©

Gerinnungsdiagnostik bei der postpartalen Hämorrhagie

Die postpartale Hämorrhagie (PPH), gemäss WHO definiert als Blutverlust von mindestens 500 ml innerhalb von 24 Stunden nach der Entbindung, ist eine der Hauptursachen für schwere mütterliche Morbidität und Mortalität, sowohl in ressourcenschwachen Ländern als auch in industrialisierten Ländern.1,2

Die PPH verursacht weltweit etwa 30% der mütterlichen Todesfälle mit steigender Inzidenz.3 Neben der Mortalität ist auch eine Zunahme der schweren Morbidität infolge einer PPH weltweit zu beobachten, welche mit schweren Komplikationen für die Patientin verbunden sein kann (etwa Aufenthalt auf der Intensivstation mit assoziierten Problemen, Hysterektomie, Notwendigkeit von Bluttransfusionen etc.).4–6 Allgemein wird die zugrunde liegende Problematik unter den «4T» zusammengefasst: Tonus (Uterusatonie), Tissue (Plazentationsstörungen, Plazentarest, Plazentaretention), Trauma (Verletzungen von Uterus, Zervix, Vagina) und Thrombin (vorbestehende Gerinnungsstörungen). Dabei ist zu betonen, dass der letzte Punkt, also vorbestehende Gerinnungsstörungen («Thrombin»), nur sehr selten primär ursächlich für eine PPH ist. In einer grossen norwegischen Fall-Kontroll-Studie mit >43000 Frauen war eine vorbestehende Gerinnungsproblematik nur zu 0,8% tatsächlich ursächlich für eine schwere PPH, definiert als Blutverlust ≥1500ml oder Notwendigkeit einer Bluttransfusion aufgrund des Blutverlustes.7 Allerdings wird jede PPH, gleich welcher Ursache, früher oder später unweigerlich in eine erworbene Gerinnungsstörung münden.8 Oder um es anders zu formulieren: Das Fehlen einer vorbestehenden Koagulopathie schliesst das Entstehen einer erworbenen Koagulopathie nicht aus. Dazu kommt, dass die Antizipation einer schweren PPH trotz aller Anstrengungen weiterhin sehr schlecht gelingt. Tatsächlich präsentiert sich ein grosser Teil der Frauen, welche eine schwere PPH erleiden, ohne pränatal identifizierbare Risikofaktoren; umgekehrt werden 3% der Frauen, welche ohne pränatal bekannte Risikofaktoren in die Geburt gehen, einen postpartalen Blutverlust von mehr als 1000ml erleiden.3,9 Entsprechend diesen Beobachtungen waren in einer Studie am Universitätsspital Zürich unter Frauen im sogenannten Niedrigrisikokollektiv (geplante vaginale Geburt, Einlings-Schwangerschaft, keine vorbestehende Gerinnungsstörung) sämtliche ursächliche Gründe für das Eintreten einer schweren PPH erst nach der Geburt identifizierbar.10 Die oben genannten Sachverhalte erklären, warum jede Einrichtung, welche Frauen unter der Geburt betreut, bereit sein muss, zu jedem Zeitpunkt eine Diagnostik und ggf. Therapie von Gerinnungsstörungen anzubieten.

Vielen Dank für Ihr Interesse!

Einige Inhalte sind aufgrund rechtlicher Bestimmungen nur für registrierte Nutzer bzw. medizinisches Fachpersonal zugänglich.


Sie sind bereits registriert?
Loggen Sie sich mit Ihrem Universimed-Benutzerkonto ein:

Login

Sie sind noch nicht registriert?
Registrieren Sie sich jetzt kostenlos auf universimed.com und erhalten Sie Zugang zu allen Artikeln, bewerten Sie Inhalte und speichern Sie interessante Beiträge in Ihrem persönlichen Bereich zum späteren Lesen. Ihre Registrierung ist für alle Unversimed-Portale gültig. (inkl. allgemeineplus.at & med-Diplom.at)

Registrieren

Back to top