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Grundlagen, Teil 1

Altern und Hautalterung

<p class="article-intro">Gesund alt werden ist das Hauptanliegen unserer zunehmend älter werdenden Gesellschaft und eine der größten aktuellen Herausforderungen für die Gesellschaft, für das Gesundheitssystem und somit auch für die medizinische Forschung. </p> <hr /> <p class="article-content"><p>Die durchschnittliche Lebenserwartung stieg in &Ouml;sterreich in den letzten Jahrzehnten stetig an. Lag 1895 noch die durchschnittliche Lebenserwartung bei ca. 40 Jahren, so hat sich die durchschnittliche Lebenserwartung innerhalb der letzten hundert Jahre eigentlich verdoppelt (Abb. 1). Im Jahr 2016 betrug n&auml;mlich die durchschnittliche Lebenserwartung von neugeborenen M&auml;nnern in &Ouml;sterreich rund 79,1 Jahre, bei den Frauen waren es sogar bereits 83,9 Jahre.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Derma_1802_Weblinks_s58_1.jpg" alt="" width="1457" height="793" /><br />Seit Beginn der industriellen Revolution steigt die Lebenserwartung weltweit relativ konstant um etwa 2,3 Jahre pro Dekade an.<br />In den L&auml;ndern mit entsprechenden gesellschaftlichen und medizinischen Bedingungen wird die Lebenserwartung vermutlich auch weiterhin rasch zunehmen. Bis 2050 wird sich die Anzahl der Menschen, die &auml;lter als 80 Jahre sind, verdreifachen. Die steigende Lebenserwartung bringt aber auch Probleme mit sich bzw. stellt die Gesellschaft vor gewaltige Herausforderungen. Mit zunehmendem Alter steigt n&auml;mlich auch das Risiko f&uuml;r chronische Erkrankungen an; mehr als 70 % der Menschen &uuml;ber 65 Jahre haben n&auml;mlich zwei oder mehr chronische Erkrankungen. Auch die &Ouml;sterreicherinnen und &Ouml;sterreicher verbringen die letzten 15 Lebensjahre nur bei &ndash; subjektiv gesehen &ndash; m&auml;&szlig;iger bzw. schlechter Gesundheit (Abb. 2).</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Derma_1802_Weblinks_s58_2.jpg" alt="" width="2200" height="1396" /><br />Dieser Lebensabschnitt ist aber nicht nur durch eine subjektiv gesehen m&auml;&szlig;ige bis schlechte Lebensqualit&auml;t gekennzeichnet, sondern auch mit erheblichen Kosten f&uuml;r das Gesundheitssystem vergesellschaftet. Hauptaugenmerk muss daher in Zukunft darauf gelegt werden, dass der &bdquo;Zeitraum in voller Gesundheit&ldquo; verl&auml;ngert werden kann und der Zeitraum, der durch degenerative Ver&auml;nderungen und chronische Krankheiten gekennzeichnet ist, verk&uuml;rzt werden kann. Das Problem ist nur, dass viele dieser chronischen Erkrankungen derzeit nicht heilbar sind, sondern sich lediglich die Symptome etwas reduzieren lassen. <br />Gesundes Altern und neue Behandlungsmethoden, die wirklich Heilung erreichen k&ouml;nnen, werden also einen zentralen Stellenwert in der medizinischen Forschung einnehmen. Aufgrund dieser demografischen Entwicklung und der damit vergesellschafteten Aufgaben ist &Ouml;sterreich daher aufgefordert, alle Anstrengungen zu unternehmen, um den Anschluss an diese internationale Entwicklung zu halten und entsprechende Forschung und Entwicklung zu f&ouml;rdern. Hierzu sind neben Verbesserungen der Patientenversorgung auch Fortschritte bei den Themen Gesundheitskompetenz und Pr&auml;vention von entscheidender Bedeutung. Wenn diese Fortschritte gelingen, sind die Aussichten auf ein zunehmend l&auml;ngeres Leben und gesundes Altern f&uuml;r die Menschen in &Ouml;sterreich ausgezeichnet.