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Intrakavitäre Therapieoptionen beim malignen Pleuramesotheliom

<p class="article-intro">Das maligne Pleuramesotheliom (MPM) gehört zu den Malignomen mit einer sehr schlechten Prognose. Trotz erheblicher Fortschritte auf dem Gebiet der Therapiemöglichkeiten stellt das hohe Rezidivrisiko nach wie vor ein grosses Problem in der Behandlung dar.</p> <p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li>Intrakavit&auml;re Therapieans&auml;tze sind attraktiv in der Prophylaxe von MPM-Rezidiven.</li> <li>Die bisher am besten erforschten Therapiemodalit&auml;ten sind intrakavit&auml;re Chemo- oder Immuntherapie und photodynamische Therapie. Diese zeigen einen vielversprechenden Einfluss auf das rezidivfreie &Uuml;berleben in fortgeschrittenen Stadien.</li> <li>Alle Therapieoptionen sollten in fortf&uuml;hrenden klinischen Studien und im Rahmen multimodaler Therapiekonzepte weiter untersucht werden.</li> </ul> </div> <p>Aufgrund der anatomischen Voraussetzungen ist es bei der Mesotheliomresektion nicht m&ouml;glich, einen ad&auml;quaten Sicherheitsabstand zu erreichen. Dies f&uuml;hrt vermutlich zu mikroskopisch verbleibenden Tumorresten, die die Grundlage f&uuml;r sp&auml;tere Rezidive bilden. Intrakavit&auml;re lokale Therapiemodalit&auml;ten zielen auf diese Hypothese ab. Neben dem Vorteil, direkt lokal Substanzen in der gew&uuml;nschten Konzentration auftragen zu k&ouml;nnen, kommt es aufgrund der niedrigen systemischen Konzentrationen zu weniger Nebenwirkungen. Den intrakavit&auml;ren Behandlungen geht meist eine komplette makroskopische Resektion (MCR) voraus. Hierbei wird entweder eine lungenerhaltende (erweiterte) Pleurektomie/Dekortikation ([e]P/D) oder eine extrapleurale Pneumonektomie (EPP) durchgef&uuml;hrt. &laquo;Erweitert&raquo; bedeutet neben der Pleura- Resektion eine partielle Resektion des Perikards und/oder des Zwerchfells mit anschliessender Rekonstruktion. Beide Eingriffe sind sehr komplex und sollten im interdisziplin&auml;ren Management an erfahrenen Zentren durchgef&uuml;hrt werden.<br /> Die vorliegende Zusammenfassung erl&auml;utert vier verschiedene Optionen der intrakavit&auml;ren Therapie, welche sich in den letzten Jahrzehnten entwickelt und teilweise bereits etabliert haben.</p> <h2>Intrakavit&auml;re Chemotherapie (iCTX)</h2> <p>Anfang der 1980er-Jahre befasste sich das Team von Spratt und Kollegen erstmalig mit Therapieoptionen, welche das hohe Rezidivrisiko einer Peritonealkarzinose nicht definierten Ursprungs senken sollten. Sie beschrieben das kombinierte Vorgehen einer zytoreduktiven Chirurgie und die Applikation einer hyperthermen Chemotherapie bei einem 35-j&auml;hrigen Patienten mit einem Pseudomyxoma peritonei.<sup>1, 2</sup> Mitte bis Ende der 1980er-Jahre f&uuml;hrte Sugarbaker dieses kombinierte Verfahren der zytoreduktiven Chirurgie gefolgt von einer hyperthermen intraperitonealen Chemotherapie (HIPEC) beim prim&auml;ren Kolon- und Rektumkarzinom im Rahmen einer klinischen Studie durch und berichtete von einer verringerten Inzidenz der Peritonealkarzinose im Vergleich zu bisherigen Therapieans&auml;tzen.