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Beim Kongress der Österreichischen Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie (ÖGPÄRC) wurden in Kooperation mit der Sigmund Freud PrivatUniversität Wien Forschungspreise für herausragende Arbeiten verliehen. Diese spiegeln den aktuellen Stand der Wissenschaft wider und eröffnen Perspektiven für die Zukunft.
Innovative Forschung bildet das Fundament für den Fortschritt in der plastischen Chirurgie. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse und technologische Entwicklungen tragen dazu bei, Behandlungsmethoden kontinuierlich zu verbessern, die Patientensicherheit zu erhöhen und nachhaltige Fortschritte in der rekonstruktiven sowie ästhetischen Chirurgie zu erzielen. Wissenschaftliches Arbeiten ist daher essenziell, um bestehende Verfahren zu optimieren, neue Therapiemöglichkeiten zu etablieren und das Fachgebiet stetig weiterzuentwickeln.
Ass. Prof. Dr. Dirk Hellekes gemeinsam mit einigen der Preisträger:innen und ÖGPÄRC-Präsident Univ.-Doz. Dr. Rupert Koller (v. l. n. r.)
Auf dem Jahreskongress 2024 der Österreichischen Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie (ÖPÄRC), der in Linz stattfand, wurde bereits zum vierten Mal der renommierte Forschungspreis der Gesellschaft in Kooperation mit der Sigmund Freud PrivatUniversität Wien verliehen. Mit dieser Auszeichnung werden wissenschaftliche Arbeiten gewürdigt, die mit neuen Erkenntnissen und innovativen Ansätzen einen bedeutenden Beitrag zur plastischen Chirurgie leisten. Die prämierten Forschungsarbeiten spiegeln nicht nur den aktuellen Stand der Wissenschaft wider, sondern eröffnen auch neue Perspektiven für die künftige klinische Anwendung.
In dieser Ausgabe möchten wir Ihnen die Preisträgerinnen und Preisträger sowie ihre Forschungsarbeiten näher vorstellen. Die prämierten Studien decken ein breites Spektrum an Themen ab: von neuen mikrochirurgischen Techniken über Fortschritte in der Gewebezüchtung und regenerativen Medizin bis hin zu innovativen Strategien zur Optimierung der Wundheilung sowie zur Nachbehandlung bei Sehnenverletzungen. Diese Forschungsprojekte zeigen eindrucksvoll, wie wissenschaftliche Erkenntnisse direkt in die Praxis einfließen können, um Behandlungen zu verbessern und Patientinnen und Patienten eine noch höhere Lebensqualität zu ermöglichen.
Die plastische Chirurgie ist ein dynamisches und interdisziplinäres Fachgebiet, das von ständiger Weiterentwicklung lebt. Die enge Verbindung zwischen Forschung und klinischer Anwendung ist entscheidend, um neue Standards zu setzen und das Wissen über anatomische, physiologische und technologische Aspekte stetig zu erweitern. Mit den hier präsentierten Studien wird deutlich, wie wichtig wissenschaftliches Engagement für die Zukunft der plastischen Chirurgie ist.
Wir laden Sie herzlich ein, sich mit den preisgekrönten Arbeiten vertraut zu machen, sich von den innovativen Ansätzen inspirieren zu lassen und die neuesten Entwicklungen in unserem spannenden Fachgebiet zu entdecken. Den Leserinnen und Lesern soll aber auch der Forschungspreis nähergebracht werden und sie dazu animieren, auch in diesem Jahr selbst Einreichungen vorzunehmen.
