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Aus für Aspirin in der Primärprävention
Jatros
Autor:
Prim. Univ.-Prof. Dr. Bernd Eber
30
Min. Lesezeit
05.09.2019
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<p class="article-content"><p>In die Metaanalyse von Mahmoud AN et al. wurden insgesamt 11 randomisierte Studien mit 157 248 Personen über einen Follow- up-Zeitraum von 6,6 Jahren inkludiert. Alle Probanden hatten keine Zeichen von Atherosklerose. Der Studienumfang war stets mehr als 500 Personen pro Studie und Aspirin wurde in einer Dosierung von 100 mg pro Tag gegen Placebo bzw. eine Gruppe ohne Aspirin verglichen. Der primäre Endpunkt bezüglich Wirksamkeit war die Gesamtsterblichkeit, in der Sicherheit das Auftreten einer großen Blutung. Zu den sekundären Endpunkten zählten Herzinfarkt und Schlaganfall beziehungsweise das Auftreten einer intrakraniellen Blutung. Die Resultate: Die Gesamtsterblichkeit war durch Aspirin nicht signifikant geringer, große Blutungen waren hochsignifikant häufiger, Herzinfarkte signifikant weniger, Schlaganfälle nicht signifikant weniger und intrakranielle Blutungen hochsignifikant mehr. Die Autoren der Originalarbeit und Marco Valgimigli, der das Editorial zu dieser Arbeit verfasste, kamen zum Schluss, dass Aspirin auch in einer Dosierung von 100 mg täglich aufgrund der hohen Blutungsrate in der Primärprävention nicht empfehlenswert ist.</p> <p><strong>Kommentar:</strong><br /> <em>Eigentlich muss diesen Resultaten nichts mehr hinzugefügt werden, zu klar ist die Aussage aus der Metaanalyse. Aspirin unkritisch gegeben birgt ein hohes Risiko für Personen ohne atherosklerotische Erkrankungen und ist klar in Richtung Nebenwirkung „schwere Blutung“ und „Hirnblutung“ verschoben. Beim langjährigen Gebrauch werden bei Schmerzzuständen immer wieder zusätzlich Aspirin-Präparate in Mono- oder Kombinationstherapie teils höchstdosiert eingenommen (1000 mg Acetylsalicylsäure). Dadurch wird die Sicherheit additiv negativ beeinträchtigt. Bereits vor 40 Jahren hat mein damaliger klinischer Lehrer, Prof. Dr. Sailer, auf die Nebenwirkungen von Aspirin hingewiesen – jeder Medizinstudent musste folgende Liste beim Befragen aufsagen: „Epigastrische Schmerzen, obere und untere gastrointestinale Blutung, allergische Hautreaktionen, Asthma bronchiale, Farbensehen, und: Es wirkt bei Frauen schlechter als beim Mann“ –, erst dann wurde die Prüfung positiv bewertet.<br /> Ob Aspirin in der Sekundärprävention weiterhin seinen Stellenwert behält, wird die Zukunft weisen, auch hier sind erste Risse bereits erkennbar.</em></p></p>
<p class="article-footer">
<a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a>
<div class="collapse" id="collapseLiteratur">
<p><strong>1</strong> Mahmoud AN et al.: Efficacy and safety of aspirin for primary prevention of cardiovascular events: a meta-analysis and trial sequential analysis of randomized controlled trials. Eur Heart J 2019; 40: 607-17 <strong>2</strong> Valgimigli M: The markable story of a wonder drug, which now comes to an end in the primary prevention setting: say bye-bye to aspirin! Eur Heart J 2019; 40: 618-20</p>
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