
Forschung im Orthopädischen Spital Speising
Autoren:
Dr. Bernhard Frank1
Priv.-Doz. Dr. Jochen Hofstätter1,2
1 Michael Ogon Laboratory for Orthopaedic Research, Orthopädisches Spital Speising, Wien
2 II. Orthopädische Abteilung, Orthopädisches Spital Speising, Wien
E-Mail: researchlab@oss.at
Im Michael-Ogon-Labor für Orthopädische Forschung im Orthopädischen Spital Speising in Wien wird an unterschiedlichsten Fragestellungen der Orthopädie geforscht. Ziel ist es, durch klinische und grundlagenwissenschaftliche Forschung die Therapien von Patienten mit muskuloskelettalen Erkrankungen kontinuierlich zu verbessern sowie die Basis für die Entwicklung neuer diagnostischer Mittel zu schaffen.
Im Orthopädischen Spital Speising werden an vier orthopädischen Abteilungen mit unterschiedlichen Schwerpunkten jährlich mehr als 11000 Operationen am Bewegungsapparat durchgeführt. Es besteht eine enge Zusammenarbeit zwischen den orthopädischen Abteilungen, der Abteilung für Anästhesiologie und Intensivmedizin, dem Institut für Physikalische Medizin und Orthopädische Rehabilitation, der Abteilung für Akutgeriatrie und Remobilisation, dem Institut für Radiologie und dem Labor für Gang- und Bewegungsanalyse. Neben der engen Zusammenarbeit sind die Verbindung von Klinik und Forschung sowie die stetige Evaluierung klinischer Tätigkeit wichtig, um eine hochwertige Patientenversorgung sicherzustellen.
Organisation und Forschungsteam
Mit der Eröffnung des Michael-Ogon-Labors für Orthopädische Forschung im Mai 2019 wurde eine Forschungseinrichtung geschaffen, welche die Basis für abteilungsübergreifende klinische wie auch grundlagenwissenschaftliche Forschungsprojekte bietet. Benannt ist die Forschungseinrichtung nach Univ.-Prof. Dr. Michael Ogon, der im Orthopädischen Spital Speising 2008 die Vorgängereinrichtung, das Zelllabor der Abteilung für Wirbelsäulenchirurgie, gegründet hat. Im neuen Michael-Ogon-Labor für Orthopädische Forschung wird unter der Leitung von Priv.-Doz. Dr. Jochen Hofstätter an unterschiedlichsten Fragestellungen der Orthopädie geforscht. Das Forschungsteam besteht aus PhD-Studenten, Diplomanden und wissenschaftlichen Mitarbeitern sowie Vertretern aller medizinischen Abteilungen des Orthopädischen Spitals Speising. Es bestehen zahlreiche Kooperationen mit nationalen und internationalen Unternehmen und akademischen Einrichtungen sowie dem Center of Excellence for Orthopaedic Pain Management Speising (CEOPS, Abb.1).
Klinische und grundlagenwissenschaftliche Schwerpunkte
Im Michael-Ogon-Labor für Orthopädische Forschung wird sowohl klinische als auch grundlagenwissenschaftliche Forschung betrieben, mit dem Ziel, das Outcome von Patienten zu verbessern sowie die Basis für die Entwicklung neuer diagnostischer Mittel zu schaffen (Abb.2).
Einer der Hauptschwerpunkte unserer Forschung sind muskuloskelettale Infektionen, vor allem in der Endoprothetik. Hierfür werden bereits seit 2017 von Dr. Bernhard Frank eine Infektionsdatenbank, ein Endoprothesenregister sowie eine endoprothetische Revisionsdatenbank aufgebaut. Das Endoprothesenregister beinhaltet mittlerweile über 25000 endoprothetische Operationen des Knie- und Hüftgelenks, darunter 3500 Revisionsoperationen, der letzten 10 Jahre. Für die Erforschung von muskuloskelettalen Infektionen wurde eine eigene Infektionsdatenbank, die „Orthopaedic Infectious Diseases and Antimicrobial Resistance“(OIDAR)-Database, geschaffen. Über 1000 septische Revisionseingriffe wurden in den letzten 10 Jahren an unserer Klinik durchgeführt und analysiert. Hauptfokus sind Analysen des Erregerspektrums sowie des antibiotischen Resistenzmusters. Eine aktuelle Studie unserer Forschungsgruppe hat gezeigt, dass Änderungen im Erregerspektrum sowie im antibiotischen Resistenzmuster zwischen den Revisionsoperationen des zweizeitigen Wechsels häufig sind und in der Behandlung berücksichtigt werden müssen.1
Um diese Mechanismen besser zu verstehen und die Diagnostik von orthopädischen Erkrankungen zu verbessern, wurde 2019 auch eine Biobank etabliert. Hierfür werden Knochengewebe, Knorpelgewebe und Synovialflüssigkeit systematisch gesammelt und archiviert. Darüber hinaus wurde seit der Gründung unseres Forschungslabors auch eine Bilddatenbank etabliert, mit deren Ausbau sich Dr. Sebastian Simon beschäftigt. Es wird in enger Kooperation mit IB Lab GmbH an auf künstlicher Intelligenz (AI) basierenden Röntgenbildanalysen geforscht.
AI bietet auch in der Analyse von Patientendaten zahlreiche Möglichkeiten und ist Teil verschiedener Forschungsprojekte, um die Diagnostik sowie die Therapie von Patienten automatisiert zu verbessern.
Ein weiterer Forschungsschwerpunkt ist die Knochenforschung hinsichtlich Osteonekrose und seltener Knochenerkrankungen wie Osteogenesis imperfecta, welche eingebunden in das Expertisezentrum für seltene Knochenerkrankungen („Bone and Growth Centre“) von Prim. Dr. Rudolf Ganger und Dr. Gabriel Mindler behandelt und erforscht werden (Abb. 2).
Basierend auf der Forschung des Michael-Ogon-Labors für Orthopädische Forschung sollen Therapiealgorithmen optimiert, neue diagnostische Verfahren gefunden und innovative Behandlungsstrategien entwickelt werden, um Patienten mit orthopädischen Erkrankungen die bestmögliche Behandlung zu bieten.
Literatur:
1 Frank BJH et al.: Analysis of culture positive first and second stage procedures in periprosthetic knee and hip joint infections. J Arthroplasty 2021; doi: 10.1016/j.arth.2021.01.074. Online ahead of print