Herzlichst
Ass.Prof. Dr. Dirk Hellekes, MA
Univ.-Prof. Dr. Michael Smola
Sigmund Freud PrivatUniversität Wien
Allgemeine Preise
Platz 1: Histologische Analyse der Trapezius-Faszie bei Okzipitalneuralgie
Einleitung
Die Okzipitalneuralgie (ON) äußert sich als anfallsartiger Kopfschmerz, der vom Hinterkopf zur Stirn ausstrahlt und mit der Kompression extrakranieller sensorischer Nervenfasern in Verbindung gebracht wird.1–3 Für Patient:innen mit therapieresistenter ON stellt die chirurgische Dekompression eine wirksame Behandlungsoption dar.4 Salzburg bietet als eines von wenigen Zentren weltweit eine chirurgische Behandlung für Patient:innen mit therapieresistenter ON an. Hierbei wird die Faszie des M. trapezius entfernt, um die sensiblen Nerven am Hinterkopf zu entlasten (Abb. 1). Diese Methode ist mit der operativen Behandlung des Karpaltunnelsyndroms (CTS) vergleichbar.
Pathogenese
Die Veränderung der Trapeziusfaszie im Sinne einer makroskopischen Verdickung und Fibrose bei Patient:innen mit ON (Abb. 1) wurde bisher in nur einer einzigen Studie dokumentiert.4 Im Vergleich dazu wurden in mehreren Studien Fibrose und Entzündung des Retinaculum flexorum bei Patient:innen mit CTS, dem häufigsten Nervenkompressionssyndrom, beschrieben.5
Abb. 1: Intraoperative Bilder von Patient:innen mit ON: verdickte Trapeziusfaszie (links); Nn. occipitales majores (rechts) nach Nervendekompression und Faszienresektion
Studiendesign
Die vorliegende Studie untersucht histologisch und immunhistochemisch Fasziengewebeproben bei ON und vergleicht diese zum einen mit Faszienproben einer kopfschmerzfreien Kontrollgruppe und zum anderen mit Gewebeproben des Retinaculum flexorum bei CTS (n=15/Gruppe).
Klinische Relevanz
Diese Ergebnisse sollen maßgeblich dazu beitragen, die ON als bedeutsames Nervenkompressionssyndrom stärker ins Bewusstsein zu rücken und die chirurgische Dekompression als Erfolgversprechende Therapieoption bei therapierefraktären Verläufen nachhaltig zu etablieren und zu fördern.
Preisträgerin/Autorinnen:
Dr. Jasmina Lagumdzija
Prof. Dr. Elisabeth Russe, MBA, FEBOPRAS, FEBHS
Abteilung für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie
Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Salzburg
Paracelsus Medizinische Privatuniversität
E-Mail:
jasmina.lagumdzija@stud.pmu.ac.at
Literatur:
1 Cesmebasi A et al.: Occipital neuralgia: anatomic considerations. Clin Anat 2015; 28(1): 101-8 2 Headache Classification Committee of the International Headache Society (IHS): The International Classification of Headache Disorders, 3rd edition. Cephalalgia 2018; 38(1): 1-211 3 Burstein R et al.: Extracranial origin of headache. Curr Opin Neurol 2017; 30(3): 263-71 4 Gfrerer L et al.: Muscle fascia changes in patients with occipital neuralgia, headache, or migraine. Plast Reconstr Surg 2021; 147(1): 176-80 5 Tripković I et al.: Fibrosis-associated signaling molecules are differentially expressed in palmar connective tissues of patients with carpal tunnel syndrome and Dupuytren’s Disease. Biomedicines 2022; 10(12)
Platz 2: Beugesehnenverletzungen an der Hand: eine prospektive Vergleichsstudie von frühfunktionell aktiven und passiven Rehabilitationskonzepten
Nach Verletzungen und operativer Rekonstruktion der Beugesehnen an der Hand sind spezialisierte Rehabilitationskonzepte von zentraler Bedeutung, um Narbenbildung und daraus resultierende Bewegungseinschränkungen zu minimieren. In der Praxis stehen zwei etablierte Ansätze zur Verfügung: die frühfunktionell passive Therapie nach Kleinert und die frühfunktionell aktive Therapie („early active motion“). Während bei der Methode nach Kleinert unmittelbar postoperativ nur eine passive Beugung durchgeführt wird, ermöglicht die „early active motion“ kontrollierte aktive Beugungen innerhalb eines definierten Bewegungsumfangs.
