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Unter bestimmten Voraussetzungen Erfolg versprechend:

Schwangerschaft ab 40 Jahren

<p class="article-intro">Immer häufiger wird über Frauen berichtet, die in einem Alter Kinder zur Welt bringen, in dem andere bereits in der Menopause sind. Dank moderner Diagnostik und gegebenenfalls entsprechender Techniken ist dies heute möglich. Im Hinblick auf die Gesundheit des Kindes und der Mutter sollten jedoch bestimmte Voraussetzungen erfüllt werden, so Prof. Daniel Surbek, Chefarzt der Abteilung Geburtshilfe und fetomaternale Medizin, Universitätsfrauenklinik Bern.</p> <p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li>Das Durchschnittsalter der Erstgeb&auml;renden ist seit 1975 stetig angestiegen: von 27,7 Jahre auf 31,2 Jahre im Jahr 2004.</li> <li>Das Risiko f&uuml;r Chromosomenanomalien steigt fast linear mit dem m&uuml;tterlichen Alter an, ebenso nimmt die Wahrscheinlichkeit f&uuml;r Schwangerschaftskomplikationen zu.</li> <li>Frauen &uuml;ber 40 Jahre mit Kinderwunsch sollten vor einer Schwangerschaft entsprechend beraten und &uuml;ber m&ouml;gliche Risiken aufgekl&auml;rt werden.</li> <li>&Auml;ltere Frauen sollten w&auml;hrend der Schwangerschaft besonders intensiv &uuml;berwacht werden, um pathologische Ver&auml;nderungen fr&uuml;hzeitig zu erkennen.</li> </ul> </div> <p>In den letzten Jahrzehnten hat sich das Durchschnittsalter, in dem Frauen ihr erstes Kind geb&auml;ren, nach oben verschoben: Betrug es 1975 noch 27,7 Jahre, lag es 2004 schon bei 31,2 Jahren. Besonders bei Schweizerinnen, so Surbek, liegt das Durchschnittsalter f&uuml;r das erste Kind noch h&ouml;her als bei Frauen in anderen L&auml;ndern. Gleichzeitig erh&ouml;hte sich die Zahl der Lebendgeburten bei &uuml;ber 34-j&auml;hrigen M&uuml;ttern von seinerzeit 11,3 % (1970) um mehr als das Doppelte auf 29,8 % (2012). Doch auch M&auml;nner werden immer sp&auml;ter Vater. Prinzipiell gilt, dass das Risiko von Chromosomenanomalien fast linear mit dem m&uuml;tterlichen Alter steigt, w&auml;hrend das Alter des Vaters daf&uuml;r nicht relevant ist, dagegen aber f&uuml;r das Risiko genetischer Erkrankungen. Mit steigendem Alter nimmt jedoch auch die Zahl von Schwangerschaften mit reproduktionsmedizinischer Hilfe zu.</p> <h2>Untersuchungen und m&ouml;gliche Komplikationen</h2> <p>Bestimmte Faktoren sollten nach Surbeks Ansicht bei einer Schwangerschaft von &uuml;ber 40-j&auml;hrigen Frauen beachtet werden: ihre Ovarialreserve, die M&ouml;glichkeit von Mehrlingsschwangerschaften (die bei &auml;lteren M&uuml;ttern steigt), Chromosomenanomalien, das Abortrisiko, m&ouml;gliche internistische Krankheiten, geburtshilfliche Komplikationen, die Entscheidung zwischen Sectio (deren Rate mit zunehmenden Alter steigt) und vaginaler Geburt und letztendlich auch schwangerschaftsunabh&auml;ngige Erkrankungen.<br /> Einer der wichtigsten Parameter ist die Diagnostik von FSH (follikelstimulierendes Hormon) und AMH (Anti-M&uuml;ller- Hormon), da diese Hormone ab 35 Jahren steil sinken. Die Folgen sind eine m&ouml;gliche Sterilit&auml;t, was eine Sterilit&auml;tstherapie erforderlich macht.