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ÖGGH-AG

Aktuelles aus der Arbeitsgruppe für Infektiologie und Mikrobiom

<p class="article-intro">Die Arbeitsgruppe (AG) für Infektiologie und Mikrobiom der Österreichischen Gesellschaft für Gastroenterologie und Hepatologie (ÖGGH) stellt sich vor.</p> <hr /> <p class="article-content"><p><em><strong>Mit welchen Aufgabengebieten befasst sich die AG f&uuml;r Infektiologie und Mikrobiom im Allgemeinen? </strong></em><br /><em><strong>P. Kump:</strong></em> Die Arbeitsgruppe befasst sich einerseits mit aktuellen Themen der gastroenterologischen Infektiologie, Antibiotikaresistenzen in &Ouml;sterreich und der Adaptierung von Therapieempfehlungen. Andererseits ist das intestinale Mikrobiom, das per se ja nicht pathogen ist, ein neuer wichtiger Themenschwerpunkt der Arbeitsgruppe. Viele intestinale, aber auch extraintestinale Erkrankungen werden mit Ver&auml;nderungen des intestinalen Mikrobioms in Zusammenhang gebracht.</p> <p><em><strong>Welche konkreten Vorhaben/Ziele haben Sie sich f&uuml;r die aktuelle Vereinsperiode gesetzt? </strong></em><br /><em><strong>P. Kump:</strong></em> Die von der Arbeitsgruppe im Jahr 2018 publizierte multizentrische Studie zur Antibiotika-Resistenzlage von Helicobacter pylori in &Ouml;sterreich war Ausl&ouml;ser f&uuml;r die Erstellung neuer Therapieempfehlungen. Ein Gremium aus 13 &ouml;sterreichischen Expertinnen und Experten erarbeiten einen nationalen Konsens, der die lokalen Diagnose- und Therapiem&ouml;glichkeiten ber&uuml;cksichtigt. <br />Stuhltransplantation, auch f&auml;kale Mikrobiota-Transplantation (FMT) genannt, ist mittlerweile eine etablierte Therapie bei rezidivierenden Infektionen mit Clostridium difficile. Zus&auml;tzlich zur Adaptierung der Behandlungsempfehlungen ist auf diesem Gebiet eine Empfehlung zur Durchf&uuml;hrung, besonders zum Spenderscreening, entsprechend nationalen Risiken wichtig. Die Erstellung eines &ouml;sterreichischen FMT-Registers ist vor allem zur Qualit&auml;tssicherung notwendig. Der finanzielle Support wird von der &Ouml;GGH gestellt.</p> <p><em><strong>Welche epidemiologischen Trends sind aktuell im Bereich gastroenterologischer Infektionserkrankungen in &Ouml;sterreich und Europa zu verzeichnen? </strong></em><br /><em><strong>P. Kump:</strong></em> Campylobacter-Infektionen nehmen stetig zu und stellen aktuell die h&auml;ufigste bakterielle, durch Lebensmittel &uuml;bertragene Darminfektion dar. Dabei liegt die Resistenzlage f&uuml;r Ciprofloxacin bereits &uuml;ber 70 %. <br />Von den im Krankenhaus erworbenen Gastroenteritiden sind etwa 50 % durch C. difficile verursacht, die Letalit&auml;t betr&auml;gt 5 %. Die epidemiologischen Zahlen variieren aber sehr von Bundesland zu Bundesland. Meldepflichtig sind lediglich schwere Verlaufsformen. Besonders besorgniserregend ist auch die Zunahme der Antibiotikaresistenzen in &Ouml;sterreich. Davon ist nicht nur H. pylori betroffen.</p> <p><em><strong>Worin bestehen aktuelle medizinische Problemstellungen und an welchen Ma&szlig;nahmen zu deren Beantwortung sind Sie beteiligt? </strong></em><br /><em><strong>P. Kump:</strong></em> Ein wichtiges Thema ist nach wie vor die Infektion mit H. pylori. Da nun auch in &Ouml;sterreich Antibiotikaresistenzen, vor allem f&uuml;r Clarithromycin, aber auch f&uuml;r Levofloxacin steigen, sind hier Kombinationstherapien notwendig. Internationale Empfehlungen sind teilweise uneinheitlich. Hier gilt es eine f&uuml;r &Ouml;sterreich g&uuml;ltige Empfehlung zu erarbeiten. <br />Patienten mit chronisch-entz&uuml;ndlichen Darmerkrankungen erkranken h&auml;ufiger an C.-difficile-Infektionen. Der Nachweis von C. difficile bei chronisch-entz&uuml;ndlicher Darmerkrankung ist oft mit einem schweren Verlauf und Komplikationen assoziiert. Unklar ist jedoch, ob jeder Nachweis von C. difficile Ausdruck einer h&ouml;hergradigen Dysbiose im Rahmen einer aktiven Grunderkrankung ist oder tats&auml;chlich eine Infektion mit Therapiebedarf. Um diese Frage zu kl&auml;ren, wird aktuell gemeinsam mit der &Ouml;GGH-Arbeitsgruppe f&uuml;r chronisch-entz&uuml;ndliche Darmerkrankungen ein Protokoll f&uuml;r eine multizentrische Studie erarbeitet.