<p class="article-intro">Fatigue ist bei Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen häufig und belastend und sollte daher bei allen Patienten mittels Screening erhoben werden. Die Interventionsmöglichkeiten sind aktuell in erster Linie psychosozialer Natur.</p>
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<p class="article-content"><p>Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) leiden nicht nur unter gastrointestinalen Beschwerden. Eines ihrer belastendsten Symptome kann Fatigue sein, wie Prof. Dr. Axel Dignaß, Chefarzt der Medizinischen Klinik I des Agaplesion-Markus-Krankenhauses in Frankfurt am Main, ausführt. Fatigue wird streng genommen als Komorbidität gewertet, steht aber in direktem Zusammenhang mit der Pathophysiologie der Erkrankungen und kann die Lebensqualität und Produktivität der Betroffenen erheblich einschränken.<br /> Fatigue ist charakterisiert durch Schwierigkeiten, Aktivitäten zu beginnen (subjektives Gefühl der Schwäche) oder aufrechtzuerhalten (leichte Ermüdbarkeit). Darüber hinaus bestehen Probleme mit der Konzentration. Fatigue kann akut (bis zu einem Monat), subakut (zwischen einem und sechs Monaten) sowie chronisch (mehr als sechs Monate) auftreten. Fatigue im Zusammenhang mit CED ist typischerweise chronisch und nicht spontan reversibel. Die Prävalenz bei Patienten mit CED wird, je nach Definition und Methode der Erhebung, sehr unterschiedlich angegeben. Jedenfalls ist sie hoch und bewegt sich auch bei Patienten in Remission – je nach Studie – zwischen 15 und 50 % .<sup>1</sup><br /> Die Genese der Fatigue bei Patienten mit CED ist multifaktoriell. Dignaß nennt als ursächliche Faktoren unter anderem die systemische Inflammation, Veränderungen des Mikrobioms, ungünstige Ernährung, Anämie und gastrointestinale Symptome. Des Weiteren führt Fatigue zu eingeschränkter körperlicher Aktivität, Angst und Depression, die dann ihrerseits im Sinne eines Circulus vitiosus die Fatigue verstärken.<sup>2</sup> Einen wenig verstandenen Faktor stellt dabei die bidirektionale Kommunikation zwischen dem Darmmikrobiom und dem Gehirn dar.<sup>3</sup></p>
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<p class="article-intro">Fatigue ist bei Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen häufig und belastend und sollte daher bei allen Patienten mittels Screening erhoben werden. Die Interventionsmöglichkeiten sind aktuell in erster Linie psychosozialer Natur.</p>
<hr />
<p class="article-content"><p>Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) leiden nicht nur unter gastrointestinalen Beschwerden. Eines ihrer belastendsten Symptome kann Fatigue sein, wie Prof. Dr. Axel Dignaß, Chefarzt der Medizinischen Klinik I des Agaplesion-Markus-Krankenhauses in Frankfurt am Main, ausführt. Fatigue wird streng genommen als Komorbidität gewertet, steht aber in direktem Zusammenhang mit der Pathophysiologie der Erkrankungen und kann die Lebensqualität und Produktivität der Betroffenen erheblich einschränken.<br /> Fatigue ist charakterisiert durch Schwierigkeiten, Aktivitäten zu beginnen (subjektives Gefühl der Schwäche) oder aufrechtzuerhalten (leichte Ermüdbarkeit). Darüber hinaus bestehen Probleme mit der Konzentration. Fatigue kann akut (bis zu einem Monat), subakut (zwischen einem und sechs Monaten) sowie chronisch (mehr als sechs Monate) auftreten. Fatigue im Zusammenhang mit CED ist typischerweise chronisch und nicht spontan reversibel. Die Prävalenz bei Patienten mit CED wird, je nach Definition und Methode der Erhebung, sehr unterschiedlich angegeben. Jedenfalls ist sie hoch und bewegt sich auch bei Patienten in Remission – je nach Studie – zwischen 15 und 50 % .<sup>1</sup><br /> Die Genese der Fatigue bei Patienten mit CED ist multifaktoriell. Dignaß nennt als ursächliche Faktoren unter anderem die systemische Inflammation, Veränderungen des Mikrobioms, ungünstige Ernährung, Anämie und gastrointestinale Symptome. Des Weiteren führt Fatigue zu eingeschränkter körperlicher Aktivität, Angst und Depression, die dann ihrerseits im Sinne eines Circulus vitiosus die Fatigue verstärken.