim ICD die Therapiezonen genau an die individuellen Gegebenheiten und Anforderungen angepasst werden und auch regelm&auml;&szlig;ig &uuml;berpr&uuml;ft werden sollten. Als letztes Beispiel sei das Brugada-Syndrom angef&uuml;hrt, hier stellen Medikamente und spezifische Trigger, wie z.B. Fieber, ein gr&ouml;&szlig;eres Problem als starke k&ouml;rperliche Belastungen dar, was sich auch in einer H&auml;ufung von pl&ouml;tzlichem Herztod im Schlaf und nicht w&auml;hrend der k&ouml;rperlichen Aktivit&auml;t widerspiegelt. Diese exemplarisch angef&uuml;hrten krankheitsspezifischen Aspekte sind bei der Sportberatung von ICD-Tr&auml;gern zu ber&uuml;cksichtigen.<br /><br /> Anschlie&szlig;end sollten die Bewegungsformen der gew&uuml;nschten Sportart im Hinblick auf ihre Tauglichkeit f&uuml;r Devicetr&auml;ger analysiert werden. Bei asymmetrischer Belastung an oberer Extremit&auml;t, wie beispielsweise beim Tennisspiel und anderen Schl&auml;gersportarten, Speerwerfen, Bogenschie&szlig;en, Golf, Billard, Wurfsportarten, Baseball, Handball etc., sollte an der kontralateralen Seite implantiert werden. Sportarten mit Elevation/Zugbelastung beider Arme wie Gewichtheben, Butterfly&Uuml;bungen an Fitnessger&auml;ten, Delphinschwimmen, Rudern, Hammerwerfen, Volleyball, Windsurfen etc. sollten g&auml;nzlich vermieden werden.<br /><br /> Auch sollte die mechanische sportartspezifische Belastung der gew&uuml;nschten Sportart beachtet werden. So sind Kampfsportarten, Kontaktsportarten, die meisten Ballsportarten, Hochgeschwindigkeitssport, z.B. Skiabfahrtslauf, Schie&szlig;sport, Baseball etc., nur in Ausnahmef&auml;llen f&uuml;r Devicetr&auml;ger m&ouml;glich. Hier gibt es jedoch neue Protektoren wie PaceGuard<sup>&reg;</sup> oder Evoshield<sup>&reg;</sup>, die zumindest einen gewissen Schutz vor mechanischer Belastung bei diesen Sportarten bieten.<br /> Zuletzt gilt es noch die Umgebung, in der der Sport betrieben wird, zu ber&uuml;cksichtigen. Beim Tauchen besteht f&uuml;r Schrittmachertr&auml;ger eine relative, f&uuml;r ICDTr&auml;ger eine absolute Kontraindikation. Voraussetzung f&uuml;r Tauchen mit Herzschrittmacher sind eine stabile Grunderkrankung und VO<sub>2</sub>peak &gt;45ml/min/kg. Zu beachten sind m&ouml;gliche Irritationen des Aktivit&auml;tssensors mit inad&auml;quaten Frequenzanstiegen sowie ein durch die Druckerh&ouml;hung bedingtes Eindringen von Fl&uuml;ssigkeit in das Device (ger&auml;tespezifische Werte). Hier werden grunds&auml;tzlich die Konsultation eines Tauchmediziners sowie die Abkl&auml;rung mit der Herstellerfirma empfohlen, ggf. auch vor der Implantation. Bei Sport in der H&ouml;he gilt es zu beachten, dass ab einer H&ouml;he von ca. 7.000m die Gefahr des Unterdrucks besteht, darunter gibt es devicespezifisch im Regelfall keine Limitationen. Zu ber&uuml;cksichtigen gilt es jedoch m&ouml;gliche Limitierungen der Grunderkrankung, die oftmals mit bis 2.000/2.500m angegeben werden. Beim Wassersport spielen der Bewusstseinsverlust und die Gefahr des Ertrinkens auch bei erfolgreicher Schockabgabe eine zentrale Rolle, ebenso sollte beim Motorsport/ Extremsport die Gefahr des Bewusstseinsverlustes und die konsekutive Gefahr von Unfall/Absturz auch f&uuml;r Zuschauer bzw. andere Verkehrsteilnehmer ber&uuml;cksichtigt werden.<br /> Einige &Uuml;berlegungen vor Implantation sowie &Uuml;berlegungen zur Programmierung sind in Tabelle 2 zusammengefasst.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Kardio_1701_Weblinks_s22_tab2.jpg" alt="" width="1417" height="1814" /></p> <h2>Aktuelle Publikationen</h2> <p>Abschlie&szlig;end soll noch &uuml;ber zwei relevante Ver&ouml;ffentlichungen zu diesem Thema berichtet werden. Zum einen wurde von Lampert et al das bisher gr&ouml;&szlig;te Register von ICD-Tr&auml;gern zum Thema Sport ver&ouml;ffentlicht.<sup>13</sup> Insgesamt wurden Daten von 372 Patienten ausgewertet, zwischen 10 und 60 Jahren alt, 33 % davon weiblich, 16 % waren im Leistungssport, 12 % im Hochrisikosport aktiv. Die Diagnosen waren auf folgende aufgeteilt: H(O)CM, ARVC, Long-QT-Syndrom, KHK, idiopathische ventrikul&auml;re Tachykardie, dilatative Kardiomyopathie, kongenitale Herzerkrankungen, Brugada-Syndrom, CPVT, valvul&auml;re Herzerkrankung und linksventrikul&auml;re Noncompaction-Kardiomyopathie. Es wurde &uuml;ber eine Follow-up-Zeit von 21 bis 46 Monaten kein Todesfall, keine externe Reanimation bzw. keine schockbedingte Verletzung beobachtet. Jedoch kam es zu 13 definitiven Sondendysfunktionen und 21 bewegungsassoziierten, teilweise auch inad&auml;quaten Schockabgaben. Nach ad&auml;quater oder inad&auml;quater Schockabgabe beendeten 30 % der Patienten die sportliche Aktivit&auml;t, am h&auml;ufigsten waren sportinduzierte Schockabgaben bei ARVC und idiopathischer ventrikul&auml;rer Tachykardie anzutreffen.