© Getty Images

Neue Analysen zur Therapieoptimierung bei gastrointestinalen Tumoren

<p class="article-intro">Für eine verbesserte Behandlung von Patienten mit gastrointestinalen Tumoren sind nicht immer neue Therapien notwendig. Manchmal bringt schon die richtige Einschätzung der Lebensqualität Hinweise auf einen Progress, oder die Lage des Primärtumors hat einen Einfluss auf Therapiestrategien, wo kein Einfluss erwartet wurde. Lesen Sie im Folgenden mehr über Neuigkeiten zu gastrointestinalen Tumoren, die beim WCGC in Barcelona präsentiert wurden.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Neue Analysen zur Therapieoptimierung bei gastrointestinalen Tumoren<br />F&uuml;r eine verbesserte Behandlung von Patienten mit gastrointestinalen Tumoren sind nicht immer neue Therapien notwendig. Manchmal bringt schon die richtige Einsch&auml;tzung der Lebensqualit&auml;t Hinweise auf einen Progress, oder die Lage des Prim&auml;rtumors hat einen Einfluss auf Therapie&shy;strategien, wo kein Einfluss erwartet wurde. Lesen Sie im Folgenden mehr &uuml;ber Neuigkeiten zu gastrointestinalen Tumoren, die beim WCGC in Barcelona pr&auml;sentiert wurden.</p> <h2>Lebensqualit&auml;t als Pr&auml;diktor von Ansprechen und Nebenwirkungen</h2> <p>In einer exploratorischen Auswertung mit den Daten der Studien RAINBOW und REGARD wurde der Zusammenhang zwischen der Lebensqualit&auml;t und Nebenwirkungen mit dem Tumoransprechen untersucht. Verwendet wurde der EORTC QLQ-C30, um festzustellen, welche Bereiche der Lebensqualit&auml;t beim fortgeschrittenen Magenkarzinom besonders relevant sind und welche Ver&auml;nderungen in diesen Bereichen zu erwarten sind. Da es zu diesen Fragestellungen bisher keinen allgemein akzeptierten Standard gibt, wurden Lebensqualit&auml;ts&auml;nderungen, die mit dem Ansprechen und den therapieassoziierten Nebenwirkungen einhergehen, untersucht.<sup>1</sup> In der RAINBOW-Studie wurden 665 vorbehandelte Patienten mit fortgeschrittenem Adenokarzinom des Magens oder des gastro&ouml;sophagealen &Uuml;bergangs 1:1-randomisiert und placebokontrolliert mit Paclitaxel &plusmn; Ramucirumab behandelt.<sup>2</sup> Die REGARD-Studie untersuchte 2:1-randomisiert Ramucirumab versus Placebo bei 355 vorbehandelten Patienten.<sup>3</sup> Der EORTC QLQ-C30 wurde zu Studienbeginn und alle 6 Wochen ausgef&uuml;llt und Nebenwirkungen wurden bei jedem Patientenbesuch abgefragt. F&uuml;r die Analyse des Ansprechens wurde zu Studienbeginn und alle 6 Wochen ein radiologischer Scan durchgef&uuml;hrt. Die Lebensqualit&auml;t wurde in einem Score von 0 bis 100 mit einer besseren Lebensqualit&auml;t bei h&ouml;herem Score dargestellt. <br />Die Daten aller Behandlungsarme wurden gepoolt, um die &Auml;nderungen in der Lebensqualit&auml;t einerseits als Pr&auml;diktor von klinischen Ereignissen und andererseits basierend auf dem Wechsel des klinischen Status zu analysieren. Die globale Lebensqualit&auml;t, die k&ouml;rperliche Funktion, die Funktion im Rollenverhalten, die emotionale Funktion und die soziale Funktion als funktionale Bereiche sowie Fatigue, &Uuml;belkeit/Erbrechen, Schmerzen und Appetitverlust als symptomatische Bereiche erf&uuml;llten pr&auml;spezifizierte Kriterien f&uuml;r eine relevante &Auml;nderung im Ansprechen. Die