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Multiples Myelom – Behandlungsergebnisse verbessern sich laufend

<p class="article-intro">Am ASH Meeting 2017 Anfang Dezember vorgestellte Studien verbessern erneut die klinische Praxis. Dr. med. Christian Taverna, Münsterlingen, resümiert die wichtigsten Ergebnisse zur Therapie des multiplen Myeloms. An einer am ASH-Kongress vorgestellten Studie war auch die SAKK aktiv beteiligt.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Wie jedes Jahr war die ASH-Jahrestagung auch dieses Mal f&uuml;r Dr. med. Christian Taverna, Leitender Arzt Onkologie, Kantonsspital M&uuml;nsterlingen, ein inspirierendes Meeting mit vielen Neuigkeiten. Bei der Behandlung der j&uuml;ngeren Patienten gibt es bei der Induktion seines Erachtens keine wesentlichen &Auml;nderungen. Es handelt sich immer noch um eine Dreierkombination mit einem Proteasomen- Inhibitor, h&auml;ufig VRD, in der Schweiz h&auml;ufig auch noch VCD mit Endoxan. Insbesondere f&uuml;r Patienten mit einer Hochrisiko- Zytogenetik wird gem&auml;ss Taverna in den USA h&auml;ufig eine prim&auml;re Induktion mit Carfilzomib + Lenalidomid und Dexamethason (KRD) eingesetzt. &laquo;Hier fehlen uns allerdings die grossen prospektiven Phase-III-Studien&raquo;, so Taverna.</p> <h2>BUMEL mit Vorteil beim PFS</h2> <p>Nachdem die Hochdosistherapie &uuml;ber viele Jahre eigentlich kaum untersucht worden war, wurden am ASH 2017 zwei Abstracts zur eigentlichen Hochdosischemotherapie vorgestellt: Bei der einen Arbeit handelt es sich um eine &laquo;Single center&raquo;-Studie des MD-Anderson-Cancer- Zentrums in Houston. Standard-Melphalan wurde kombiniert mit Busulfan (BUMEL) und erstaunlicherweise konnte ein Vorteil im progressionsfreien &Uuml;berleben (PFS) festgestellt werden.<sup>1</sup> Bei gleichen Ansprechraten wie unter herk&ouml;mmlichen Behandlungen bestand allerdings eine erh&ouml;hte Toxizit&auml;t unter BUMEL. F&uuml;r Taverna bleibt es abzuwarten, ob diese Studienresultate best&auml;tigt werden k&ouml;nnen.<br /> Eine franz&ouml;sische Studiengruppe hat die Kombination von Bortezomib mit Melphalan im Rahmen einer Phase-II-Studie untersucht. Diese Arbeit zeigte, dass die Bortezomib-Gabe unmittelbar vor und nach dem hoch dosierten Melphalan (200mg/m<sup>2</sup>) einen zus&auml;tzlichen Vorteil bringt. Laut Taverna konnte dies entt&auml;uschenderweise in der Phase-III-Studie nicht best&auml;tigt werden,<sup>2</sup> sodass weiterhin der Standard Melphalan (200mg/m<sup>2</sup>) f&uuml;r die Hochdosistherapie gilt.</p> <h2>Tandemtransplantation mit Vorteil bez&uuml;glich PFS und OS</h2> <p>Michele Cavo aus Bologna stellte die Resultate der EMN02/HO95-Studie vor, an welcher auch die Schweiz in Rahmen einer SAKK-Studie teilgenommen hatte.<sup>3</sup> Es handelt sich um die dritte randomisierte Phase-II-Studie, die best&auml;tigt, dass die Hochdosischemotherapie mit autologer Stammzelltransplantation nach wie vor ihren Stellenwert hat. Hier wurde mit konventionellen Zyklen VMP verglichen und es zeigte sich ein signifikant l&auml;ngeres PFS unter Hochdosischemotherapie. Eine zweite Fragestellung dieser Studie war, ob eine &laquo;single&raquo;- oder doppelautologe Stammzelltransplantation besser sei. Die Studie belegt, dass die Tandemtransplantation einen Vorteil bez&uuml;glich des PFS und des Gesamt&uuml;berlebens (OS) bringt. Am meisten scheinen davon Patienten mit einer Hochrisiko-Zytogenetik zu profitieren.<sup>4</sup> Hier stellt sich f&uuml;r Taverna somit die Frage, &laquo;ob wir k&uuml;nftig unsere Patienten mit Hochrisiko-Zytogenetik mit einer Tandemtransplantation behandeln sollten&raquo;. &laquo;Wahrscheinlich geht die Tendenz in diese Richtung&raquo;, so Taverna.