
©
Getty Images
Was gibt es Neues?
Jatros
Autor:
Dr. Bettina Böttcher, MA
Klinik für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin<br> Department Frauenheilkunde<br> Medizinische Universität Innsbruck<br> E-Mail: bettina.boettcher@i-med.ac.at
30
Min. Lesezeit
14.07.2016
Weiterempfehlen
<p class="article-intro">Dysmenorrhö tritt bei Adoleszentinnen häufig auf. Es stellt sich zunehmend die Frage, wann die Dysmenorrhö durch eine Endometriose bedingt ist und wie in diesen Fällen die Therapie erfolgen sollte.</p>
<p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Key Points</h2> <ul> <li>Die Dysmenorrhö ist bei Adoleszentinnen eine häufige Erkrankung, die Beachtung verdient.</li> <li>Bei 70 % der Mädchen mit starker Dysmenorrhö liegt eine Endometriose vor.</li> <li>Mädchen mit einer Endometriose profitieren hinsichtlich der Schmerzsymptomatik von einer operativen Therapie.</li> <li>Nichtsteroidale Antiphlogistika und orale Kontrazeptiva im Langzyklus stehen bei der Therapie weiterhin an erster Stelle.</li> </ul> </div> <p>Dysmenorrhö ist bei jungen Mädchen eine häufige Erkrankung. Die in der Literatur angegebene Prävalenz variiert stark je nach Definition der Symptomatik und Art der Befragung. In der vor Kurzem veröffentlichten TEENMAPS-Studie<sup>1</sup> aus Finnland zeigte sich bei 33 % der 1.103 befragten Mädchen eine schwere Dysmenorrhö, bei 26 % eine moderate Dysmenorrhö. 43 % gaben monatliche Beschwerden an; bei 86 % der Befragten dauern die Symptome ein bis zwei Tage, an denen Schmerzmittel genommen werden. Allerdings gaben 46 % der Mädchen an, dass die Schmerzmittel nicht helfen würden. Viele Mädchen fehlen daher regelmäßig in der Schule.<br /> <br /> In zunehmendem Abstand zur Menarche steigt die Prävalenz, was einerseits an der Zunahme der Zahl ovulatorischer Zyklen, andererseits auch an der Entwicklung einer Endometriose liegen könnte. Daher wurde in einigen Studien analysiert, wie häufig und bei welchen Symptomen bei einer Laparoskopie Endometriose histologisch gesichert werden konnte. In einer Meta­analyse von 15 Studien lag bei 75 % der Mädchen mit therapieresistenten chronischen Unterbauchschmerzen und bei 70 % der Mädchen mit Dysmenorrhö eine Endometriose vor.<sup>2</sup> Intraoperativ zeigen sich bei Adoleszentinnen häufig hellglänzende oder rote Läsionen und peritoneale Defekte.<sup>3, 4</sup> Auch die Symptome unterscheiden sich von denen erwachsener Frauen: Sowohl zyklische als auch azyklische abdominelle Schmerzen sowie Dyspareunie treten häufig auf.<sup>1, 5</sup> <br /> <br /> Es wäre von großer Bedeutung, diejenigen Mädchen zu identifizieren, die ein hohes Risiko für das Vorliegen einer Endometriose haben und somit von einer Operation profitieren könnten. Abgesehen von einer therapieresistenten Schmerzsymptomatik sind eine positive Familienanamnese, regelmäßiges Fehlen in der Schule und ein früher Beginn der Einnahme oraler Kontrazeptiva Hinweise auf eine Endometriose.<sup>6, 7</sup><br /> <br /> Insbesondere die Fehlzeiten in der Schule können für einen Leistungsabfall verantwortlich sein,<sup>8</sup> was durch folgenden Aspekt verstärkt werden könnte: Bei Mädchen mit Dysmenorrhö wurde eine schlechtere Schlafqualität festgestellt, wobei Schlafmangel wiederum eine verstärkte Schmerzwahrnehmung zur Folge haben kann.<sup>9–11</sup> Auch wurde in einigen Studien ein Zusammenhang von mens­truellen Symptomen mit depressiven Symptomen sowie mit einem Nikotin­abusus festgestellt.<sup>12, 13</sup></p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Jatros_Gyn_1603_Weblinks_Seite33.jpg" alt="" width="761" height="517" /> Therapeutisch stehen nichtsteroidale Antiphlogistika an erster Stelle. Alternativ oder beim Wunsch nach Kontrazeption sollten hormonelle Kontrazeptiva im Langzyklus oder die Hormonspirale empfohlen werden (Abb. 1). Es werden immer mehr Daten zur operativen Therapie bei Adoleszentinnen veröffentlicht, wobei die Fallzahlen noch klein sind. Keine Einigkeit besteht über den Zeitpunkt der Operation. Einerseits wird eine frühzeitige Operation empfohlen, um einer Progression der Endometriose vorzubeugen und durch die Schmerzlinderung die Lebensqualität zu verbessern. Andererseits sollte die Indikation zur Operation bei jungen Mädchen restriktiv bleiben. Eine deutliche Schmerzverbesserung post­operativ wird von 40–64 % berichtet.