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Tumortage Winterthur (5.–6. Februar 2016)

„Gut wäre ein gemeinsamer Kongress für Patienten und Ärzte“

<p class="article-intro">Das Kantonsspital Winterthur richtet jedes Jahr einen Kongress zum Thema Krebs für Laien aus. Wir haben für Sie den diesjährigen Kongress besucht. Lesen Sie, warum ein Kongress dieser Art sinnvoll ist, was Krebspatienten von Ärzten wollen und warum sich auch für Onkologen ein Besuch der Tumortage Winterthur lohnt. </p> <hr /> <p class="article-content"><p>F&uuml;r Sie ist es v&ouml;llig klar, dass Sie auf nationale und internationale Onkologiekongresse fahren und sich weiterbilden. Aber brauchen das Laien auch? Ja, fanden Prof. Dr. med. Miklos Pless und Dr. med. Urs Meier vom Kantonsspital Winterthur und initiierten deshalb die Tumortage Winterthur. Patienten mit Krebs, deren Angeh&ouml;rige und Freunde m&ouml;chten &uuml;ber die Krankheit Bescheid wissen, m&ouml;chten erfahren, welche neuen Therapiem&ouml;glichkeiten es gibt, und Erfahrungen austauschen. Zum neunten Mal fanden die Tumortage statt. Ein Kaleidoskop von Themen wurde angeboten, u.a. Prostata- und Mammakarzinom, Roboter in der Krebstherapie, Immuntherapie, bildgebende Diagnostik, M&uuml;digkeit bei Krebs; zudem gab es ein interdisziplin&auml;res Tumorboard zum Mitmachen und vieles mehr. <br />Es lohnt sich auch f&uuml;r &Auml;rzte, mal bei den Tumortagen vorbeizuschauen. Denn hier erf&auml;hrt man, was Patienten interessiert und wie wichtig es ist, auf ihre Bed&uuml;rfnisse einzugehen. Eines der Themen, &uuml;ber die einige Onkologen nicht gen&uuml;gend Bescheid wissen, sind Notfallpl&auml;ne f&uuml;r unheilbar kranke Tumorpatienten. &bdquo;Man denkt in der Medizin allgemein nicht weit im Voraus&ldquo;, sagte Dr. med. Andreas Weber, &Auml;rztlicher Leiter des Palliativteams am Spital Wetzikon. &bdquo;Man reagiert auf Probleme, l&ouml;st sie und wartet, bis die n&auml;chsten kommen. Man scheut sich wohl auch, &uuml;ber das zu sprechen, was noch alles kommen kann, wenn man jetzt schon eine schwierige Situation zu bew&auml;ltigen hat.&ldquo; Gerade bei unheilbar kranken Patienten sei es aber wichtig, vorausschauend zu planen und zu handeln. &bdquo;In palliativen Situationen weiss man mit hundertprozentiger Sicherheit, dass ernsthafte Probleme kommen werden, die dem Patienten und den Angeh&ouml;rigen Angst machen&ldquo;, berichtete Weber in Winterthur. Ist die Notfallsituation eingetreten, sei es einerseits schwierig, mit den Patienten &uuml;ber die Behandlungsm&ouml;glichkeiten und deren Vor- und Nachteile zu sprechen. &bdquo;Und andererseits ist es meist zu sp&auml;t, dann noch Vorkehrungen zur raschen Behandlung zu treffen, vor allem zu Hause.