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Schonend behandeln – mit neoadjuvanter Therapie oder reduzierter Strahlentherapie

<p class="article-intro">Die 11. Ausgabe des Europäischen Brustkrebskongresses stützte sich erneut auf eine allumfassende Vision von Brustkrebs und brachte Kliniker, Wissenschaftler, Patientenvertreter und Gesundheitsfachkräfte mit unterschiedlichen Profilen zusammen. Aus der Fülle der Präsentationen seien nachfolgend einige Studien herausgegriffen, die im Rahmen des Kongresses größere Beachtung erhielten.</p> <hr /> <p class="article-content"><h2>Screening-Management anpassen</h2> <p>Eine Studie aus Finnland zeigt: Frauen mit Brustsymptomen haben nach dem Screening-Besuch ein deutlich erh&ouml;htes Brustkrebsrisiko.<sup>1</sup> F&uuml;r 1000 Screening- Besuche wurden 2 Intervallkrebse innerhalb von 6 Monaten nach Besuchen mit einem Knoten diagnostiziert &ndash; was vergleichbar ist mit 2 Intervallkarzinomen, die innerhalb von 2 Jahren bei jenen Frauen ohne Symptome diagnostiziert wurden. Die Ergebnisse der Studie zeigen die Notwendigkeit f&uuml;r verschiedene Screening- Strategien bei symptomatischen Frauen: Bei ihnen sollten beispielsweise eine Anpassung des Managementverfahrens bei Screening-Episoden und eine Verk&uuml;rzung des Screening-Intervalls ins Auge gefasst werden.</p> <h2>Schonende Radiotherapie von Vorteil</h2> <p>Die Studie IMPORT LOW demonstrierte die Nichtunterlegenheit der Teilbrustund der reduzierten Strahlentherapie (RT) im Vergleich zur Standard-Ganzbrust- RT bei lokalen Rezidiven. Nach 5 Jahren wurden gleich viele oder sogar weniger Sp&auml;tnebeneffekte (AE) beobach- tet. Es handelt sich um die gr&ouml;&szlig;te randomisierte Teil-Brust-RT-Studie mit einer einfachen, hypofraktionierten, intensit&auml;tsmodulierten RT (IMRT) in allen Behandlungsgruppen. Die vorliegende Analyse wertet die AE-Daten zur Behandlung der Brustkrebserkrankung aus, wobei die von den Patientinnen gemeldeten Beobachtungen (PROMs) zu bestimmten Zeitpunkten erhoben wurden.<sup>2</sup> Die niedrige Gesamtpr&auml;valenz von AE und die Reduktion im Zeitverlauf legen nahe, dass eine einfache hypofraktionierte Teilbrust-IMRT bei ausgew&auml;hlten Niedrigrisikopatientinnen in Betracht gezogen werden sollte. Patientinnen, die eine vollst&auml;ndige RT der Brust ben&ouml;tigen, k&ouml;nnen mit dieser Technik auch hinsichtlich einer niedrigen AERate im Laufe der Zeit beruhigt werden. Patientinnen, bei denen das Risiko besteht, dass sie eine h&ouml;here Anzahl an AE haben, k&ouml;nnen anhand bestimmter Baseline- Merkmale identifiziert werden, was die stratifizierte Nachsorge f&uuml;r Personen erleichtert, die h&auml;ufiger &uuml;berwacht werden m&uuml;ssen.</p> <h2>HER2<sup>+</sup>-Brustkrebs &ndash; neoadjuvant f&uuml;hrt zu weniger Chirurgie</h2> <p>Mit der neoadjuvanten Behandlung (NAT) und gezielten Therapien bei HER2- positiven Brustkrebspatientinnen konnten die pathologischen Komplettremissionen (pCR) verbessert werden. Ein Vorteil von NAT ist die Umstellung von Patientinnen auf brusterhaltende Operationen (BCS) und bei Patientinnen mit Lymphknotenmetastasen eine Verminderung der nodalen Erkrankungen um 23&ndash;74 % . Aus einer prospektiv gepflegten Datenbank haben die Autoren der vorliegenden Studie von Oktober 2007 bis Dezember 2016 alle HER2-positiven Brustkrebspatientinnen, die mit NAT und gezielter Therapie behandelt wurden, abgefragt.<sup>3</sup> Folgende Behandlungen waren betroffen: Anthrazyklin und/oder eine Taxan-basierte Therapie plus Anti-HER2 (Trastuzumab allein, Lapatinib allein oder Doppelblockade mit Trastuzumab + Pertuzumab, Trastuzumab + Lapatinib und Trastuzumab + Neratinib). Die Auswertung ergab, dass die BCSRaten bei Patientinnen mit HER2-positivem Brustkrebs erh&ouml;hten pCR-Raten entsprachen. Die Sentinellymphknotenbiopsie nach NAT ist genau und kann den Zugang zur axill&auml;ren Operation bei bis zu 70 % der Patientinnen ver&auml;ndern und ihnen m&ouml;glicherweise eine axill&auml;re Lymphknotendissektion ersparen. Damit hat die Chirurgie die M&ouml;glichkeit, die Morbidit&auml;t von Operationen bei HER2-positiven Brustkrebspatientinnen nach NAT und gezielter Therapie zu verringern.