OT 2022

„Schöner hätte es gar nicht sein können“

Der 1. Österreichische Kongress für Orthopädie und Traumatologie wurde von allen Beteiligten als großer Erfolg gefeiert. Prof. Dr. Andreas Leithner blickt mit uns auf die ereignisreichen Tage zurück.

Das Organisationskomitee, bestehend aus Doz. Dr. Tanja Kraus, Prof. Dr. Andreas Leithner, Prim. Dr. Michael Plecko, Doz. Dr. Paul Puchwein und Prof. Mag. Dr. Franz Josef Seibert, freute sich, 562 aktive Teilnehmer*innen im Messecongress-Center in Graz begrüßen zu dürfen. Hinzu kamen 190 Vertreter der Industrie, die an 40 Ausstellungsständen ihre Produkte präsentierten. 86 Referent*innen waren geladen, beim Posterwalk konnte man 42 wissenschaftliche Arbeiten begutachten. Die Workshops waren ausgebucht und die Stimmung hervorragend.

Ein Mitglied des Organisationskomitees, Doz. Paul Puchwein, hat am Ende des Kongresses gesagt: „Es war nicht ganz unanstrengend. Aber es hat Freude gemacht.“ Wie war es für Sie rückblickend?

A. Leithner: Es war ein schönes Gefühl, am Ende zu sehen, dass im Großen und Ganzen alles sehr gut funktioniert hat. Und wenn die Rückmeldungen positiv sind, freut einen das natürlich und es lässt die Strapazen vergessen.

Was waren für Sie persönlich die Highlights der Tagung?
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Prof. Dr. Andreas Leithner

A. Leithner: So banal das klingt: Am schönsten waren für mich die Momente in den Pausen, wenn alle Menschen aus den vier verschiedenen Vortragsräumen zusammengekommen sind. Das war nach zwei Jahren der Einschränkungen durch die Coronapandemie etwas ganz Besonderes, wenn man beim Buffet in der Industrieausstellung um die 400 Leute antreffen konnte. Das gab mir das Gefühl: Dieser Kongress „lebt“. Vom Emotionalen her waren das die Highlights, vom Wissenschaftlichen her waren es natürlich die internationalen Gäste, z.B. Prof. Carsten Perka von der Charité Berlin, die Kollegen vom Karolinska-Institut, Prof. Rihard Trebše aus Slowenien, Prof. Miklos Szendroi aus Budapest, Prof. Pietro Ruggieri aus Padua und viele weitere internationale Expertinnen und Experten, die sehr viel an Wissen eingebracht und intensive Diskussionen angeregt haben.

Was mich auch sehr gefreut hat, war, dass die „Flash Sessions“ so gut funktioniert haben. Wenn man nur drei Minuten Redezeit hat, ist das für die Referenten immer eine Herausforderung und man könnte meinen, in drei Minuten kann man nicht genug transportieren und es wird keine Diskussion geben. Aber ganz im Gegenteil: Es waren sehr gute Sessions, es kam sehr viel geballtes Wissen zusammen und es wurde intensiv diskutiert.

Insgesamt hatten wir über 200 eingereichte Abstracts, 60 unterschiedliche Sessions und 86 eingeladene Sprecher. Es war ein gewisses Risiko, vier Vortragsräume mit parallel laufenden Sessions anzubieten. Die Bedenken waren: Werden genug Leute die einzelnen Räume besuchen? Aber letztlich waren alle Sessions gut besucht. Die Workshops, der Arthroskopie-Kurs, der Gipskurs, der Zementierkurs – das war alles ausgebucht. Das Galadiner war ebenfalls ausgebucht. Schöner hätte es gar nicht sein können.

Es war der 1. Ortho-Trauma-Kongress. Wie schwierig war es für die ÖGO, die Unfallchirurgen für diese Veranstaltung an Bord zu holen?

