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NOAK

Eine der bestuntersuchten Medikamentengruppen überhaupt

<p class="article-intro">NOAK, nicht-Vitamin-K-antagonistische orale Antikoagulanzien, sind längst Standard in der oralen Antikoagulation bei Vorhofflimmern oder bei tiefen Beinvenenthrombosen. Mittlerweile sind vier dieser Substanzen zugelassen, was eine Anpassung an die Bedürfnisse spezieller Patientenpopulationen ermöglicht. Wir sprachen mit Prim. Dr. Matthias Frick, Leiter der Inneren Medizin I am LKH Feldkirch.</p> <hr /> <p class="article-content"><p><em><strong>Wenn heute ein Patient mit Vorhofflimmern orale Antikoagulation ben&ouml;tigt &ndash; wie entscheidet man in der Praxis, welche konkrete Substanz es sein soll?</strong></em></p> <p><em><strong>M. Frick:</strong></em> NOAK geh&ouml;ren zu den bestuntersuchten Substanzen &uuml;berhaupt, anhand von Studien mit Zehntausenden Patienten sowohl in der Indikation Vorhofflimmern als auch bei Thromboembolien. Sie sind ein echter medizinischer Fortschritt. Es erstaunt mich allerdings, dass sie die Vitamin-K-Antagonisten doch relativ z&ouml;gerlich ersetzen. Aber das hat vermutlich auch mit der Erstattungspraxis zu tun. F&uuml;r alle vier verf&uuml;gbaren NOAK wurde im Vergleich zu Warfarin eine Reduktion der Zahl der gef&uuml;rchteten Hirnblutungen demonstriert. Gepoolte Daten legen nahe, dass die NOAK auch die Inzidenz thromboembolischer Komplikationen deutlicher reduzieren als Warfarin. In den einzelnen Studien war der Vorteil in der Wirksamkeit jedoch nur f&uuml;r Dabigatran 150mg signifikant.</p> <p><em><strong>Hilft die Vertr&auml;glichkeit bei der Entscheidungsfindung?</strong></em></p> <p><em><strong>M. Frick:</strong></em> Ja, da gibt es Unterschiede. Der Thrombinhemmer Dabigatran wird am st&auml;rksten &uuml;ber die Niere verstoffwechselt, ist bei Patienten mit Niereninsuffizienz also nicht die erste Wahl. Wenn ein Patient Probleme mit den Nieren hat, wird man also zu einem Faktor-Xa-Inhibitor greifen. Es gibt Subgruppenanalysen, die zum Beispiel zeigen, dass Edoxaban in der niedrigeren Dosierung bei alten Menschen, untergewichtigen Patienten sowie bei Niereninsuffizienz sehr gute Ergebnisse bringt. Apixaban hat daf&uuml;r gezeigt, dass es weniger gastrointestinale Blutungen verursacht, also die beste Wahl f&uuml;r Patienten darstellen k&ouml;nnte, die Probleme im Gastrointestinalbereich haben. Man kann also sagen, dass alle NOAK klar besser sind als die Vitamin-K-Antagonisten, dass es sich bei den Unterschieden innerhalb der Gruppe aber um Nuancen handelt.</p> <p><em><strong>Gibt es zwischen den NOAK Unterschiede im Hinblick auf das Interaktionspotenzial mit anderen Medikamenten?</strong></em></p> <p><em><strong>M. Frick:</strong></em> Vorsichtig sein muss man bei Kombination mit Glykoproteininhibitoren. Das gilt allerdings f&uuml;r die gesamte Gruppe der NOAK. Am besten untersucht sind diese Zusammenh&auml;nge f&uuml;r Edoxaban, aber vom pharmakologischen Profil her trifft das auf alle Faktor-Xa-Inhibitoren zu.</p> <p><em><strong>Wenn Patienten nach einem Myokardinfarkt eine Tripeltherapie mit Antikoagulation und Pl&auml;ttchenhemmung ben&ouml;tigen, welchem NOAK w&auml;re da der Vorzug zu geben?</strong></em></p> <p><em><strong>M. Frick:</strong></em> Diese Frage k&ouml;nnen wir gegenw&auml;rtig noch nicht evidenzbasiert beantworten. Wir wissen, dass auf der Seite der Thrombozytenaggregationshemmung Clopidogrel zum Einsatz kommen soll, weil mit den neueren Substanzen Prasugrel oder Ticagrelor das Blutungsrisiko zu hoch w&uuml;rde. Gegenw&auml;rtig laufen mehrere Studien zur Tripeltherapie, die allesamt Blutungsendpunkte untersuchen. Was man sagen kann, ist, dass die NOAK im Vergleich zu Vitamin-K-Antagonisten in der Tripeltherapie die gleichen Vorteile haben wie in der Monotherapie. Man sollte also einen NOAK verwenden. Die ESC empfiehlt jedenfalls, den NOAK in der reduzierten Dosis einzusetzen. F&uuml;r Rivaroxaban wurden dazu auch Studiendaten publiziert. F&uuml;r Dabigatran liegt eine Post-hoc-Analyse vor, die in die gleiche Richtung weist. Die Studien f&uuml;r Apixaban und Edoxaban laufen noch.</p> <p><em><strong>Wenn nun ein Patient, der wegen seines kardiovaskul&auml;ren Risikos &bdquo;low-dose&ldquo; Aspirin einnimmt, Vorhofflimmern entwickelt und antikoaguliert werden muss, was macht man dann mit dem Aspirin?</strong></em></p> <p><em><strong>M. Frick:</strong></em> Dann muss man das Aspirin absetzen. Die duale Therapie oder die Tripeltherapie sind nur nach einer Stentimplantation oder einem Myokardinfarkt f&uuml;r begrenzte Zeit indiziert &ndash; individuell zwischen drei und maximal zw&ouml;lf Monaten. Nach dieser Zeit geht man zu einer NOAK-Monotherapie &uuml;ber. Das aber, sofern es die Niere zul&auml;sst, in der vollen Dosis. Kombinationen mit ASS als Langzeittherapie sind nicht vorgesehen.</p> <p><em><strong>Vielen Dank f&uuml;r das Gespr&auml;ch.</strong></em></p></p>
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