<br /> Die &uuml;bliche In-vitro-Fertilit&auml;tstherapie (IVF) mit autologen Eizellen erh&ouml;ht die M&ouml;glichkeit einer Mehrlingsschwangerschaft, aber auch das Risiko f&uuml;r eine Fr&uuml;hgeburt und eine intrauterine Wachstumsretardierung (IUWR). Eine IVF mit Eizellspende erh&ouml;ht ebenfalls das Risiko einer Mehrlingsgeburt und einer IUWR, ausserdem einer Pr&auml;eklampsie sowie eines Gestationsdiabetes. Gerade bei einer Eizellspenden- IVF ist auch das Alter der Eizellspenderin wichtig. Insgesamt ist bei &auml;lteren Schwangeren das (habituelle) Abortrisiko h&ouml;her, sowohl das Risiko eines Fr&uuml;haborts als auch eines Sp&auml;taborts (12.&ndash;24. SSW).<br /> Zu den geburtshilflichen Komplikationen z&auml;hlen neben Mehrlingsschwangerschaften (mono- und dichoriale Zwillinge) Fr&uuml;hgeburten, IUWR, das Risiko des intrauterinen Fruchttods (IUFT) bei Termin&uuml;berschreitung, das bei &uuml;ber 40-J&auml;hrigen fast um das Dreifache erh&ouml;ht ist, Placenta praevia, intrapartale Uterusruptur bei Sectio sowie postpartale H&auml;morrhagie.<br /> Als internistische Komplikationen z&auml;hlt Surbek vor allem die (pr&auml;existente) arterielle sowie die Gestationshypertonie auf, (Pfropf-)Pr&auml;eklampsie, thromboembolische sowie kardiale Ereignisse und pr&auml;existenten bzw. Gestationsdiabetes. Um thromboembolische Komplikationen zu vermeiden, sollte eine Thrombophilie grossz&uuml;giger abgekl&auml;rt (famili&auml;re/genetische Faktoren) und die Prophylaxe grossz&uuml;gig indiziert werden. Thromboembolische Ereignisse und m&ouml;gliche Schwangerschaftskomplikationen sollten vermieden werden, beispielsweise durch die Gabe niedermolekularer Heparine w&auml;hrend der Schwangerschaft sowie sechs Wochen postpartal, ggf. plus ASS 100mg. Als Therapie sollte die Patientin niedermolekulare Heparine hoch dosiert erhalten, etwa in Form einer intraven&ouml;sen Heparinisierung.<br /> Auch die Gefahr eines Gestationsdiabetes steigt mit zunehmendem m&uuml;tterlichem Alter. Hier sind Di&auml;t (&Uuml;bergewicht abbauen), k&ouml;rperliche Bewegung sowie Insulin bei Bedarf (25 % ) wichtig, seitens der werdenden Mutter Blutzuckerselbstkontrollen, seitens des Arztes Ultraschallkontrollen (Wachstum, Fruchtwassermenge, Doppler). Bei vorbestehendem Diabetes sollte ein m&ouml;glichst niedriger HbA1c-Wert ohne Hypoglyk&auml;mien erreicht werden, da eine strikte glyk&auml;mische Kontrolle fetale Fehlbildungen reduziert.<br /> Zur Schwangerschaftsbetreuung insgesamt geh&ouml;ren Surbek zufolge eine Pr&auml;konzeptionsberatung, Screeningmassnahmen w&auml;hrend der Schwangerschaft, Fr&uuml;herkennung pathologischer Entwicklungen sowie eine Fr&uuml;hintervention zur Outcome- Verbesserung.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Leading Opinions_Gyn_1702_Weblinks_s25_tab1.jpg" alt="" width="1417" height="1045" /></p></p> <p class="article-quelle">Quelle: Vortrag von Prof. Daniel Surbek «Betreuung der schwangeren Frau ab 40», FOMF Update Refresher Gynäkologie, 15.–17. Mai, Zürich </p>
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