A. Leithner: Für uns war es sehr einfach, weil hier in Graz das neue Fach wirklich auch schon gelebt wird. Orthopäd*innen arbeiten intensiv mit den Unfallchirurg*innen des Uniklinikums und des AUVA-UKH Graz zusammen, wir versorgen die Patienten gemeinsam. Das hat sich bei diesem Kongress auch widergespiegelt. Die Unfallchirurg*innen haben hochspannende Trauma-Sessions organisiert und tolle Referenten eingeladen. Und es gab auch nicht nur einen Kongresspräsidenten, sondern ein Organisationskomitee aus Unfallchirurgen und Orthopäd*innen. Ich denke, wir haben in der gesamten Kongressorganisation und -abhaltung das neue gemeinsame Fach gelebt und gezeigt. Das ist schön und sollte auch weiter so beibehalten werden. Prim. Vinzenz Smekal, der Präsident der ÖGU und der ÖGOuT, hat in seiner Rede bei der Eröffnungszeremonie ebenfalls das Verbindende betont. Er hat erwähnt, dass die Zusammenarbeit zwischen den „Altgesellschaften“ der Orthopäden und Unfallchirurgen im Rahmen der neuen Gesellschaft ÖGOuT auf Schiene ist und dass sich beide in der ÖGOuT wiederfinden sollen. Dem kann ich voll zustimmen und ich unterstütze das. Es ist auch angedacht, dass es ab 2025 nur mehr einen gemeinsamen Kongress der drei Fachgesellschaften ÖGO, ÖGU und ÖGOuT geben soll.

Am Ende des Kongresses wurden die besten Abstracts und Poster gekürt. Nach welchen Kriterien wurden die Preisträger ausgewählt?

A. Leithner: Gutachter*innen haben schon im Vorfeld des Kongresses die Abstracts gesichtet und eine Vorauswahl getroffen. Zusätzlich wurden beim Kongress die zugehörigen Poster begutachtet und schließlich wurden auch noch die entsprechenden Vorträge dazu bewertet.

Was konnte man als Organisator aus dieser Veranstaltung für zukünftige Kongresse lernen?

A. Leithner: Dass es sich bewährt, einen gemeinsamen Kongress für Orthopädie und Traumatologie zu machen. Dass es sich bewährt, Workshops zu machen, gerade für junge Leute, für Studierende und Assistenzärzte. Dass sich das Format der „Flash Sessions“ bewährt, weil man viel Information aus der Wissenschaft in sehr komprimierter Form bekommt. Dass es immer wieder befruchtend ist, Meinungen, Einsichten und neue Ideen aus anderen Ländern zu hören. Dass man parallele Sessions anbieten sollte, damit sich die Kongressteilnehmer je nach ihren Interessen ein individuelles Programm zusammenstellen können. Dass es auch immer einen Teil für konservative Orthopädie und Rehabilitation gibt, finde ich ebenfalls ganz wichtig.

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1. Österreichischer Kongress für Orthopädie & Traumatologie, 12.–14. Mai 2022, Graz




Zeremonielle Amtsübergabe

Mit Prof. Dr. Catharina Chiari steht seit Beginn des Jahres erstmals eine Frau an der Spitze der Österreichischen Gesellschaft für Orthopädie und orthopädische Chirurgie (ÖGO). Im Rahmen des 1. OT-Kongresses überreichte ihr Pastpräsident Prof. Dr. Andreas Leithner die traditionelle Kette der ÖGO als Symbol für die Übergabe des Amtes.

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Prof. Chiari freut sich darauf, nächstes Jahr zum 2. OT-Kongress in Wien zu laden. Er wird vom 4. bis 6. Mai 2023 im „Andaz Vienna Am Belvedere“ stattfinden. Das Motto: „Grenzen erweitern: Innovation in Orthopädie und Traumatologie“.




Prämierte Arbeiten

Bester orthopädischer Vortrag:
Matthias Luger et al.: Perioperative Frakturen bei minimal-invasiver Implantation eines zementfreien Kurzschaftes – eine retrospektive Fallserie mit über 1000 Implantationen

Bester traumatologischer Vortrag:
Antonio Klasan et al.: Comparable outcomes of in-cement revision and uncemented modular stem revision for Vancouver B2 periprosthetic femoral fracture at 5 years

Beste experimentelle Arbeit:
Nicole Sommer et al.: Effects of PEO surface-modification of lean Mg-Zn-Ca implants in old and osteoporotic bone

Posterpreise:

  • Lisa Jernej (Bild) et al.: Erfolg und Sicherheit der Denosumab-Therapie bei Riesenzelltumoren des Knochens

  • Maria Boyce et al.: Orthoplastische Chirurgie – mit vereinten Kräften zur effizienten Versorgung

  • Lukas Schmölz et al.: Efficacy of mortality risk prediction in patients with proximal hip fractures during COVID-19 pandemic

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