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Schonend behandeln – mit neoadjuvanter Therapie oder reduzierter Strahlentherapie
Jatros
30
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31.05.2018
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<p class="article-intro">Die 11. Ausgabe des Europäischen Brustkrebskongresses stützte sich erneut auf eine allumfassende Vision von Brustkrebs und brachte Kliniker, Wissenschaftler, Patientenvertreter und Gesundheitsfachkräfte mit unterschiedlichen Profilen zusammen. Aus der Fülle der Präsentationen seien nachfolgend einige Studien herausgegriffen, die im Rahmen des Kongresses größere Beachtung erhielten.</p>
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<p class="article-content"><h2>Screening-Management anpassen</h2> <p>Eine Studie aus Finnland zeigt: Frauen mit Brustsymptomen haben nach dem Screening-Besuch ein deutlich erhöhtes Brustkrebsrisiko.<sup>1</sup> Für 1000 Screening- Besuche wurden 2 Intervallkrebse innerhalb von 6 Monaten nach Besuchen mit einem Knoten diagnostiziert – was vergleichbar ist mit 2 Intervallkarzinomen, die innerhalb von 2 Jahren bei jenen Frauen ohne Symptome diagnostiziert wurden. Die Ergebnisse der Studie zeigen die Notwendigkeit für verschiedene Screening- Strategien bei symptomatischen Frauen: Bei ihnen sollten beispielsweise eine Anpassung des Managementverfahrens bei Screening-Episoden und eine Verkürzung des Screening-Intervalls ins Auge gefasst werden.</p> <h2>Schonende Radiotherapie von Vorteil</h2> <p>Die Studie IMPORT LOW demonstrierte die Nichtunterlegenheit der Teilbrustund der reduzierten Strahlentherapie (RT) im Vergleich zur Standard-Ganzbrust- RT bei lokalen Rezidiven. Nach 5 Jahren wurden gleich viele oder sogar weniger Spätnebeneffekte (AE) beobach- tet. Es handelt sich um die größte randomisierte Teil-Brust-RT-Studie mit einer einfachen, hypofraktionierten, intensitätsmodulierten RT (IMRT) in allen Behandlungsgruppen. Die vorliegende Analyse wertet die AE-Daten zur Behandlung der Brustkrebserkrankung aus, wobei die von den Patientinnen gemeldeten Beobachtungen (PROMs) zu bestimmten Zeitpunkten erhoben wurden.<sup>2</sup> Die niedrige Gesamtprävalenz von AE und die Reduktion im Zeitverlauf legen nahe, dass eine einfache hypofraktionierte Teilbrust-IMRT bei ausgewählten Niedrigrisikopatientinnen in Betracht gezogen werden sollte. Patientinnen, die eine vollständige RT der Brust benötigen, können mit dieser Technik auch hinsichtlich einer niedrigen AERate im Laufe der Zeit beruhigt werden. Patientinnen, bei denen das Risiko besteht, dass sie eine höhere Anzahl an AE haben, können anhand bestimmter Baseline- Merkmale identifiziert werden, was die stratifizierte Nachsorge für Personen erleichtert, die häufiger überwacht werden müssen.</p> <h2>HER2<sup>+</sup>-Brustkrebs – neoadjuvant führt zu weniger Chirurgie</h2> <p>Mit der neoadjuvanten Behandlung (NAT) und gezielten Therapien bei HER2- positiven Brustkrebspatientinnen konnten die pathologischen Komplettremissionen (pCR) verbessert werden. Ein Vorteil von NAT ist die Umstellung von Patientinnen auf brusterhaltende Operationen (BCS) und bei Patientinnen mit Lymphknotenmetastasen eine Verminderung der nodalen Erkrankungen um 23–74 % . Aus einer prospektiv gepflegten Datenbank haben die Autoren der vorliegenden Studie von Oktober 2007 bis Dezember 2016 alle HER2-positiven Brustkrebspatientinnen, die mit NAT und gezielter Therapie behandelt wurden, abgefragt.