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Knorpelregenerative Chirurgie beim Sportler – ein Update

<p class="article-intro">Die Therapie von symptomatischen Knorpeldefekten beim Sportler ist wichtig, um diesem die Durchführung der gewollten Aktivität wieder zu ermöglichen und insbesondere die Entwicklung einer verfrühten Degeneration des Gelenks zu verhindern. Die Indikation für das geeignete Verfahren im Hinblick auf den vorliegenden Schaden sollte genauestens überlegt werden. Dabei gilt es, zudem auch jede Begleitpathologie zu adressieren. Zuletzt kann nur durch optimale und individualisierte Rehabilitation der «return to play» generiert werden.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Knorpeldefekte des Kniegelenks sind grunds&auml;tzlich h&auml;ufig.<sup>1</sup> Die Pr&auml;valenz ist jedoch beim Leistungssportler noch h&ouml;her einzustufen. Es konnte in einem systematischen Review gezeigt werden, dass &uuml;ber 36 % der untersuchten Sportler einen vollschichtigen fokalen Knorpelschaden aufwiesen. Im Vergleich waren es in der Kontrollgruppe 16 % . Mehr als die H&auml;lfte der Sportler waren hierbei asymptomatisch.<sup>2</sup> Folgen, insbesondere eines symptomatischen unbehandelten vollschichtigen Knorpeldefektes, sind anhaltende Beschwerden und hierdurch eine eingeschr&auml;nkte Leistungsf&auml;higkeit des Sportlers.<sup>3</sup> Da der Knorpel ein &auml;usserst limitiertes Regenerationspotenzial aufweist, vergr&ouml;ssert sich der Knorpelschaden im Verlauf und f&uuml;hrt zu einer Verst&auml;rkung der klinischen Beschwerden.<sup>4</sup> Eine fr&uuml;he Behandlung ist hierbei insbesondere sinnvoll, um ein m&ouml;glichst gutes Ergebnis zu erzielen.<sup>5, 6</sup> Durch eine verz&ouml;gerte Therapie k&ouml;nnen dar&uuml;ber hinaus bei anhaltender Inflammation degenerative Prozesse initiiert werden, die im Verlauf zu fr&uuml;harthrotischen Ver&auml;nderungen und demzufolge zu einem schlechteren Outcome f&uuml;hren.<sup>7</sup></p> <h2>Knorpelregenerative Verfahren</h2> <p>Zur Behandlung des umschriebenen Knorpelschadens stehen verschiedene chirurgische Methoden zur Verf&uuml;gung. Die Mikrofrakturierung (MFX) ist ein etabliertes und kosteng&uuml;nstiges Verfahren, bei dem durch multiple Perforationen des subchondralen Knochens im Defektbereich das Knochenmark mobilisiert wird, welches als Clot den Defektbereich ausf&uuml;llt und ein Ersatzgewebe ausbildet.<sup>8</sup> Eine Weiterentwicklung stellt die Matrix-gest&uuml;tzte Mikrofrakturierung (AMIC<sup>&reg;</sup>) dar.<br /> Zu den zellgest&uuml;tzten Verfahren z&auml;hlt die autologe Chondrozytentransplantation (ACT). Hierbei werden Knorpelzellen aus einem unbelasteten Bereich entnommen, kultiviert und in einer zweiten Operation in den Defekt eingebracht. Die osteochondrale Transplantation (OATS) ist eine weitere Therapieoption, bei der Knorpel-Knochen- Zylinder aus nicht belasteten Arealen entnommen und in den Defekt eingebracht werden.<br /> MFX und OATS werden bei kleineren Knorpelsch&auml;den bevorzugt durchgef&uuml;hrt (&lt;2cm<sup>2</sup>), w&auml;hrend gr&ouml;ssere Defekte durch ACT versorgt werden. <sup>9</sup> In Vergleichsstudien zeigte sich, dass insbesondere die Langzeitergebnisse von OATS und ACT signifikant besser sind als die Mikrofrakturierung.<sup>10</sup> Die Regeneratqualit&auml;t spiegelt dies in histologischen Analysen wider.<sup>11</sup> Auch das relativ neu etablierte AMICVerfahren konnte signifikant bessere Ergebnisse im Vergleich zur Mikrofrakturierung erzielen und wird zunehmend im Grenzbereich zwischen MFX und ACT eingesetzt.