&ldquo; Haben Arzt und Patient einen Notfallplan vereinbart, kann der Patient schneller und gem&auml;ss seinen W&uuml;nschen behandelt werden, und das oft an dem Ort, wo er es m&ouml;chte &ndash; also meist zu Hause. Im Krankheitsverlauf k&ouml;nnen diverse Notfallsituationen auftreten, etwa starke Schmerzen, Atemnot, Unruhe oder Verwirrung. &bdquo;Auf diese kann man sich aber gut vorbereiten&ldquo;, so Weber. <img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Leading Opinions_Onko_1603_Weblinks_Seite44.jpg" alt="" width="" height="" /></p> <h2>Ein Notfallplan ist nicht schwierig, hilft aber enorm</h2> <p>Einer von Webers Patienten mit einem unheilbaren Tumor im Halsbereich, ein K&uuml;nstler im Z&uuml;rcher Oberland, hatte nur einen Wunsch: Er wollte in seinem Bett in seinem Atelier einschlafen. &bdquo;Die Betreuung zu organisieren schien auf den ersten Blick schwierig, weil er weder Angeh&ouml;rige noch enge Freunde hatte&ldquo;, erz&auml;hlte Weber. Der Mann wollte auf keinen Fall ins Pflegeheim. Weber kontaktierte eine Organisation, die Angeh&ouml;rige zu Hause entlastet oder sogar ersetzt. So bekam der Mann eine Betreuung rund um die Uhr. Die rund 12&thinsp;&thinsp;000 Franken, die die Betreuung pro Monat kostete, konnte der Mann aufbringen. &bdquo;Man kann die W&uuml;nsche der Patienten nicht immer, aber oft erf&uuml;llen. Man muss nur gut zuh&ouml;ren, das soziale Umfeld und die finanziellen M&ouml;glichkeiten kl&auml;ren und dann mit Angeh&ouml;rigen, Nachbarn, Freunden, Ehrenamtlichen oder professionellen Betreuern planen &ndash; und nicht erst, wenn die Angeh&ouml;rigen &uuml;berfordert sind oder der alleinstehende Patient verwirrt ist&ldquo;, sagte Weber. <br />Ohne vorausschauende Planung liegen Wunsch und Wirklichkeit ziemlich weit auseinander: Gem&auml;ss einer Umfrage des Bundesamtes f&uuml;r Gesundheit und der Gesundheitsdirektorenkonferenz w&uuml;nscht sich die Mehrheit der Patienten, zu Hause zu sterben, aber die meisten verbringen ihre letzte Lebensphase im Alters- oder Pflegeheim (Abb.&nbsp;1). Leiden kann zu Hause oft nicht rasch und wirksam behandelt werden und Angeh&ouml;rige sind mit der Betreuung &uuml;berfordert. So werden fast 40 % der Menschen am Lebensende noch in ein Spital und weitere 20 % in ein Pflegeheim eingewiesen.<sup>1</sup> Im Spital oder auch schon beim Eintreffen der Rettungsmediziner werden manchmal Interventionen durchgef&uuml;hrt, die der Patient eigentlich nicht mehr m&ouml;chte, etwa, dass er reanimiert oder beatmet wird, dass Antibiotika verabreicht werden oder dass er notfallm&auml;ssig operiert wird. &bdquo;Akute Komplikationen und Notfallsituationen k&ouml;nnen wir aber gut vorhersehen und mit dem Patienten besprechen&ldquo;, so Weber. &bdquo;Man muss sich nur die Zeit f&uuml;r verst&auml;ndliche Erkl&auml;rungen nehmen.&ldquo; Eine solch vorausschauende Planung k&ouml;nne schwerkranken Menschen ihre W&uuml;nsche am Lebensende h&auml;ufig erf&uuml;llen und Behandlungen vermeiden, die der Patient nicht wolle. &bdquo;Abgesehen davon spart das auch Geld.&ldquo; <br />Weber erkl&auml;rte auf dem Kongress, wie man so einen Notfallplan erstellt. Diesen kann man in ein ganz normales Worddokument oder auf Papier schreiben. Auf einen Blick erkennbar sollten die Notfallnummern von Hausarzt, Palliative-Care-Team und dem Palliativmediziner aufgelistet. Detailliert und verst&auml;ndlich schreibt der Arzt auf, was in welcher Situation gemacht werden sollte, etwa bei Atemnot, Schmerzen oder Agitiertheit (Tab.&nbsp;1). &bdquo;Die Angeh&ouml;rigen sind erst einmal besorgt, ob sie alles richtig verstehen, aber wenn man den Plan richtig erkl&auml;rt, f&uuml;hlen sie sich sicherer und sind beruhigt.