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Neue Substanzen erobern die Therapielandschaft

<p class="article-intro">Am diesjährigen ECCO-Kongress wurden einige Substanzen präsentiert, die entweder rezent zugelassen worden sind, wie Ustekinumab bei Morbus Crohn (MC), oder für die in Phase-III-Studien die Ergebnisse aus Phase-II-Studien weiter untermauert werden konnten. Insgesamt ist zu konstatieren, dass auch bei Patienten, bei denen eine vorangegangene Behandlung mit TNF-α-Inhibitoren versagt hat, beeindruckende Ergebnisse erzielt werden können.</p> <hr /> <p class="article-content"><h2>Tofacitinib</h2> <p>Tofacitinib (Tofa) ist ein oraler JAK-Inhibitor, f&uuml;r den mittlerweile sowohl bei MC als auch bei Colitis ulcerosa (CU) Ergebnisse aus Phase-III-Studien vorliegen. In den Induktionsstudien OCTAVE 1 und 2 bei Patienten mit moderater bis schwerer CU wurde eine signifikante &Uuml;berlegenheit von Tofa hinsichtlich des Erreichens einer Remission und einer Mukosaheilung gegen&uuml;ber Placebo nachgewiesen.<sup>1</sup> Am diesj&auml;hrigen ECCO-Kongress pr&auml;sentierte Assoc. Prof. Juli&aacute;n Pan&eacute;s, University &shy;Hospital Cl&iacute;nic de Barcelona, die Ergebnisse der 52-w&ouml;chigen Maintenancestudie OCTAVE Sustain. In dieser Studie wurde Tofa (5 bzw. 10mg, 2x t&auml;glich [BID]) vs. Placebo bei Patienten untersucht, die in den OCTAVE-Induktionsstudien ein Ansprechen gezeigt hatten. Der prim&auml;re Endpunkt (EP), der Nachweis einer klinischen Remission (CR) in Woche 52, wurde unter beiden Dosierungen der Pr&uuml;fsubstanz in signifikant h&ouml;herem Ausma&szlig; verzeichnet als unter Placebo (34,3 bzw. 40,6 vs. 11,1 % ; p&lt;0,001). Analog dazu war der Anteil an Patienten, bei denen in Woche 52 eine Mukosaheilung (wesentlicher &shy;sekund&auml;rer EP) vorlag, in beiden Tofa-Armen gr&ouml;&szlig;er (37,4 bzw. 45,7 vs. 13,1 % ; p&lt;0,001) und auch die Rate an anhal&shy;tender steroidfreier Remission war zu &shy;beiden Messzeitpunkten (Woche 24 und 52) h&ouml;her (35,4 bzw. 47,3 vs. 5,1 % ; p&lt;0,001).</p> <p>Insgesamt wurden keine neuen Nebenwirkungen (AE) dokumentiert. Die Rate an Infektionen war unter Tofa h&ouml;her als unter Placebo, schwerwiegende AE wurden jedoch in allen drei Gruppen in vergleichbarem Ausma&szlig; beobachtet. Das Auftreten von Herpes zoster d&uuml;rfte dosisabh&auml;ngig sein und betraf in der 5mg-Gruppe 3 und in der 10mg-Gruppe 10 Patienten.</p> <p>In einer anderen Session stellte Pan&eacute;s die Ergebnisse zur Untersuchung der Langzeitgabe von Tofa bei MC vor. F&uuml;r diese 48 Wochen dauernde offene Studie konnten Patienten rekrutiert werden, die die Phase-&shy;IIb-Maintenancestudie (NCT01393899) entweder abgeschlossen oder aufgrund von Therapieversagen abgebrochen hatten.</p> <p>Patienten, die sich bei Studienbeginn nicht in Remission befanden, wurden automatisch der Gruppe mit 10mg-Dosierung BID zugeordnet. Dementsprechend befanden sich in diesem Pr&uuml;farm mehr Patienten mit einem h&ouml;heren CDAI-Score und h&ouml;heren CRP- und FCP(f&auml;kales Calprotec&shy;tin)-Spiegeln bei Studieneinschluss. Die Rate an Studienabbrechern war unter der 10mg-Dosierung h&ouml;her (27 vs. 6 Patienten), was nicht zuletzt auf das teils insuffiziente Ansprechen in diesem Patientenkollektiv zur&uuml;ckzuf&uuml;hren ist. Dennoch wurde in dieser Gruppe in Woche 48 eine CR-Rate von immerhin 55,6 % verzeichnet. Das entsprechende Ergebnis betrug in der Gruppe unter 5mg BID 87,9 % (Abb. 1).