</p> <h2>Physiologie des Alterns</h2> <p>Das Altern ist ein fortschreitender, derzeit noch nicht umkehrbarer biologischer Prozess, der graduell zum Verlust der normalen Organfunktionen f&uuml;hrt und mit dem Tod endet. Altern stellt au&szlig;erdem den bei Weitem wichtigsten Risikofaktor f&uuml;r diverse Krankheiten wie Malignome, KHK, Alzheimer-Demenz, Morbus Parkinson und chronisches Nierenversagen dar. Die maximale Lebenszeit, die ein Individuum erreichen kann, wird durch das Altern auch ma&szlig;geblich bestimmt. <br />Altern ist also ein mehr oder weniger physiologischer Vorgang und somit ein elementarer Bestandteil des Lebens. Allgemein ist die Annahme akzeptiert, dass eine Reihe verschiedener hochkomplexer, vielfach noch ungekl&auml;rter Mechanismen f&uuml;r das Altern verantwortlich ist. Sie beeinflussen und begrenzen die Lebensdauer von biologischen Systemen wie Zellen, den daraus aufgebauten Organen, Geweben und Organismen. <br />Beim Altwerden wird zwischen zwei Formen unterschieden, dem prim&auml;ren und dem sekund&auml;ren Altern. Prim&auml;res Altern, auch physiologisches Altern genannt, wird durch zellul&auml;re Prozesse hervorgerufen, die in Abwesenheit von Krankheiten ablaufen. Diese Form des Alterns definiert f&uuml;r einen Organismus seine maximal erreichbare Lebensspanne. Beim Menschen liegt dieser Wert laut der Literatur bei ungef&auml;hr 120 Jahren. <br />Bisher sind keine evidenzbasierten Mittel (beispielsweise Arzneistoffe) oder sonstige Behandlungsmethoden bekannt, durch die das prim&auml;re Altern beim Menschen signifikant verz&ouml;gert oder gar verhindert werden k&ouml;nnte. In verschiedenen Tiermodellen konnte aber das prim&auml;re Altern durch bestimmte Ma&szlig;nahmen wie beispielsweise Kalorienrestriktion oder durch die Gabe von bestimmten Medikamenten bereits verz&ouml;gert werden.<br />Als sekund&auml;res Altern bezeichnet man dagegen die Folgen &auml;u&szlig;erer Einwirkungen, die die maximal erreichbare Lebensspanne verk&uuml;rzen. Dies k&ouml;nnen beispielsweise Krankheiten, Bewegungsmangel, Fehlern&auml;hrung oder Suchtmittelkonsum sein. Das sekund&auml;re Altern kann somit relativ einfach durch den gew&auml;hlten Lebensstil entscheidend beeinflusst werden.<br />Sowohl die durchschnittliche Lebenserwartung als auch die maximal erreichbare Lebensspanne sind von Organismus zu Organismus sehr unterschiedlich. Eintagsfliegen und Gal&aacute;pagos-Riesenschildkr&ouml;ten sind dabei Extrembeispiele. Tod durch Krankheiten, Unf&auml;lle und andere Gegebenheiten f&uuml;hren dazu, dass die meisten Organismen in freier Wildbahn nicht in den Bereich der maximal erreichbaren Lebensspanne kommen. Lediglich ein kleiner Teil der Todesf&auml;lle ist wirklich alternsbedingt. <br />Altern ist nicht zwangsl&auml;ufig mit Krankheiten verbunden, aber das Alter ist ein bedeutsamer &bdquo;Risikofaktor&ldquo;. Die mit dem Altern einhergehende verringerte Anpassungs- und Widerstandsf&auml;higkeit des Organismus f&uuml;hrt zu einer erh&ouml;hten St&ouml;ranf&auml;lligkeit. Chronische Erkrankungen nehmen zu, treten h&auml;ufig gemeinsam auf (Multimorbidit&auml;t) und erh&ouml;hen auch dadurch die Mortalit&auml;t. Die