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Innovationen in der Behandlung von IBD-Patienten

<p class="article-intro">Nach wie vor erreichen viele Patienten mit Morbus Crohn und Colitis ulcerosa nur eine unzureichende Kontrolle ihrer Erkrankung. LEADING OPINIONS sprach mit Prof. Dr. med. Stephan Vavricka, Zürich, über «unmet needs» in der Versorgung dieser Patienten und über neue Therapieoptionen.</p> <hr /> <p class="article-content"><p><strong>Wo sehen Sie aktuell die gr&ouml;ssten &laquo;unmet needs&raquo; in der Behandlung von Patienten mit chronisch-entz&uuml;ndlichen Darmerkrankungen (&laquo;inflammatory bowel disease&raquo;, IBD)?</strong><br /> <strong>S. Vavricka:</strong> Der gr&ouml;sste &laquo;unmet need&raquo;, den es in der medizinischen Betreuung von IBD-Patienten gibt, besteht in der effektiven Behandlung der Biologika-Versager. Das sind Patienten mit persistierenden Erkrankungen, denen bereits alle TNF-&alpha;-Antik&ouml;rper verschrieben wurden, wahrscheinlich auch schon der erste zugelassene Antiintegrin- Antik&ouml;rper, Vedolizumab, und die auf alle angebotenen Therapien nicht oder nur ungen&uuml;gend angesprochen haben.<br /> Der zweitgr&ouml;sste &laquo;unmet need&raquo; in der medizinischen Versorgung ist die Behandlung von Patienten mit einem komplizierten Verlauf eines Morbus Crohn, wie z.B. Patienten mit Fisteln.</p> <p><strong>Speziell bei Morbus Crohn ist bekannt, dass eine mangelnde Kontrolle der Erkrankung das Risiko f&uuml;r eine notwendige chirurgische Resektion im weiteren Verlauf dramatisch erh&ouml;ht. Eine populationsbasierte Kohortenstudie aus D&auml;nemark zeigte etwa, dass die Resektionsrate hier nach 5 Jahren Erkrankung noch immer bis zu 20 % betr&auml;gt.<sup>1</sup> Decken sich diese Beobachtungen mit Ihren Erfahrungen?</strong><br /> <strong>S. Vavricka:</strong> Diese Daten sind mit unseren Erfahrungen vergleichbar. Man muss leider nach wie vor damit rechnen, dass der &uuml;berwiegende Teil der Patienten nach 30 Jahren Krankheitsdauer bereits mindestens eine Operation hinter sich hat.</p> <p><strong>Seit Juni 2017 ist mit Ustekinumab (Stelara<sup>&copy;</sup>) der erste Interleukin-Inhibitor zur Behandlung von Patienten mit Morbus Crohn in der Schweiz zugelassen. Welche Patienten werden von der neuen Therapieoption profitieren? Haben Sie bereits Patienten damit behandelt?</strong><br /> <strong>S. Vavricka:</strong> Am Z&uuml;rcher Triemlispital haben wir bereits einige Patienten mit Ustekinumab behandelt, mit guten Resultaten in der oben angesprochenen Gruppe: Patienten, die ein unzureichendes Ansprechen auf den ersten, zweiten, dritten TNF-&alpha;-Antik&ouml;rper und auf Vedolizumab gezeigt haben.<br /> Die Kosten&uuml;bernahme erfolgt f&uuml;r Patienten mit einem mittelschweren bis schweren Morbus Crohn, die auf eine konventionelle Therapie, bestehend aus Kortikosteroiden und Immunsuppressiva, oder die Behandlung mit einem TNF-&alpha;-Antagonisten ungen&uuml;gend angesprochen haben bzw. bei denen diese Therapien kontraindiziert sind. Das bedeutet, man kann es gegebenenfalls bei einem Patienten nach einer unzureichenden Immunsuppressionstherapie einsetzen oder auch als Alternative zur Gabe eines TNF-&alpha;-Antik&ouml;rpers.</p> <p><strong>Was ist charakteristisch f&uuml;r den neuen Therapieansatz und welche Erfahrungswerte gibt es hierzu aus den publizierten Studiendaten?</strong><br /> <strong>S. Vavricka:</strong> Bei Ustekinumab handelt es sich um einen monoklonalen Antik&ouml;rper, der als Inhibitor der Interleukine 12 und 23 fungiert und somit auf zellul&auml;rer Ebene statt nur auf humoraler Ebene ansetzt.<br /> Aus den Zulassungsstudien ist bekannt, dass ein relativ rasches Therapieansprechen zu erwarten ist. Bei Biologika- Versagern sprach etwa ein Drittel der Patienten auf eine einmalige Gabe an, bei Patienten ohne ausreichende Krankheitskontrolle unter einer konventionellen Therapie war es etwa die H&auml;lfte. In der Erhaltungsstudie, die &uuml;ber ein Jahr fortgesetzt wurde, erreichte etwa die H&auml;lfte der Patienten mit einem initialen Therapieansprechen eine Remission, die als CDAI-Score &lt;150 definiert war.<sup>2</sup></p> <p><strong>Wie gestaltet sich das Sicherheitsprofil von Ustekinumab und welche Nebenwirkungen wurden beobachtet?</strong><br /> <strong>S. Vavricka:</strong> Meines Wissens nach hat in den Zulassungsstudien ein Patient unter Ustekinumab ein Basalzellkarzinom entwickelt. Weitere Todesf&auml;lle traten allerdings nicht auf, opportunistische Infektionen oder andere Komplikationen wurden nur wenige beobachtet. Um seltene Nebenwirkungen zu erfassen, braucht es allerdings noch gr&ouml;ssere Studien mit l&auml;ngerer Studiendauer.</p> <p><strong>Vielen Dank f&uuml;r das Gespr&auml;ch!</strong></p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Rungoe C et al.: Gut 2014; 63: 1607-16 <strong>2</strong> Feagan B et al.: N Engl J Med 2016; 375: 1946-60</p> </div> </p>
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