
©
Getty Images
Highlights der ÖGS-Jahrestagung 2018
Jatros
Autor:
Univ.-Prof. Priv.-Doz. Dr. Florentia Peintinger
Abteilung für Frauenheilkunde<br> LKH Hochsteiermark – Leoben<br> Institut für Pathologie<br> Medizinische Universität Graz<br> E-Mail: florentia.peintinger@medunigraz.at
30
Min. Lesezeit
27.12.2018
Weiterempfehlen
<p class="article-intro">Vom 27. bis 29. September 2018 fand die Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Senologie in Graz statt. Im Folgenden möchte ich Ihnen einen kurzen Überblick über die Highlights der Tagung geben.</p>
<hr />
<p class="article-content"><h2>Deeskalation der Therapiedauer mit Trastuzumab im (neo)adjuvanten Setting</h2> <p>In der Studie Short-Her<sup>1</sup> (n=627) wurde Trastuzumab im experimentellen Arm für 9 Wochen und in PERSEPHONE<sup>2</sup> (n=4088) für 6 Monate im Vergleich zum Standard von einem Jahr eingesetzt. Beide Non-Inferiority-Studien zeigten eine mit dem Standard vergleichbare Effektivität (HR DFS: 1,15; 95 % CI: 0,91–1,46; und HR DFS: 1,07; 95 % CI: 0,93–1,24) und weniger Toxizität. Gabriel Rinnerthaler (Universitätsklinik Salzburg) wies darauf hin, dass weitere Analysen bzw. Subgruppenanalysen im Laufen sind, sodass Trastuzumab für ein Jahr als Standard für Patientinnen mit Tumoren ≥5 (–10) mm oder positiven axillären Lymphknoten betrachtet wird.</p> <h2>Erweiterte adjuvante Therapie nach Trastuzumab</h2> <p>Rinnerthaler präsentierte den Tyrosinkinaseinhibitor Neratinib, der für das hormonrezeptorpositive und HER2-positive Mammakarzinom als erste orale erweiterte adjuvante Therapie für die Dauer von einem Jahr am 31.8.2018 eine EU-Zulassung erhielt. Die randomisierte Phase-III-Studie ExteNET<sup>3</sup> (n=2840) zeigte einen Unterschied von 4,4 % für die Rate der 5-Jahres-Überlebensfreiheit von invasiver Krankheit im Vergleich zum Placebo. Neratinib war unter anderem mit Diarrhö Grad 3/4 – 41 % versus 2 % – assoziiert.</p> <h2>Immuntherapie beim HER2- positiven Mammakarzinom</h2> <p>Einen alternativen Ansatz in der Therapie des frühen HER2-positiven Mammakarzinoms stellt die neue neoadjuvante Phase-II-Studie ABCSG 52 dar. In der randomisierten Studie wird Atezolizumab, ein monoklonaler IgG1-Anti-PDL- 1(„programmed death ligand“ 1)-Antikörper, zusätzlich zur dualen HER2-Blockade mit Pertuzumab und Trastuzumab untersucht, mit dem primären Endpunkt die Rate der pathologisch kompletten Remissionen zu evaluieren.</p> <h2>Behandlungsalgorithmus des metastasierten HR<sup>+</sup>/HER2<sup>–</sup>- Mammakarzinoms</h2> <p>In der First-Line-Therapie des hormonrezeptorpositiven Mammakarzinoms zeigte sich mit der rezenten Zulassung des dritten CDK4/6-Inhibitors Abemaciclib nach Palbociclib und Ribociclib ein vergleichbares progressionsfreies Intervall (28,2 Monate – 24,8 Monate – 25,3 Monate) in den Studien MONALEESA-2<sup>4</sup>, PALOMA-2<sup>5</sup> und MONARCH-3<sup>6</sup> im Vergleich zu einer Therapie mit einem Aromataseinhibitor. Daniel Egle (Universitätsklinik Innsbruck) präsentierte einen Behandlungsalgorithmus nach Metastasierung (Abb. 1).