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«Wir empfehlen zur ALK-Testung die Immunhistochemie»
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Autor:
PD Dr. med. Alessandra Curioni-Fontecedro
Oberärztin<br> Klinik für Medizinische Onkologie und Hämatologie<br> Koordinatorin Lungen- und Thoraxonkologiezentrum<br> Universitätsspital, Zürich<br> E-Mail: alessandra.curioni@usz.ch
30
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11.07.2019
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<p class="article-intro">Auf dem Programm des ersten Lung Cancer Summit in Genf standen auch die <i>ALK</i>-positiven Lungenkarzinome. PD Dr. med. Alessandra Curioni-Fontecedro, Zürich, fasst in einem kurzen Interview zusammen, wie auf diese Translokation getestet und wie diese Patienten behandelt werden sollten.</p>
<hr />
<p class="article-content"><p><strong>Frau Dr. Curioni, welcher Anteil der Patienten mit einem nicht kleinzelligen Lungenkarzinom weist eine <em>ALK</em>-Translokation auf?</strong><br /> <strong>A. Curioni:</strong> Wir analysieren nicht alle nicht kleinzelligen Bronchuskarzinome, sondern nur die Adenokarzinome der Lunge in den Stadien IIIB bis IV. Im Rahmen von Studien werden auch frühere Stadien analysiert. In unseren Untersuchungen finden wir in etwa 5 % der Fälle eine <em>ALK</em>-Translokation.</p> <p><strong>Welche Methode sollte heute zur <em>ALK</em>-Testung eingesetzt werden?</strong><br /> <strong>A. Curioni:</strong> Wir verwenden in erster Linie die Immunhistochemie. Durch den dabei eingesetzten spezifischen Antikörper erreicht man eine hohe Sensitivität und Spezifität. Bei fraglichen Resultaten in der Immunhistochemie können wir auch eine FISH-Analyse durchführen. Das ist der neue Algorithmus, dem wir am USZ für die Diagnostik dieser Patienten folgen. In allen Fällen eines Adenokarzinoms der Lunge, bei denen genügend Tumormaterial vorhanden ist, führen wir nach der Analyse von ALK, EGFR, BRAF, ROS1 und PD-L1 – die wir für die erste Therapielinie benötigen – eine Next Generation Sequencing Testung mit der FoundationOne<sup>®</sup> durch. Damit reduzieren wir das Risiko, weitere Targets zu verpassen, die dann für eine Therapie der zweiten oder weiterer Linien relevant werden.</p> <p><strong>Wie sieht das aktuell empfohlene therapeutische Vorgehen bei <em>ALK</em>-positiven Patienten aus?</strong><br /> <strong>A. Curioni:</strong> Für Patienten im Stadium IV empfehlen wir als Erstlinientherapie Alectinib, basierend auf den verfügbaren Daten zum progressionsfreien Überleben, zu den Ansprechraten und zum Nebenwirkungsprofil. Alectinib zeigt zudem auch eindrückliche Ansprechraten bei ZNS-Metastasen. Für die weiteren Linien stehen uns in der Schweiz Lorlatinib und Brigatinib im Rahmen von Early-Access-Programmen zur Verfügung. Aufgrund des Nebenwirkungsprofils bietet sich zuerst Brigatinib und danach Lorlatinib an. Wenn möglich untersuchen wir aber nach jedem Rezidiv die Resistenzsituation.</p> <p><strong>Wie häufig kommt es im Verlauf der Behandlung zum Auftreten von solchen Resistenzmutationen?</strong><br /> <strong>A. Curioni:</strong> In der Literatur ist beschrieben, dass solche Mutationen häufig vorkommen. Nach einer Erstlinientherapie eines <em>ALK</em>-positiven Adenokarzinoms mit Crizotinib treten in ungefähr 30 % der Fälle <em>ALK</em>-Resistenzmutationen auf. Nach einer Zweitlinientherapie mit einem Tyrosinkinasehemmer ist dies bereits bei 70 % der untersuchten Tumore der Fall.</p> <p><strong>Welche therapeutischen Möglichkeiten gibt es für die Patienten mit Resistenzmutationen?</strong><br /> <strong>A. Curioni:</strong> Welche Medikamente in dieser Situation infrage kommen, ist einerseits abhängig von den vorliegenden Resistenzmechanismen, andererseits aber auch von den Optionen, die wir überhaupt noch zur Verfügung haben. Nach einer Therapie mit Alectinib können wir noch zwischen Lorlatinib und Brigatinib wählen. Wie gesagt, setzen wir dann in der Regel zuerst Brigatinib und danach Lorlatinib ein.</p> <p><strong>Welche Rolle spielen Immuntherapien bei Patienten mit <em>ALK</em>-Translokationen?</strong><br /> <strong>A. Curioni:</strong> Bei Fällen, bei denen wir alle gezielten Therapien ausgeschöpft haben, würden wir eine Chemo-Immuntherapie- Kombination empfehlen, analog der IMpower150-Studie. Wir sprechen hier allerdings von einer Vierfachtherapie. Daher müssen wir natürlich mit berücksichtigen, wie es dem Patienten geht. Kommt eine solche Viererkombination für einen Patienten nicht infrage, dann gibt es noch die Option einer platinhaltigen Therapie und Pemetrexed.</p> <p><br /><strong><em>Wir danken für das Gespräch!</em></strong></p></p>
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