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Wert einer frühen lokalen Therapie bei intaktem Primum wird nicht bestätigt
Jatros Digital
30
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03.06.2020
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<p class="article-intro">Patientinnen mit metastasiertem Mammakarzinom und intaktem Primärtumor erhalten oft eine frühe lokale Therapie, um das Überleben zu verlängern. Die ECOG-ACRIN 2108-Studie kommt hingegen zu dem Schluss, dass die systemische Erkrankung mit einer systemischen Therapie kontrolliert werden sollte.</p>
<hr />
<p class="article-content"><p>Etwa 6 % der neu diagnostizierten Brustkrebspatientinnen weisen eine Erkrankung im Stadium IV und einen intakten Primärtumor auf. Es wird aufgrund retrospektiver Analysen angenommen, dass eine lokoregionale Behandlung des Primärtumors mit einer Überlebensverlängerung einhergeht. In der ECOG-ACRIN 2108-Studie wurde nun prospektiv der Wert einer frühen lokalen Therapie geprüft.<br /> 390 Patientinnen wurden zwischen 2011 und 2015 in die Studie eingeschlossen. Bei ausbleibendem Progress nach 4–8 Wochen unter einer optimalen systemischen Therapie konnten 256 Patientinnen in einen Arm mit kontinuierlicher systemischer Therapie und einen Arm mit früher lokaler Behandlung randomisiert werden. Die lokale Behandlung bestand aus einer kompletten Tumorresektion und, bei Tumorresten im Operationsrand, einer post-operativen Radiatio. Primärer Studienendpunkt war das Gesamtüberleben (OS).<br /> Die randomisierten Patientinnen waren im Median 56 Jahre alt und in 64 % der Fälle postmenopausal. Bei 60 % der Tumoren handelte es sich um einen HR-positiven, HER2-negativen Subtyp, bei 8 % um einen tripel-negativen Tumor und bei 32 % um einen HER2-positiven Tumor. Bei 38 % der Patientinnen lag eine rein ossäre Metastasierung vor und 41 % wiesen ossäre und viszerale Metastasen auf.<br /> Im Ergebnis wurde mit einer medianen Nachbeobachtungszeit von 53 Monaten kein Unterschied bezüglich des Gesamtüberlebens beobachtet (HR: 1,09; 90 % CI: 0,80-1,49, p=0,63). Das mediane OS betrug in beiden Studienarmen 54 Monate. Bezüglich der Tumorsubtypen wurde für die HER2-positiven (HR: 1,05; 95 % CI: 0,49–2,24) und HR-positiven/HER2-negativen Tumoren (HR: 0,94; 95 % CI: 0,59–1,51) kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen den Behandlungen festgestellt. Für Patientinnen mit tripel-negativen Tumoren war das OS bei früher lokaler Therapie signifikant verkürzt gegenüber der systemischen Therapie (HR: 3,5; 95 % CI: 1,16–10,57). Das progressionsfreie Überleben war nicht verschieden (p=0,40). Ein lokoregionaler Tumorprogress konnte im Studienarm mit kontinuierlicher systemischer Therapie häufiger beobachtet werden.<br /> Die gesundheitsbezogene Lebensqualität wurde mit dem Fragebogen FACT-B TOI erfasst und zeigte bis auf einen Zeitpunkt (18 Monate nach Randomisierung) keinen Unterschied zwischen den Studienarmen.</p> <div id="fazit"> <h2>Fazit</h2> <p>Brustkrebspatientinnen mit metastasierter Erkrankung soll die lokoregionale Therapie des Primärtumors nicht im Sinne einer Verlängerung des Überlebens angeboten werden. Die systemische Erkrankung kann durch eine systemische Therapie gut kontrolliert werden. Wird der Primärtumor progredient, kann eine lokoregionale Therapie in Erwägung gezogen werden.</p> </div> <p><br /><strong>Quelle:</strong><br />Khan SA et al.: A randomized phase III trial of the value of early local therapy for intact primary tumor in patients with metastatic breast cancer: ECOG-ACRIN 2108. ASCO 2020, Abstr. #LBA2</p> <p><br /><strong>Bericht:</strong><br />Dr. Ine Schmale</p></p>
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