<sup>3</sup> Folgende Behandlungen waren betroffen: Anthrazyklin und/oder eine Taxan-basierte Therapie plus Anti-HER2 (Trastuzumab allein, Lapatinib allein oder Doppelblockade mit Trastuzumab + Pertuzumab, Trastuzumab + Lapatinib und Trastuzumab + Neratinib). Die Auswertung ergab, dass die BCSRaten bei Patientinnen mit HER2-positivem Brustkrebs erhöhten pCR-Raten entsprachen. Die Sentinellymphknotenbiopsie nach NAT ist genau und kann den Zugang zur axillären Operation bei bis zu 70 % der Patientinnen verändern und ihnen möglicherweise eine axilläre Lymphknotendissektion ersparen. Damit hat die Chirurgie die Möglichkeit, die Morbidität von Operationen bei HER2-positiven Brustkrebspatientinnen nach NAT und gezielter Therapie zu verringern.</p> <h2>MONALEESA -7 bestätigt ASCO-Daten</h2> <p>MONALEESA-7 ist die erste klinische Studie, die zeigen konnte, dass Ribociclib einen klinischen Nutzen speziell für präund perimenopausale Frauen mit hormonrezeptorpositivem, HER2-negativem fortgeschrittenem Mammakarzinom (HER2- ABC) aufweist. Nun präsentieren die Autoren zusätzliche Daten zur objektiven Tumorantwort.<sup>4</sup> Die Patientinnen wurden 1:1 randomisiert und erhielten Ribociclib (RIB) oder Placebo in Kombination mit Tamoxifen (TAM) und Goserelin oder einem nichtsteroidalen Aromatase-Inhibitor (NSAI) und Goserelin. Fazit: Bei prä- oder perimenopausalen Frauen mit HR<sup>+</sup>-, HER2<sup>–</sup>-ABC war das PFS mit RIB+TAM/ NSAI und Goserelin signifikant verlängert und im Vergleich zum Placeboarm mit einer höheren objektiven Tumoransprechrate verbunden. Im RIB+TAM/NSAI- und Goserelin-Arm wurden auch eine frühe und dauerhafte Tumorreaktion und eine Schmerzreduktion in Woche 8 beobachtet.</p> <h2>Sterberisiko kann mit Dauer der Erkrankung sinken</h2> <p>Die Zahl der Überlebenden von Brustkrebs nimmt zu, was die Reintegration in die Gesellschaft immer wichtiger macht. Ein großes Problem, mit dem sich Brustkrebsüberlebende konfrontiert sehen, ist die Schwierigkeit, eine Lebensversicherung abzuschließen. Prämienerhöhungen und Ablehnungen sind sehr häufig. Es ist wichtig anzunehmen, dass sich die Überlebensraten nach Jahren verbessern werden.<br /> Ein am EBCC vorgestelltes Modell bietet nun Brustkrebspatientinnen und -überlebenden in den Niederlanden mehr Einblick in die Prognose.<sup>5</sup> Das Modell liefert verlässliche Schätzungen, indem es die Anzahl der überlebten Jahre berücksichtigt. In die Modellrechnung wurden 23 234 Patientinnen eingeschlossen. Es wurden Variablen wie Alter, Tumorstadium, Knotenstadium, Lateralisation, Sublokalisation innerhalb der Brust, Grad, Multifokalität, Hormonrezeptorstatus, HER2-Status, Art der Operation, axilläre Lymphknotendissektion, Strahlentherapie, Verwendung und Art der (neo)adjuvanten systemischen Therapie und gezielte Therapien berücksichtigt. Da die Mortalitätsrisiken mit denen der Allgemeinbevölkerung verglichen wurden, können sie dem Kliniker auch eine Grundlage für die Einschätzung einer von der Krankheit geheilten Patientin bieten. Darüber hinaus liefert diese Studie Versicherungsunternehmen genaue Daten für die Anwendung in der Lebensversicherung. Quintessenz: Das Modell kann zeigen, dass eine bestimmte Patientin mit bestimmten Merkmalen, die zwei Jahre nach der Diagnose eine Lebensversicherung beantragt, ein zusätzliches Risiko von 5,8 % innerhalb von zehn Jahren gegenüber der niederländischen Bevölkerung hat. Aber fünf Jahre nach der Diagnose kann ihr Risiko auf 4,2 % und nach neun Jahren auf 0,6 % gesenkt werden.</p></p>
<p class="article-quelle">Quelle: 11<sup>th</sup> European Breast Cancer Conference (EBCC-11), 20.–23. März 2018, Barcelona
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<p><strong>1</strong> Singh D et al.: Eur J Cancer 2018; 92S3: S11 <strong>2</strong> Bhattacharya LS et al.: Eur J Cancer 2018; 92S3: S8 <strong>3</strong> Rubio IT et al.: Eur J Cancer 2018; 92S3: S13 <strong>4</strong> Rutgers E et al.: Eur J Cancer 2018; 92S3: S7 <strong>5</strong> van Maaren MC et al.: Eur J Cancer 2018; 92S3: S10</p>
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