Krankheitsprogression war assoziiert mit einem Abfall in den meisten Lebensqualit&auml;tsbereichen (Abb. 1). Eine Verbesserung des Patienten-berichteten Appetitverlusts war assoziiert mit einem Ansprechen oder der Stabilisierung der Erkrankung und mit Ausbleiben von Nebenwirkungen. <br />In der Population mit fortgeschrittenen Tumoren war der QLQ-C30 sensitiv f&uuml;r &Auml;nderungen des klinischen Status, so das Fazit der Autoren. Ver&auml;nderungen der Lebensqualit&auml;t um 10 bis 20 Punkte seien assoziiert mit dem Ansprechen und um insgesamt 10 bis 15 Punkte mit dem Auftreten von Nebenwirkungen. Diese Ergebnisse k&ouml;nnen verwendet werden, um entsprechende klinische Studien zu konzipieren und auch um Patienten in der klinischen Praxis zu managen.</p> <h2>Deeskalierte Induktionstherapie bei mCRC-Patienten</h2> <p>Beim metastasierten Kolorektalkarzinom (mCRC) ist FOLFIRI bzw. CAPIRI plus Bevacizumab eine etablierte Standardbehandlung in der Erstlinie. Die AIO-KRK-0110-Studie untersuchte die weniger intensive Induktionstherapie mit einem Fluoropyrimidin (FP) plus Bevacizumab (BEV), gefolgt von einer Eskalation zu FOLFIRI/CAPIRI bei Tumorprogress versus die Standardbehandlung mit FP plus Irinotecan (IRI) plus BEV.<sup>4</sup> Der prim&auml;re Endpunkt war die Nichtunterlegenheit der weniger intensiven Therapie gegen&uuml;ber der Standardtherapie in Bezug auf die Zeit bis zum Versagen der Therapiestrategie (TFS, &bdquo;time to failure of strategy&ldquo;). Wurde dieser Endpunkt erf&uuml;llt, war vorgesehen, die symptomatischen Toxizit&auml;ten pro Therapiezyklus zu vergleichen und dar&uuml;ber den &uuml;berlegenen Studienarm zu definieren.<br />Es wurden 434 Studienteilnehmer rekrutiert, von denen 422 in die Sicherheitsanalyse und 421 in die Gesamtanalyse eingingen. Der Anteil an Patienten, die das FP Capecitabin erhielten, betrug 71,2 % im FP+BEV-Studienarm und 65,1 % im FP+IRI+BEV-Studienarm. Etwa die H&auml;lfte der Patienten beider Studienarme zeigte eine RAS-Mutation.<br />Eingeschlossen war ein eher &auml;lteres Patientenkollektiv mit einem medianen Alter von 71 bzw. 69 Jahren und einem Anteil von 71 vs. 48 % &uuml;ber 70-j&auml;hriger Patienten. Im Median wurden die Patienten beider Studienarme 7,4 und 6,7 Monate mit median 12 bzw. 12,5 Zyklen behandelt. 37,7 % der Patienten im FP+BEV-Arm erhielten eine Eskalation mit Irinotecan. Mit einer Nachbeobachtungszeit von etwa 34 Monaten betrug die mediane TFS 9,6 Monate im deeskalierten Arm und 9,9 Monate im Standardarm (HR: 0,86; 90 % CI: 0,73&ndash;1,02; p=0,16), womit der Beweis einer Nichtunterlegenheit f&uuml;r die gesamte Studienpopulation nicht erbracht wurde. F&uuml;r Patienten mit RAS-mutierten Tumoren konnte die Nichtunterlegenheit von FP+BEV (HR: 1,08; p=0,62) und f&uuml;r Patienten mit RAS-Wildtyp-Tumoren die &Uuml;berlegenheit von FP+IRI+BEV (HR: 0,65; p=0,01) gezeigt werden (Abb. 2). Das Gesamt&uuml;berleben war konsistent mit den TFS-Daten. Bez&uuml;glich der Toxizit&auml;ten wurde mit der deeskalierten, sequenziellen Therapie, wie erwartet, ein vertr&auml;glicheres Ergebnis erzielt.