Die nichtevidenzbasierte Methode nach Kleinert ist traditionell weitverbreitet, allerdings deuten Erkenntnisse zurPhysiologie der Sehnenheilung darauf hin, dass sie mit einer erhöhten mechanischen Belastung der rekonstruierten Sehnen und verstärkter Narbenbildung assoziiert sein könnte.
Anfängliche Bedenken hinsichtlich einer erhöhten Rupturrate bei der „early active motion“ konnten einerseits durch die Entwicklung neuer Nahtmaterialien und andererseits durch Studienergebnisse, welche teils sogar eine niedrigere Rerupturierungsrate bei „early active motion“ zeigten, widerlegt werden. Trotz dieser Fortschritte fehlen bislang aussagekräftige vergleichende Studien, die die Langzeitergebnisse und Komplikationsraten beider Ansätze systematisch untersuchen.
Um diese Forschungslücke zu schließen, wurde eine groß angelegte, prospektiv randomisierte, klinische Studie an der Medizinischen Universität Graz initiiert. Ziel ist es, die Wirksamkeit und Sicherheit der beiden Rehabilitationskonzepte zu bewerten und evidenzbasierte Empfehlungen für die optimale Nachbehandlung von Beugesehnenverletzungen zu entwickeln.
Die Studie umfasst mindestens 90 Patient:innen, die nach Lazeration der Sehne des M. flexor digitorum superficialis, des M. flexor digitorum profundus und/oder des M. flexor pollicis longus in Zone 2 der Hand operiert wurden. Alle Sehnennähte erfolgen mit einer 4-Strang-Kernnahttechnik mittels FibeWire® (Arthrex Austria GmbH, Wiener Neudorf), wobei auch durchgeführte Nervenkoaptationen im Zuge der operativen Versorgung in die Analyse einbezogen werden. Bei denregelmäßigen ambulanten Nachsorgeterminen werden Beweglichkeit, Griffkraft, Handfunktion und Sensibilität bis zu ein Jahr postoperativ erfasst, ergänzt durch standardisierte Fragebögen wie den Quick-DASH und SF-12.
Der Schwerpunkt dieser Untersuchung liegt in der Gegenüberstellung der beiden Rehabilitationsmethoden hinsichtlich ihrer Komplikationsraten und der Fähigkeit, eine funktionelle restitutio ad integrum der betroffenen Finger nach komplexer Verletzung wiederherzustellen.
Diese Studie soll nicht nur dazu beitragen, das Verständnis der physiologischen und funktionellen Mechanismen in der Nachbehandlung von Beugesehnenverletzungen zu vertiefen, sondern auch praktische Empfehlungen für die klinische Praxis liefern, um langfristig zu einer verbesserten Lebensqualität von Betroffenen beitragen zu können.
Das gesamte Studienteam bedankt sich herzlich für die großzügige finanzielle Unterstützung dieses Projektes durch die Sigmund Freud PrivatUniversität Wien.
Preisträgerin/Autor:innen:
Priv.-Doz. DDr. Hanna Luze
Univ.-Doz. Dr. Werner Girsch
Klinische Abteilung für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie
Universitätsklinik für Chirurgie
Medizinische Universität Graz
E-Mail:
hanna.luze@medunigraz.at
Platz 3: Beobachtungsstudie: sensible Reinnervation nach autologer Brustrekonstruktion
Die Rekonstruktion der Brust nach einer Mastektomie ist nicht nur ein bedeutender Schritt zur Wiederherstellung des äußeren Erscheinungsbildes der Frau, sondern hat auch einen wesentlichen Einfluss auf das emotionale Wohlbefinden und die Lebensqualität der Patientinnen. Ein oft übersehener, jedoch zentraler Aspekt dieses Eingriffs ist die Wiederherstellung der sensorischen Nervenfunktion in der rekonstruierten Brust.
Unsere Arbeit im KrankenhausGöttlicher Heiland,Wien, an der Abteilungfür Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie untersuchte, wie die mikrochirurgische Nervenkoaptation die Sensibilität in rekonstruierten Brüsten beeinflusst und ob sie eine Verbesserung erzielen kann.