&ldquo; Eine Masterarbeit der Z&uuml;rcher Hochschule f&uuml;r angewandte Wissenschaften zeigte, dass durch vorausschauende Planung in Bezug auf Notfallsituationen und Unterst&uuml;tzung der Betreuung durch ein spezialisiertes Palliative-Care-Team mehr Menschen zu Hause bzw. an ihrem Wunschort sterben.<sup>2</sup> Die Fachgesellschaft palliative zh+sh plant eine internetbasierte Anleitung und ein Schulungsangebot f&uuml;r Fachleute zur Erstellung solcher Notfallpl&auml;ne.<sup>3</sup></p> <h2>Bei Wunsch nach Komplement&auml;rmedizin richtig beraten</h2> <p>Patienten interessieren sich enorm f&uuml;r Komplement&auml;rmedizin. Dementsprechend gut besucht war der Workshop zur Pr&auml;vention von Krebs und zu komplement&auml;ren Therapiemethoden. Ihre Patienten w&uuml;rden sie in der Sprechstunde oft fragen, was sie abgesehen von der medizinischen Behandlung tun k&ouml;nnten, erz&auml;hlte Prof. Dr. med. Ursula Kapp, Leitende &Auml;rztin Onkologie am Spital Wetzikon, GZO. &bdquo;Vitamine und Spurenelemente sollte man lieber in nat&uuml;rlicher Form zu sich nehmen als in Pillenform. Ein Apfel enth&auml;lt nicht nur ein Vitamin, sondern Tausende von Substanzen und die Gesamtheit dieser Stoffe scheint wichtig zu sein.&ldquo; Allerdings musste die Kampagne &bdquo;F&uuml;nfmal Obst und Gem&uuml;se am Tag&ldquo; als Pr&auml;ventionstipp gegen Tumorkrankheiten zur&uuml;ckgenommen werden, weil dies nicht belegt werden konnte.<sup>4</sup> &bdquo;Von Nahrungserg&auml;nzungsmitteln sollten wir unseren Patienten aber ganz klar abraten&ldquo;, sagte Kapp. &bdquo;Die k&ouml;nnen n&auml;mlich Wechselwirkungen mit der Chemo eingehen und sich ung&uuml;nstig auf den Verlauf auswirken.&ldquo; So zeigte eine Studie mit M&auml;usen von einer Universit&auml;t in Texas, dass die Tiere unter dem Einfluss von Antioxidanzien h&auml;ufiger und schneller Metastasen bekamen und diese rascher wuchsen.<sup>5</sup> 2007 zeigte eine Metaanalyse mit 230&thinsp;&thinsp;000 Probanden, dass Personen, die regelm&auml;ssig antioxidative Vitaminpr&auml;parate einnahmen, k&uuml;rzer lebten.<sup>6</sup> Auch wenn es oftmals nicht als komplement&auml;re Therapiemethode angesehen wird: Abnehmen ist eine gute Massnahme. So waren die Behandlungserfolge bei &uuml;bergewichtigen Brustkrebspatientinnen schlechter und ihre Tumoren wuchsen aggressiver. Bei &Uuml;bergewicht steigen die Insulin- und Leptinspiegel im Blut und beide Hormone stimulierten das Wachstum von Tumorzellen.<sup>8&ndash;10</sup> Bei Kolonkarzinomzellen spielen insulin&auml;hnliche Wachstumsfaktoren und deren Rezeptoren bei der Resistenzbildung gegen&uuml;ber Chemotherapien eine wichtige Rolle.<sup>11, 12</sup> <img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Leading Opinions_Onko_1603_Weblinks_Seite45.jpg" alt="" width="" height="" /></p> <h2>Vor dubiosen Therapien warnen, andere sinnvoll einsetzen</h2> <p>Viel versprechen sich Patienten auch von Krebsdi&auml;ten. &bdquo;Hierzu fehlt jegliche wissenschaftliche Grundlage&ldquo;, sagte Kapp. &bdquo;Man kann Krebs nicht aushungern.