<br />Da die sequenzielle Eskalation nur bei einer Minderheit von 38 % der Patienten durchgef&uuml;hrt werden konnte, k&ouml;nne sie f&uuml;r RAS-Wildtyp-Patienten, die f&uuml;r eine intensive Kombination geeignet sind, nicht empfohlen werden, folgern die Autoren. Bei Patienten mit RAS-mutiertem mCRC war die intensivere Chemotherapie nicht mit einer deutlichen Verbesserung des Therapieerfolgs assoziiert. Eine sequenzielle Therapie mit FP+BEV, gefolgt von FP+IRI+BEV, k&ouml;nne daher bei der RAS-mutierten Erkrankung in Erw&auml;gung gezogen werden.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Onko_1705_Weblinks_s8_1.jpg" alt="" width="1458" height="1846" /></p> <h2>SIRT verl&auml;ngert OS nur bei rechtsseitigen Tumoren</h2> <p>In einer Post-hoc-Analyse der Studien SIRFLOX und FOXFIRE Global wurde bei Patienten mit metastasiertem Kolorektalkarzinom eine Verl&auml;ngerung des Gesamt&uuml;berlebens durch eine SIRT (&bdquo;Selective Internal Radiation Therapy&ldquo;) zus&auml;tzlich zur FOLFOX-basierten Erstlinientherapie festgestellt &ndash; allerdings nur bei Patienten mit rechtsseitigen Prim&auml;rtumoren.<sup>5</sup> Die beiden Studien pr&uuml;ften die Effektivit&auml;t der Kombination der SIRT mit FOLFOX-basierter Chemotherapie in der Erstlinie bei 739 mCRC-Patienten mit alleiniger Lebermetastasierung oder leberdominierter Erkrankung. Die Lokalisation des Prim&auml;rtumors wurde prospektiv in beiden Studien erfasst und Gesamt&uuml;berleben (OS) sowie progressionsfreies &Uuml;berleben (PFS) wurden unabh&auml;ngig f&uuml;r Patienten mit rechtsseitigen und linksseitigen Prim&auml;rtumoren ausgewertet. Die beim WCGC pr&auml;sentierte Analyse wurde auf Basis der ITT-Population durchgef&uuml;hrt. <br />24,2 % der 739 Patienten, die in den Studien SIRFLOX und FOXFIRE Global eingeschlossen waren, wiesen einen rechtsseitigen und 73,1 % einen linksseitigen Prim&auml;rtumor auf. Wie es nach heutigem Wissensstand zu erwarten ist, waren Patienten mit rechtsseitigen Tumoren &auml;lter (median 64,4 vs. 61,6 Jahre) und h&auml;ufiger Frauen (42,5 % vs. 32,0 % ). Das OS wurde bei Patienten mit rechtsseitigen Prim&auml;rtumoren signifikant durch die zus&auml;tzliche SIRT-Behandlung zur Erstlinientherapie mit FOLFOX6 von median 17,1 auf 22,0 Monate verl&auml;ngert (HR: 0,64; 95 % CI: 0,46&ndash;0,89; p=0,007). Auch bez&uuml;glich des PFS wurde in der Kohorte mit rechtsseitigen Tumoren ein Vorteil f&uuml;r die SIRT-Behandlung beobachtet (medianes PFS: 10,8 vs. 8,7 Monate; HR: 0,73; p=0,053). Patienten mit linksseitigen Prim&auml;rtumoren profitierten hingegen nicht von der SIRT. Das OS betrug im Median 24,6 versus 26,6 Monate (HR: 1,12; p=0,279) und das PFS median 11,4 versus 10,8 Monate (HR: 0,93; p=0,426). Wodurch dieser lokalit&auml;tsbasierte Unterschied in der Effektivit&auml;t bewirkt wird, bleibt noch herauszufinden.</p> <h2>Biomarkerstudien aus der VELOUR-Studie zur antiangiogenen mCRC-Therapie</h2> <p>In der Phase-III-Studie VELOUR wurde die zus&auml;tzliche Gabe von Aflibercept zu FOLFIRI an 1226 mCRC-Patienten in der Zweitlinie gepr&uuml;ft. Es wurde eine signifikante Verl&auml;ngerung des Gesamt&uuml;berlebens von median 12,1 auf 13,5 Monate und des progressionsfreien &Uuml;berlebens von 4,7 auf 6,9 Monate gezeigt.