Sterblichkeitsrate steigt mit der Zunahme von k&ouml;rperlichen Defiziten exponentiell an. Typische Alterskrankheiten sind viele Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Erkrankungen der Gehirngef&auml;&szlig;e, Erkrankungen der Lunge, Diabetes mellitus, Osteoporose, Arthrose und auch maligne Erkrankungen. Alterskrankheiten sind eine der Hauptursachen, warum die maximale Lebensspanne nur &auml;u&szlig;erst selten erreicht werden kann. <br />Physiologisch betrachtet ist das Altern durch einen langsamen und progressiven Verlust verschiedener K&ouml;rperfunktionen gekennzeichnet, von dem grunds&auml;tzlich alle Organsysteme betroffen sind. Der Zeitpunkt des Nachlassens dieser Funktionen ist von Organ zu Organ aber sehr unterschiedlich.</p> <h2>Alternstheorien</h2> <p>Das Altern ist das Ergebnis physiologischer Prozesse und eines genetischen Programms. Es beginnt auf der molekularen Ebene und setzt sich auf allen &uuml;bergeordneten Ebenen bis zum Tod fort. Zur Kl&auml;rung der Frage, warum Menschen altern, gibt es bis zum heutigen Tag keine allgemein wissenschaftlich akzeptierte Antwort. Die Ursachen des Alterns sind sehr vielschichtig und &auml;u&szlig;erst komplex. Als Folge davon gab es 1990 bereits etwa 300 verschiedene Theorien zum Altern, aber keine davon ist in der Lage, das Altern alleine zu erkl&auml;ren. Altern scheint also eine Kombination von Prozessen zu sein.<br />Die Alternstheorien lassen sich in zwei Hauptgruppen einteilen: Evolutions- und Schadenstheorien. Als programmiertes Altern bezeichnet man die genetisch gesteuerte Biomorphose (auch Ontogenese) und Differenzierung. F&uuml;r diese beiden Vorg&auml;nge ist die genetische Steuerung unstrittig. Sehr kontrovers ist dagegen die Diskussion, ob es eine programmierte Seneszenz gibt und ob diese die Ursache f&uuml;r die Unterschiede in Bezug auf die maximal erreichbare Lebensspanne zwischen einzelnen Spezies ist. Weitgehender Konsens herrscht aber dar&uuml;ber, dass innerhalb einer Spezies das Altern und die Lebenserwartung genetisch beeinflusst werden. So wird auch beim Menschen das Altern zum Teil von seiner Genetik bestimmt. Man sch&auml;tzt den Anteil der genetischen Disposition an der Lebenserwartung auf ca. 20 bis 30 Prozent.<br />Zu den popul&auml;rsten und in der Bev&ouml;lkerung am weitesten verbreiteten Theorien des Alterns geh&ouml;ren Schadenstheorien, denen zufolge das Altern ein Vorgang ist, der durch die Summe von Sch&auml;den durch zerst&ouml;rerische Prozesse, wie Oxidation, Abnutzung oder die Akkumulation von sch&auml;dlichen Nebenprodukten des Stoffwechsels, hervorgerufen wird. Auch die Theorie des Entz&uuml;ndungsalterns ist sehr verbreitet. Die vermehrte Aussch&uuml;ttung von proinflammatorischen Zytokinen bei &auml;lteren Menschen wird als Entz&uuml;ndungsaltern (&bdquo;inflammaging&ldquo;) bezeichnet. Diese Aussch&uuml;ttung f&uuml;hrt zu einer leichten systemischen und chronischen Entz&uuml;ndung. Dieser Vorgang wird mit einer Reihe von altersassoziierten Erkrankungen in Verbindung gebracht und wird auch selbst als eine Ursache f&uuml;r das Altern gesehen. F&uuml;r diese These spricht, dass durch die Gabe des Immunsuppressivums Rapamycin die Lebenserwartung und das Altern bei M&auml;usen signifikant verl&auml;ngert werden konnte.