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Deutsche Gesellschaft für Ästhetische Botulinumtoxin-Therapie e. V. (DGBT)

„Fakten statt Fake-News“

<p class="article-intro">Was man wirklich wissen sollte zu Botulinumtoxin und Hyaluronsäure(HA)-Fillern, darüber informierte Ende Februar 2018 die DGBT, die in zweijährigen Abständen in Frankfurt tagt. </p> <hr /> <p class="article-content"><p>Mittlerweile z&auml;hlt die stetig wachsende Gesellschaft knapp 1300 Mitglieder, wobei die Anzahl der Dermatologen im Vergleich zu &Auml;rzten anderer Fachgruppen &uuml;berwiegt, berichtete Dr. Boris Sommer, Frankfurt, Gr&uuml;ndungsmitglied und 1. Vorsitzender der DGBT. 2005 ins Leben gerufen als interdisziplin&auml;re Gesellschaft zur Verbesserung und Standardisierung der Ausbildung in &auml;sthetischen Injektionsverfahren und als Informationsplattform f&uuml;r Kollegen und Patienten (www.dgbt.de), f&uuml;hrte die DGBT vor Kurzem eine Umfrage durch, mit dem Ziel, die Einstellung der Frauen zum Thema Altern und Botox und Filler zu erfahren. Interviewt wurden 1000 deutsche Frauen im Alter von 35 bis 75 Jahren mit einem Mindesteinkommen von 2000 Euro, die zumindest schon einmal von einer Faltenbehandlung mit Botox geh&ouml;rt hatten.<sup>1</sup></p> <h2>Ergebnisse &uuml;berraschen</h2> <p>72 % der befragten Frauen glauben, dass es sinnvoll sei, eine Behandlung m&ouml;glichst lange hinauszuz&ouml;gern. Tatsache ist aber, dass es mehr Sinn macht, rechtzeitig zu beginnen, um Alterserscheinungen gar nicht erst entstehen zu lassen. Bez&uuml;glich der Wirkweise denken 66 % der Befragten, Botulinum sei ein Nervengift, das die Mimik komplett lahmlege. Fakt ist, dass Botulinumtoxin zu einer reversiblen Blockade der Aussch&uuml;ttung von Acetylcholin an der Synapse f&uuml;hrt. Auch die Langzeitwirkungen halten 70 % nicht f&uuml;r ausreichend erforscht, nicht wissend, dass Botulinumtoxin in der Neurologie und Neuroorthop&auml;die in weitaus h&ouml;herer Dosierung seit &uuml;ber 40 Jahren zur Behandlung von Torticollis und Spitzfu&szlig; sicher eingesetzt wird.</p> <h2>Die Resultate im Detail</h2> <p>Heutzutage f&uuml;hlen sich 70 % der Frauen j&uuml;nger, als sie sind, 65 % ist das &auml;u&szlig;ere Erscheinungsbild wichtig, doch nur 44 % f&uuml;hlen sich attraktiv. Mehr als die H&auml;lfte der Frauen (56 % ) definieren Attraktivit&auml;t &uuml;ber die straffe bzw. faltenfreie Haut. W&auml;hrend sich aktuell lediglich eine Minderheit der Frauen Sch&ouml;nheitsbehandlungen mit HA-Fillern und Botox unterzieht (nur 4 % ), kommen diese f&uuml;r etwa jede 6. Frau k&uuml;nftig in Betracht. Dr. Alexandra Ogilvie, Fach&auml;rztin f&uuml;r Dermatologie und Allergologie in M&uuml;nchen, sieht darin ein riesiges Potenzial in der Zukunft. &bdquo;Viel zu wenige Patienten verwenden Tagescremen mit UV-Filtern, was ein Armutszeugnis f&uuml;r die Aufkl&auml;rung &uuml;ber dermatologische Pr&auml;vention ist&ldquo;, so die Haut&auml;rztin kritisch. Wirklich interessant sind die gro&szlig;en Vorbehalte gegen&uuml;ber Botox, w&auml;hrend die Vorbehalte gegen&uuml;ber Fillern doch deutlich geringer ausfallen. Frauen nehmen die Behandlung mit Fillern als weniger risikoreich wahr und stufen Filler eher als harmlos ein. &Auml;ltere Frauen (50+) stehen Botox grunds&auml;tzlich ablehnender