<sup>6</sup> Ein &Uuml;berlebensvorteil von median 2,1 Monaten wurde auch bei den ca. 30 % der Studienteilnehmer beobachtet, die mit Bevacizumab vorbehandelt waren und in der Zweitlinie Aflibercept erhielten. Bevacizumab bindet an VEGF-A, aber Aflibercept zeigt eine h&ouml;here Affinit&auml;t zu VEGF-A und bindet zus&auml;tzlich an PIGF-2. Da unter Bevacizumab-Therapie ein Ansteigen von PIGF bei Tumorprogress und zudem ein Anstieg der Serum-VEGF-A-Spiegel w&auml;hrend oder vor der Krankheitsprogression beobachtet wurden, erkl&auml;rt dies m&ouml;glicherweise die Resistenz&uuml;berwindung durch Aflibercept. Eine Post-hoc-Biomarkeranalyse der VELOUR-Studie analysierte Proben von 553 Patienten, von denen 288 Patienten mit Aflibercept und 265 Patienten mit Placebo behandelt wurden.<sup>7</sup> 169 der Patienten hatten vor Einschluss in die Studie Bevacizumab erhalten. Es konnte das signifikante Ansteigen der PIGF- und VEGF-A-Spiegel nach Bevacizumab-Vortherapie best&auml;tigt werden. Das OS wurde unter Aflibercept in Kombination mit FOLFIRI sowohl bei Patienten mit Bevacizumab-Vortherapie als auch bei Bevacizumab-naiven Patienten um median 1,5 Monate verl&auml;ngert (HR: 0,80 bzw. 0,84). Bei hohen VEGF-A- oder PIGF-Spiegeln oberhalb des Medians konnte Aflibercept anscheinend die schlechtere Prognose dieses Patientenkollektivs aufheben (Abb.&nbsp;3).</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Onko_1705_Weblinks_s8_2.jpg" alt="" width="1457" height="941" /></p></p> <p class="article-quelle">Quelle: 19. World Congress on Gastrointestinal Cancer (WCGC), 29. Juni – 1. Juli 2017, Barcelona </p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Chau I et al.: Associations of quality of life with adverse events and tumor response in patients with advanced gastric cancer: Exploratory analyses from RAINBOW and REGARD. WCGC 2017, Abstr. O-016 <strong>2</strong> Wilke H et al.: Ramucirumab plus paclitaxel versus placebo plus paclitaxel in patients with previously treated advanced gastric or gastro-oesophageal junction adenocarcinoma (RAINBOW): A double-blind, randomised phase 3 trial. Lancet Oncology 2014; 15: 1224-35 <strong>3</strong> Fuchs CS et al.: Ramucirumab monotherapy for previously treated advanced gastric or gastro-oesophageal junction adenocarcinoma (REGARD): An international, randomised, multicentre, placebo-controlled, phase 3 trial. Lancet 2014; 383: 31-9 <strong>4</strong> Modest DP et al.: Randomized phase III study of fluoropyrimidine (FP) plus bevacizumab (BEV) vs. FP plus irinotecan (IRI) and BEV as first-line therapy for metastatic colorectal cancer (mCRC): German AIO KRK0110 (Ml22011)-study. WCGC 2017, Abstr. O-026 <strong>5</strong> van Hazel G et al.: Impact of primary tumour location on survival benefit in patients with metastatic colorectal cancer receiving selective internal radiation therapy and chemotherapy as first-line therapy. WCGC 2017, Abstr. LBA-006 <strong>6</strong> Van Cutsem E et al.: Addition of aflibercept to fluorouracil, leucovorin, and irinotecan improves survival in a phase III randomized trial in patients with metastatic colorectal cancer previously treated with an oxaliplatin-based regimen. J Clin Oncol 2012; 30: 3499-506 <strong>7</strong>&nbsp;Van Cutsem E et al.: Impact of prior bevacizumab treatment of VEGFA and PIGF levels and patient outcomes: A retrospective analysis of baseline plasma samples from the VELOUR trial. WCGC 2017, Abstr. #O-012</p> </div> </p>
Back to top