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Erste nicht invasive Präimplantationsdiagnostik in Wien gelungen
Jatros
Autor:
W. Feichtinger, Wien
Quelle: Wunschbabyinstitut (WIF)
30
Min. Lesezeit
14.05.2015
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<p class="article-intro">Der österreichische Retortenbaby-Pionier Univ.-Prof. Dr. Wilfried Feichtinger hat sich schon mehrmals durch seine Pionierleistungen internationales Ansehen verschafft: Österreich war 1981 durch Feichtinger das 6. Land der Welt, wo ein „Retortenbaby“ gelungen ist, in den 80er-Jahren revolutionierte und vereinfachte Feichtinger die Sterilitätsbehandlung durch die Entwicklung der ultraschallgelenkten Eibläschenpunktion, in den 90er-Jahren entwickelte er einen Laser zur Anwendung unter dem Mikroskop und 2005 erfolgte die erste Präimplantationsdiagnostik an den Polkörpern der Eizelle in Österreich.</p>
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<p class="article-content"><h2>Neue bahnbrechende Errungenschaft</h2> <p>Feichtinger und seinem Team gelang an seinem Wunschbaby Institut (WIF) in Wien Hietzing erstmals eine Prä­implantationsdiagnostik aus der Kulturflüssigkeit einer sich entwickelnden befruchteten Eizelle.</p> <p>Im Zuge ihrer IVF-Behandlung wurde bei einer Patientin eine Polkörperdiagnostik zur genetischen Abklärung ihrer Eizelle durchgeführt. Hierbei handelt es sich um eine gesetzlich erlaubte Variante der Präimplantationsdiagnostik (PID), wie sie am WIF schon seit 10 Jahren gemacht wird. Während auf das Ergebnis der Polkörperdiagnostik gewartet wurde, entwickelte sich diese Eizelle zur sogenannten Blastozyste (Abb. 1). Das Ergebnis der Polkörperdiagnostik ergab eine Monosomie am Chromosom 12 und eine Trisomie am Chromosom 21, weshalb kein Transfer mit dieser Blastozyste stattfinden konnte, denn sie wäre durch ihre Ano­malie auf dem 12. Chromosom in der Folge nicht überlebensfähig gewesen.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2015_Jatros_Gyn_1502_Weblinks_Seite15_1.jpg" alt="" width="294" height="396" /></p> <p>Feichtinger und sein Team kamen nun auf die sensationelle Idee, den Tropfen Kulturmedium, in dem sich der Embryo zuletzt befand, genetisch untersuchen zu lassen: „Zu unserer Überraschung ließ sich genetisches Material aus der Kulturflüssigkeit amplifizieren und wir haben dann die Probe an einem hochqualifizierten Spezial­labor mittels der CGH-Array-Methode analysieren lassen. Zu unserer Begeisterung erhielten wir dasselbe Ergebnis, wie schon aus den Polkörpern (Monosomie 12 und Trisomie 21), womit der Beweis erbracht war, dass eine komplette und korrekte Chromosomenan­alyse im Sinne einer Präimplantationsdiagnostik sogar aus dem Kulturmedium möglich ist“, freut sich Feichtinger. Dies deutet darauf hin, dass man in Zukunft die PID vielleicht ausschließlich aus der Nährlösung wird machen können, ohne den Embryo überhaupt anzurühren.</p> <h2>Interaktion des frühen Embryos mit Umgebungsflüssigkeit</h2> <p>„Aus früheren Forschungen („Pro­teomics“) weiß man, dass es im Blas­tozystenstadium zu einer aktiven und intensiven Interaktion des frühen Embryos mit seiner Umgebungsflüssigkeit kommt. So findet man zum Beispiel verschiedene Proteine und sonstige Substanzen, die von der Blastozyste ausgeschieden werden. Im Zuge dessen kann es durchaus sein, dass auch Zellbestandteile, die Chromosomenstücke enthalten, in die Flüssigkeit gelangen“, erklärt Feichtinger. „Überdies ist die Hülle nicht dicht. Sie weist durch die künstliche Befruchtung und andere Prozeduren verschiedene Öffnungen auf, durch die auch Zellen und Zellbestandteile samt Chromosomen nach außen gelangen können.“</p></p>
<p class="article-quelle">Quelle: Wunschbabyinstitut (WIF)
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