&ldquo; Im Gegenteil k&ouml;nnten durch eine Krebsdi&auml;t Mangelzust&auml;nde ausgel&ouml;st werden und die Lebensqualit&auml;t sei durch die N&auml;hrstoff- und Kalorienrestriktion h&auml;ufig ziemlich eingeschr&auml;nkt. Einige Krebspatienten schw&ouml;ren auf eine entgiftende Nahrung, auch Detox genannt. &bdquo;H&auml;ufig enthalten die Rezepttipps Gew&uuml;rze aus der indischen oder asiatischen K&uuml;che, aber wir haben keinerlei Belege, dass das wirkt&ldquo;, sagte Prof. Dr. med. Josef Beuth vom Institut zur wissenschaftlichen Evaluation naturheilkundlicher Verfahren an der Uniklinik in K&ouml;ln. So soll zum Beispiel Kurkumin, ein Curryabk&ouml;mmling, Krebs bek&auml;mpfen, weil es antioxidativ wirkt. &bdquo;Z&uuml;chtet man im Labor Krebszellen und gibt Kurkumin in steigender Dosierung darauf, sterben irgendwann die Zellen ab&ldquo;, erz&auml;hlte Beuth. &bdquo;Ich kann aber auch Erde aus dem Garten draufstreuen &ndash; das t&ouml;tet die Krebszellen ebenfalls. Im K&ouml;rper kommt Kurkumin aber niemals an die Krebszellen heran.&ldquo; <br />Detox-Ratgeber sagen zudem, man d&uuml;rfe keine Auberginen und keine Tomaten essen. &bdquo;Das sind Nachtschattengew&auml;chse und bestimmte Bereiche der Gem&uuml;se sind giftig&ldquo;, sagte Beuth. &bdquo;Das ist heute aber nicht mehr so. Man kann mit dem Detox-Trend Patienten wunderbar Angst machen und ihnen suggerieren: Wenn du eine Chemotherapie gemacht hat, bist du dein ganzes Leben lang vergiftet und musst dich detoxen. Das ist aber absoluter Quatsch.&ldquo; Immer wieder berichten ihm Patienten auch, sie w&uuml;rden auf Milch verzichten, denn durch Milch k&ouml;nne der Krebs wachsen. Beuth hat daraufhin im Labor den Wachstumsfaktor &bdquo;insulin-like growth factor&ldquo; (IGF) aus Milch auf Tumorzellen gegeben. In der Tat wuchsen die Krebszellen. Doch als er Milch auf die Karzinomzellen sch&uuml;ttete, wuchsen sie nicht. &bdquo;In Milch sind auch antikanzerogen wirkende Stoffe enthalten, die den Effekt von IGF wieder aufheben. Ausgewogen, von allem etwas solle man essen, und das St&uuml;ckchen Schokolade brauche man sich auch nicht zu verkneifen, betonte Kapp. <br />Gut belegt ist auch ein Effekt von k&ouml;rperlicher Bewegung: Sie kann Tumorerkrankungen vorbeugen und bei Tumorpatienten auch unter der Therapie die Lebensqualit&auml;t deutlich verbessern.<sup>13, 14</sup> &bdquo;Die Patienten brauchen sich aber nicht im Fitnessstudio zu schinden, wenn ihnen das keinen Spass macht&ldquo;, sagte Kapp. In einer Studie mit Brustkrebspatientinnen profitierten n&auml;mlich auch diejenigen, die sich im Alltag bewegten und zum Beispiel &ouml;fter Treppen hinaufgingen. Ideal seien 2,5 Stunden mittlere Intensit&auml;t pro Woche oder 1,25 Stunden h&ouml;here Intensit&auml;t, also Sport, bei dem man ins Schwitzen kommt. Viele Patienten haben das Gef&uuml;hl, nach der Chemo nur schlafen zu wollen, und legen sich tagelang ins Bett. &bdquo;Schon nach sieben Tagen kommt es aber zu einem erheblichen Verlust der Muskelkraft von bis zu 30 Prozent&ldquo;, so Kapp. Das Herzvolumen geht zur&uuml;ck, das Immunsystem wird geschw&auml;cht, Knochen und Knorpel werden abgebaut und das Thrombose- und Embolierisiko steigt.