<sup>12</sup> Im angloamerikanischen Raum werden in hoher Frequenz Allografts verwendet, um chondrale und osteochondrale Sch&auml;den zu decken.<sup>13</sup></p> <h2>Begleitpathologien</h2> <p>Ein zentraler Pfeiler der erfolgreichen Therapie von Knorpelsch&auml;den ist die Behandlung von Begleitpathologien. Insbesondere dem Meniskus wird zunehmend eine besondere Bedeutung beigemessen.<sup>14</sup> Es konnte bei professionellen Fussballspielern gezeigt werden, dass eine Resektion des Meniskus von mehr als 10 % signifikant mit Knorpelsch&auml;den korreliert. Die Kombination aus Meniskus- und Knorpelschaden f&uuml;hrte zu einer signifikant schlechteren Leistungsf&auml;higkeit der Fussballspieler.<sup>15</sup><br /> Dar&uuml;ber hinaus geht die Ruptur des vorderen Kreuzbandes h&auml;ufig mit Knorpelsch&auml;den einher.16 Pike et al. konnten zeigen, dass eine kombinierte Behandlung mit Kreuzbandersatz und ACT bei grossen Defekten zu klinisch besseren Ergebnissen f&uuml;hrt.<sup>17</sup> Jedoch auch periphere Instabilit&auml;ten (Innenband, Aussenband, anterolaterales Ligament) m&uuml;ssen zwingend identifiziert und korrekt therapiert werden. Ebenso wichtig ist das Malalignment der Beinachse, welches gegebenenfalls durch Osteotomieverfahren therapiert werden kann. Aus der klinischen Erfahrung ist bekannt, dass Sportler vor einer oss&auml;ren Korrektur am Bein grossen Respekt haben und diese Art von Eingriff zumeist ablehnen. Grunds&auml;tzlich zeigt die hohe tibiale Osteotomie beim tibial bedingten Varusknie in Kombination mit knorpelregenerativen Verfahren gute Ergebnisse.<sup>18</sup><br /> Der subchondrale Knochen sollte ebenfalls betrachtet und in das therapeutische Prozedere mit einbezogen werden. Minas et al. erzielten mit der &laquo;Sandwich&raquo;-Methode der ACT exzellente Ergebnisse bei der Versorgung osteochondraler L&auml;sionen.<sup>19</sup><br /> Begleitpathologien sind gerade im patellofemoralen Gelenk sehr h&auml;ufig anzutreffen und aktiv zu suchen, weil sonst eine Knorpeltherapie nicht Erfolg versprechend durchgef&uuml;hrt werden kann.<sup>20, 21</sup></p> <h2>Return to sports</h2> <p>Im Leistungssport ist es f&uuml;r den Sportler wichtig, ein gutes operatives Ergebnis in m&ouml;glichst kurzer Zeit zu erzielen und damit die Zeit bis zur R&uuml;ckkehr in den Sport (&laquo;return to sports&raquo;) auf ein Minimum zu beschr&auml;nken. Krych et al. zeigten in einer aktuellen Metaanalyse, dass die osteochondrale Zylindertransplantation die beste &laquo;Return to sports&raquo;-Rate aufwies (93 % ). Nur 58 % nahmen nach Mikrofrakturierung den Sport wieder auf.<sup>22</sup><br /> Auch die Gr&ouml;sse des Defektes spielt eine wesentliche Rolle, wobei die Rate des Wiedererreichens des vorherigen Aktivit&auml;tslevels bei kleineren Defekten h&ouml;her ist. Die k&uuml;rzeste Rehabilitationsphase war hierbei ebenfalls beim OATS-Verfahren zu finden (5 Monate), w&auml;hrend es bei der ACT 12 Monate dauerte. Kleinere Sch&auml;den k&ouml;nnen somit ggf. mit einer OATS-Plastik versorgt werden, da diese die schnellste Sportr&uuml;ckkehrquote generiert. Die Autoren dieses Artikels sehen bei der Versorgung gr&ouml;sserer Sch&auml;den ausschliesslich eine ACT als Erfolg versprechend, da durch diese Technik die beste Regeneratqualit&auml;t erzeugt werden kann und damit auf lange Sicht das beste klinische Ergebnis erzielt wird.