</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Onko_1807_Weblinks_s80_abb1.jpg" alt="" width="1455" height="829" /></p> <h2>Präventionsstudie bei BRCA1- Mutationsträgerinnen</h2> <p>Christian Singer (Medizinische Universität Wien) präsentierte die Phase-III-Studie BRCA-P (ABCSG-50). Geplant ist die prospektive doppelblinde 1:1-Randomisierung von 2918 Frauen mit einer BRCΑ1-Mutation im Alter von 25–55 Jahren, um den präventiven Effekt von Denosumab zu untersuchen (Abb. 2). Primärer Endpunkt ist die Evaluierung der Reduktion des Mammakarzinomrisikos (invasiv oder in situ). Digitale Tomosynthese Brust Ein interessanter Beitrag berichtet über den Stellenwert der digitalen Tomosynthese der Brust im Screening. In der Oslo Tomosynthesis Screening Trial (OTST) wurde im Rahmen des Screenings bei 24 301 Frauen sowohl eine digitale Mammografie als auch eine digitale Tomosynthese in einem Zeitrahmen von zwei Jahren durchgeführt. Verglichen mit 59 877 digitalen Mammografien konnten eine höhere Spezifität und eine signifikant häufigere Erkennung von Screening-detektierten Karzinomen gezeigt werden.<sup>7</sup> Martin Daniaux (Universitätsklinik Innsbruck) berichtete, dass die digitale Tomosynthese an der Universitätsklinik Innsbruck seit 2017 aufgrund der Vorteile in der Diagnostik, z.B. in Bezug auf die Morphologie einer Herdbildung und die Herddetektion bei ACR >2, unter Berücksichtigung der Kosten, der höheren Dosis und der längeren Rekonstruktionszeit in speziellen Situationen zusätzlich im Screening angewendet wird.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Onko_1807_Weblinks_s80_abb2.jpg" alt="" width="1455" height="806" /></p> <h2>Die Bedeutung der axillären Lymphknoten für die Eskalation und Deeskalation der systemischen Therapie</h2> <p>Die pathologisch komplette Remission wird als Surrogat für das Outcome nach neoadjuvanter systemischer Therapie betrachtet. Eine Reihe von prospektiven Studien zeigte eine Steigerung der Rate an pathologisch kompletten Remissionen beim HER2-positiven Mammakarzinom durch die duale Blockade mit Trastuzumab und Pertuzumab (Abb. 3).<br /> Thorsten Kühn (Klinikum Esslingen) diskutierte den Vorteil der dualen adjuvanten Therapie in der nodal-positiven Subgruppe der AMPHINITY-Studie<sup><sup>8 </sup></sup>Die Leitlinien der AGO Deutschland beinhalten die Komplettierung der Therapie mit Pertuzumab auf ein Jahr nach neoadjuvanter Therapie als Option beim nodal- positiven Mammakarzinom („level of evidence“ 2b).<br /> Kühn empfiehlt anhand der Daten aus der SENTINA-Studie<sup>9</sup> das axilläre Staging mittels Sentinelbiopsie bei klinisch nodalnegativer Axilla nach und nicht vor neoadjuvanter Therapie. Bei klinisch verdächtigen Lymphknoten kann vorab mit der „core needle biopsy“ (CNB) oder der „fine needle aspiration“ (FNA) der Nodalstatus bestimmt und damit die mögliche pCR nach Abschluss der Therapie festgestellt werden.<br /> Umgekehrt zeigte sich in der Phase-II-Studie ATP<sup>10</sup> ein ausgezeichnetes Outcome bei kleineren, nodal-negativen HER2-positiven Tumoren bei Deeskalation der Chemo/Antikörpertherapie (Rate des krankheitsfreien 7-Jahres-Überlebens: 93,3 % ; 95 % CI: 90,4–96,2).