</p> <h2>MONALEESA -7 best&auml;tigt ASCO-Daten</h2> <p>MONALEESA-7 ist die erste klinische Studie, die zeigen konnte, dass Ribociclib einen klinischen Nutzen speziell f&uuml;r pr&auml;und perimenopausale Frauen mit hormonrezeptorpositivem, HER2-negativem fortgeschrittenem Mammakarzinom (HER2- ABC) aufweist. Nun pr&auml;sentieren die Autoren zus&auml;tzliche Daten zur objektiven Tumorantwort.<sup>4</sup> Die Patientinnen wurden 1:1 randomisiert und erhielten Ribociclib (RIB) oder Placebo in Kombination mit Tamoxifen (TAM) und Goserelin oder einem nichtsteroidalen Aromatase-Inhibitor (NSAI) und Goserelin. Fazit: Bei pr&auml;- oder perimenopausalen Frauen mit HR<sup>+</sup>-, HER2<sup>&ndash;</sup>-ABC war das PFS mit RIB+TAM/ NSAI und Goserelin signifikant verl&auml;ngert und im Vergleich zum Placeboarm mit einer h&ouml;heren objektiven Tumoransprechrate verbunden. Im RIB+TAM/NSAI- und Goserelin-Arm wurden auch eine fr&uuml;he und dauerhafte Tumorreaktion und eine Schmerzreduktion in Woche 8 beobachtet.</p> <h2>Sterberisiko kann mit Dauer der Erkrankung sinken</h2> <p>Die Zahl der &Uuml;berlebenden von Brustkrebs nimmt zu, was die Reintegration in die Gesellschaft immer wichtiger macht. Ein gro&szlig;es Problem, mit dem sich Brustkrebs&uuml;berlebende konfrontiert sehen, ist die Schwierigkeit, eine Lebensversicherung abzuschlie&szlig;en. Pr&auml;mienerh&ouml;hungen und Ablehnungen sind sehr h&auml;ufig. Es ist wichtig anzunehmen, dass sich die &Uuml;berlebensraten nach Jahren verbessern werden.<br /> Ein am EBCC vorgestelltes Modell bietet nun Brustkrebspatientinnen und -&uuml;berlebenden in den Niederlanden mehr Einblick in die Prognose.<sup>5</sup> Das Modell liefert verl&auml;ssliche Sch&auml;tzungen, indem es die Anzahl der &uuml;berlebten Jahre ber&uuml;cksichtigt. In die Modellrechnung wurden 23 234 Patientinnen eingeschlossen. Es wurden Variablen wie Alter, Tumorstadium, Knotenstadium, Lateralisation, Sublokalisation innerhalb der Brust, Grad, Multifokalit&auml;t, Hormonrezeptorstatus, HER2-Status, Art der Operation, axill&auml;re Lymphknotendissektion, Strahlentherapie, Verwendung und Art der (neo)adjuvanten systemischen Therapie und gezielte Therapien ber&uuml;cksichtigt. Da die Mortalit&auml;tsrisiken mit denen der Allgemeinbev&ouml;lkerung verglichen wurden, k&ouml;nnen sie dem Kliniker auch eine Grundlage f&uuml;r die Einsch&auml;tzung einer von der Krankheit geheilten Patientin bieten. Dar&uuml;ber hinaus liefert diese Studie Versicherungsunternehmen genaue Daten f&uuml;r die Anwendung in der Lebensversicherung. Quintessenz: Das Modell kann zeigen, dass eine bestimmte Patientin mit bestimmten Merkmalen, die zwei Jahre nach der Diagnose eine Lebensversicherung beantragt, ein zus&auml;tzliches Risiko von 5,8 % innerhalb von zehn Jahren gegen&uuml;ber der niederl&auml;ndischen Bev&ouml;lkerung hat. Aber f&uuml;nf Jahre nach der Diagnose kann ihr Risiko auf 4,2 % und nach neun Jahren auf 0,6 % gesenkt werden.</p></p> <p class="article-quelle">Quelle: 11<sup>th</sup> European Breast Cancer Conference (EBCC-11), 20.–23. März 2018, Barcelona </p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Singh D et al.: Eur J Cancer 2018; 92S3: S11 <strong>2</strong> Bhattacharya LS et al.: Eur J Cancer 2018; 92S3: S8 <strong>3</strong> Rubio IT et al.: Eur J Cancer 2018; 92S3: S13 <strong>4</strong> Rutgers E et al.: Eur J Cancer 2018; 92S3: S7 <strong>5</strong> van Maaren MC et al.: Eur J Cancer 2018; 92S3: S10</p> </div> </p>
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