«Footprints» aus der Kardiologie
Bericht:
Regina Scharf, MPH
Redaktorin
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Obwohl das Thermometer die dreissig Grad längst überschritten hatte, war die «Late-breaker-Session» am Kongress der Schweizerischen Gesellschaft für Kardiologie gut besucht. Wir präsentieren Ihnen hier einen kleinen Auszug der Referate und vorgestellten Studien.
Herzinsuffizienz
Mit den «fabulous four», ACE-Inhibitor/Angiotensin-Rezeptor-Neprilysin-Inhibitor (ARNI), Betablocker, Mineralokortikoid-Rezeptorantagonist und SGLT2-Inhibitor, stehen vier hochwirksame Medikamente für die pharmakologische Behandlung der Herzinsuffizienz mit eingeschränkter linksventrikulärer Funktion (HFrEF) zur Verfügung. «Als Nächstes benötigen wir ein besseres Verständnis diuretischer Therapien», sagte Prof. Dr. med. Frank Ruschitzka vom Universitären Herzzentrum in Zürich. «Diuretika sind die Medikamente, die wir am häufigsten einsetzen und über die wir am wenigsten wissen.» Neben den zur Verfügung stehenden Behandlungsmöglichkeiten («Drugs, Devices, Interventions») wird der zukünftige Fokus auf einer vertieften Phänotypisierung liegen. «Herzinsuffizienz ist keine Erkrankung, sondern ein Syndrom aus vielen verschiedenen Erkrankungen», sagte Ruschitzka. Das erkläre auch, warum bei der Therapie kein «one size fits all approach» existiere. Nachdem die Kategorisierung der Auswurffraktion zuletzt von «mid-range» in «mildly reduced» umgewandelt und der HFrEF zugeordnet wurde, prognostizierte der Spezialist als nächsten Schritt die Abschaffung der Kategorisierung. «Am Ende dieses Jahrzehnts werden wir nicht mehr über die Auswurffraktion, sondern über chronische Herzinsuffizienz und – wenn die Stauung im Vordergrund steht – über kongestive Herzinsuffizienz sprechen», prognostizierte der Kardiologe.
Interventionelle Kardiologie
Ob die optimale Revaskularisationsstrategie bei einer Hauptstammstenose der linken Koronararterie die perkutane Koronarintervention (PCI) oder die koronare Bypassoperation (CABG) ist, darüber herrscht Uneinigkeit. Eine Metaanalyse basierend auf den individuellen Patientendaten von vier randomisierten kontrollierten Studien (SYNTAX, PRECOMBAT, NOBLE, EXCEL) konnte bezüglich der 5-Jahres-Gesamtmortalität keinen signifikanten Unterschied zwischen den verglichenen Behandlungen zeigen (PCI 11,2% vs. CABG 10,2%).1 Bei den mittels PCI behandelten Patienten traten innerhalb des 5-jährigen Beobachtungszeitraumes mehr Myokardinfarkte auf (6,2% vs. 2,6%; HR: 2,35; p<0,0001) und es wurden häufiger erneute Revaskularisationen durchgeführt (18,3% vs. 10,7%; HR: 1,78; p<0,0001) als bei den verglichenen CABG-Patienten. Die Information des Patienten über die unterschiedlichen Outcomes sei für die Entscheidungsfindung wichtig, konstatierten die Studienautoren. Ein zentraler Faktor für die Entscheidung PCI oder CABG ist die Patientenpräferenz.2
Klinische Innovationen
In den vergangenen Jahren haben mehrere kleine Studien gezeigt, dass durch die Ablation parasympathischer Fasern im Herz die Symptome von Patienten mit vasovagalen Synkopen verbessert werden können. Im April dieses Jahres wurden am «Heart Rhythm»-Kongress Untersuchungsergebnisse des bislang grössten kardioneuronalen Ablationsregisters in den USA vorgestellt. Die Studie hatte 71 Patienten eingeschlossen, die auf pharmakologische und/oder verhaltensmodifizierende Massnahmen nicht angesprochen hatten und eine permanente Schrittmacherbehandlung ablehnten. Bei den Patienten wurden insgesamt 76 kardioneuronale Ablationen (CNA) durchgeführt. Von den behandelten Patienten waren 82% nach der ersten Intervention und über eine mediane Beobachtungszeit von 8,5 Monaten frei von Synkopen. Das entsprach einer signifikanten Reduktion der medianen Anzahl an Episoden von 6 auf 0 (p<0,001).3 Die Komplikationsrate in der Studie war niedrig.
Bildgebung
Nach einer Bypassoperation ist das Risiko für eine koronararterielle Erkrankung (CAD) proximal der Anastomose erhöht. Eine aktuelle Studie hat versucht, mittels 18-F-Natriumfluorid-PET Bypassvaskulopathien zu identifizieren, und hat den Einfluss der CABG auf die CAD-Progression in den nativen Koronararterien untersucht.4 Die Studie hatte 239 CAD-Patienten, davon 48 Patienten mit einer CABG, eingeschlossen. Wie die Studienergebnisse zeigen, konnte in 120 der 128 untersuchten arteriellen und venösen Transplantate keine Krankheitsaktivität nachgewiesen werden. Dagegen waren die Krankheitsaktivität und die Progression in den mittels Bypass versorgten nativen Koronararterien deutlich höher als bei den Patienten, die keine CABG erhalten hatten.
Quelle:
Jahreskongress der Schweizerischen Gesellschaft für Kardiologie, 15. bis 17. Juni 2022, St. Gallen
Literatur:
1 Sabatine MS et al.: Lancet 2021; 398: 2247-57 2 Belley-Côté EP, Devereaux PJ: Lancet 2021; 398: 2208-09 3 Results from the Multicenter US CNA Registry. Heart Rhythm Congress, 30. April 2022 4 Kwiecinski J et al.: JACC Cardiovasc Imaging 2022; 15: 875-87
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