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„Grenzen überschreiten“
Jatros
30
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22.11.2018
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<p class="article-intro">Durch innovative Methoden und wissenschaftliche Fortbildungen wurden die Indikationen und Anwendungsbereiche der plastischen Chirurgie erweitert. „Die Behebung von Formveränderungen, Schädigungen oder der Versehrtheit von Körperteilen ist ohne die plastische Chirurgie nicht mehr denkbar“, erklärte Prim. Dr. Boris Todoroff, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie (ÖGPÄRC), anlässlich der 56. Jahrestagung in Bozen und verweist auf die wachsende Bedeutung des Faches im Zusammenspiel mit anderen medizinischen Fachdisziplinen hin.</p>
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<p class="article-content"><p>Einen der innovativen Bereiche der plastischen Chirurgie stellt die regenerative Medizin dar, die innerhalb der Biomedizin zu den Gebieten mit einer überdurchschnittlichen Entwicklungsdynamik zählt. Sie gilt generell in der Medizin als Hotspot medizinischer Forschung und Entwicklung und ist die Schnittstelle für ein intensives interdisziplinäres Arbeiten innerhalb der medizinischen Fächer.</p> <h2>Interdisziplinarität, Innovation und Digitalisierung</h2> <p>„In der regenerativen Medizin wird der interdisziplinäre Charakter unseres Faches besonders deutlich“, hob der Präsident der Jahrestagung der ÖGPÄRC, Prim. Univ.- Prof. Dr. Peter Kompatscher, hervor. So umfasst die Zell- und Gewebetherapie in der regenerativen Medizin auch den Einsatz innovativer Biomaterialien und spezieller Wachstumsfaktoren. Damit verbunden sind vielfältige Optionen, die in der wiederherstellenden Chirurgie zahlreich zum Einsatz kommen. „Da das Einsatzgebiet der regenerativen Medizin für uns plastische Chirurgen sowohl im Bereich der Rekonstruktion als auch im ästhetischen Bereich eine immense Bereicherung an Methoden und Optionen darstellt, schenken wir diesen Themen bei unserer Jahrestagung große Aufmerksamkeit“, erläuterte der Präsident der ÖGPÄRC, Prim. Dr. Boris Todoroff.</p> <h2>Regenerative Medizin: „heilen statt reparieren“</h2> <p>Die regenerative Medizin beschäftigt sich mit der Wiederherstellung von funktionsgestörten Zellen, Geweben oder Organen. Dies geschieht entweder durch Anregung der körpereigenen Regenerations- und Reparaturprozesse (induzierte Autoregeneration) oder aber durch biologischen Ersatz in Form von Zellen oder eigens im Labor gezüchteten Geweben („tissue engineering“). Das Ziel ist immer das gleiche: möglichst den gesunden und funktionalen Originalzustand eines betroffenen Gewebes wiederherzustellen, statt es nur behelfsmäßig zu ersetzen und zu reparieren. „Heilen statt reparieren“ ist das Motto der regenerativen Medizin, so Univ.-Prof. Dr. Lars-Peter Kamolz, Leiter der Plastischen, Ästhetischen und Rekonstruktiven Chirurgie an der Medizinischen Universität Graz. Einige dieser Verfahren wurden bereits Realität. Dazu zählt der Hautersatz durch Hautersatzmaterialien z.B. im Bereich der Verbrennungschirurgie oder der Einsatz des Fetttransfers im Rahmen von Konturdeformitäten. <br />„Dadurch, dass wir die Mechanismen der ,Heilung‘ unseres Körpers zunehmend besser verstehen, haben wir auch immer mehr Möglichkeiten, den Körper gezielt bei der Heilung zu unterstützen“, bestätigte Univ.-Prof. Dr. Stephan Spendel, Sekretär der Österreichischen Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie und plastischer Chirurg an der Medizinischen Universität Graz. Regenerative Therapien kommen auch in der ästhetischen Medizin zum Einsatz.</p> <h2>Medizin 4.0 bringt bessere Diagnose und Therapie</h2> <p>Die Medizin ist „arbeitsteiliger“ geworden. In der Versorgung und Behandlung von Patienten steigen die Anforderungen, einerseits bedingt durch hohe Erwartungen der Patienten, andererseits durch finanzielle Restriktionen und gesetzliche Bestimmungen wie das Arbeitszeitgesetz (Krankenanstalten-Arbeitszeitgesetz – KAAZG). Dies ist vor allem am Umstand erkennbar, dass das Zusammenwirken mehrerer Disziplinen für die Diagnose und Therapie vor allem bei komplexen medizinischen Fragestellungen immer nötiger wird. „Ein einzelner Fachbereich alleine verfügt häufig nicht mehr über die Möglichkeiten und die Logistik, um den aufwendigen Prozess von der Diagnose bis zur erfolgreichen Therapie strukturiert abzubilden“, erklärte Univ.-Prof. Dr. Gerhard Pierer, Leiter der Plastischen, Ästhetischen und Rekonstruktiven Chirurgie an der Medizinischen Universität Innsbruck. Durch die Digitalisierung in vielen Bereichen der Medizin, die unter dem Begriff Medizin 4.0 zusammengefasst wird, ergeben sich bessere Diagnoseverfahren und damit verbunden eine bessere Therapie. „Das bedeutet für alle an der Gesundheitsversorgung Beteiligten, dass komplexe Aufgaben mit den vorhandenen Ressourcen effizient bewältigt werden können.“</p> <h2>Markenmedizin statt Improvisationskultur</h2> <p>Lösungen in der Medizinorganisation sind unter dem Aspekt der derzeit limitierten Ressourcen durch die Etablierung der „Markenmedizin“ möglich. Darunter versteht man einen Prozess, der für jede medizinische Indikation als Ganzes strukturiert ist und stets zuverlässig nach einem bestimmten Muster ablaufen soll. Für die Zukunft wünschte sich Professor Pierer, „dass wir Ärzte diesen neuen Entscheidungswegen positiv gegenüberstehen, um die bestehenden Herausforderungen besser zu meistern“.</p></p>
<p class="article-quelle">Quelle: Fischill PR, Pressegespräch, 4. Oktober 2018, Bozen
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