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Akute myeloide Leukämie

Venetoclax plus Azacitidin bei Therapie-naiven älteren oder komorbiden Patienten

Die akute myeloische Leukämie (AML) ist eine Erkrankung des älteren Menschen, für den eine intensive Therapie häufig nicht in Frage kommt. Die Kombination von Venetoclax plus Azacitidin ist eine wirksame Option für ältere und komorbide Patienten, wie in der LBA-Session beim EHA-Kongress gezeigt wurde.

Die doppelblinde, 2:1-randomisierte Phase-III-Studie VIALE-A prüfte bei 433 neu diagnostizierten AML-Patienten placebokontrolliert die Zugabe von Venetoclax (Ramp-up, dann täglich 400 mg) zu Azacitidin (75 mg/m2, d1–7). Eingeschlossen wurden Patienten, die aufgrund eines Alters ≥75 Jahre oder bestimmter Komorbiditäten nicht für eine Induktionstherapie geeignet waren. Primärer Endpunkt der Studie war das Gesamtüberleben (OS).
Die Patienten waren median 76 Jahre und beinahe zwei Drittel ≥75 Jahre alt. Ein Viertel der Patienten präsentierte sich mit einer sekundären AML. Nahezu die Hälfte der Patienten befand sich in einem schlechten Allgemeinzustand (ECOG PS 2–3) und mehr als ein Drittel der Patienten wies eine Hochrisiko-Zytogenetik auf. An somatischen Mutationen wurden IDH1/2, FLT3, NMP1 und TP53 bei 14% bis 25% der darauf untersuchten Patienten identifiziert.
Mit einer Nachbeobachtungszeit von 20,5 Monaten waren 27% der Patienten im Venetoclax-Arm und 12% im Placebo-Arm weiterhin unter Therapie. Im Median waren die Patienten 7,6 versus 4,3 Monate unter Studientherapie. Das mediane OS betrug 14,7 versus 9,6 Monate (HR: 0,66; 95% CI: 0,52–0,85; p<0,001). In Subgruppenanalysen zeigte sich der positive Effekt von Venetoclax insbesondere für Patienten ≥75 Jahre (HR: 0,54; 95% CI: 0,39–0,73), für Patienten mit mittlerem Risiko (HR: 0,57; 95% CI: 0,41–0,79) und für Patienten mit IDH1- und/oder IDH2-Mutationen (HR: 0,12, 0,16 bzw. 0,20), aber auch alle anderen Subgruppen profitierten von Venetoclax.
Ein Ansprechen (CR+CRi) wurde bei 66,4% versus 28,3% der Patienten gesehen. Die Zeit bis zum Ansprechen betrug median 1,3 versus 2,8 Monate. Bei Beginn des zweiten Therapiezyklus waren 43,4% versus 7,6% der Patienten in kompletter Remission (CR+CRi). Die mediane Dauer des Ansprechens betrug 17,5 versus 13,4 Monate (CR+CRi). Das Ereignisfreie Überleben (EFS) war ebenfalls signifikant länger bei zusätzlicher Gabe von Venetoclax zu Azacitidin (HR: 0,63; 95% CI: 0,50–0,80; p<0,001). Das mediane EFS betrug 9,8 versus 7,0 Monate.
Im experimentellen Arm traten häufiger hämatologische Nebenwirkungen (83% versus 69%) und hämatologische Nebenwirkungen Grad 3–4 (82% versus 68%) verglichen mit der Azacitidin-Monotherapie auf. Nicht hämatologische Nebenwirkungen wurden häufiger im Kontrollarm berichtet (alle Grade: 31% versus 17%; Grad 3–4: 31% versus 17%). Bei 3 Patienten im Venetoclax-Arm wurde ein Tumorlysesyndrom beobachtet. 24% versus 20% der Patienten brachen die Therapie aufgrund von Nebenwirkungen ab.

Fazit

Die Kombination von Venetoclax und Azacitidin verlängerte das Gesamtüberleben von Therapie-naiven Patienten mit AML, für die eine Standard-Induktionstherapie nicht geeignet war, signifikant. Venetoclax plus Azacitidin ist der neue Standard für ältere und komorbide, neu diagnostizierte AML-Patienten.

Quelle: DiNardo CD et al.: A randomized, double-blind, placebo-controlled study of venetoclax with azacitidine vs azacitidine in treatment-naive patients with acute myeloid leukemia ineligible for intensive therapy - VIALE-A. EHA 2020, Abstr. #LB2601

Bericht: Dr. Ine Schmale

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