ÖGU-Förderpreis für Open-Access-Publikationen

Knorpelzelltransplantation mit der Igo®-Matrix

Die matrixassoziierte Technik der autologen Chondrozytentransplantation, welche sich seit 20 Jahren in ständiger Weiterentwicklung befindet, gilt weiterhin als Standardtherapie für große umschriebene Knorpelschäden. Sie wird beim jüngeren Patienten unter 50 Jahren mit oder ohne Beteiligung des subchondralen Knochens angewendet.Aufgrund des hohen Kostenaufwandes von Zertifizierungsstudien für die Registrierung bei der EMA (European Medicines Agency) ist die Verfügbarkeit zugelassener Anbieter limitiert. Die folgende Studie zeigt 2-Jahres-Ergebnisse eines in Österreich verfügbaren und zugelassenen Zellträgers.

Abb. 1: Beimpfen des Matrixfleeces mit der Zellsuspension

Traumatische und degenerative Läsionen des Gelenkknorpels im Kniegelenk stellen aufgrund der limitierten Selbstregeneration des hyalinen Knorpels eine therapeutische Herausforderung dar. Bei größeren, fokalen Knorpelschäden führt die autologe Chondrozytentransplantation der dritten Generation (3G-ACT), die auch als matrixassoziierte Knorpelzelltransplantation (MACT) bekannt ist, langfristig zu den besten Behandlungsergebnissen. Ziel dieser Studie war es, die klinischen und MR-radiologischen Ergebnisse eines in Österreich zugelassenen und produzierten autologen Zellträgers prä- sowie 24 Monate postoperativ zu evaluieren. Des Weiteren sollte ein Zusammenhang zwischen dem subjektiv klinischen und dem radiologischen Outcome geprüft werden.

Methodik

In die retrospektive Studie konnten 21 Patienten (12 Männer und 9 Frauen) mit einem Durchschnittsalter von 31 Jahren (18–49 Jahre) eingeschlossen werden.

Abb. 2: a) Knorpeldefekt, b) Matrix im Knorpeldefekt nach Präparation

Alle eingeschlossenen Patienten wurden an der Klinischen Abteilung für Unfallchirurgie der Universitätsklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Medizinische Universität Wien, mit dem Igo®-Matrixfleece (Institut für Gewebe- und Organrekonstruktion GesmbH, Wels, Österreich) behandelt. Sowohl klinische als auch radiologische Follow-up-Daten wurden in standardisierten Intervallen bis inklusive 24 Monate postoperativ erhoben.

Zur Evaluierung der klinischen Ergebnisse fand ein standardisierter Fragebogen, welcher die Lebensqualität, die bestehenden Schmerzen sowie die mögliche Aktivität im Alltag und Sport der behandelten Patienten berücksichtigte, Verwendung. Dieser inkludiert u.a. die 5 Kategorien des Knee Injury and Osteoarthritis Outcome (KOOS) sowie International Knee Documentation Commitee (IKDC) Score, die Visual Analogue Scale für Schmerz (VAS) sowie die Tegner Activity Scale (TAS).

Zur Erhebung der radiologischen Ergebnisse wurden im Rahmen der Nachuntersuchung 3.0-Tesla-MRT-Untersuchungen durchgeführt, anhand derer der MOCART-Score sowie der MOCART 2.0 ermittelt wurde.

Ergebnis

Im Rahmen der klinischen Ergebnisse konnte in allen erhobenen Scores eine statistisch signifikante Verbesserung zwischen dem präoperativen und dem postoperativen Zeitpunkt erzielt werden. Der IKDC zeigte 2 Jahre postoperativ 10 exzellente, 4 gute, 5 ausreichende und 2 schlechte Werte. Weiters zeigte sich eine Reduktion der Schmerzintensität (VAS) von präoperativ 5,6±3,2 (Mittelwert±Standardabweichung) auf 1,5±2 postoperativ, eine Verbesserung des KOOS von 51±20,7 auf 75,2±15,4 sowie eine Steigerung des Aktivitätslevels in der TAS von 2,2±1,8 auf 4,3±1,3. Der MOCART- und der MOCART-2.0-Score ergaben vergleichbare Werte nach 2 Jahren mit 74±10 bzw. 78±13 bei maximal 100 erreichbaren Punkten. Eine gute Füllung und Transplantatintegration konnten bei über 90% erreicht werden und 76,1% der Behandelten waren zufrieden und würden die Operation – trotz zweizeitigen Eingriffs und komplexen Nachbehandlungsschemas – ein zweites Mal durchführen lassen.

Schlussfolgerung

Die Behandlung von traumatischen oder degenerativen Gelenksknorpelschäden im Kniegelenk durch ACT mit der Igo®-Matrix führte bei unserem Patientenkollektiv zu vielversprechenden 2-Jahres-Ergebnissen. Dies zeigte sich insbesondere bei der Lebensqualität der Patienten und der radiologischen Beschaffenheit der Knorpelzelltransplantate. Das Outcome wurde im Rahmen einer Literaturrecherche mit diversen international verfügbaren, für die 3G-ACT zugelassenen Zellträgern verglichen und zeigte hier gute bis exzellente klinische und radiologische Ergebnisse.

Zak L et al.: Third-generation autologous chondrocyte implantation at the knee joint using the Igor Scaffold – a case series with 2-year follow-up. Orthop J Sports Med 2021; 9(1): 2325967120969237

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