<sup>14, 15</sup> Allerdings ist anzumerken, dass auch Rezidivoperationen umso häufiger auftreten, je länger die Erst­operation zurückliegt: Bei einem Nachbeobachtungszeitraum von fünf Jahren traten bei 34 % der Mädchen Rezidive auf.<sup>16</sup></p> <div id="fazit"> <h2>Fazit</h2> <p>Bei Dysmenorrhö sind die therapeutischen Optionen weiterhin nicht zufriedenstellend. Die operative Therapie aufgrund der Verdachtsdiagnose einer Endometriose wird wegen der Invasivität und hoher Rezidivraten weiterhin kritisch diskutiert. Diesen Aspekten stehen eine deutliche Verbesserung der Schmerzsymptomatik und eine bessere Lebensqualität der Mädchen gegenüber. erlässlich.</p> </div></p>
<p class="article-footer">
<a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a>
<div class="collapse" id="collapseLiteratur">
<p><strong>1</strong> Suvitie PA et al: Prevalence of pain symptoms suggestive of endometriosis among finnish adolescent girls (TEENMAPS Study). J Pediatr Adolesc Gynecol 2016; 29: 97-103 <br /><strong>2</strong> Janssen EB et al: Prevalence of endometriosis diagnosed by laparoscopy in adolescents with dysmenorrhea or chronic pelvic pain: a systematic review. Hum Reprod Update 2013; 19: 570-82<br /><strong>3</strong> Laufer MR: Current approaches to optimizing the treatment of endometriosis in adolescents. Gynecol Obstet Invest 2008; 66(Suppl 1): 19-27<br /><strong>4</strong> Roman JD: Adolescent endometriosis in the Waikato region of New Zealand – a comparative cohort study with a mean follow-up time of 2.6 years. Aust N Z J Obstet Gynaecol 2010; 50: 179-83 <br /><strong>5</strong> Laufer MR et al: Prevalence of endometriosis in adolescent girls with chronic pelvic pain not responding to conventional therapy. J Pediatr Adolesc Gynecol 1997; 10: 199-202<br /><strong>6</strong> Chapron C et al: Questioning patients about their adolescent history can identify markers associated with deep infiltrating endometriosis. Fertil Steril 2011; 95: 877-81<br /><strong>7</strong> Steenberg CK et al: Endometriosis in adolescence: predictive markers and management. Acta Obstet Gynecol Scand 2013; 92: 491-5<br /><strong>8</strong> Knox B et al: Quality of life and menstruation in adolescents. Curr Opin Obstet Gynecol 2015; 27: 309-14<br /><strong>9</strong> Sahin S et al: Review of frequency of dysmenorrhea and some associated factors and evaluation of the relationship between dysmenorrhea and sleep quality in university students. Gynecol Obstet Invest 2014; 78: 179-85<br /><strong>10 </strong>Woosley JA, Lichstein KL: Dysmenorrhea, the menstrual cycle, and sleep. Behav Med 2014; 40: 14-21<br /><strong>11</strong> Iacovides S et al: What we know about primary dysmenorrhea today: a critical review. Hum Reprod Update 2015; 21: 762-78<br /><strong>12</strong> Dorn LD et al: Menstrual symptoms in adolescent girls: association with smoking, depressive symptoms, and anxiety. J Adolesc Health 2009; 44: 237-43<br /><strong>13</strong> Beal SJ et al: Characterizing the longitudinal relations between depressive and menstrual symptoms in adolescent girls. Psychosom Med 2014; 76: 547-54<br /><strong>14</strong> Yeung P Jr et al: Complete laparoscopic excision of endometriosis in teenagers: is postoperative hormonal suppression necessary? Fertil Steril 2011; 95: 1909-12, 1912.e1 <br /><strong>15</strong> Dun EC et al: Endometriosis in adolescents. JSLS 2015; 19: e2015.00019<br /><strong>16</strong> Tandoi I et al: High rate of endometriosis recurrence in young women. J Pediatr Adolesc Gynecol 2011; 24: 376-9</p>
</div>
</p>
Das könnte Sie auch interessieren:
Verbesserung der Ästhetik ohne onkologische Kompromisse
In der Brustchirurgie existiert eine Vielzahl an unterschiedlich komplexen onkoplastischen Operationstechniken mit verschiedenen Klassifikationen. Die kritische Selektion der Patient: ...
Neue Erkenntnisse zur Kolporrhaphie
Die Kolporrhaphie ist eines der etabliertesten chirurgischen Verfahren in der Beckenbodenchirurgie, welches vorrangig zur Behandlung von Beckenorganprolaps (BOP) eingesetzt wird. Die ...
Die Kunst ärztlicher Kommunikation bei Breaking Bad News
Worte haben entscheidende Wirkungen. In Gesprächen mit Patient:innen und Angehörigen gibt es meist eine hohe Erwartungshaltung gegenüber der Ärztin, dem Arzt. Vor allem die Übermittlung ...