<p class="article-intro">Plazentationsstörungen kommen immer häufiger vor. Die tatsächlichen Gründe für das vermehrte Auftreten sowie für die Entstehung sind bis heute unklar. Erste Studienergebnisse zeigen nun, dass endometriale Stammzellen bei der Entstehung bzw. Verhinderung von Plazentationsstörungen eine Rolle spielen dürften.</p>
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<p class="article-content"><h2>Zielsetzung</h2> <p>Plazentationsstörungen sind ein zunehmendes Problem in der Geburtshilfe. Unter Plazenta accreta versteht man die pathologische Anhaftung der Plazenta an die Gebärmutter. Ursachen für Plazentationsstörungen sind Voroperationen am Uterus jeglicher Genese mit Verletzung des Endometriums. Einer der Gründe für die zunehmende Inzidenz ist höchstwahrscheinlich mit der steigenden Kaiserschnittrate zu erklären. Im Falle einer Plazentationsstörung ist die physiologische Trennung der Plazenta vom Uterus zum Zeitpunkt der Entbindung nicht möglich und kann zu schweren peripartalen Blutungen führen. Das Risiko einer Plazentationsstörung liegt nach einem Kaiserschnitt bei etwa 3 % und steigt bei Frauen mit ≥4 Kaiserschnitten auf bis zu 60 % .<sup>1</sup> Bis heute ist nicht klar, welche Pathomechanismen der Plazentainvasion zugrunde liegen. Es gibt nur wenige Arbeiten, die histologische und immunologische Parameter untersucht haben. Im Vordergrund scheinen das Fehlen einer funktionellen Dezidua sowie dysregulierte immunologische Reaktionen zu stehen, welche sekundär zu einer übermäßigen Trophoblastenproliferation führen und das Eindringen der Plazenta in die Gebärmutterwand ermöglichen.<sup>2</sup><br /> Stammzellen im Endometrium spielen eine wichtige Rolle bei der Regeneration des Endometriums im physiologischen Zyklus der Frau.<sup>3</sup> Im Rahmen der Schwangerschaft kommt es zur Dezidualisierung des Endometriums. Inwieweit sich endometriale Stammzellen im Rahmen der Dezidualisierung verändern bzw. bei Plazentationsstörungen eine Rolle spielen, ist unklar. Ziel unseres Projektes ist es, endometriale Stammzellen in der Schwangerschaft zu untersuchen um mögliche Zusammenhänge mit Plazentationsstörungen zu erfassen.</p> <h2>Methoden</h2> <p>Im Rahmen der Sectio werden Uterusproben im Bereich der Uterotomie von Frauen mit und ohne vorangegangene Gebärmutteroperation bzw. mit Plazentationsstörungen entnommen. Die Proben werden auf Trophoblasten-Invasionsmarker untersucht und endometriale Stammzelleneigenschaften mittels Zellkultur untersucht.</p> <h2>Ergebnisse</h2> <p>Die Analyse der ersten Proben zeigt, dass endometriale Stammzellen zum Zeitpunkt der Sectio trotz Dezidualisierung vorhanden sind. Die Anzahl der stromalen Zellen ist in allen Gruppen ähnlich mit einer gering erniedrigten Zahl bei Frauen mit MAP. Bei Frauen mit Plazentationsstörung lag allerdings der Prozentsatz von Stammzellen deutlich niedriger. Die Differenzierungskapazität zeigte keine signifikanten Unterschiede (Abbildung 1 zeigt die Differenzierung der endometrialen Stammzellen von Uterusgewebe zum Zeitpunkt der Sectio ohne Voroperationen), die Proliferationskapazität war bei Frauen mit Plazentationsstörungen im Gegensatz dazu deutlich erhöht. Die Ergebnisse der histologischen Auswertung bestätigen das Vorliegen von endometrialen Stammzellen in der Dezidua. Die Daten zur Analyse der Invasionsmarker liegen derzeit noch nicht vor.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Gyn_1904_Weblinks_jatros_gyn_1904_s14_abb1_ulrich.jpg" alt="" width="800" height="258" /></p> <h2>Fazit</h2> <p>Es gibt Hinweise, dass dysfunktionale oder eine veränderte Anzahl von endometrialen Stammzellen an der Entstehung bzw. Verhinderung von Plazentationsstörungen beteiligt sein könnten. Inwieweit diese Unterschiede die Reaktion oder die Ursache der Plazentationsstörungen sind, ist derzeit unklar. Weitere Untersuchungen sind notwendig, um diese Ergebnisse zu bestätigen.</p> <p><br />Erstpublikation in Gyn-Aktiv 4/19. Mit freundlicher Genehmigung von MedMedia Verlag.</p></p>
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<a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a>
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<p><strong>1</strong> Higgins MF et al.: Real increasing incidence of hysterectomy for placenta accreta following previous caesarean section. Eur J Obstet Gynecol Reprod Biol 2013; 171(1): 54-6 <strong>2</strong> Benirschke K et al.: Pathology of the human placenta. 5th ed., New York: Springer Verlag 2006 <strong>3</strong> Ulrich D et al.: Toward the use of endometrial and menstrual blood mesenchymal stem cells for cell-based therapies. Expert Opin Biol Ther 2013; 13(10)</p>
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