</p> <p><em><strong>An welchen nationalen und internationalen Aktivit&auml;ten sind Sie bzw. die AG f&uuml;r Infektiologie und Mikrobiom beteiligt?</strong></em><br /><em><strong> P. Kump:</strong></em> Die &bdquo;Austrian Microbiom Initiative &ndash; AMICI&ldquo; ist ein der &Ouml;GGH angeschlossener gemeinn&uuml;tziger Verein, eine Plattform f&uuml;r Mikrobiomexperten unterschiedlicher klinischer und vorklinischer F&auml;cher. Als Arbeitsgruppenleiterin f&uuml;r Infektiologie und Mikrobiom bin ich als Schatzmeisterin t&auml;tig und durfte auch das 2. wissenschaftliche AMICI-Symposium im Jahr 2018 in Graz organisieren. <br />Die Erarbeitung der &ouml;sterreichischen Empfehlungen f&uuml;r FMT im Jahr 2014, eine Initiative der Arbeitsgruppe, wurde eine wichtige Grundlage f&uuml;r die Erstellung der europ&auml;ischen Empfehlungen in Rom, zu deren Erarbeitung ich 2016 eingeladen wurde. Aktuell ist bereits der ROM-II-Konsensus in Arbeit, bei dem es in erster Linie um die Entwicklung von Stuhlbanken geht. Die Erarbeitung der aktuellen &ouml;sterreichischen Empfehlungen zur Therapie von H. pylori habe ich ja bereits erw&auml;hnt.</p> <p><em><strong>Welche Initiativen zur Forschungsf&ouml;rderung m&ouml;chten Sie setzen? </strong></em><br /><em><strong>P. Kump:</strong></em> Im Rahmen des j&auml;hrlich stattfindenden AMICI-Symposiums verleiht die Gesellschaft jungen Wissenschaftlern einen Preis zur F&ouml;rderung wissenschaftlicher Arbeiten. Ein ganz zentraler Punkt ist auch die gute nationale und internationale Vernetzung, um wissenschaftliche Kooperationen zu erm&ouml;glichen.</p> <p><em><strong>Die Erforschung des menschlichen Mikrobioms ist aktuell &uuml;ber die Fachgrenzen hinaus ein sehr pr&auml;sentes Thema. Welchen Stellenwert hat Forschung aus &Ouml;sterreich in diesem Bereich? Welche Initiativen zur Forschungsf&ouml;rderung sind geplant? </strong></em><br /><em><strong>P. Kump:</strong></em> Die &ouml;sterreichische Expertise im Bereich der Mikrobiomforschung ist international sehr angesehen. Studien mit internationalen Forschungspartnern laufen unter anderem in Bezug auf das metabolische Syndrom und die Entstehung von Tumoren.</p> <p><em><strong>N&uuml;tzen Sie die AG zur Koordination gemeinsamer klinischer Studien? Welche klinischen Studien laufen aktuell oder sind bereits abgeschlossen? </strong></em><br /><em><strong>P. Kump:</strong></em> Eine prospektive multizentrische Studie zur Resistenzlage von H. pylori wurde 2018 publiziert. Eine weitere Studie zur C.-difficile-Infektion bei chronisch-entz&uuml;ndlichen Darmerkrankungen ist ebenso in Planung wie eine FMT-Registerstudie.</p> <p><em><strong>Welche hochschul- und standespolitischen Aufgaben verfolgen Sie? </strong></em><br /><em><strong>P. Kump:</strong></em> Eine wichtige Aufgabe ist die Etablierung von Standards in Diagnostik und Therapie, wobei auch hier aktuell die Adaptierung der Therapie von H. pylori und rezidivierenden C.-difficile- Infektionen im Vordergrund steht. <br />Ein weiterer Aspekt ist die FMT, die in der Behandlung der Antibiotika-assoziierten Colitis mittlerweile eine etablierte Therapieoption ist. &Uuml;ber deren Indikation, Technik und potenzielle Risiken muss aufgekl&auml;rt werden.</p> <p><em><strong>Welche Aufgaben im Bereich Bewusstseinsbildung in einer breiteren &Ouml;ffentlichkeit verfolgen Sie (Stichwort: Pr&auml;vention)? </strong></em><br /><em><strong>P. Kump:</strong></em> Im Sinne des Konsumentenschutzes ist eine intensive Aufkl&auml;rung in Bezug auf Dysbiose, Darmsanierung und Bakterientherapie notwendig. Dieser Punkt liegt mir besonders am Herzen. Viele Patienten geben viel Geld f&uuml;r wissenschaftlich nicht etablierte Stuhlanalysen und Nahrungserg&auml;nzungsmittel aus oder verlieren sich in &bdquo;Di&auml;tfallen&ldquo;. Eine gute Aufkl&auml;rung auch verschreibender &Auml;rzte und Apotheker ist dabei entscheidend.</p></p>
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