<sup>15</sup></p> <h2>Komplement&auml;rmedizinische Massnahmen gefragt</h2> <p>Die meisten Patienten wollen komplement&auml;rmedizinische Massnahmen, da d&uuml;rfe man sich nichts vormachen, sagte Beuth. &bdquo;Wendet man die richtigen Behandlungen an, kann man die evidenzbasierte Therapie durchaus sinnvoll erg&auml;nzen.&ldquo; Sie k&ouml;nnen Nebenwirkungen der Standardtherapie reduzieren und die Lebensqualit&auml;t verbessern. Wichtig sei auch eine gute psychoonkologische Betreuung. Hierzu geh&ouml;ren alle m&ouml;glichen Bausteine, etwa Gespr&auml;che, Entspannungs&uuml;bungen, Tanz- oder Maltherapie. Frauen seien prinzipiell offener. &bdquo;Bei M&auml;nnern ist es oft wichtiger, herauszuarbeiten, wie sie sich f&uuml;hlen und was ihnen guttun k&ouml;nnte. Frauen muss man eher im Selbstbewusstsein st&auml;rken.&ldquo; So versucht er, Frauen einen gesunden Egoismus zu vermitteln. &bdquo;Sie haben ihr Leben lang gelernt, dass sie immer funktionieren m&uuml;ssen, und haben ihre eigenen W&uuml;nsche hintangestellt. Jetzt mit der Krebskrankheit d&uuml;rfen sie lernen, zu sp&uuml;ren, was ihnen guttut und wie sie auf sich achten k&ouml;nnen.&ldquo; Man brauche nicht immer perfekt zu sein, k&ouml;nne auch mal f&uuml;nfe gerade sein lassen, erkl&auml;rt Beuth in der Therapie. Vor allem &auml;ltere Patientinnen w&uuml;rden sich zudem nicht viel zutrauen. ,Ich bin doch schon 70, was soll ich denn noch lernen?&lsquo;, h&ouml;re ich dann. Aber wenn man offen und lernbereit bleibt, kann das das Selbstbewusstsein st&auml;rken, was die Lebensqualit&auml;t bei Krebs erh&ouml;ht.&ldquo; Solche Tipps k&ouml;nne auch jeder Onkologe in seiner Sprechstunde den Patienten vermitteln.</p> <p>An Medikamenten empfiehlt Beuth Selen und pflanzliche Enzyme. Gem&auml;ss der Leitlinie Mammakarzinom &bdquo;Komplement&auml;re Methoden&ldquo; verbessert Selen (Natriumselenit) die Vertr&auml;glichkeit von Chemo- und Strahlentherapie und schw&auml;cht die Effekte der Krebstherapie nicht ab.<sup>16</sup> Auch die pflanzlichen Enzyme machen Chemo- und Strahlentherapie besser vertr&auml;glich und interagieren mit den Standardtherapien nicht. Beuth gibt gerne Selen und pflanzliche Enzyme in Kombination mit Linsenextrakt. &bdquo;Dann brauchen die Patienten nur eine Tablette zu nehmen&ldquo;, sagt er. In vier klinischen Untersuchungen wurden Wirksamkeit und Unbedenklichkeit der Kombination aus Selen, Enzymen und Linsenextrakt bei Brust- und Prostatakrebs getestet. Das Enzym-Selen-Linsen-Pr&auml;parat reduzierte die Nebenwirkungen von Chemo- und Strahlentherapie und steigerte die Lebensqualit&auml;t.<sup>17</sup> Unter einer antihormonellen Therapie liess bei Brustkrebspatientinnen die Schleimhauttrockenheit mit der Anwendung des Extrakts nach und sie hatten weniger Gelenkbeschwerden.<sup>18&ndash;21</sup> &bdquo;Wenn es uns gelingt, durch so eine einfache Massnahme Patienten schmerzfrei zu machen, dann m&ouml;gen sie sich auch lieber k&ouml;rperlich bewegen&ldquo;, so Beuth. &bdquo;Und Bewegung kann den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen.&ldquo; <br />Beuth warnte am Kongress noch vor diversen dubiosen Therapien, etwa &bdquo;miracle mineral supplement&ldquo;, kurz MMS, oder vor dem Vulkanmineral Zeolith-Klinoptilolith. &bdquo;Wir &Auml;rzte m&uuml;ssen zumindest wissen, worum es sich bei diesen und anderen Aussenseitertherapien handelt. Viele Patienten glauben daran, aber eine Wirkung ist nat&uuml;rlich in Studien nicht nachgewiesen.&ldquo; Komplement&auml;rmedizin solle man nicht unkritisch einsetzen und man solle sich von den Patienten nicht unter Druck setzen lassen, sagte Kapp. &bdquo;Wir &Auml;rzte sollten das Gespr&auml;ch mit den Patienten suchen und sie &uuml;ber sinnvolle komplement&auml;rmedizinische Therapien aufkl&auml;ren. Viel wichtiger als zweifelhafte Kr&auml;utertherapien sind zum Beispiel psychoonkologische Betreuung und k&ouml;rperliche Bewegung.&ldquo; <br />&bdquo;Die Tumortage sind die Topadresse f&uuml;r professionelle und dennoch verst&auml;ndliche medizinische Informationen &uuml;ber Krebs&ldquo;, meinte Gerhard T. Meier, Hypnosetherapeut in Schaffhausen. &bdquo;Es w&auml;re sch&ouml;n, wenn mehr &uuml;ber komplement&auml;re Therapiemethoden geforscht w&uuml;rde &ndash; im technischen Bereich findet das ja seit Jahren statt, wie wir zum Beispiel im Vortrag &uuml;ber den Da-Vinci-Roboter geh&ouml;rt haben.&ldquo; Ihm w&uuml;rden jedoch Studien im Bereich der Komplement&auml;rmedizin fehlen, vor allem zur analytischen Hypnose, mit der er Krebspatienten, etwa zur Linderung von Schmerzen, behandelt. &bdquo;Das Potenzial der Hypnose f&uuml;r die nat&uuml;rliche Schmerzbehandlung ist sehr gross &ndash; &Auml;rzte wissen ja viel besser als Nichtmediziner, dass dadurch k&ouml;rpereigene Endorphine ansteigen, die schmerzlindernd wirken k&ouml;nnen.&ldquo; <br />Solche Kongresse solle es regelm&auml;ssig geben, findet Andrea P., eine 45-j&auml;hrige Frau mit Brustkrebs. &bdquo;Die &Auml;rzte haben gar keine Zeit, einem all das zu erkl&auml;ren&ldquo;, sagte sie. &bdquo;Dabei geht es nicht nur um Operationsm&ouml;glichkeiten, Nebenwirkungen der Chemo- und anderer Therapien und wie man diese bek&auml;mpfen kann, sondern auch um finanzielle Probleme, etwa wenn das Krankentagegeld nicht ausreicht oder wenn man vor der Diagnose einen befristeten Arbeitsvertrag hatte und der wegen der Krebserkrankung nicht verl&auml;ngert wird.&ldquo; Gut f&auml;nde sie einen Kongress f&uuml;r &Auml;rzte und Patienten gemeinsam. &bdquo;Dann w&uuml;ssten die &Auml;rzte viel besser, was wir Patienten wollen und was uns fehlt.&ldquo; Sie selbst h&auml;tte keine Scheu, vor Medizinern frei zu sprechen und ihre Meinung zu sagen. &bdquo;Die &auml;ltere Generation w&uuml;rde sich das &ndash; vor den G&ouml;ttern in Weiss &ndash; vielleicht nicht so trauen. Aber es w&auml;re einen Versuch wert.