<sup>3, 4</sup> Das zugrunde liegende Prinzip der Hyperthermie ist die erh&ouml;hte Eindringtiefe des Chemotherapeutikums ins Gewebe und folglich die maximierte Zytotoxizit&auml;t auf das Tumorgewebe. Dieses Vorgehen wurde schliesslich auf die Behandlung des malignen Pleuramesothelioms &uuml;bertragen, in der Annahme, dass diese beiden malignen Erkrankungen ein &auml;hnliches biologisches Tumorverhalten haben. Die Maximaldosis, welche &uuml;ber ein hyperthermes intrapleurales Vorgehen appliziert respektive toleriert wurde, liegt bei 225&ndash;250mg Cisplatin/ m<sup>2</sup> K&ouml;rperoberfl&auml;che.<sup>5&ndash;7</sup> Eine der Hauptnebenwirkungen ist die Nephrotoxizit&auml;t, welche letzten Endes die Maximaldosis bestimmte.<sup>7</sup> Die Wirkung und Auswirkungen dieser intrakavit&auml;ren Chemotherapien wurden bereits in einigen Studien untersucht. In einer der gr&ouml;ssten klinischen Studien mit vorwiegend fortgeschrittenem malignem Pleuramesotheliom im Stadium III&ndash;IV zeigte sich eine Morbidit&auml;tsrate von 49 % bei einem medianen Gesamt&uuml;berleben von 13,1 Monaten sowie einem medianen progressionsfreien &Uuml;berleben (PFS) von 15,3 Monaten.<sup>8</sup> Weitere Studien zeigten ein medianes Gesamt&uuml;berleben zwischen 13 und 35 Monaten. Das mediane progressionsfreie &Uuml;berleben wurde mit 7,2 und 27,1 Monaten angegeben. <sup>6, 9, 10</sup> Richards und Kollegen beschrieben eine Morbidit&auml;tsrate bez&uuml;glich renaler Toxizit&auml;t nach erfolgter Chirurgie, gefolgt von intrakavit&auml;rer Chemotherapie mit Cisplatin, von 57 % . Ein Patient zeigte bei einer Cisplatin-Dosis von 250mg/m2 einen Toxizit&auml;tsgrad IV, welcher zu einer Dosislimitation f&uuml;hrte.<sup>6</sup><br /> In Z&uuml;rich haben wir ein Verfahren entwickelt, welches die Absorption des Chemotherapeutikums vermindern soll, um vor allem die renale Nebenwirkung bei gleichzeitiger Erh&ouml;hung der lokalen Medikamentenkonzentration zu vermeiden. Dieses Verfahren beruht auf einer Kopplung von Cisplatin an einen Fibrinkleber: Cisplatin- Fibrin, welches am Ende der Operation auf die Oberfl&auml;che der Resektionsfl&auml;che der Thoraxwand und der Lunge aufgespr&uuml;ht werden kann (Abb. 1).<br /> In unseren pr&auml;klinischen Klein- und Grosstiermodellen haben wir erh&ouml;hte Cisplatin- Konzentrationen im exponierten Gewebe nachweisen k&ouml;nnen, bei gleichzeitig niedrigen systemischen Konzentrationen sowie geringem Nebenwirkungsprofil. Ebenfalls konnten wir im Vergleich zur Applikation von Cisplatin als intrakavit&auml;re L&ouml;sung in unseren Tiermodellen bez&uuml;glich der Reduktion von Rezidiven eine vergleichende Effizienz zeigen.<sup>11&ndash;13</sup> In einer klinischen Phase-I-Dosis-Eskalationsstudie (INFLuenCe &ndash; Meso) konnten wir die Sicherheit dieses Therapieverfahrens best&auml;tigen (Manuskript in Bearbeitung). Diese Therapiemodalit&auml;t wird gegenw&auml;rtig in einer klinischen Phase-II-Studie verifiziert (NCT01644994).<br /> Zus&auml;tzlich zu den haupts&auml;chlich platinbasierenden, intrakavit&auml;r verabreichten Medikamenten wurden weitere Substanzen getestet. K&uuml;rzlich ver&ouml;ffentlichten Tada und Kollegen Daten &uuml;ber die Verwendung von Zoledronat im Rahmen einer Phase-IStudie.<sup>14</sup> Dieses intrapleural applizierte Medikament ist ein Bisphosphonat der dritten Generation und wurde bei Patienten mit fortgeschrittenem Tumorleiden, einem inoperablen MPM, angewendet. Zuvor konnte die Wirksamkeit in pr&auml;klinischen Versuchen nachgewiesen werden.