Zwischen Juni 2020 und August 2023 wurden elf Brustrekonstruktionen bei neun Patientinnen (45–73 Jahre) durchgeführt. Die elf Lappenplastiken waren wie folgt kategorisiert: sechs DIEP-, zwei msTRAM-, zwei SIEA-Lappenplastiken und eine TMG-Lappenplastik. Es konnten zehn der elf freien Lappenplastiken sensibel koaptiert werden, sieben im dritten Interkostalraum und drei im vierten Interkostalraum.
Die sensible Reinnervation erfolgte unter einem Operationsmikroskop, um die Rami anteriores des dritten bzw. vierten Interkostalnervs mit dem frei präparierten Lappennerv zu koaptieren.
Um das Outcome optimal beurteilen zu können, wurde die Brust in neun Quadranten geteilt und die Sensibilität bei jeder ambulanten Nachkontrolle mit Semmes-Weinstein-Monofilamenten (Drucksensibilität 0,008–300g) dokumentiert.
Ergebnisse
Die erste Messungfand im Durchschnitt nach 21,9 Monaten statt und wurde in Gramm für die erreichte Drucksensibilität angegeben. Das maximale Follow-up erfolgte nach 31,2 Monaten. Es konnte eine Reduktion des Medians der Drucksensibilität in allen neun Quadranten beobachtet werden (Tab.1). Die größte Reduktion konnte im Quadranten 3 wahrgenommen werden, von 60–100g auf 2–4g Drucksensibilität.
Um die Auswirkungen der Koaptation noch mehr zu verdeutlichen und die direkte Assoziation mit der Verbesserung der Drucksensibilität darzustellen, konnten wir folgende Sensibilität bei einer Patientin messen, bei der die sensible Reinnervation nur unilateral durchgeführt werden konnte: Auf der Seite der nicht innervierten rekonstruierten Brust befand sich die Drucksensibilität im Bereich der Areola bei 300g und die der restlichen Quadranten bei 4–300g. Auf der kontralateralen Seite befanden sich alle Quadranten bei 2g Drucksensibilität und lediglich Quadrant4 lag bei 26g.
Fazit
Nach sensibler Koaptation konnte zwar keine „normale“ Sensibilität (0,008–0,07g) erreicht werden. Jedoch konnten eine Senkung und somit eine Verbesserung der Sensibilität in allen neun Quadranten zwischen erster Messung und maximalem Follow-up erzielt werden.
Preisträgerin/Autorin:
Dr. Viktoria Arabella Kampfer
OÄ Dr. Ines Tinhofer
Assoc. Prof. Priv.-Doz. Dr. Chieh-Han Tzou
Abteilung für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie
Krankenhaus Göttlicher Heiland, Wien
E-Mail:
viktoria.kampfer@gmx.at
Wundheilungspreise
Platz 1: Die Charakterisierung dermaler Adipozyten in humanen Wunden
In den letzten Jahren hat die medizinische Forschung die Rolle des Fettgewebes und der Adipozyten zunehmend in den Fokus gerückt. Neben der Funktion als Energiespeicher und Wärmeisolator fungiert das Fettgewebe auch als endokrines Organ, das durch die Sekretion von Signalmolekülen zur Regulation und Koordination physiologischer Prozesse im Organismus beiträgt.
Aktuelle Studien haben gezeigt, dass bei Nagetieren neben dem viszeralen und subkutanen auch ein dermales Fettgewebe existiert, welches durch eine dünne Muskelschicht, den Panniculus carnosus, vom subkutanen Fettgewebe getrennt ist.1, 2 Darüber hinaus wurde im Nagetiermodell nachgewiesen, dass dermale Adipozyten bei der Migration von Fibroblasten und Makrophagen während der Wundheilung eine Rolle spielen.3, 4 Es wurde beschrieben, dass dermale Adipozyten in die Wunde einwandern und durch Lipolyse die Migration von Makrophagen aktiv stimulieren.4
In einem hyperinflammatorischen Wundmodell in Schweinen konnte unser Forschungsteam eine spezifische Ansammlung von Adipozyten in der Dermis beobachten. Zur Simulation einer chronischen Wunde durch Hyperinflammation wurden Vollhautwunden bei Schweinen topisch mit Resiquimodbehandelt, einem Agonisten, der die Toll-like-Rezeptoren (TLR) 7 und 8 aktiviert. Resiquimod fördert die Produktion von proinflammatorischen Zytokinen und verzögert den Wundheilungsprozess signifikant. Die histologische Analyse der behandelten Wunden zeigte eine deutliche Ansammlung von Adipozyten in der Dermis, während dieser Effekt bei den unbehandelten Wunden ausblieb.
