© Getty Images

SGK-Jahresversammlung 2017

Behandlung der hypertensiven Krise

<p class="article-intro">Schwere Hypertonien treten häufig bei Menschen mit einer bekannten Hypertonie auf. Auf welche Weise die Behandlung erfolgt, hängt davon ab, ob zusätzlich Symptome einer Endorganschädigung bestehen.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Hypertensive Krisen treten oft bei Menschen mit bekannter Hypertonie auf und sind h&auml;ufig mit einer mangelnden Therapietreue oder abruptem Absetzen von Antihypertensiva sowie mit Angstoder Schmerzzust&auml;nden assoziiert. Geht der akute Blutdruckanstieg mit systolischen oder diastolischen Blutdruckwerten &gt;180mmHg bzw. &gt;120mmHg und klinischen Zeichen einer Endorgansch&auml;digung einher, handelt es sich gem&auml;ss den Guidelines der European Society of Hypertension (ESH) um einen hypertensiven Notfall. <sup>1</sup> Die Patienten pr&auml;sentieren sich dann h&auml;ufig mit Symptomen wie Dyspnoe, Angina pectoris, Verwirrtheit oder Erbrechen. &laquo;Oft finden sich als Folge der renalen Beteiligung ein Kreatinin- und Proteinanstieg oder eine H&auml;maturie&raquo;, weiss Prof. Dr. med. Michel Burnier, Direktor der Klinik f&uuml;r Nephrologie am Universit&auml;tsspital Lausanne. Ein begleitendes Hirnoder Lungen&ouml;dem und das Auftreten von Schlaganfall oder Myokardinfarkt weisen auf eine zerebrale bzw. kardiale Beteiligung hin.<br /> &laquo;Im ambulanten Setting sehen wir aber vor allem Patienten mit einer asymptomatischen schweren Hypertonie mit Blutdruckwerten &uuml;ber 180mmHg systolisch oder &uuml;ber 120mmHg diastolisch&raquo;, berichtete Dr. med. Franco Muggli, Vezia. In einigen F&auml;llen wird die schwere Hypertonie von unspezifischen Symptomen wie &Uuml;belkeit, Kurzatmigkeit oder Nasenbluten begleitet.</p> <h2>&laquo;Start low, go slow&raquo;</h2> <p>Die Behandlung des hypertensiven Notfalls erfolgt im Spital mittels i.v. Antihypertensiva. Wie schnell der Blutdruck gesenkt werden sollte, h&auml;ngt unter anderem davon ab, welche Organe beteiligt sind. W&auml;hrend bei Patienten mit einem Lungen&ouml;dem oder einer Aortendissektion eine rasche Blutdruckreduktion angestrebt wird, ist ein solches Vorgehen bei einem akuten Schlaganfall kontraindiziert. Im Allgemeinen wird eine Reduktion des diastolischen Blutdrucks von 10 bis 15 % oder auf einen Wert von 110mmHg innert 30 bis 60 Minuten empfohlen. &laquo;Bevor der Blutdruck-Zielwert erreicht wird, empfiehlt es sich, eine &uuml;berlappende Therapie mit oralen Antihypertensiva zu beginnen&raquo;, erkl&auml;rte Burnier. &laquo;Die fr&uuml;her h&auml;ufig eingesetzten Nifedipin-Kapseln sind bei einem hypertensiven Notfall kontraindiziert.&raquo; Sie f&uuml;hren zu einer abrupten Blutdrucksenkung mit dem Risiko f&uuml;r schwere Komplikationen wie Schlaganfall, Myokardinfarkt und Sehverlust.<br /> Bei Patienten ohne Hinweise auf Endorgansch&auml;den sollte der Blutdruck mithilfe oraler Antihypertensiva langsam, das heisst &uuml;ber einen Zeitraum von 24 bis 48 Stunden, auf Werte unter 160/100mmHg gesenkt werden. Einen positiven Effekt auf den Blutdruck hat eine Beruhigung der Patienten: Wie Muggli anhand einer kleinen Studie mit Patienten, die aufgrund einer schweren Hypertonie hospitalisiert worden waren, zeigte, f&uuml;hrte die Verordnung von Ruhe zwei Stunden nach der Blutdruckmessung zu einer vergleichbaren Blutdruckreduktion wie die Behandlung mit einem oralen Antihypertensivum.<sup>2</sup><br /> Patienten, die bereits vorbehandelt sind, erhalten zur Blutdrucksenkung entweder eine h&ouml;here Dosis ihres Antihypertensivums oder ein zus&auml;tzliches Medikament. Bei zuvor unbehandelten Patienten empfiehlt sich die Behandlung mit einem Kalziumantagonisten, einem ACE-Inhibitor oder einem Angiotensin-Rezeptor-Blocker, bei Vorliegen einer Kardiomyopathie auch mit einem Betablocker. Die Guidelines empfehlen, von Anfang an eine Kombinationstherapie oder eine Fixkombination einzusetzen. &laquo;Besonders bew&auml;hrt hat sich die Kombination von einem Kalziumantagonisten mit einem ACE-Inhibitor respektive einem Angiotensin-Rezeptor- Blocker&raquo;, berichtete Burnier.<br /> &laquo;Das pl&ouml;tzliche Auftreten einer schweren Hypertonie infolge von mangelnder Therapietreue oder Schmerzen ist kein hypertensiver Notfall&raquo;, erkl&auml;rte Muggli. &laquo;In aller Regel l&auml;sst sich der Blutdruck durch die Einnahme der Antihypertensiva oder durch eine Schmerzbehandlung normalisieren. &raquo; Abschliessend wiesen beide Spezialisten darauf hin, wie wichtig der Langzeit-Follow-up unter Ber&uuml;cksichtigung der empfohlenen Blutdruck-Zielwerte von &lt;140/90mmHg (&lt;150/90mmHg bei betagten Menschen) durch den Hausarzt oder einen niedergelassenen Spezialisten ist.</p></p> <p class="article-quelle">Quelle: Jahrestagung der Schweizerischen Gesellschaft für Kardiologie (SGK), 7.–9. Juni 2017, Baden </p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Mancia G et al.: 2013 ESH/ESC guidelines for the management of arterial hypertension: the Task Force for the Management of Arterial Hypertension of the European Society of Hypertension (ESH) and of the European Society of Cardiology (ESC). Eur Heart J 2013; 34: 2159-219 <strong>2</strong> Park SK et al.: Comparing the clinical efficacy of resting and antihypertensive medication in patients of hypertensive urgency: a randomized, control trial. J Hypertens 2017; 35: 1474-80</p> </div> </p>
Back to top