
©
Getty Images
Auch bei akuter Herzinsuffizienz hilfreich
Leading Opinions
30
Min. Lesezeit
20.10.2016
Weiterempfehlen
<p class="article-intro">Viele Ärzte verwenden sie regelmässig in der Praxis: die kardialen Troponine. Auf welche «iatrogenen Stolpersteine» man beim Einsatz der Biomarker achten muss und wie sie einem nicht nur beim Herzinfarkt, sondern auch bei der akuten Herzinsuffizienz helfen können, erklärte Prof. Dr. med. Christian Müller, Kardiologe am Universitätsspital Basel, am internationalen Heart Failure Congress in Florenz.</p>
<hr />
<p class="article-content"><p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Leading Opinions_Innere_1605_Weblinks_seite71_1.jpg" alt="" width="" height="" /></p> <p>Es fängt schon beim Kauf des Assays an», sagte Müller. «Alle Firmen behaupten, ihre Troponinassays seien hochsensitiv. Aber das stimmt nicht. Die Hersteller missbrauchen den Begriff ‹high-sensitive›, der nicht als eingetragene Handelsmarke geschützt ist.» <br /> Kardiale Troponine sind quantitative Marker einer Schädigung des Herzmuskels. Seitdem vor einigen Jahren sogenannte hochsensitive Troponinassays in die klinische Routine eingeführt worden sind, lassen sich sehr niedrige Konzentrationen von kardialem Troponin T und I genau messen. «Damit sich ein Assay ‹high-sensitive› nennen darf, müssen aber zwei Kriterien erfüllt sein», erklärte Müller. Er muss kardiales Troponin bei mehr als 50 % der gesunden Menschen nachweisen und er muss an der 99 % -Perzentile sehr präzise messen. Das heisst, dass er bei den Gesunden richtigerweise einen Wert <14 (beim Roche-Test) bzw. <26 (beim Abbott-Test) nachweist. «Aktuell erfüllen nur die Assays von Roche und Abbott diese beiden Kriterien.» Auch bei jedem gesunden Menschen sind immer ein paar Troponinmoleküle im Blut vorhanden. Ein hochsensitiver Assay weist deshalb bei mehr als 50 % der Gesunden das kardiale Troponin nach. Je schlechter der Assay, umso grösser ist der Anteil der Gesunden, bei denen der Test «nicht detektierbar» angibt. «Die meisten Point-of-care-Assays, die zum Beispiel Hausärzte in der Praxis nutzen, finden bei Gesunden kein Troponin, weil sie in diesem niedrigen Bereich nicht messen können.» Die Tests von Roche und Abbott seien qualitativ gleichwertig und kosten ähnlich viel. Andere Firmen wie Singulex, Siemens und Beckman-Coulter würden demnächst ebenfalls hochsensitive Assays auf den Markt bringen, berichtete Müller. «Von den neuen wird der Singulex-Assay der Superstar bezüglich analytischer Sensitivität sein.» <br /> Je höher das Troponin bei einem Patienten mit Verdacht auf akuten Herzinfarkt ist, umso grösser ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Patient tatsächlich einen Infarkt hat. «Durch die Möglichkeit, auch geringe Troponinerhöhungen sicher von normalen Troponinspiegeln zu unterscheiden, haben die sensitiven und hochsensitiven Troponinassays die Frühdiagnose des akuten Myokardinfarktes deutlich verbessert», sagte Müller.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Leading Opinions_Innere_1605_Weblinks_seite68.jpg" alt="" width="" height="" /></p> <h2>Troponin: nicht nur in der Infarktdiagnostik hilfreich</h2> <p>In der Infarktdiagnostik sei die Bestimmung von Troponin inzwischen gut etabliert und den meisten Kollegen bekannt, sagte Müller, aber wie hilfreich sie bei der Diagnostik einer akuten Herzinsuffizienz sei, wüssten viele nicht. So zeigte eine Analyse der RELAX-AHF-Studie, dass die Patienten mit einem Troponin ≤14ng/l seltener an der Herzschwäche oder an anderen Ursachen starben, seltener rehospitalisiert werden mussten, kürzer im Spital lagen und seltener eine Niereninsuffizienz erlitten als Patienten mit höheren Troponinwerten.<sup>1</sup> «Wir könnten damit in der Notfallstation Patienten identifizieren, die ein geringes Risiko haben und die wir zum Beispiel schon nach 12 oder 24 Stunden entlassen können», sagte Müller. Ausserdem könnte Troponin ein wichtiger Marker im Krankheitsverlauf sein: Bei Patienten, die wegen einer Verschlechterung ihrer Herzinsuffizienz erneut ins Spital aufgenommen werden mussten oder die starben, stiegen die Troponinwerte an (Abb. 1).<sup>2</sup><br /> Wenn Troponin um 20 % oder mehr zunimmt, steigt die Mortalität deutlich (Abb. 2).<sup>3</sup> «Steigt das Troponin trotz Behandlung in den ersten 24 bis 48 Stunden weiter an, machen wir womöglich etwas falsch und wir müssen die Therapie intensivieren. Ein frühzeitiger hoch dosierter Einsatz von Vasodilatatoren wie Nitraten scheint sich hier zu lohnen.» Zurzeit empfiehlt die Europäische Gesellschaft für Kardiologie, bei Verdacht auf akute Herzinsuffizienz das Troponin auf der Notfallstation zu bestimmen und drei Stunden später noch einmal. «Der hochsensitive Troponinassay kann uns in Zukunft helfen, bei Patienten mit akuter Herzinsuffizienz diejenigen mit besserer Prognose von denjenigen mit schlechter Prognose zu unterscheiden, und anhand des Troponinverlaufs an den ersten zwei Tagen können wir unseren Therapieerfolg beobachten», sagt Müller und empfiehlt eine zusätzliche Bestimmung nach 48 Stunden. «Wie wir dann anhand der Troponinwerte unsere Therapiestrategie am besten anpassen, müssen Studien zeigen.»</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Leading Opinions_Innere_1605_Weblinks_seite71_2.jpg" alt="" width="" height="" /></p></p>
<p class="article-footer">
<a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a>
<div class="collapse" id="collapseLiteratur">
<p><strong>1</strong> Pang PS et al: Use of high-sensitivity troponin T to identify patients with acute heart failure at lower risk for adverse outcomes: an exploratory analysis from the RELAX-AHF trial. JACC Heart Fail 2016; 4: 591-9 <strong>2</strong> Xue Y et al: Serial changes in high-sensitive troponin I predict outcome in patients with decompensated heart failure. Eur J Heart Fail 2011; 13: 37-42 <strong>3</strong> Metra M et al; RELAX-AHF Investigators: Effect of serelaxin on cardiac, renal, and hepatic biomarkers in the Relaxin in Acute Heart Failure (RELAX-AHF) development program: correlation with outcomes. J Am Coll Cardiol 2013; 61: 196-206</p>
</div>
</p>