<br /><br /> Eine zweite Untersuchung von Lampert et al berichtet &uuml;ber eine Befragung von 614 US-amerikanischen &Auml;rzten (alle Mitglieder der Heart Rhythm Society) zum Thema. Hier zeigte sich eine gro&szlig;e Diskrepanz zwischen den empfohlenen und den von den Patienten tats&auml;chlich durchgef&uuml;hrten sportspezifischen Verhaltensformen. So wurden die Empfehlungen wie &bdquo;Nur Golf oder Kegeln&ldquo;, &bdquo;Kein intensiver Sport&ldquo;, &bdquo;Kein Kontaktsport&ldquo;, &bdquo;Kein Wettkampfsport&ldquo; oder &bdquo;Kein verletzungsanf&auml;lliger Sport&ldquo; nur sp&auml;rlich umgesetzt, bei nur moderaten &bdquo;adverse events&ldquo;.<sup>14</sup></p> <div id="fazit"> <h2>Fazit</h2> Die Sportberatung von Schrittmacher- und ICD-Patienten ist eine Herausforderung f&uuml;r den betreuenden Arzt. Neben einer detaillierten Anamnese &uuml;ber die Art der geplanten sportlichen T&auml;tigkeiten mit entsprechenden zu empfehlenden Restriktionen kann durch entsprechende &Uuml;berlegungen zur Implantation und zur Programmierung der Devices dem Patienten trotz Devices eine sichere und freudvolle sportliche Aktivit&auml;t erm&ouml;glicht werden. Dies gilt vor allem f&uuml;r den Freizeitsport, aber zunehmend &ndash; wenngleich mit gewissen Limitationen &ndash; auch f&uuml;r den Leistungssport. Jedenfalls ist ein grunds&auml;tzliches Sportverbot f&uuml;r Devicetr&auml;ger in den allermeisten F&auml;llen nicht mehr indiziert.</div></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Pelliccia A et al: Recommendations for participation in competitive sport and leisure-time physical activity in individuals with cardiomyopathies, myocarditis and pericarditis. European Journal of Cardiovascular Prevention &amp; Rehabilitation 2006; 13: 876-85 <strong>2</strong> Heidb&uuml;chel H et al: Recommendations for participation in leisure-time physical activity and competitive sports of patients with arrhythmias and potentially arrhythmogenic conditions. Part II: Ventricular arrhythmias, channelopathies and implantable defibrillators. European Journal of Cardiovascular Prevention &amp; Rehabilitation 2006; 13: 676-86 <strong>3</strong> Zipes DP et al: Eligibility and disqualification recommendations for competitive athletes with cardiovascular abnormalities: Task Force 9: Arrhythmias and conduction defects. A scientific statement from the American Heart Association and American College of Cardiology 2015; 66: 2412-23 <strong>4</strong> Markewitz A. [Annual report 2013 of the German Cardiac Pacemaker and Defibrillator Register, Part 1--Pacemaker. Pacemaker and AQUA Institute for Applied Quality Improvement and Research in Health Care GmbH workgroup]. Herzschrittmacherther Elektrophysiol 2015; 26: 374-98 <strong>5</strong> Surmely JF et al: For gold, heart rate matters. J Heart Lung Transplant 2005; 24: 1171-3 <strong>6</strong> Kindermann M, Fr&ouml;hlig G: Sporttauglichkeit bei bradykarden Herzrhythmusst&ouml;rungen und Herzschrittmachertr&auml;gern. Journal f&uuml;r Kardiologie &ndash; Austrian Journal of Cardiology 2008; 15: 35-340 <strong>7</strong> K&oslash;ber L et al: Defibrillator implantation in patients with nonischemic systolic heart failure. New England Journal of Medicine 2016; 375: 1221-30 <strong>8</strong> Kindermann M: Kardiale Device-Therapie und Sport. Was darf der Patient mit Herzschrittmacher/ Defibrillator? Deutsche Zeitschrift f&uuml;r Sportmedizin 2010; 61(10): 241-2 <strong>9</strong> Markewitz A: Annual report 2013 of the German cardiac pacemaker and defibrillator register. Part 2: Implantable cardioverter-defibrillators. Herzschrittmachertherapie + Elektrophysiologie 2015; 26: 399-423 <strong>10</strong> Paterson DJ: Antiarrhythmic mechanisms during exercise. J Appl Physiol (1985) 1996; 80: 1853-62 <strong>11</strong> Laszlo R et al: Leistungssporttauglichkeit nach ICD-Implantation. Deutsche Zeitschrift f&uuml;r Sportmedizin 2016; 67: 231-36 <strong>12</strong> Elliott PM et al: 2014 ESC Guidelines on diagnosis and management of hypertrophic cardiomyopathy. The Task Force for the Diagnosis and Management of Hypertrophic Cardiomyopathy of the European Society of Cardiology (ESC) 2014. Eur Heart J 2014; 35(39): 2733- 79 <strong>13</strong> Lampert R et al: Safety of sports for athletes with implantable cardioverter-defibrillators: results of a prospective, multinational registry. Circulation 2013; 127: 2021-30 <strong>14</strong> Lampert R et al: Safety of sports participation in patients with implantable cardioverter defibrillators: a survey of heart rhythm society members. J Cardiovasc Electrophysiol 2006; 17: 11-5</p> </div> </p>
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