<sup>14, 15</sup></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Leading Opinions_Onko_1702_Weblinks_lo_onko1702_s6_abb1.jpg" alt="" width="687" height="907" /></p> <h2>Intrakavit&auml;re Immuntherapie (iIT)</h2> <p>Die momentan wohl bekannteste Form der systemischen Immuntherapie, die sogenannte Immuncheckpoint-Blockade, beruht auf der Tatsache, dass Tumorzellen hemmende Molek&uuml;le auf ihrer Zelloberfl&auml;che exprimieren k&ouml;nnen, um dem Immunsystem zu entkommen. Es gibt einige laufende klinische Studien mit systemischen Behandlungsans&auml;tzen, welche vielversprechende Ergebnisse bez&uuml;glich eines guten Tumoransprechens aufweisen. Insbesondere wurde dies bereits f&uuml;r Ovarial-, Haut-, Nieren- und Lungenkrebs gezeigt.<sup>16&ndash;18</sup> Der zugrunde liegende immunologische Mechanismus beruht auf einem T-Lymphozyten- assoziierten programmierten Zelltod &uuml;ber spezifische Rezeptoren (&laquo;Programmed death-1&raquo;[PD-1]-Rezeptor, &laquo;programmed death ligand-1&raquo; [PD-L1] und &laquo;programmed death ligand-2&raquo; [PD-L2]). Durch diesen Mechanismus wird eine Kaskade in Gang gesetzt, welche schliesslich die T-Lymphozyten in der Mikroumgebung des Tumors aktiviert (Abb. 2). Eine klinische Studie, welche den PD-1/PD-L1/2-Effekt auf das maligne Pleuramesotheliom als systemische Erstlinientherapie untersucht, ist die KEYNOTE-028-Studie. Diese pr&uuml;fte die Wirkung von Pembrolizumab (PD-1-Inhibitor) in der Behandlung von MPM-Patienten, die nachweislich PD-L1-positiv sind (NCT02399371). Die Voruntersuchungen dieser Studie zeigten einen positiven Effekt auf die Kontrolle der Erkrankung, insbesondere bei Patienten, bei denen ein Fortschreiten des Tumors nach Standardtherapie auftrat. Gem&auml;ss den Autoren lag im Rahmen dieser ersten klinischen Studie bei Patienten mit bekanntem Mesotheliomleiden die Tumorkontrolle bei 76 % (NCT02054806). Aufgrund dieser positiven Resultate ist eine multizentrische, randomisierte Phase-III-Studie, PROMISE-ME (&laquo;Pembrolizumab in advanced pretreated malignant pleural mesothelioma&raquo;), gesponsert von der European Thoracic Oncology Platform (ETOP), geplant. Im Rahmen dieser Studie soll diese Therapie als Zweitoder Drittlinientherapie f&uuml;r Patienten mit fortgeschrittenem Mesotheliomleiden (Stadium III&ndash;IV) im Hinblick auf progressionsfreies &Uuml;berleben untersucht werden.<br /> Neben der Immuncheckpoint-Blockade gibt es jedoch auch andere Ans&auml;tze der Immuntherapie, die auch schon im Rahmen intrakavit&auml;rer Behandlungsans&auml;tze getestet wurden. So gibt es neben den Immuncheckpoints auch den sogenannten humoralen Bestandteil des Immunsystems, in welchem Zytokine eine wichtige Rolle spielen. Sie rufen eine Immunabwehr mit antiviraler und antitumoraler Immunantwort hervor und sind gegenw&auml;rtig Bestandteil neuer Immuntherapien.<sup>19</sup> Intrapleurale Applikationen einiger dieser Zytokine, wie Interleukin(IL)-2, Interferon(IFN)-&alpha; und IFN-&gamma;, zeigten ein gutes Ansprechen maligner Pleuraerg&uuml;sse, gleich durch welches maligne Grundleiden hervorgerufen, bei gleichzeitig geringer Toxizit&auml;t.<sup>20, 21</sup> In einer Studie von Astoul und Kollegen erfolgte bei Patienten mit bekanntem fortgeschrittenem Pleuramesotheliom die intrakavit&auml;re Applikation von IL-2 durch einen intrapleural liegenden Katheter &uuml;ber einen Zeitraum von 5 Tagen. Dabei betrug die maximal tolerierte Dosis 24x 10<sup>6</sup> IU/m<sup>2</sup>/Tag. Es zeigten 5 der insgesamt 9 Studienteilnehmer ein gutes Ansprechen des Tumors, mit einer Regression des Tumorgewebes von &gt;50 % , bei gleichzeitig geringen Nebenwirkungen. Das h&auml;ufigste klinische Begleitsymptom war Fieber, und dieses war mit Abschluss der Therapie selbstlimitierend. Zudem &uuml;berschritt es nie einen Schweregrad von &gt;2 gem&auml;ss den allgemeinen Terminologiekriterien von unerw&uuml;nschten Ereignissen.