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Aktualisierte Leitlinien zur Hypertonietherapie
Jatros Digital
30
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26.08.2018
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<p class="article-intro">Die aktualisierten ESC-Leitlinien zur Hypertonie empfehlen die Kombinationen aus zwei blutdrucksenkenden Medikamenten, in einer einzigen Tablette um die Therapie des Bluthochdrucks und die Compliance der Patienten verbessern. Außerdem wird die medikamentöse Blutdrucksenkung in den aktuellen Leitlinien bereits bei Patienten mit geringem bis moderaten Risiko empfohlen. </p>
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<p class="article-content"><p>„Wir haben wirksame Therapien und theoretisch sollten 90 bis 95 % aller Hypertoniepatienten ihren Blutdruck unter Kontrolle haben. In der Realität erreichen jedoch nur 15 bis 20 % die Zielwerte. Die neuen Leitlinien haben das Ziel, dies zu verbessern, indem sie eine Behandlungsstrategie einführen, die einfach ist und leichter befolgt werden kann“, sagte Prof. Giuseppe Mancia von der Universität Milano-Bicocca in Mailand, ESH-Vorsitzender der Leitlinien Task Force.<br /> Die aktuellen Hypertonieleitlinien empfehlen die meisten Patienten sofort mit zwei blutdrucksenkenden Medikamenten zu behandeln. Frühere Leitlinien hatten noch dazu geraten, mit einem Medikament zu beginnen und die Therapie schrittweise zu eskalieren. Allerdings waren viele Ärzte sehr vorsichtig mit der Zugabe eines zweiten oder dritten Mittels, selbst wenn der Patient den Zielblutdruck nicht erreichte. Ein zweites Problem dabei war, dass viele Patienten ihre Medikamente nicht wie verschrieben einnahmen. Je mehr Medikamente sie einnehmen müssen, umso geringer wird die Compliance. Diesem Umstand hat die Leitlinienkommission der ESC nun Rechnung getragen und hat die Empfehlungen angepasst: „Die große Mehrheit der Patienten mit Bluthochdruck sollte die Behandlung mit zwei Medikamenten in einer Kombinationspille beginnen“, erklärte dazu Prof. Bryan Williams vom University College London, ESC-Vorsitzender der Leitlinien Task Force. Diese Arzneimittel seien bereits verfügbar und könnten den Erfolg der Blutdrucktherapie massiv verbessern. Damit einher ginge eine Reduktion von Schlaganfällen, Herzkrankheiten und frühen Todesfällen, ergänzte er.</p> <h2>Blutdrucksenkung schon bei hochnormalem Blutdruck</h2> <p>Neu ist auch, dass die medikamentöse Blutdrucksenkung in den aktuellen Leitlinien bereits bei Patienten mit geringem bis moderaten Risiko empfohlen wird, denen bislang lediglich zu einer Veränderung ihres Lebensstils geraten wurde. Das sind Patienten mit einem Grad-1-Bluthochdruck von 140-159/90-99mmHg, einschließlich der 65- bis 80-Jährigen, und mit einem hochnormalen Blutdruck von 130-139/85-89mmHg. Das Alter sollte keine Limitation für eine Behandlung sein. Grundsätzlich sind die Zielwerte für den Blutdruck in den aktuellen Leitlinien im Vergleich zu den früheren niedriger. So sollte der systolische Blutdruck bei Menschen unter 65 Jahren zwischen 120 und 129mmHg liegen, bei Menschen über 65 Jahren zwischen 130 und 139mmHg. Werte unter 120mmHg sollten nicht angestrebt werden, da hier die Risiken den möglichen Nutzen überwiegen. Bei Patienten mit resistenter Hypertonie, die auch mit einer Dreierkombination von Blutdrucksenkern den Zielbereich nicht erreichen, sollte ein Diuretikum zugegeben werden.</p> <h2>Neue Kapitel und Empfehlungen</h2> <p>Ein neu eingefügtes Kapitel befasst sich mit Bluthochdruck während einer Krebstherapie. Darin wird empfohlen eine Tumorbehandlung kurzzeitig zu unterbrechen, wenn die Patienten trotz leitliniengerechter Hypertonietherapie an einem massiv erhöhten Blutdruck leiden. Ein anderes Kapitel zu den Themen Sport und Aufenthalt in großer Höhe rät Patienten mit starkem unkontrolliertem Bluthochdruck davon ab, sich in Höhen an 4000 Metern aufzuhalten.</p></p>
<p class="article-quelle">Quelle: 2018 ESC/ESH Guidelines for the management of arterial hypertension. European Heart Journal. 2018. doi:10.1093/eurheartj/ehy339; ESC Guidelines (www.escardio.org/Guidelines/Clinical-Practice-Guidelines)
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