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Die Menopause im Mund?

Typische Probleme aus Sicht der Zahnärztin

<p class="article-intro">Bei praktischen Ärzten und Gynäkologen wenig bekannt, treten auch im Mund in den Wechseljahren und danach typische Beschwerdebilder auf. Die Kommunikation sowohl mit Patientinnen als auch interdisziplinär sollte diesbezüglich aktiver gestaltet werden.</p> <hr /> <p class="article-content"><h2>Biologische Grundlagen</h2> <p>Das Epithel der Vagina und die Mundschleimhaut (MSH) weisen bis hin zu Keratinisierung und Lipidverteilung histologisch gro&szlig;e &Auml;hnlichkeit auf. Es wurden auch Rezeptoren f&uuml;r Sexualhormone nachgewiesen. Biologisch erkl&auml;rbar k&ouml;nnen hormonelle Ver&auml;nderungen der Periund Postmenopause Auswirkungen auf die MSH haben. Klinisch zeigen sich diese als Xerostomie, Verd&uuml;nnung des Epithels mit R&ouml;tung oder Blutung beim Putzen sowie Beeintr&auml;chtigung der mundgesundheitsbezogenen Lebensqualit&auml;t (OHRQoL).</p> <h2>Typische Beschwerden im Mund</h2> <p>Orale Missempfindungen werden wesentlich h&auml;ufiger von Frauen und hier von peri- und postmenopausalen Patientinnen berichtet. Am h&auml;ufigsten wird &uuml;ber &bdquo;Brennen im Mund&ldquo; geklagt, aber auch manchmal &uuml;ber R&ouml;tung und Schleimhauterosionen. Anamnestisch werden oft (bislang erfolglose) Therapieversuche geschildert: diverse antiseptische Mundsp&uuml;lungen, Antibiotika, Antimykotika.</p> <h2>Strukturiertes Vorgehen</h2> <p>Um die Probleme dieser Patientengruppe besser zu erfassen und zu managen, empfehlen sich eine genaueste Anamneseerhebung und daraus abgeleitete Diagnostik (Tab. 1).</p> <h2>Xerostomie</h2> <p>Speichel stellt den wichtigsten Faktor zur Aufrechterhaltung der Mundgesundheit dar. Hormone, Medikamente, Rauchen, Stress/Depression und nat&uuml;rlich die Trinkmenge haben Einfluss auf Quantit&auml;t und Qualit&auml;t. Austrocknung der Schleimh&auml;ute und Ver&auml;nderung der Speichelzusammensetzung st&ouml;ren die Abwehrfunktion, f&ouml;rdern das &Uuml;berwuchern von Candida und f&uuml;hren zu Mundgeruch. Tabelle 2 zeigt das Vorgehen beim Vorliegen einer Xerostomie.</p> <h2>Prim&auml;res &bdquo;burning mouth syndrome&ldquo; (BMS)</h2> <p>Es wird &ndash; bei intraoral v&ouml;llig unauff&auml;lligem Befund &ndash; ein brennendes, wundes Gef&uuml;hl vor allem im vorderen Bereich der Zunge, &uuml;ber Monate anhaltend, beschrieben. Das Verh&auml;ltnis Frauen:M&auml;nner von 7:1, das Alter beim Auftreten (50&ndash;60 Jahre) und h&ouml;here Spiegel von FSH legen einen Zusammenhang mit den Wechseljahren nahe. Es wird eine neuropathische &Auml;tiologie angenommen. Differenzialdiagnostisch muss ein sekund&auml;res BMS (infekti&ouml;s, neoplastisch etc.) ausgeschlossen werden. Die Therapie ist herausfordernd und sollte in Abstimmung mit dem Neurologen erfolgen.</p> <h2>Oraler Lichen planus (OLP)</h2> <p>Eine der h&auml;ufigsten autoimmunbedingten Mundschleimhauterkrankungen bef&auml;llt ebenfalls vorwiegend Frauen (4.&ndash;6. Lebensdekade). V.a. Patientinnen mit erosiven, atrophischen oder bull&ouml;sen Formen leiden an starken Schmerzen, die zu Vermeidungsverhalten (Essen, Mundhygiene) und Einschr&auml;nkung der OHRQoL f&uuml;hren. Bei bis zu 50 % der Patientinnen finden sich auch genitale L&auml;sionen. Hier kann gute interdisziplin&auml;re Kommunikation die Diagnostik und Therapie enorm verbessern. Regelm&auml;&szlig;ige MSH-Kontrolle wird aufgrund des (geringen) Malignit&auml;tspotenzials angeraten. In schweren F&auml;llen erfolgt die Immunsuppression systemisch durch den Dermatologen.</p> <h2>Osteopenie/Osteoporose</h2> <p>Beide verschlechtern bestehende parodontale Erkrankungen und erh&ouml;hen &ndash; wie Vitamin-D-Mangel &ndash; das Risiko f&uuml;r Zahnverlust. Aber auch die antiresorptive Therapie birgt Gefahren: Die Inzidenz der gef&uuml;rchteten Osteonekrose des Kiefers betr&auml;gt zwar nur 0,001 bis 0,01 % . Aufgrund der h&auml;ufigen Verschreibungspraxis und der sehr aufwendigen Therapie ist aber hier eine zahn&auml;rztliche Vortherapie extrem wichtig.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Gyn_1803_Weblinks_jatros_gyn_1803_s8_abb1-3.jpg" alt="" width="2155" height="915" /></p> <div id="fazit"> <h2>Fazit</h2> <p>Bessere interdisziplin&auml;re Zusammenarbeit k&ouml;nnte sinnlose, schmerzhafte sowie teure Diagnostik und Therapie vermeiden helfen und die (orale) Lebensqualit&auml;t nach der Menopause verbessern. Sowohl Gyn&auml;kologen (Tab. 3) als auch Zahn&auml;rzte m&uuml;ssen lernen, Organgrenzen zu &uuml;berwinden.</p> </div></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p>bei der Verfasserin</p> </div> </p>
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