<sup>2</sup> Einen wenig verstandenen Faktor stellt dabei die bidirektionale Kommunikation zwischen dem Darmmikrobiom und dem Gehirn dar.<sup>3</sup></p> <h2>Screening und Assessment möglicher Ursachen essenziell</h2> <p>Das Management der Fatigue sollte grundsätzlich interdisziplinär erfolgen. Zunächst sollten CED-Patienten auf Fatigue gescreent und die Symptomatik sollte detailliert erfragt werden. Darauf aufbauend sollten allgemeine und spezielle Maßnahmen zur Behandlung der Fatigue zum Einsatz kommen und deren Erfolge anschließend evaluiert werden.<sup>4</sup> Für das Screening wird der Einsatz der Visual Analogue Scale (VAS) empfohlen. Werte zwischen 0 und 3 werden als leichte Fatigue eingestuft und erfordern oft lediglich Lifestyle-Beratung. Bei Werten ab 4 sind gezieltere Interventionen indiziert. Über die VAS hinaus wurden verschiedene spezifische Fragebögen und Scores zur Quantifizierung der Fatigue bei CED vorgeschlagen. Es gibt keinen Konsensus, welchen der Vorzug zu geben sei.<br /> In jedem Fall ist ein Assessment möglicher ursächlicher Faktoren erforderlich. Dies inkludiert Entzündung, Schmerz, Schlafstörungen, Anämie und emotionale Belastung. Erforderlich ist nicht zuletzt auch eine Überprüfung der Krankheitsaktivität, da eine aktive entzündliche Darmerkrankung stärker mit Fatigue assoziiert ist als eine CED in Remission.<sup>5</sup> Weiters sollten die Plasmaspiegel wichtiger Mineralien, Spurenelemente und Vitamine bestimmt werden. Auch an Alkohol- oder Drogenkonsum sowie Medikamentennebenwirkungen ist zu denken.<br /> An erster Stelle im Management der Fatigue stehen allgemeine Maßnahmen. Der Patient soll lernen, seinen Tag zu planen und entsprechend seinen Möglichkeiten Prioritäten zu setzen. Die Akzeptanz seines Zustandes durch die Angehörigen ist CEDPatienten dabei sehr wichtig, so Dignaß. An erster Stelle bei den Interventionen steht vermehrte körperliche Aktivität und – wenn möglich – Training. Generell konnte eine Verbesserung der Lebensqualität von CED-Patienten durch mehr Aktivität mittlerweile auch in Studien demonstriert werden.<sup>6</sup> Psychosziale Interventionen und lösungsorientierte Psychotherapie<sup>7</sup> können ebenfalls erforderlich und hilfreich sein. Medikamentöse Therapieoptionen gibt es aktuell nicht. Mehrere Ansätze werden jedoch bei unterschiedlichen Grunderkrankungen in Studien untersucht. So laufen bei onkologischen Patienten Studien mit dem Psychostimulans Methylphenidat in Kombination mit Dexamethason. Eine Pilotstudie zeigte Erfolge mit hoch dosiertem Thiamin bei Patienten nach Schlaganfall. Bei Patienten mit hoher Entzündungslast konnte eine günstige Wirkung von TNF-Antikörper auf die Fatigue gezeigt werden.</p></p>
<p class="article-quelle">Quelle: Scientific Session 4: „IBD out of the gut“, 15. Kongress der
European Crohn’s and Colitis Organisation (ECCO), 13. Februar,
Wien
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<a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a>
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<p><strong>1</strong> Borren NZ et al.: Nat Rev Gastroenterol Hepatol 2019; 16(4): 247-259 <strong>2</strong> Hindryckx P et al.: Clin Rev Allergy Immunol 2018; 55(3): 368-378 <strong>3</strong> Borren NZ et al.: Nat Rev Gastroenterol Hepatol 2019; 16(4): 247-259 <strong>4</strong> Kreijne JE et al.: J Crohns Colitis 2016; 10(1): 105-11 <strong>5</strong> Bager P et al.: Aliment Pharmacol Ther 2012; 35(1): 133-41 <strong>6</strong> Seeger WA et al.: Presented at ECCO 2020, Poster P363 <strong>7</strong> Vogelaar L et al.: Gut 2014; 63(6): 911-8 <strong>8</strong> Loftus EV et al.: Am J Gastroenterol 2008; 103(12): 3132-41</p>
</div>
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