</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Infekt_1702_Weblinks_s7.jpg" alt="" width="1417" height="958" /></p> <h2>Etrolizumab &ndash; rasche Besserung von Symptomen und Biomarkerwerten</h2> <p>Bei Etrolizumab (Etro) handelt es sich um einen humanisierten monoklonalen Antik&ouml;rper, der auf selektive Weise an die &beta;7-Untereinheit der heterodimeren Integrine &alpha;4&beta;7 und &alpha;E&beta;7 bindet.</p> <p>Die ermutigenden Ergebnisse der Phase-II-Studie EUCALYPTUS<sup>2</sup> mit CU-Patienten, bei denen die konventionelle Therapie versagt hatte, gaben Anlass zur weiteren Pr&uuml;fung dieser subkutan zu applizierenden Substanz. Die pr&auml;limin&auml;ren Ergebnisse der Phase-III-Studie HICKORY wurden am ECCO-Kongress von Prof. Dr. Laurent Peyrin-Biroulet, Universit&eacute; de Lorraine, Vandoevre-l&egrave;s-Nancy, Frankreich, pr&auml;sentiert: In HICKORY wird Etro an Patienten mit moderater bis schwerer CU (klinischer Mayo-Score [MCS]: 6&ndash;12) und einem vorangegangen TNF-Versagen in zwei Kohorten untersucht: In Kohorte 1 (n=130 Patienten) erfolgt in der Induktionsphase die Verabreichung im offenen Design (105mg alle 4 Wochen [q4w]). Die Patienten in Kohorte 2 werden zu Baseline in einer 4:1-Ratio in den Etro- (105mg q4w) bzw. Placebo-Arm randomisiert. Alle Patienten aus Kohorte 1 und 2, die am Ende der 14-w&ouml;chigen Induktionsphase eine Response aufweisen, werden zur Fortsetzung 1:1 zur Etro-Therapie bzw. zum Erhalt von Placebo im Rahmen der 52-w&ouml;chigen Maintenancephase randomisiert. Relevant ist, dass bei Studieneinschluss 48 % der Patienten einen MCS &ge;10 und immerhin 80 % einen endoskopischen Mayo-Subscore von 3 aufwiesen. 45 % waren sogar mit 2 TNF&alpha;-Inhibitoren vorbehandelt.</p> <p>In der offenen Kohorte wurde nach 14 Wochen eine Evaluierung hinsichtlich der von den Patienten angegebenen Symptom&shy;scores (Stuhlfrequenz [SF], rektale Blutun&shy;gen [RB]) und der inflammatorischen Biomarker durchgef&uuml;hrt: Aus den Ergebnissen geht hervor, dass unter Etro eine rasche Abnahme der SF- und ein noch steilerer Abfall der RB-Scores erzielt wurden. Die von den Patienten angegebene Sym&shy;ptomverbesserung war unabh&auml;ngig vom Erkrankungsausma&szlig; und auch unabh&auml;ngig von der Anzahl der vorangegangenen Anti-TNF-Therapien. &bdquo;Bei einem Drittel der Patienten wurde bereits in Woche 3 eine SF- und RB-Remission festgestellt, und die Zahl nahm bis zu Woche 14 kontinuierlich zu&ldquo;, berichtete Peyrin-Biroulet, der diese Ergebnisse als beeindruckend beurteilte. Die FCP-Spiegel nahmen in der gesamten Kohorte um 58 % ab; allerdings fiel die Reduktion bei Patienten, die keine Remission erreicht hatten, deutlich geringer aus (&ndash;41 % ) als bei Patienten mit Vorliegen einer SF- bzw. RB-Remission (&ndash;84 % bzw. &ndash;70 % ). Analog dazu fielen auch die CRP-Werte im Gesamtkollektiv um 46 % und bei Vorliegen einer SF- bzw. RB-Remission um 71 % bzw. 60 % .</p> <p>In die placebokontrollierte Induktionskohorte von HICKORY werden jedoch immer noch Patienten eingeschlossen und die finalen Studienergebnisse werden mit Spannung erwartet.</p> <h2>IL-23- und IL-12-Pathway am Beispiel von Ustekinumab</h2> <p>Bereits in den 1990er-Jahren wurde herausgefunden, dass Interleukin(IL)-12 eine relevante Rolle in der Pathogenese von zahlreichen immunmediierten Erkrankungen spielt, was die Entwicklung von zielgerichteten Substanzen vorangetrieben hat. Ustekinumab (Uste) ist einer der ersten Antik&ouml;rper, die spezifisch an die Untereinheit p40 von IL-12 binden. Interessant ist jedoch, dass auch IL-23 diese Untereinheit enth&auml;lt, sodass Uste auch modulierend auf IL-23 einwirkt. Inzwischen ist belegt, dass IL-12/23p40 eine Schl&uuml;sselrolle bei chronisch-entz&uuml;ndlichen Erkrankungen wie Psoriasis und CED spielt.