</p> <h2>Hautalterung</h2> <p>Als Hautalterung wird der komplexe biologische Prozess der mit dem Alter einhergehenden Ver&auml;nderung der Haut bezeichnet. Hierbei ist nicht nur das chronologische Altern gemeint, sondern auch das intrinsische Altern, also die genetisch gesteuerte verminderte &bdquo;Reaktivit&auml;t&ldquo; der Hautzellen. Trotz gro&szlig;er individueller Schwankungen wird in Studien meist das 25. Lebensjahr als Beginn der Hautalterung angesehen. Allgemein l&auml;sst sich aber sagen, dass der Prozess in jedem Fall zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr beginnt, auch wenn das blo&szlig;e Auge dies zu diesem Zeitpunkt noch nicht wirklich wahrnehmen kann. Es kommt zur Bildung von F&auml;ltchen und Linien und zum Verlust von Elastizit&auml;t und Spannkraft. Dies ist auch auf die Lebensweise zur&uuml;ckzuf&uuml;hren: Faktoren wie Hitze und K&auml;lte, Stress und ungesunde Ern&auml;hrung sowie Alkohol- und Nikotinkonsum k&ouml;nnen die nat&uuml;rliche Alterung der Haut beschleunigen. <br />Die Haut ist funktionell das vielseitigste Organ des menschlichen Organismus. Die Haut dient der Abgrenzung von Innen und Au&szlig;en (H&uuml;llorgan), dem Schutz vor Umwelteinfl&uuml;ssen, der Repr&auml;sentation und Kommunikation. Au&szlig;erdem &uuml;bernimmt die Haut wichtige Funktionen im Bereich des Stoffwechsels und der Immunologie.<br />Hautalterung ist ein komplexer und multifaktorieller Vorgang, der kontinuierlich zu einem Verlust der strukturellen Integrit&auml;t und physiologischen Funktion der Haut f&uuml;hrt. Obwohl die Haut ein relativ belastbares Organ ist, ist sie genauso wie jedes andere Organ vom Alterungsprozess betroffen. Der synergistische Effekt der intrinsischen und extrinsischen Faktoren f&uuml;hrt mit der Zeit zu einer Verschlechterung der Hautbarriere und des strukturellen Aufbaus der Haut. Hormonelle &Auml;nderungen spielen hierbei genauso eine entscheidende Rolle wie andere Faktoren auch. Die strukturellen &Auml;nderungen der Haut f&uuml;hren aber nicht nur zu den sichtbaren Ver&auml;nderungen der Haut in Form von Falten, Elastizit&auml;tsverlust etc., sondern auch zu einer Funktionsalterierung und somit zu einem gesteigerten Risiko f&uuml;r das Entstehen von unterschiedlichsten Hauterkrankungen inkl. Hauttumoren. Die ver&auml;nderte Beschaffenheit der Haut macht sie aber auch anf&auml;lliger f&uuml;r traumatische Sch&auml;digungen und f&uuml;r Wundheilungsst&ouml;rungen (Tab. 1).<br />Die Haut und ihr &bdquo;Aussehen&ldquo; sind aber nicht nur ein &bdquo;Zeichen&ldquo; der externen Sch&auml;digungen, sondern auch eine Reflexion dessen, was innerhalb des K&ouml;rpers passiert. Entz&uuml;ndungen, hormonelle Ver&auml;nderungen, Mangel- oder Fehlern&auml;hrung beeinflussen die Hautbeschaffenheit und die Hautalterung entscheidend. Da die Anzahl an &auml;lteren Menschen signifikant steigen wird, ist eine verst&auml;rkte Aufmerksamkeit f&uuml;r die altersver&auml;nderte Haut und die daraus resultierenden Besonderheiten bzw. Problematiken sinnvoll &ndash; sowohl aus medizinischer als auch aus kosmetischer Sicht.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Derma_1802_Weblinks_s58_3.jpg" alt="" width="2151" height="2176" /></p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p>bei den Verfassern</p> </div> </p>
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