<sup>21</sup> Auch proinflammatorische Zytokine zeigen in klinischen Studien mit ihrem direkten antiproliferativen Effekt ein gutes Tumoransprechen. Im Speziellen konnten Boutin und Kollegen dies f&uuml;r IFN-&gamma;, das aktivste Zytokin im Rahmen der antitumoralen Immunantwort, nachweisen.<sup>22, 23</sup><br /> Eine weitere attraktive intrapleurale Option der Immuntherapie zeigt eine gegenw&auml;rtig durchgef&uuml;hrte klinische Phase-IStudie mit dem Namen FAPME (NCT01722149). Patienten erhalten intrapleural eine spezifische Einzeldosis von ver&auml;nderten FAP-spezifischen CD8-positiven T-Zellen. Diese genetisch ver&auml;nderten T-Zellen, welche einen chim&auml;ren Antigenrezeptor (CAR) zur Erkennung spezifischer Tumorantigene exprimieren, binden an das Fibroblasten-Aktivierungs-Protein (FAP) auf Tumorzelloberfl&auml;chen (Abb. 3).</p> <p>Einen weiteren Therapieansatz bietet die passive Immunisierung mit verschiedenen Krebsvakzinen. Hierf&uuml;r ist die Antigenpr&auml;sentation der Tumorzellen &uuml;ber dendritische Zellen (DC) essenziell. In einer klinischen Phase-I-Studie von Hegmans et al konnte kein Zusammenhang zwischen Immunantwort und klinischem Ansprechen nachgewiesen werden.<sup>24</sup> Das Gleiche gilt f&uuml;r die sogenannte aktive Immunisierung. Auch hier konnte zwar in fr&uuml;hen klinischen Phasen eine tumorspezifische Immunantwort nachgewiesen werden, jedoch ohne klinisches Korrelat eines Tumoransprechens.<sup>19, 25, 26</sup> Derzeit laufen einige klinische Studien mit verschiedenen Impfstoffen sowie Impfan- s&auml;tzen (NCT01265433, NCT01890980, NCT01675765 und NCT01143545).</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Leading Opinions_Onko_1702_Weblinks_lo_onko1702_s7_abb2.jpg" alt="" width="1454" height="1019" /></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Leading Opinions_Onko_1702_Weblinks_lo_onko1702_s8_abb3.jpg" alt="" width="725" height="991" /></p> <h2>Photodynamische Therapie (PDT)</h2> <p>Zu den &auml;ltesten Errungenschaften der lokalen Tumortherapien geh&ouml;rt die vor ca. 100 Jahren vom Studenten Oscar Raab zuf&auml;llig entdeckte photodynamische Therapie (PDT). Im Laufe der Zeit wurde sie, nachdem sie f&uuml;r &uuml;ber 50 Jahre in Vergessenheit geraten war, weiterentwickelt und in den 1970er-Jahren durch Dougherty, der als Vater der photodynamischen Therapie gilt, erneut als Option zur lokalen Tumorbehandlung eingef&uuml;hrt.<sup>27, 28</sup> In den 1990er- Jahren wurde sie h&auml;ufig in der Behandlung von Hauttumoren angewendet.<sup>29, 30</sup> Die Anwendung in der Behandlung thorakaler Malignome betrifft insbesondere die Lungentumoren mit endobronchialem Tumorwachstum und die daraus resultierende Obstruktion. Der leichte Zugang zur &laquo;Problemzone &raquo; via Bronchoskopie, inklusive der einfachen Anwendung, hat massgeblich zur Etablierung dieses Verfahrens beigetragen.