&ldquo;</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Bundesamt f&uuml;r Statistik, Christoph Junker, 2012 <br /><strong>2</strong> Kaufmann A: Leistungsanalyse &uuml;ber das ambulante, spitalbasierte Palliative Care Team der GZO Spital Wetzikon AG, ZHAW 2014 <br /><strong>3</strong> <a href="http://www.pallnetz.ch/NOPA" target="_blank">www.pallnetz.ch/NOPA</a> <br /><strong>4</strong> Boffetta P et al: Fruit and vegetable intake and overall cancer risk in the European prospective investigation into cancer and nutrition (EPIC). In: oxfordjournals.org (Hrsg.): J Natl Cancer Inst 2010; 102(8) 529&ndash;537 <br /><strong>5</strong> Piskounova E et al: Oxidative stress inhibits distant metastasis by human melanoma cells. Nature 2015; 527: 186-191 <br /><strong>6</strong> Bjelakovic G et al: Systematic review: primary and secondary prevention of gastrointestinal cancers with antioxidant supplements. Aliment Pharmacol Ther 2008; 28(6): 689-703 <br /><strong>7</strong> Agresti R et al: Association of adiposity, dysmetabolisms, and inflammation with aggressive breast cancer subtypes: a cross-sectional study. Breast Cancer Res Treat 2016; 157(1): 179-189 <br /><strong>8</strong> Pollak M et al: Insulin and insulin-like growth factor signalling in neoplasia. Nat Rev Cancer 2008; 8: 915-928 <br /><strong>9</strong> DeCensi A, Gennari A: Insulin breast cancer connection: confirmatory data set the stage for better care. J Clin Oncol 2011; 29: 7-10 <br /><strong>10</strong> Zhou J et al: Primary study of leptin and human hepatocellular carcinoma in vitro. World J Gastroenterol 2008; 14: 2900-2904 <br /><strong>11</strong> Dallas NA et al: Chemoresistant colorectal cancer cells, the cancer stem cell phenotype and increased sensitivity to insulin-like growth factor receptor-1 inhibition. Cancer Res 2009; 69: 1951 <br /><strong>12</strong> Madhavi S et al: Insulin-like growth factor 1 receptor enhances invasion and induces resistance to apoptosis of colon cancer cells through the Akt/Bcl-xL pathway. Cancer Res 2003; 63: 7708 <br /><strong>13</strong> Lynch BM et al: Physical activity and breast cancer prevention. Recent Results Cancer Res 2011; 186: 13-42 <br /><strong>14</strong> Husson O et al: High levels of physical activity are associated with lower levels of fatigue among lymphoma patients: results from the longitudinal PROFILES registry. Acta Oncol 2015; 54: 678-84. <br /><strong>15</strong> Hollmann W, Str&uuml;der H: Einfluss von Bewegungsmangel auf den gesunden Menschen. Sportmedizin 2009; 403-409 <br /><strong>16</strong>&nbsp;<a href="http://www.senologie.org/publikationen/leitlinien" target="_blank">www.senologie.org/publikationen/leitlinien</a> <br /><strong>17</strong> Beuth J: Evidence-based complementary oncology: innovative approaches to optimise standard therapy strategies. Anticancer Res 2010; 30: 1767-1771 <br /><strong>18</strong> Uhlenbruck G et al: Reduced side-effects of adjuvant hormone therapy in breast cancer patients by complementary medicine. In Vivo 2010; 24: 799-802 <br /><strong>19</strong> Beuth J et al: Complementary medicine on side-effects of adjuvant hormone therapy in patients with breast cancer. In Vivo 2013; 27: 869-871 <br /><strong>20</strong> Beuth J et al: Complementary medicine down-regulates side-effects of hormone therapy in prostate cancer patients. In Vivo 2014; 28: 979-982 <br /><strong>21</strong> Beuth J et al: Large-scale survey of the impact of complementary medicine on side-effects of adjuvant hormone therapy in patients with breast cancer. In Vivo 2016; 30: 73-75</p> </div> </p>
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