</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Onko_1807_Weblinks_s80_abb3.jpg" alt="" width="1457" height="1201" /></p> <h2>Selektive Deeskalation der Brustund Axillachirurgie nach neoadjuvanter Therapie</h2> <p>Sämtliche Untersuchungen in der Vergangenheit hatten als Studienziel die chirurgische Deeskalation nach neoadjuvanter Therapie basierend auf dem Tumoransprechen alleine, mit eingeschränktem Einsatz der Bildgebung oder ohne Berücksichtigung der molekularbiologischen Subtypen.<sup>11</sup> Henry Kuerer (MD Anderson Cancer Center, TX, USA) präsentierte die Studie MD Anderson PA 2014-1039 Feasibility Trial: Identification of breast cancer patients for potential avoidance of surgery, primärer Endpunkt „vacuum-assisted core biopsy“ (VACB) versus FNA und Kombination beider Methoden im Vergleich mit chirurgischer Exzision. Die Kombination aus VACB und FNA zeigte eine hohe Spezifität (100 % ) und Sensitivität (95 % ) und eine Falschnegativ- Rate von 5 % .<br /> „Targeted axillary dissection“ (TAD) zur Deeskalation der axillären Operation bei positiven Lymphknoten nach ultraschallgezielter Biopsie basiert auf folgender Hypothese: Die Identifizierung und Entfernung des geklippten bioptisch positiven Lymphknotens vor der neoadjuvanten Therapie verbessern die Genauigkeit der Sentinelbiopsie nach Abschluss der Therapie. Caudle et al zeigten in einem Update (SSO 2017), dass TAD bei n=176 und 28 % nodaler pCR eine Falsch-negativ- Rate von 2,4 % und eine Genauigkeit von 98 % aufwies.</p></p>
<p class="article-quelle">Quelle: Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Senologie
27.–29. September 2018, Graz
</p>
<p class="article-footer">
<a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a>
<div class="collapse" id="collapseLiteratur">
<p><strong>1</strong> Conte PF et al.: ASCO 2017 #501 <strong>2</strong> Earl HM et al.: ASCO 2018 #506 <strong>3</strong> Martin M et al.: Lancet Oncol 2017; 18(12): 1688-1700<strong> 4</strong> Goetz MP et al.: J Clin Oncol 2017; 35(32): 3638-3646 <strong>5</strong> Hortobagyi GN et al.: N Engl J Med 2016; 375(18): 1738-1748 <strong>6</strong> Finn RS et al.: N Engl J Med 2016; 375(20): 1925-1936 <strong>7</strong> Skaane P et al.: Breast Cancer Res Treat 2018; 169(3): 489-496 <strong>8</strong> von Minckwitz G et al.: N Engl J Med 2017; 377(2): 122-131<strong> 9</strong> Kuehn T et al.: Lancet Oncol 2013; 14(07): 609-618 <strong>10</strong> Tolaney et al.: ASCO 2017 #511 <strong>11</strong> van la Parra RF, Kuerer HM: Breast Cancer Res 2016; 18(1): 28 <strong>12</strong> Gianni L et al.: Lancet Oncol. 2012; 13(1): 25-32 <strong>13</strong> Ismael G et al.: Lancet Oncol. 2012;13(9): 869-78 <strong>14</strong> Gianni L et al.: Lancet Oncol. 2016;17(6):791-800 <strong>15</strong> Schneeweiss A et al.: Ann Oncol. 2013; 24(9): 2278-84 <strong>16</strong> Swain A et al.: SABCS 2016; Abstract P4-21-4 <strong>17</strong> Schneeweis et al.: ASCO 2017: Abstract 518 <strong>18</strong> Loibl S et al.: Ann Oncol. 2017; 28(3): 497-504 <strong>19</strong> van Ramerhorst S et al.: ASCO 2017; Abstract 207</p>
</div>
</p>