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Aktinische Keratosen: zwischen Photoaging und Hautkrebs

<p class="article-intro">Aktinische Keratosen sollten als potenzielle Vorstufe des Plattenepithelkarzinoms immer ernst genommen werden. Mittlerweile stehen zahlreiche therapeutische Strategien zur Verfügung, die auch die Behandlung größerer Hautflächen ermöglichen.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Noch vor zehn Jahren war man der Ansicht, man m&uuml;sse aktinische Keratosen nicht behandeln. Mittlerweile hat sich die Sicht dieser L&auml;sionen jedoch ver&auml;ndert&ldquo;, sagt OA Dr. Gregor Holzer vom Wiener Donauspital. Mittlerweile wei&szlig; man allerdings, dass sich aktinische Keratosen in alle Richtungen entwickeln k&ouml;nnen. Regression ist genauso m&ouml;glich wie die Progression zum Plattenepithelkarzinom. Wie ernst dieses Risiko heute genommen wird, zeigt die neue Definition der aktinischen Keratose als Plattenepithelkarzinom in situ. Rund ein Viertel aller Plattenepithelkarzinome entsteht aus aktinischen Keratosen. Dr. Holzer: &bdquo;,Non-melanoma skin cancer? hat eine hohe sozio&ouml;konomische Bedeutung. Die Inzidenz steigt, es werden multiple chirurgische Eingriffe erforderlich, was zu einer erheblichen assoziierten Morbidit&auml;t f&uuml;hrt. Vor allem ist der wei&szlig;e Hautkrebs jedoch der am leichtesten vermeidbare Krebs.&ldquo;<br /> Der Weg zum Plattenepithelkarzinom verl&auml;uft kontinuierlich. Es kommt zun&auml;chst zum Photoaging mit der Bildung von F&auml;ltchen, Atrophie und Pigmentver&auml;nderungen. In weiterer Folge k&ouml;nnen sich zun&auml;chst aktinische Keratosen und voll entwickelte Karzinome bilden. Aktinische Keratosen sind immer als Zeichen einer ausgedehnten Sch&auml;digung der umgebenden Hautareale infolge von UV-Belastung zu werten. Man spricht von &bdquo;field cancerisation&ldquo;, was die Gesamtheit von aktinischen Keratosen, subklinischen L&auml;sionen und zellul&auml;ren Ver&auml;nderungen umfasst.</p> <h2>Vielzahl von Therapieoptionen</h2> <p>Die Therapie der Wahl richtet sich nach dem Schweregrad. Dr. Holzer: &bdquo;Als Faustregel kann man sagen, dass aktinische Keratosen vom Grad I oder II einer Fl&auml;chenbehandlung zug&auml;nglich sind, w&auml;hrend AK vom Grad III einzeln behandelt werden m&uuml;ssen.&ldquo; Im klinischen Alltag sind heute zahlreiche Therapieverfahren verf&uuml;gbar.<br /> Die Kryotherapie hat den Vorteil, dass sie zeit- und kosteneffektiv eingesetzt werden kann. Die Erfolgsraten sind abh&auml;ngig von der Einwirkungsdauer und reichen bis zu ca. 80 % . Nachteile sind lokale Nebenwirkungen wie Pigmentverschiebungen und Haarverlust.<br /> Topisches 5-Fluorouracil (5-FU) kann gro&szlig;fl&auml;chig und damit zur Feldtherapie verwendet werden. Eine Kombination mit oralen Retinoiden ist m&ouml;glich. Potenzielle Nebenwirkungen sind Schmerzen, Pigmentverschiebung und Entz&uuml;ndungen, die auch zu einer Therapieunterbrechung zwingen k&ouml;nnen. Dr. Holzer verweist allerdings auf Studiendaten, die keine gute Wirksamkeit bei AK vom Grad III zeigen.<br /> Topisches Diclofenac 3 % mit 2,5 % Hyalurons&auml;ure f&uuml;hrt bei ca. 40 % der Patienten zu Erscheinungsfreiheit. Potenzielle Nebenwirkungen sind Juckreiz, &Ouml;deme, Hauttrockenheit und Ekzembildung.