Basierend auf diesen Daten gehen wir davon aus, dass inflammatorische Prozesse das Auftreten von Adipozyten in Wunden fördern könnten. Da dieses Phänomen bis dato nur in Tiermodellen untersucht wurde, entschieden wir uns, das Auftreten von Adipozyten auch in humanen Gewebepräparaten näher zu charakterisieren. Zu diesem Zweck analysierten wir histologische Schnitte aus zwei verschiedenen Wundpathologien, die mit überschießender Inflammation assoziiert sind – wie akute Brandwunden (2b°–3°) und chronische Wunden.
Bislang konnten Proben von insgesamt 32 Patient:innen analysiert werden. Darunter waren 14 Patient:innen mit Brandwunden und 18 mit chronischen Wunden. Das Patien:innenkollektiv setzt sich aus 25% Frauen und 75% Männern mit einem Durchschnittsalter von 65,6 Jahren zusammen. Aufgeschlüsselt nach den Modalitäten beträgt das Durchschnittsalter bei Brandwunden 69,3 Jahre mit einem Anteil von 21,4% Frauen und 88,6% Männern, bei chronischen Wunden 61,7 Jahre mit einem Anteil von 27,8% Frauen und 72,2% Männern.
Die vorläufigen Ergebnisse unserer histologischen Untersuchungen zeigten, dass in den Gewebeschnitten von 24 Patient:innen Adipozyten in der Dermis nachgewiesen werden konnten. Dieses Ergebnis entspricht 75% des Gesamtkollektivs. Unter Berücksichtigung der jeweiligen Modalitäten waren Adipozyten in 64,3% der Fälle bei Brandwunden und in 83,3% der Fälle bei chronischen Wunden innerhalb der Dermis vorhanden.
Die genaue Herkunft und Funktion dieser Adipozyten in humanen Wunden sind bislang nicht geklärt. Um ein besseres Verständnis ihrer Rolle zu erlangen, sind weiterführende Untersuchungen erforderlich, die sowohl die Anzahl als auch die Herkunft dieser Zellen genauer analysieren. Entsprechende Analysen sind Gegenstand zukünftiger Studien und sollen zur Klärung ihrer biologischen und pathophysiologischen Bedeutung beitragen.
Preisträger/Autor:
Dr. Michael Kohlhauser
Klinische Abteilung für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie
Universitätsklinik für Chirurgie
Medizinische Universität Graz
E-Mail:
michael.kohlhauser@medunigraz.at
Literatur:
1 Driskell RR et al.: Defining dermal adipose tissue. Exp Dermatol 2014; 23(9): 629-31 2 Chen SX et al.: Dermal white adipose tissue: a newly recognized layer of skin innate defense. J Invest Dermatol 2019; 139(5): 1002-9 3 Schmidt BA, Horsley V: Intradermal adipocytes mediate fibroblast recruitment during skin wound healing. Development 2013; 140(7): 1517-27 4 Shook BA et al.: Dermal adipocyte lipolysis and myofibroblast conversion are required for efficient skin repair. Cell Stem Cell 2020; 26(6): 880-95
Platz 2: Autologes FatGrafting: Vergleich der Wirksamkeit und Sicherheit von zellunterstützten und konventionellen Techniken – ein systematischer Review
Der autologe Fetttransfer ist ein zentraler Bestandteil der modernen Weichteilrekonstruktion und kommt in Bereichen wie der Narbenkorrektur, der Behandlung von Bindegewebserkrankungen (z.B. Parry-Romberg-Syndrom, Sklerodermie) sowie in der ästhetischen Chirurgie zum Einsatz. Trotz seines Potenzials wird seine klinische Nutzung durch die inkonsistente Wirksamkeit eingeschränkt, die auf die oft geringe Überlebensrate des transplantierten Fettgewebes („take rate“) zurückzuführen ist. Je nach Studie können Fettgewebstransplantate sechs Monate nach der Operation weniger als 20% ihres ursprünglichen Volumens aufweisen, was häufig mehrere Behandlungen zum Erzielen eines optimalen Ergebnisses erforderlich macht. Dies stellt eine erhebliche zusätzliche Belastung für die betroffenen Patient:innen und das Gesundheitssystem dar.