gegen&uuml;ber als j&uuml;ngere. J&uuml;ngere Frauen hingegen (j&uuml;nger als 50 Jahre) sind oftmals noch unentschlossen, ob eine Behandlung f&uuml;r sie infrage kommt, so Ogilvie weiter. Die Vorbehalte verblassen jedoch, wenn Botox bereits verwendet wurde. So ist die Bereitschaft, sich einer erneuten Behandlung zu unterziehen, mit 67 % nach Erstversuch mit Botox und 80 % nach Fillern sehr gro&szlig;. Obwohl die Anzahl von potenziellen Nebenwirkungen bei Fillern de facto deutlich h&ouml;her ist, existieren gegen&uuml;ber Botulinumtoxin mehr Bedenken und Unsicherheiten: Ein Aspekt ist die Angst vor starrer Gesichtsmimik (58 % bei Botox/29 % bei Fillern) und Nebenwirkungen (48 % respektive 38 % ). Sogar die Sorge, s&uuml;chtig zu werden, steht im Raum. Immerhin f&uuml;rchten 10 % der Befragten, auf Botox eine Sucht zu entwickeln, und ebenso 10 % haben Angst, auf Filler eine Abh&auml;ngigkeit zu entwickeln. Ogilvie entschlossen: &bdquo;Wir m&uuml;ssen unbedingt mehr &Ouml;ffentlichkeitsarbeit leisten.&ldquo;<br />Einflussfaktoren im Zusammenhang mit der Entscheidung, sich behandeln zu lassen, sind die Erfahrung des Arztes, die Intensit&auml;t der Falten im Alter, das Vertrauen in den Arzt sowie die finanzielle M&ouml;glichkeit, sich eine Behandlung leisten zu k&ouml;nnen. Wobei Ogilvie kritisch einr&auml;umte, dass bei jungen Frauen (j&uuml;nger als 20 Jahre) die Kompetenz des Anwenders kein Thema zu sein scheint. Denn im Internet boomen Foren und Videos in Form von YouTube-Tutorials, wo M&auml;dchen unter Anleitung lernen, sich selbst die Lippen zu unterspritzen. Dass hier nicht das hochwertigste Material zum Verkauf angeboten werde, sei logisch und vor allem auch gef&auml;hrlich.</p> <h2>DGBT-Konsensus mit Algorithmus zum Umgang mit Nebenwirkungen bei HA-Fillern</h2> <p>Die Arbeitsgruppe um Erstautor Dr. Wolfgang Philipp-Dormston, K&ouml;ln, hatte 2017 im JEADV Konsensus-Empfehlungen publiziert und die neuesten Erkenntnisse in das aktuelle Ausbildungskompendium der DGBT integriert.<sup>2</sup> Unerw&uuml;nschte Wirkungen sind bei HA-Injektionen in der &Auml;sthetik meistens tendenziell harmlos und reversibel, berichtete Philipp-Dormston. Am h&auml;ufigsten sind vor&uuml;bergehende injektionsbedingte R&ouml;tungen, H&auml;matome und Schwellungen. Sie sind selbstlimitierend und bed&uuml;rfen keiner Therapie. Wichtig sei es aber, die seltenen und potenziell gef&auml;hrlichen &bdquo;adverse events&ldquo; rechtzeitig zu erkennen und so rasch und effektiv wie m&ouml;glich zu behandeln. <br />Im Behandlungsalgorithmus der DGBT werden m&ouml;gliche Nebenwirkungen und Ursachen beschrieben sowie die ad&auml;quaten Behandlungsoptionen aufgezeigt. Jeder Anwender von HA-Fillern muss in ausreichendem Ma&szlig; Hyaluronidase lagernd haben. Extrem selten, aber bedrohlich sind Erblindungen, die nicht nur im asiatischen Raum, sondern j&uuml;ngst auch in einem holl&auml;ndischen Paper beschrieben wurden.