<sup>31</sup><br /> PDT ist eine lichtbasierende Therapieform, welche aus vorwiegend drei Komponenten besteht: dem Photosensibilisator (lichtaktivierbare Substanz), einer Lichtquelle und dem im Gewebe vorhandenen Sauerstoff. Die dadurch hervorgerufene photodynamische Wirkung (PDR) dieser nicht ionisierenden elektromagnetischen Strahlungen l&ouml;st den direkten Zelltod von Tumorzellen aus (Abb. 4). Dies geschieht &uuml;ber Oxidation und die resultierende Apoptose respektive Nekrose. Des Weiteren tritt eine Sch&auml;digung der Gef&auml;ssneubildung des Tumorgewebes auf und zus&auml;tzlich wird eine Wirtsimmunantwort in Gang gesetzt. Die Vorteile der PDT sind die M&ouml;glichkeit der repetitiven Anwendung und die Tatsache, dass die Wirksamkeit bei chemo- oder strahlenresistenten Tumoren nicht herabgesetzt ist. Zus&auml;tzlich kann sie in Kombination oder als neoadjuvante respektive adjuvante Therapiemodalit&auml;t verabreicht werden.<sup>32</sup> In Bezug auf das maligne Pleuramesotheliom hat sich auch hier das multimodale Therapiekonzept bew&auml;hrt, es sollte mit makroskopisch zytoreduktiver Chirurgie kombiniert werden, denn die Eindringtiefe der PDT betr&auml;gt nur wenige Millimeter (5&ndash;10mm).<sup>33&ndash;35</sup><br /> Die Studiengruppe um Pass und Kollegen berichtete Anfang der 1990er-Jahre &uuml;ber ihre ersten Erfahrungen mit der Anwendung von PDT bei malignem Pleuramesotheliom. In einer der dann folgenden, unseren Kenntnissen nach einzigen randomisierten Phase-III-Studie wurde die Rolle der intrapleuralen photodynamischen Therapie beim malignen Pleuramesotheliom definiert.<sup>36</sup> Die Wirksamkeit war jedoch begrenzt und es zeigten sich keine signifikanten Verbesserungen im Hinblick auf das mediane &Uuml;berleben, das Wiederauftreten des Tumors und das Tumorverhalten. Zu erw&auml;hnen bleibt jedoch, dass es eine der ersten Arbeiten dieser Art war, mit einer kleinen Teilnehmeranzahl (n=48, 24 Patienten wurden der PDT unterzogen).<sup>36</sup> Ein weiterer Pionier in der Behandlung maligner Mesotheliome mittels PDT ist die Gruppe um Friedberg, Universit&auml;t von Pennsylvania, die in einigen prospektiven und retrospektiven klinischen Studien die Wirksamkeit dieser Therapieoption beweisen konnte.<sup>37, 38</sup> In einer kleineren, nicht randomisierten Studie berichtete sie bei 38 Patienten &uuml;ber ein medianes &Uuml;berleben von 31,7 Monaten. Das PFS lag jedoch bei 9,6 Monaten, wohingegen die Gesamt&uuml;berlebenszeit bei Patienten mit epitheloidem Subtyp 41,2 Monate betrug.<sup>39, 40</sup> Eine m&ouml;gliche Erkl&auml;rung hierf&uuml;r ist, dass das mikroskopische zur&uuml;ckgebliebene Tumorgewebe nach erfolgter zytoreduktiver Chirurgie eine potenzielle autologe Immunantwort durch PDT induzierte.<sup>33</sup></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Leading Opinions_Onko_1702_Weblinks_lo_onko1702_s9_abb4.jpg" alt="" width="1041" height="780" /></p> <h2>Intrakavit&auml;re Gentherapie (iGT)</h2> <p>In den letzten Jahren fand, nicht zuletzt in der Behandlung des malignen Pleuramesothelioms, die Gentherapie eine immer gr&ouml;ssere Beachtung. Trotz der Heterogenit&auml;t der genetischen Sch&auml;den bei Tumorerkrankungen ist dies zunehmend ein Bereich, in welchem die Gentherapie einen hohen Stellenwert einnimmt. Gentherapie basiert auf dem Transfer von genetischem Material in K&ouml;rperzellen eines Individuums. Inbegriffen sind Nukleins&auml;uren/Oligonukleotide von DNA, RNA oder komplette Gensequenzen.<sup>41</sup> Verschiedene Gentherapien zur Behandlung von Malignomen werden angewendet, am h&auml;ufigsten ist die Anwendung von Vektoren viralen oder nicht viralen Ursprungs. Der meistverwendete virale Vektor ist das rekombinante Adenovirus (rAd).