Der zellunterstützte Fetttransfer („cell-assisted lipotransfer“) bietet durch den Zusatz autologer Stammzellen vielversprechende Möglichkeiten, die Überlebensrate des transplantierten Fettgewebes signifikant zu verbessern.
Die Gewinnung der autologen Stammzellen erfolgt mechanisch oder enzymatisch aus dem entnommenen Fettgewebe. Dabei entsteht eine Zellpopulation, die im Englischen als „stromal vascular fraction“ (SVF) bezeichnet wird. Diese setzt sich aus verschiedenen Zelltypen zusammen, darunter autologe Stammzellen (ASC), endotheliale Vorläuferzellen (EPC), Endothelzellen (EC), Makrophagen, glatte Muskelzellen, Lymphozyten, Perizyten und Fibroblasten, ergänzt durch weitere Zellarten in geringeren Konzentrationen. Die „stromal vascular fraction“ kann entweder direkt in das Fettgewebetransplantat eingebracht werden („cell-assisted lipotransfer with SVF“) oder nach Isolierung der autologen Stammzellen auf einem Nährmedium kultiviert werden. Im letzteren Fall werden die Zellen in einer höheren Konzentration zu einem späteren Zeitpunkt dem Fettgewebetransplantat beigefügt („cell-assisted lipotransfer with ASC“). Diese Methode erfordert ein komplexeres, zweizeitiges Vorgehen, zeigt jedoch laut einzelnen Studien potenziell überlegene Ergebnisse.
Aufgrund der stark variierenden Ergebnisse in verschiedenen prospektiven klinischen Studien bleibt die beschriebene Technik derzeit umstritten. Während einige Studien vielversprechende Effekte durch den Zusatz von Stammzellen ergeben, zeigen andere wiederum keinen signifikanten Unterschied zwischen Patient:innengruppen mit und ohne Stammzellzusatz.
Das primäre Ziel dieses systematischen Reviews ist es, die Überlebensrate des transplantierten Fettgewebes bei zellunterstütztem Fetttransfer mit der des konventionellen autologen Fetttransfers zu vergleichen. Mit einem umfassenden Überblick über die aktuellen Studienergebnisse soll einerseits eine verlässliche Grundlage für weitere Forschungsarbeiten geschaffen und andererseits die Implementierung vorteilhafter Techniken an österreichischen Kliniken gefördert werden, um unnötige Folgebehandlungen zu vermeiden und die Behandlungsergebnisse für Patient:innen nachhaltig zu verbessern.
Das gesamte Studienteam spricht der Sigmund Freud PrivatUniversität Wien seinen herzlichen Dank für die großzügige finanzielle Unterstützung dieses Projekts aus.