<sup>3</sup> Retrobulb&auml;re Injektionen von Hyaluronidase sind in der Literatur beschrieben. Gef&auml;&szlig;verschl&uuml;sse (cave Embolisation), bedingt durch intravasale Injektionen, oder Kompression von Gef&auml;&szlig;en und das Verschleppen von Material nach intravasaler Injektion in intrakranielle Gef&auml;&szlig;e bzw. anaphylaktische Reaktionen sind Komplikationen, die &ndash; wenn &uuml;berhaupt &ndash; nur ein im Nebenwirkungsmanagement geschulter Arzt beherrschen kann. Auch das prolongierte Auftreten von Nebenwirkungen und Sp&auml;tkomplikationen wie Knoten- und Granulombildung kann nur der erfahrene Arzt managen. Ein Blanching oder auch ungew&ouml;hnliche Schmerzen w&auml;hrend der Injektion deuten auf einen akuten Gef&auml;&szlig;verschluss hin und sind sofort mit Hyaluronidase und W&auml;rme sowie Antikoagulation zu therapieren. Weitere schwere Nebenwirkungen, die einige Tage bis zu mehreren Monaten post injectionem auftreten k&ouml;nnen, sind Infektionen. Die Bildung von Biofilm, den es durch steriles Arbeiten zu vermeiden gilt, z&auml;hlt zu den weiteren Komplikationen. Eine Antibiose sollte dann ausreichend lange und konsequent eingeleitet werden. Zahn&auml;rztliche Behandlungen sollten 2 Wochen vor und nach einer Behandlung mit HA-Fillern vermieden werden. Schrotschussbehandlungen mit Kortison intral&auml;sional oder systemisch sind nach Ansicht des Experten jedenfalls zu vermeiden. Immunsuppressive Ma&szlig;nahmen (Steroide, 5-FU intral&auml;sional etc.) sind nur als Ultima Ratio bei dauerhaften Schwellungen und erst nach erfolglosem Behandlungsversuch mit Hyaluronidase angezeigt.<br />Das Wichtigste ist die Pr&auml;vention von Nebenwirkungen. Essenziell hierzu sind eine profunde Ausbildung mit ausreichenden Kenntnissen der Gesichtsanatomie (Kurse zu Anatomie und Technik!), die Wahl des richtigen Pr&auml;parates, ein steriles Arbeiten und die vorsichtige, umsichtige Injektionstechnik, so Philipp-Dormston zusammenfassend.</p> <h2>Nat&uuml;rlicher als von Natur aus</h2> <p>Dass sich die wahrgenommene Nat&uuml;rlichkeit des Gesichtsausdruckes nach Hyaluronfillerinjektion sogar verbessern kann, belegte Philipp-Dormston mit einer rezent erschienenen Publikation.<sup>4</sup> Die Studie ist die erste, welche wissenschaftlich anhand von standardisierten Videoaufnahmen und Fotodokumentation die Erhaltung der Nat&uuml;rlichkeit des Gesichtes nach HA-Injektion der Nasolabialfalte und der mimischen Falten in der unteren Gesichtsh&auml;lfte gezeigt hat. Auch hier ist die Ausbildung des injizierenden Arztes zur richtigen Indikationsstellung und Injektionstechnik entscheidend. Hohe Arzt- und Patientenzufriedenheit sowie nat&uuml;rliche Ergebnisse &uuml;berzeugen.</p></p> <p class="article-quelle">Quelle: 8. Fachtagung der Deutschen Gesellschaft für Ästhetische Botulinumtoxin-Therapie e. V. (DGBT), 23.–24. Februar 2018 </p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Umfrage des GfK-Instituts zum Thema &bdquo;Sch&ouml;nheit im Alter&ldquo;, 2017 <strong>2</strong> Philipp-Dormston WG et al.: Consensus statement on prevention and management of adverse events following rejuveation procedures with hyaluronic acid-based fillers. JEADV 2017; 31: 1088-96 <strong>3</strong> Schelke LW et al.: Cas u&iuml;stiek. Eenzijdige blindheid na een neuscorrectie met filler. NED TIJDSCHR GENEESKD. 2017; 161: D1246 <strong>4</strong>&nbsp;Philipp-Dormston WG et al: Evaluating perceived naturalness of facial expression after fillers tot he nasolabial folds and lower face with standardized video and photography. Dermatol Surg 2017; 0: 1-7</p> </div> </p>
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