<br /> Ferner war einer der fr&uuml;hen Therapieans&auml;tze die Verwendung sogenannter &laquo;suicide genes&raquo; (Suizidgene), die in die Tumorzelle eingebracht werden. Darin ist ein Enzym verschl&uuml;sselt, welches eine gutartige Vorstufe eines Medikamentes in einen toxischen Metaboliten umwandelt. Die Anreicherung dieser Metaboliten in den Tumorzellen f&uuml;hrt schliesslich zum gew&uuml;nschten Zelltod. Das in diesem Zusammenhang h&auml;ufig verwendete Thymidinkinase- Gen des Herpes-simplex-Virus 1 (HSV-tk) kodiert ein Enzym, welches beim antiviralen Medikament Ganciclovir seine toxische Wirkung ausl&ouml;st.<sup>42&ndash;44</sup> In einer pr&auml;klinischen Studie<sup>45</sup> konnte nebst dem gew&uuml;nschten Effekt des direkten Tumorzelltodes durch den toxischen Metaboliten von Ganciclovir auch noch ein sogenannter &laquo;bystander effect&raquo; (giftiger Zuschauereffekt) nachgewiesen werden. Dieser Mechanismus beschreibt den Zelltod benachbarter, nicht direkt betroffener Zellen. Dieser Erkenntnisgewinn in Bezug auf den indirekten Mechanismus ist f&uuml;r die Weiterentwicklung der Gentherapie &auml;usserst wichtig.<sup>46</sup> Die erste klinische Phase-I-Studie konnte 1998 bei 17 von 25 Studienpatienten, welche mit einer Dosis von 3,2x 10<sup>11</sup> (Intervall: 1x 10<sup>9</sup> und 1x 10<sup>12</sup>) Plaque-bildenden Einheiten (PFU) behandelt wurden, einen intratumoralen HSV-tk-Gentransfer nachweisen. Insgesamt zeigte diese Applikationsweise ein geringes Nebenwirkungsprofil. Das mediane &Uuml;berleben lag bei 11 Monaten, wobei die Studie nicht f&uuml;r diese Fragestellung ausgelegt war.<sup>42</sup> Das Tumorgenom des malignen Pleuramesothelioms ist durch h&auml;ufige Mutationen der Tumorsupressorgene NF2, BAP1 oder p<sup>53</sup> gekennzeichnet. Somit stellt der Gentransfer von Vektoren, die Tumorsuppressorgene kodieren, eine attraktive Therapiemodalit&auml;t dar. Der Transfer von Adenoviren, welche p53 exprimieren, wurde bereits in klinischen Studien getestet, es konnte jedoch kein klinischer Nutzen dadurch belegt werden. Einer der Gr&uuml;nde hierf&uuml;r k&ouml;nnte unter anderem die Stimulation neutralisierender Antik&ouml;rper sein.<sup>47</sup></p> <h2>Zusammenfassung</h2> <p>In den letzten Jahren haben sich die Kenntnisse &uuml;ber thorakale Tumoren, insbesondere das maligne Pleuramesotheliom, deutlich erweitert. Das Tumorverhalten samt Mikroumgebung wurde weiter erschlossen, dies f&uuml;hrte zu neuen Therapieans&auml;tzen. Insbesondere die Prophylaxe und Vermeidung von Tumorrezidiven auch nach multimodaler Therapie stellen eine grosse Herausforderung f&uuml;r die Behandlung von Mesotheliompatienten dar. Hier sind intrakavit&auml;re Therapieans&auml;tze eine attraktive Behandlungsoption, da Substanzen zytotoxischer oder immuntherapeutischer Natur lokal effizient eingebracht werden k&ouml;nnen und systemische Nebenwirkungen vermindert werden. Einige Therapien haben in Form klinischer Studien Einzug in die multimodalen Behandlungskonzepte beim MPM gefunden. Es bedarf jedoch noch weiterf&uuml;hrender Studien zur Optimierung.