</p> <h2>Dauer der Konsolidation bleibt kontrovers</h2> <p>Nach dem bisherigen Wissen aus einigen Studien verl&auml;ngert die Konsolidationsbehandlung das PFS, doch hat dies keinen Einfluss auf das OS. Dazu wurden am ASH-Kongress keine wesentlichen neuen Daten vorgestellt. Die Erhaltungstherapie, insbesondere mit Lenalidomid, ist ein fester Bestandteil der Myelombehandlung geworden. Die Dauer ist gem&auml;ss Taverna kontrovers: ein Jahr, zwei Jahre, bis zur Progression? &laquo;F&uuml;r ein pragmatisches Vorgehen setzen viele eine zweij&auml;hrige Therapie ein. Als Alternative, insbesondere bei einer Hochrisiko-Zytogenetik, kommen auch die Proteasomen-Inhibitoren infrage. Die Daten von Bortezomib sind bekannt und auch Ixazomib wird in dieser Indikation untersucht&raquo;, so Taverna.</p> <h2>Anti-CD38 top &ndash; &laquo;low-cost&raquo; Flop</h2> <p>Zur Behandlung der &auml;lteren Patienten stellte die spanische Studiengruppe um Maria-Victoria Mateos aus Salamanca Daten vor: In der Studie wurde der in Spanien etablierte Standard VMP mit der Viererkombination Daratumumab + VMP (D + VMP) verglichen.<sup>5</sup> Es konnte gezeigt werden, dass mit der Viererkombination die Gesamtansprechrate sowie die Rate an Komplettremissionen mit &uuml;ber 40 % signifikant h&ouml;her sind als mit VMP. Die MRDNegativit&auml;t (1:10<sup>5</sup>) betr&auml;gt ebenfalls &uuml;ber 20 % . Das PFS wurde f&uuml;r den experimentellen Arm noch nicht erreicht, bei VMP betr&auml;gt es 18 Monate. Hier scheint sich f&uuml;r Taverna zu zeigen, dass in der First-Line- Behandlung gerade bei &auml;lteren Patienten die Hinzunahme des monoklonalen Anti- CD38-Antik&ouml;rpers zu VMP eine deutliche Verbesserung der Behandlungsresultate bringt.<br /> Eine Phase-II-Studie der niederl&auml;ndischen Gruppe HOVON pr&uuml;fte die Induktionstherapie f&uuml;r &auml;ltere Patienten mit Ixazomib (4mg an Tag 1, 8, 15) und Thalidomid (100mg/t&auml;glich, 28 Tage) sowie Dexamethason f&uuml;r neun Zyklen, gefolgt von einer randomisierten Erhaltungstherapie mit und ohne Ixazomib.<sup>6</sup> &Uuml;berraschenderweise &ndash; laut Taverna vermutlich aufgrund der Toxizit&auml;t des niedrig dosierten Thalidomids &ndash; mussten 45 % der Patienten die Behandlung vorzeitig abbrechen. &laquo;Hier hat sich einmal der Einsatz eines &lsaquo;Low-cost&rsaquo;-Regimes nicht bew&auml;hrt. Es w&auml;re interessant zu wissen, ob die Behandlung mit dem Ersatz von Thalidomid durch Lenalidomid bei einem gr&ouml;sseren Anteil der Patienten zu Ende gef&uuml;hrt h&auml;tte werden k&ouml;nnen&raquo;, so Taverna.<br /> Eine japanische Arbeitsgruppe hat eine Studie vorgestellt, worin in der ersten Linie Elotuzumab, Lenalidomid und Dexamethason (LEN/DEX) versus LEN/DEX untersucht wurden. Die Gesamtansprechrate als prim&auml;rer Endpunkt war mit der Dreierkombination mit 88 % signifikant besser als mit der Doppelkombination.<sup>7</sup></p> <h2>Rezidivbehandlung: LEN/DEX als R&uuml;ckgrat &ndash; CAR-T-Zellen im Kommen</h2> <p>F&uuml;r die Rezidivbehandlung stehen gem&auml;ss Taverna zahlreiche Optionen zur Verf&uuml;gung. Die meisten bauen auf dem R&uuml;ckgrat von LEN/DEX auf, also beispielsweise in Kombination mit Ixazomib oder Carfilzomib (CRD) oder Daratumumab. Hinzu kommt noch die Kombination von Daratumumab mit Bortezomib und Dexamethason. &laquo;Hier ist interessant zu sehen, dass mit der Kombination LEN/DEX plus Daratumumab und auch durch Daratumumab kombiniert mit Bortezomib und Dexamethason hohe Raten an MRD-Negativit&auml;t erreicht werden k&ouml;nnen, und es erfordert etwa 12&ndash;15 Monate Therapie, bis dieses Resultat gezeigt werden kann&raquo;, so Taverna.<sup>8, 9</sup><br /> In der Rezidivbehandlung sind f&uuml;r Taverna die CAR-T-Zellen sehr interessant. Hier wurden am ASH Meeting zwei Abstracts mit vielversprechenden Ergebnissen vorgestellt:<sup>10, 11</sup> Wichtig zu beachten sind laut Taverna die Nebenwirkungen bei der Zytokinfreisetzung sowie die neurologischen Nebenwirkungen, deren &Auml;tiologie derzeit noch unbekannt ist.<br /> &laquo;Insgesamt kann gesagt werden, dass sich nach wie vor sehr viel bewegt auf dem Gebiet des multiplen Myeloms, und es bleibt spannend, die Behandlungsergebnisse werden sich auch weiterhin verbessern &raquo;, so Taverna abschliessend.