<br /> Imiquimod ist in den Konzentrationen 5 % und 3,75 % verf&uuml;gbar und wird in der st&auml;rkeren Konzentration f&uuml;r die l&auml;sionsgerichtete, in der schw&auml;cheren f&uuml;r die Fl&auml;chentherapie verwendet. Mit zwei Zyklen Imiquimod 5 % wird rund die H&auml;lfte der Patienten erscheinungsfrei. Systemische Nebenwirkungen sind in seltenen F&auml;llen m&ouml;glich.<br /> Ingenolmebutat wirkt chemoablativ und immunstimulierend. Am Kopf und im Gesicht sind Clearance-Raten von knapp unter 50 % dokumentiert. Lokale Hautreaktionen sind als Nebenwirkungen m&ouml;glich.<br /> Die photodynamische Therapie ist f&uuml;r leichte bis mittelschwere, nicht hyperkeratotische AK geeignet. Eine Feldtherapie ist m&ouml;glich, es werden hohe Heilungsraten und gute kosmetische Ergebnisse erreicht. Schmerzen sind m&ouml;glich. Die photodynamische Therapie erfordert eine Vorbehandlung wie z.B. eine Laserablation und kann mit unterschiedlichen Photosensitizern durchgef&uuml;hrt werden. Die Zulassung besteht f&uuml;r leichte bis mittelschwere aktinische Keratosen. Seit Kurzem ist die photodynamische Therapie auch mit Tageslicht m&ouml;glich. Die konventionelle PDT und die Tageslicht-PDT (dPDT) bringen vergleichbare Ergebnisse, die dPDT ist allerdings mit weniger Schmerzen verbunden.<br /> Ablative Methoden im Sinne eines Resurfacing (chemisches Peeling, Laser, Dermabrasion) werden ebenfalls zur Behandlung aktinischer Keratosen eingesetzt. Allerdings fehlen bislang kontrollierte Studien und die Ergebnisse sind stark vom Behandler abh&auml;ngig.<br /> Topisches Tretinoin wird zur Behandlung aktinischer Keratosen nicht mehr empfohlen.</p> <h2>Pr&auml;vention ist wichtig</h2> <p>Dr. Holzer weist insbesondere auf die Bedeutung des Sonnenschutzes in der Pr&auml;vention von aktinischen Keratosen und wei&szlig;em Hautkrebs hin. Wichtig sind in diesem Zusammenhang nicht zuletzt Verhaltensmodifikationen wie das Vermeiden von Sonnenexposition zwischen 10 und 14 Uhr sowie das Verwenden von textilem Sonnenschutz. Neben der Krebspr&auml;vention hat Sonnenschutz, so Dr. Holzer, auch den Vorteil, dass er die Hautalterung verlangsamt, was mittlerweile auch in randomisierten, kontrollierten Studien gezeigt werden konnte.</p> <div id="fazit"> <h2>Fazit</h2> Es gibt zahlreiche Therapien zur Behandlung der aktinischen Keratose, l&auml;sionsgerichtete Therapien versus Feldtherapien. Bei der Wahl des entsprechenden Therapeutikums sollten neben der Wirksamkeit auch die Kosten, die einfache oder komplizierte Handhabung (Adh&auml;renz!), die potenziellen Nebenwirkungen (Adh&auml;renz!) und das kosmetische Ergebnis in Betracht gezogen werden. Zu ber&uuml;cksichtigen ist auch, dass sich medizinischer und &auml;sthetischer Benefit nicht immer decken. Je invasiver die Behandlung ausf&auml;llt, desto h&ouml;her kann der &auml;sthetische Benefit sein, wobei auch die Nebenwirkungen miteinkalkuliert werden m&uuml;ssen. Schlie&szlig;lich ist eine erfolgreiche Krebspr&auml;vention durch regelm&auml;&szlig;ige medizinische und kosmetische Ma&szlig;nahmen zu erzielen.</div></p> <p class="article-quelle">Quelle: ÖGDV-Jahrestagung, Referat Dr. Gregor Holzer, SMZ Ost, Donauspital, Dermatologische Abteilung, Wien, 25.–27. November 2016 </p>
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