<sup>3</sup></p> <p>Bereits in einer Subgruppenanalyse einer Phase-II-Studie wurde speziell bei jenen MC-Patienten, die Non-Responder auf Infliximab waren, ein besonders gutes Ansprechen gezeigt (43 % bzw. 53 % in Woche 8).<sup>4</sup> Die Effektivit&auml;t nach TNF-Versagen wurde in der Dosisfindungsstudie CERTIFI (1, 3 bzw. 6mg/kg K&ouml;rpergewicht i.v. vs. Placebo i.v.) best&auml;tigt. Die Raten an klinischer Response in Woche 6 (prim&auml;rer EP) betrugen 36,6 bzw. 34,1 bzw. 39,7 % vs. 23,5 % in der Placebogruppe (p=0,0005 bei Vergleich mit der 6mg-Gruppe). Im Anschluss wurden Patienten mit dem Nachweis einer Response erneut zum Erhalt von Uste s.c. (90mg in den Wochen 8 und 16) bzw. Placebo randomisiert. Die Erhaltungstherapie mit Uste f&uuml;hrte zu CR-Raten von 41,7 vs. 27,4 % (p=0,003) und Responseraten von 69,4 vs. 42,5 % (p&lt;0,001) in Woche 22, wobei die Kurven per Messung ab Woche 12 im Pr&uuml;farm kontinuierlich aufrecht blieben, unter Placebo jedoch rasch abfielen.<sup>5</sup></p> <p>Die Ergebnisse des Phase-III-Programms UNITI<sup>6</sup> (UNITI-1 und -2, gefolgt von der Maintenancestudie IM-UNITI) f&uuml;hrte schlie&szlig;lich zur Zulassung von Uste in der Indikation MC f&uuml;r Patienten, die auf eine konventionelle Therapie oder einen der TNF&alpha;-Antagonisten unzureichend angesprochen haben oder f&uuml;r eine Anti-TNF-Therapie nicht infrage kommen.<sup>7</sup></p> <h2>Neue Substanzen in klinischer Entwicklung</h2> <p>Gegenw&auml;rtig gibt es Bestrebungen, auch nachgeschaltete Molek&uuml;le im IL-12- und IL-23-Pathway zu blockieren. So geben Ergebnisse einer Phase-II-Studie zur Inhibition von p19, der zweiten Untereinheit von IL-23, Anlass zur Hoffnung, dass der Antik&ouml;rper Risankizumab erfolgreich Einzug in die Klinik finden k&ouml;nnte: Risankizumab f&uuml;hrte in der 600mg-Dosierung zu einer CR-Rate von 36,6 % . Dabei muss betont werden, dass 94 % der Patienten TNF-vorbehandelt waren und von diesen bis zu 59 % &lt;2 TNF-Inhibitoren erhalten hatten. Erw&auml;hnenswert ist auch, dass unter Risankizumab weniger schwerwiegende AE aufgetreten sind als im Placeboarm.<sup>8</sup></p> <p>Quelle:</p> <p>12. Kongress der European Crohn&rsquo;s and Colitis Organisation (ECCO), 15.&ndash;18. Februar 2017, Barcelona</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Sandborn WJ et al: Eldelumab [anti-IP-10] induction therapy for ulcerative colitis: a randomised, placebo-controlled, phase 2b study. J Crohns Colitis 2016; 10: 418-28 <strong>2</strong> Vermeire S et al: Etrolizumab as induction therapy for ulcerative colitis: a randomised, controlled, phase 2 trial. Lancet 2014; 384; 309-18 <strong>3</strong> Benson JM et al: Therapeutic targeting of the &shy;IL-12/23 pathways: generation and characterization of &shy;ustekinumab. Nature Biotechnol 2011; 29: 615-24 <strong>4</strong> Sandborn WJ et al; Ustekinumab Crohn's Disease Study Group: A randomized trial of Ustekinumab, a human interleukin-12/23 monoclonal antibody, in patients with moderate-&shy;to-severe Crohn's disease. Gastroenterology 2008; 135: 1130-41 <strong>5</strong> Sandborn WJ et al; CERTIFI Study Group: Ustekinumab induction and maintenance therapy in refractory Crohn's disease. N Engl J Med 2012; 367: 1519-28 <strong>6</strong> Feagan B et al; UNITI&ndash;IM-UNITI Study Group: Ustekinumab as induction and maintenance therapy for crohn&rsquo;s disease. N Engl J Med 2016; 375: 1946-60 <strong>7</strong> Fachinformation Ustekinumab, Stand: November 2016 <strong>8</strong> Feagan BG et al: DDW 2016; &shy;Abstract #768</p> </div> </p>
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