</p></p> <p class="article-quelle">Quelle: 59<sup>th</sup> Annual Meeting of the American Society of Hematology (ASH), Interview mit Dr. med. Christian Taverna, Leitender Arzt Onkologie, Kantonsspital Münsterlingen, sowie Abstracts vom ASH-Kongress (https://ash.confex. com/ash/2017/webprogram/start.html), 9.–12. Dezember 2017, Atlanta </p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Muzaffar H et al.: A randomized phase III trial of busulfan + melphalan vs melphalan alone for multiple myeloma. ASH 2017; Oral Abstract 399; Session 731 (https:// ash.confex.com/ash/2017/webprogram/Paper104453.html) <strong>2</strong> Roussel M et al.: Bortezomib and high-dose melphalan vs. high-dose melphalan as conditioning regimen before autologous stem cell transplantation in de novo multiple myeloma patients: a phase 3 study of the Intergroupe Francophone du Myelome (IFM 2014-02). ASH 2017; Oral Abstract 398; Session 731 (https://ash.confex.com/ ash/2017/webprogram/Paper100867.html) <strong>3</strong> Cavo M et al.: Autologous stem cell transplantation versus bortezomibmelphalan- prednisone for newly diagnosed multiple myeloma: second interim analysis of the phase 3 EMN02/HO95 study. ASH 2017; Oral Abstract 397; Session 731 (https:// ash.confex.com/ash/2017/webprogram/Paper102335.html) <strong>4</strong> Cavo M et al.: Double autologous stem cell transplantation significantly prolongs progression-free survival and overall survival in comparison with single autotransplantation in newly diagnosed multiple myeloma: an analysis of phase 3 EMN02/HO95 study. ASH 2017; Oral Abstract 401; Session 731 (https://ash.confex.com/ash/2017/webprogram/ Paper102360.html) <strong>5</strong> Mateos M-V et al.: Phase 3 randomized study of daratumumab plus bortezomib, melphalan, and prednisone (D-VMP) versus bortezomib, melphalan, and prednisone (VMP) in newly diagnosed multiple myeloma (NDMM) patients (Pts) ineligible for transplant (ALCYONE). ASH 2017; Oral Abstract LBA-4; Late- Breaking Abstract Session <strong>6</strong> Zweegman S et al.: Ixazomib-thalidomide-low dose dexamethasone (ITd) induction followed by maintenance therapy with ixazomib or placebo in newly diagnosed multiple myeloma patients not eligible for autologous stem cell transplantation; initial results from the randomized phase II HOVON-126/ Nmsg 21.13 Trial. ASH 2017; Oral Abstract 433; Session 653 (https://ash.confex.com/ash/2017/webprogram/Paper103756. html) <strong>7</strong> Takezako N et al.: Elotuzumab plus lenalidomide/ dexamethasone (ELd) vs Ld in patients with newly diagnosed multiple myeloma: phase 2, randomized, open-label study in Japan. ASH 2017; Oral Abstract 434; Session 653 (https://ash.confex.com/ash/2017/webprogram/ Paper101163.html) <strong>8</strong> Dimopoulos MA et al.: Daratumumab, lenalidomide, and dexamethasone (DRd) versus lenalidomide and dexamethasone (Rd) in relapsed or refractory multiple myeloma (RRMM): updated efficacy and safety analysis of Pollux. ASH 2017; Oral Abstract 739; Session 653 <strong>9</strong> Spencer A et al.: Daratumumab, bortezomib, and dexamethasone (DVd) versus bortezomib and dexamethasone (Vd) in relapsed or refractory multiple myeloma (RRMM): updated efficacy and safety analysis of Castor. ASH 2017; Abstract 3145; Session 653; Poster II (https:// ash.confex.com/ash/2017/webprogram/Paper104182.html) <strong>10</strong> Berdeja JG et al.: Durable clinical responses in heavily pretreated patients with relapsed/refractory multiple myeloma: updated results from a multicenter study of bb2121 anti-Bcma CAR T cell therapy. ASH 2017; Oral Abstract 740; Session 653 (https://ash.confex.com/ash/2017/webprogram/ Paper107984.html) <strong>11</strong> Cohen AD et al.: Safety and efficacy of B-cell maturation antigen (BCMA)-specific chimeric antigen receptor T cells (CART-BCMA) with cyclophosphamide conditioning for refractory multiple myeloma (MM). ASH 2017; Oral Abstract 505; Session 653</p> </div> </p>
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