<br /> Da eine R&uuml;ckkehr zum Training h&auml;ufig von den behandelten Begleitpathologien abh&auml;ngt, sind Daten der einzelnen Verfahren nur eingeschr&auml;nkt interpretierbar. Insbesondere die Verletzung des vorderen Kreuzbandes hat den st&auml;rksten negativen Einfluss auf die Sportlerkarriere, wie eine Studie bei American-Football-Spielern zeigt.<sup>23</sup><br /> An die knorpelregenerative Operation sollte sich ein spezialisiertes und fokussiertes Rehabilitationsprogramm anschliessen, um die schnellstm&ouml;gliche R&uuml;ckkehr in den Sport zu erm&ouml;glichen. Della Villa et al. konnten mit einem isokinetischen Training und fr&uuml;her Rehabilitation auf dem Trainingsplatz die Zeit bis zur R&uuml;ckkehr in den Sport verk&uuml;rzen und die R&uuml;ckgewinnung des vorherigen Trainingslevels signifikant beschleunigen.<sup>24</sup></p> <div id="fazit"> <h2>Fazit</h2> Wir k&ouml;nnen zusammenfassend feststellen, dass Knorpeldefekte h&auml;ufig bei Sportlern zu finden sind und meist Folge von Pathologien wie z.B. der vorderen Kreuzbandruptur oder von Meniskussch&auml;den sind. Diese sollten im therapeutischen Prozedere miteingeschlossen werden. Je nach Defektgr&ouml;sse, Lokalisation und Zustand des subchondralen Knochens kommen verschiedene knorpelregenerative Verfahren zum Einsatz. Ein umfassendes Rehabilitationskonzept ist neben einer technisch gut durchgef&uuml;hrten Operation entscheidend f&uuml;r die R&uuml;ckkehr in den Sport.</div> <div>&nbsp;</div> <div><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Leading Opinions_Ortho_1801_Weblinks_s18_abb1.jpg" alt="" width="1122" height="1071" /></div></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Widuchowski W et al.: Knee 2007; 14(3): 177-82 <strong>2</strong> Flanigan DC et al.: Med Sci Sports Exerc 2010; 42(10): 1795- 801 <strong>3</strong> Shelbourne KD et al.: J Bone Joint Surg Am 2003; 85-A(Suppl 2): 8-16 <strong>4</strong> Buckwalter JA et al.: Instr Course Lect 2005; 54: 465-80 <strong>5</strong> Vanlauwe J et al.: Am J Sports Med 2011; 39(12): 2566-74 <strong>6</strong> Campbell AB et al.: Arthroscopy 2016; 32(4): 651-68 <strong>7</strong> Ossendorf R et al.: A J Sports Med 2017; doi: 10.1177/0363546517737497 <strong>8</strong> Salzmann GM et al.: Arch Orthop Trauma Surg 2013; 133(3): 303-10 <strong>9</strong> Niemeyer P e t al.: Arch Orthop Trauma Surg 2016; 136(7): 89 <strong>10</strong> Riboh JC et al.: Knee Surg Sports Traumatol Arthrosc 2017; 25(12): 3786-99 <strong>11</strong> DiBartola AC et al.: Knee 2016; 23(3): 344-9 <strong>12</strong> Volz M et al.: Int Orthop 2017; 41(4): 797-804 <strong>13</strong> Nielsen ES et al.: Am J Sports Med 2017; 45(7): 1608-14 <strong>14</strong> Beaufils P, Pujol N: Orthop Traumatol Surg Res 2017; 103 (8S): S237-44 <strong>15</strong> Chahla J et al.: Am J Sports Med 2017; doi: 10.1177/0363546517737991 <strong>16</strong> Maffulli N et al.: A rthroscopy 2003; 19(7): 685-90 <strong>17</strong> Pike AN et al.: Orthop J Sports Med 2017; 5(2): 2325967117693591 <strong>18</strong> Ferruzzi A et al.: Knee 2014; 21(2): 445-50 <strong>19</strong> Minas T et al.: Am J Sports Med 2017; doi: 10.1177/0363546517738000 <strong>20</strong> Trinh TQ et al.: Arthroscopy 2013; 29(3): 566-74 <strong>21</strong> Siebold R et al.: Knee Surg Sports Traumatol Arthrosc 2014; 22(10): 2477-83 <strong>22</strong> Krych AJ et al.: Knee Surg Sports Traumatol Arthrosc 2017; 25(10): 3186-96 <strong>23</strong> Mai HT et al.: Am J Sports Med 2016; 44(9): 2255-62 <strong>24</strong> Della Villa S et al.: Am J Sports Med 2010; 38(1): 68-77. doi: 10.1177/0363546509348490</p> </div> </p>
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