Preisträger/Autor:innen:
cand. med. Jakob Tettmann
Priv.-Doz. DDr. Hanna Luze
Klinische Abteilung für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie, Universitätsklinik für Chirurgie
Medizinische Universität Graz
E-Mail:
jakob.tettmann@stud.medunigraz.at
Studentenpreis
Prothetische Versorgung bei traumatischen Mikroamputationen der Hand
Die Hand hat einen außergewöhnlichen Stellenwert im Alltag, denn bei fast jeder Interaktion kommt ihre Geschicklichkeit zum Tragen. Der plötzliche und meist traumatische Verlust dieses Körperteils oder seiner Teile kann zu erheblichen Einschränkungen der betroffenen Person in der Selbstständigkeit führen. Primär erfolgt nach Möglichkeit die biologische Rekonstruktion durch mikrochirurgische Replantation oder Rekonstruktion der Hand und der Finger. Dies bietet meist die beste Art der Funktionswiederherstellung, setzt jedoch entsprechende Strukturen (Replantationszentrum mit 24-h-Bereitschaft und mikrochirurgische Expertise) voraus. Sollte dies jedoch nicht möglich sein, ist eine Behandlung dieser Amputationsverletzungen mittels Prothesen möglich.1–3 Hierbei hat sich eine Vielzahl an Prothesenarten etabliert, welche sowohl das ästhetische Vollbild als auch Funktionen (zum Teil) wiederherstellen können.
Um die Verwendung und Nutzung auch neuester Prothesen zu untersuchen, wurde eine Studie unter der Leitung von Doz. Dr. Bergmeister, PhD, konzipiert und an der Abteilung für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie St. Pölten (Leitung: Prim. Assoc. Prof. Dr. Schrögendorfer) durchgeführt. Hierbei werden die Vor- und Nachteile der Prothesentypen miteinander verglichen sowie epidemiologische Daten zu den Anwendern analysiert. Neben den bereits bekannten Faktoren wie männliches Geschlecht und junges Alter2–5wurden explizit weitere detailliertere Faktoren in den Punkten Patient:innencharakteristik, Unfallursache und Anwendungsgebiet beleuchtet.
Prothesenvergleich
In einem ersten Schritt wurden mechanische und myoelektrische Prothesen im Detail verglichen. Hier zeigte sich, dass mechanische Prothesen leichter sind und meist eine bessere Kraftübertragung aufweisen. Myoelektrische Prothesen sind durch einen externen Antrieb in der Lage, unterschiedliche (meist sehr alltagsrelevante) Griffarten zu gewährleisten. Durch die notwendige externe Energiequelle sind sie meist schwerer und müssen regelmäßig aufgeladen werden.
Traumatische Mikroamputationen
Im zweiten Schritt erfolgt die Analyse der betroffenen Patient:innen, um mögliche Zusammenhänge zwischen Patient:innencharakteristik, Art der Verletzung, Möglichkeit operativer Rekonstruktion oder prothetischer Versorgung sowie Kostenfaktoren festzustellen.
Erste Analysen zeigen, dass mehr als die Hälfte der Patient:innen eine totale oder subtotale Amputation durch Schnittverletzungen erlitten. Hiervon stammte die Mehrheit von Kreissägen. Die linke Hand war etwas häufiger involviert als die rechte Hand. Inden Fällen totaler Amputationen zeigte sich der Daumen als am gefährdetsten. Bei subtotalen Amputationen war der Zeigefinger vorrangig.
Zusammenfassend zeigen unsere ersten Ergebnisse, dass der typische Patient weiterhin männlich und im erwerbsfähigen Alter ist. Neueste Prothesen erlauben auch bei Fällen, in denen eine biologische Rekonstruktion nicht möglich ist, die sinnvolle Rekonstruktion der Handfunktion.
Preisträger/Autor:
Martin Mayrl
Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften, Krems
Literatur:
1 Aszmann OC, Farina D (eds.): Bionic limb reconstruction: Springer Cham 2021 2 Bellmann D et al.: Amputation und Prothesenversorgung. 3rd ed. Stuttgart: Georg Thieme Verlag KG, 2008 3 Milde L, Schmidt A: Prothetik im Bereich der oberen Extremität. In: Towfigh H et al. (eds). Handchirurgie. Berlin, Heidelberg: Springer, 2011 4 Aman M et al.: Bionic reconstruction: Restoration of extremity function with osseointegrated and mind-controlled prostheses. Wien Klin Wochenschr 2019; 131(23-24): 599-607 5 Bumbasirevic M et al.: What microsurgeon, orthopaedic and plastic surgeon should know about bionic hand. Injury 2019; 50 (Suppl 5): 137-40
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