</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Spratt JS et al: Cancer Res 1980; 40(2): 253-5 <strong>2</strong> Spratt JS et al: Cancer Res 1980; 40(2): 256-60 <strong>3</strong> Sugarbaker PH et al: Semin Oncol 1985; 12(3 Suppl 4): 101-11 <strong>4</strong> Sugarbaker PH et al: Langenbecks Arch Chir 1988; 373(3): p 189-96 <strong>5</strong> Sugarbaker P H e t a l: O ncologist 2 005; 1 0(2): 1 12-22 <strong>6</strong> Richards W G e t a l: J C lin O ncol 2 006; 2 4(10): 1 561-7 <strong>7</strong> Gomez D, Tsao AS: Curr Treat Options Oncol 2014; 15(4): 683-99 <strong>8</strong> Tilleman TR et al: J Thorac Cardiovasc Surg 2009; 138(2): 405-11 <strong>9</strong> Sugarbaker DJ et al: J Thorac Cardiovasc Surg 2013; 145(4): 955-63 <strong>10</strong> Chang MY, Sugarbaker DJ: Thorac Surg Clin 2004; 14(4): 549-56 <strong>11</strong> Lardinois D e t a l: J T horac C ardiovasc S urg 2 006; 131(3): 697-703 <strong>12</strong> Opitz I et al: Eur J Cardiothorac Surg 2007; 31(5): 773-8 <strong>13</strong> Opitz I et al: J Thorac Cardiovasc Surg 2011; 141(1): 65-71 <strong>14</strong> Tada Y et al: Springerplus 2016; 5: 195 <strong>15</strong> Scheller EL et al: J Cell Biochem 2011; 112(11): 3364-72 <strong>16</strong> Hamid O et al: N Engl J Med 2013; 369(2): 134- 44 <strong>17</strong> Brahmer JR et al: N Engl J Med 2012; 366(26): 2455- 65 <strong>18</strong> Zou W, Chen L: Nat Rev Immunol 2008; 8(6): 467-77 <strong>19</strong> Wong RM et al: Am J Respir Cell Mol Biol 2014; 50(5): 870-5 <strong>20</strong> Antoniou KM et al: Chest 2003; 123(1): 209-16 <strong>21</strong> Astoul P et al: Chest 1993; 103(1): 209-13 <strong>22</strong> Boutin C et al: Cancer 1991; 67(8): 2033-7 <strong>23</strong> Boutin C et al: Cancer 1994; 74(9): 2460-7 <strong>24</strong> Hegmans JP et al: Am J Respir Crit Care Med 2010; 181(12): 1383-90 <strong>25</strong> Powell A et al: Lung Cancer 2006; 52(2): 189-97 <strong>26</strong> Krug LM et al: Cancer Immunol Immunother 2010; 59(10): 1467-79 <strong>27</strong> Dougherty TJ: Crit Rev Oncol Hematol 1984; 2(2): 83-116 <strong>28</strong> Allison RR et al: Photodiagnosis Photodyn Ther 2004; 1(4): 263-77 <strong>29</strong> Allison RR, Moghissi K: Clin Endosc 2013; 46(1): 24-9 <strong>30</strong> Wilson BD, Mang T: Clin Dermatol 1995; 13(1): 91-6 <strong>31</strong> Freitag L et al: Thorax 2004; 59(9): 790-3 <strong>32</strong> Agostinis P et al: CA Cancer J Clin 2011; 61(4): 250-81 <strong>33</strong> Simone CB 2nd, Cengel KA: Semin Oncol 2014; 41(6): 820-30 <strong>34</strong> Friedberg JS: Expert Rev Respir Med 2011; 5(1): 49-63 <strong>35</strong> Simone, CB 2nd et al: J Thorac Dis 2012; 4(1): 63-75 <strong>36</strong> Pass HI et al: Ann Surg Oncol 1997; 4(8): 628-33 <strong>37</strong> Friedberg JS et al: J Clin Oncol 2004; 22(11): 2192-201 <strong>38</strong> Friedberg JS et al: Ann Thorac Surg 2011; 91(6): 1738-45 <strong>39</strong> Friedberg JS: J Natl Compr Canc Netw 2012; 10(2): 75-9 <strong>40</strong> Friedberg JS et al: Ann Thorac Surg 2012; 93(5): 1658- 67 <strong>41</strong> Vachani A et al: J Thorac Oncol 2007; 2(4): 265-7 <strong>42</strong> Sterman DH: Hematol Oncol Clin North Am 2005; 19(6): 1147-73 <strong>43</strong> Tiberghien P: J Leukoc Biol 1994; 56(2): 203-9 <strong>44</strong> Matthews T, Boehme R: Rev Infect Dis 1988; 10(3): 490-4 <strong>45</strong> Hoganson DK et al: Cancer Res 1996; 56(6): 1315-23 <strong>46</strong> Rubsam LZ et al: Cancer Res 1998; 58(17): 3873-82 <strong>47</strong> Schuler M et al: J Clin Oncol 2001; 19(6): 1750-8 <strong>48</strong> Petrausch U et al: BMC Cancer 2012; 12: 615 <strong>49</strong> Munck C et al: Ann Thorac Surg 2015; 99(6): 2237-45</p> </div> </p>
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