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Soll entgegen der Leitlinie operiert werden?

Elektive Hüft-TEP bei Adipositas Grad III

Übergewichtige Patient:innen leiden früher als normalgewichtige Personen an einer Hüft- oder Kniearthrose. Allerdings sieht die aktuelle S3-Leitlinie zur Behandlung der Coxarthrose in einem BMI >40kg/m2 eine relative Kontraindikation zur Hüft-TEP. Da der Leidensdruck der Patient:innen erheblich ist, stellt sich die Frage, ob dennoch eine elektive Hüft-TEP infrage kommt.

Die Anzahl der übergewichtigen Personen ist in Deutschland in den letzten Jahrzehnten stark gewachsen. Die GEDA-Studie 2019/2020 des Robert-Koch-Institutes beschreibt, dass 53,5% der erwachsenen Deutschen übergewichtig sind. Die Adipositasprävalenz liegt für beide Geschlechter bei 19,0%.1 Gleichzeitig sind bei einem BMI >30kg/m2 Stoffwechselprobleme und kardiovaskuläre Erkrankungen zu beobachten.2 Übergewichtige Patient:innen leiden früher als normalgewichtige Personen an einer Hüft- oder Kniearthrose.3 Bei übergewichtigen Patient:innen liegen auch Symptome der Mangelernährung vor. Die vielfach beobachtete Hypalbuminämie erhöht das Risiko für postoperative Infektionen deutlich.4 Die aktuelle S3-Leitlinie zur Behandlung der Coxarthrose sieht in einem BMI >40kg/m2 eine relative Kontraindikation zur Hüft-TEP. Der Leidensdruck vieler Patient:innen mit fortgeschrittener schmerzhafter Coxarthrose oder Hüftkopfnekrose ist jedoch erheblich, die konservative Behandlung oft erfolglos. Eine wirksame medikamentöse Schmerzbehandlung ist bei vielen Patient:innen durch schwerwiegende Begleiterkrankungen eingeschränkt. Im EPRD-Report 2024 wird für Patient:innen mit einem BMI von >40kg/m2 und einer elektiv operierten Hüft-TEP nach 6 Jahren eine Ausfallwahrscheinlichkeit von 8% gegenüber etwas über 3% für Patient:innen mit einem BMI von <30kg/m2 dokumentiert.5 Insbesondere die frühen periprothetischen Infektionen sind bei den erheblich adipösen Patient:innen wesentlich vermehrt zu beobachten.6 Diätetische Versuche und andere konservative Massnahmen zur Gewichtsreduktion sind meistens nicht sehr erfolgversprechend,7–9 GLP-1-Rezeptor-Analoga reduzieren möglicherweise das Infektionsrisiko, hier müssen aber weitere Untersuchungen abgewartet werden.10 Ein bariatrischer Eingriff vor der Implantation einer Endoprothese erhöht möglicherweise die Komplikationswahrscheinlichkeit.11

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