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Erbliches Ovarialkarzinom: gezielte Therapie jetzt möglich

<p class="article-intro">Ovarialkarzinome, die aufgrund einer BRCA1- oder BRCA2-Mutation entstehen, sprechen zwar gut auf Platin-hältige Chemotherapien an, oft tritt aber dennoch relativ bald ein Rezidiv auf. Der Einsatz von PARP-Inhibitoren hat hier Erfolge gezeigt.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Rund 700-mal wird in &Ouml;sterreich jedes Jahr die Diagnose &bdquo;Ovarialkarzinom&ldquo; gestellt. Das bedeutet, dass eine von 80 Frauen im Lauf ihres Lebens daran erkrankt. Rund 480 Patientinnen versterben j&auml;hrlich an ihrer Erkrankung. &bdquo;Eine Fr&uuml;herkennung des Ovarialkarzinoms ist bislang noch nicht m&ouml;glich&ldquo;, bedauerte Univ.-Prof. Dr. Chris- tian Marth, Vorstand der Universit&auml;tsklinik f&uuml;r Gyn&auml;kologie und Geburtshilfe der Medizinischen Universit&auml;t Innsbruck im Rahmen eines Pressegespr&auml;chs am 5. Mai 2015 in Wien. &bdquo;Auch ein j&auml;hrlich durchgef&uuml;hrter transvaginaler Ultraschall garantiert keine fr&uuml;he Tumorerkennung.&ldquo;</p> <h2>Erh&ouml;htes Risiko bei BRCA1- oder BRCA2-Mutation</h2> <p>Rund 10 % aller F&auml;lle von Eierstockkrebs beruhen auf einer genetischen Mutation von BRCA1 oder BRCA2. &bdquo;Tr&auml;gerinnen eines mutierten BRCA1-Gens erkranken mit einer Wahrscheinlichkeit zwischen 40 und 55 % an einem Ovarialkarzinom&ldquo;, erl&auml;uterte Marth. &bdquo;Bei Frauen mit einer Mutation an BRCA2 liegt das Risiko immer noch zwischen 10 und 20 % .&ldquo;</p> <h2>Gezielte Behandlung des erblich bedingten Ovarialkarzinoms mit PARP-Inhibitor</h2> <p>Mit dem ersten auf dem Markt zugelassenen PARP-Inhibitor k&ouml;nnen gezielt ausschlie&szlig;lich jene Patientinnen behandelt werden, die an einer erblichen Form des Ovarialkarzinoms erkrankt sind. &bdquo;Dieses Enzym erkennt defekte Stellen (Einzelstrangbr&uuml;che) in der DNA und repariert diese durch die sogenannte Basenexzisionsreparatur&ldquo;, erkl&auml;rte Univ.-Prof. Dr. Alexander Reinthaller von der Abteilung f&uuml;r Allgemeine Gyn&auml;kologie und Gyn&auml;kologische Onkologie an der Medizinischen Universit&auml;t Wien.</p> <div id="rot"> <p>&bdquo;Der Gentest auf BRCA1- und -2-Mutation wird nun allen Patientinnen mit Ovarialkarzinom angeboten. Damit kann ein erh&ouml;htes Erkrankungsrisiko detektiert werden, das Testergebnis hat aber auch Einfluss auf die Therapieentscheidung, seit mit dem ersten zugelassenen PARP-Inhibitor eine neue Therapieoption f&uuml;r Mutationstr&auml;gerinnen zur Verf&uuml;gung steht.&ldquo; - C. Singer, Wien</p> </div> <h2>Gentest f&uuml;r alle Eierstockkrebspatientinnen</h2> <p>Aufgrund der sehr guten Studienlage wurde der erste PARP-Inhibitor von der europ&auml;ischen Arzneimittelbeh&ouml;rde EMA zur Behandlung von Patientinnen mit Platin-sensitivem rezidiviertem (&bdquo;high-grade&ldquo;-ser&ouml;sem) Eierstockkrebs und einer BRCA1- oder BRCA2-Mutation zugelassen. &bdquo;Dies wird auch die Praxis in der Gentestung auf BRCA1- oder BRCA2-Mutation &auml;ndern&ldquo;, betonte Univ.-Prof. Dr. Christian Singer von der Klinischen Abteilung f&uuml;r Allgemeine Gyn&auml;kologie und Gyn&auml;kologische Onkologie an der Medizinischen Universit&auml;t Wien. Besonders hervorzuheben ist die au&szlig;erordentlich gute Vertr&auml;glichkeit dieser Therapiemethode mit nur geringen Nebenwirkungen. &bdquo;Bislang wurden nur jene Frauen getestet, die ein famili&auml;res Risiko f&uuml;r erblichen Eierstockkrebs aufweisen&ldquo;, so Singer. &bdquo;Nun wird auch Frauen, bei denen bereits ein Ovarialkarzinom diagnostiziert wurde, die Testung angeboten.&ldquo; <br /> Die Arbeitsgemeinschaft f&uuml;r Gyn&auml;kologische Onkologie (AGO) empfiehlt &ndash; im Einklang mit anderen nationalen und internationalen Leitlinien &ndash; die Testung f&uuml;r alle Patientinnen, bei denen ein epithelialer Eierstockkrebs diagnostiziert worden ist. Es gibt momentan 50 Zentren in &Ouml;sterreich, die diesbez&uuml;glich eine umfassende Beratung anbieten. &bdquo;Vor einem solchen Test muss eine ausf&uuml;hrliche genetische Beratung durchgef&uuml;hrt werden&ldquo;, so Singer. &bdquo;Und es obliegt stets der Patientin, ob sie dem Gentest auch tats&auml;chlich zustimmt.&ldquo; Diese genetische Testung kann aktuell an den Universit&auml;tskliniken in Wien, Linz, Graz und Innsbruck durchgef&uuml;hrt werden.</p> <h2>Vorreiterrolle &Ouml;sterreichs</h2> <p>&Ouml;sterreich ist eines der ersten L&auml;nder, in dem diese neue Therapiem&ouml;glichkeit zur Verf&uuml;gung steht und erweist sich damit einmal mehr als Vorreiter, was die Behandlung von Krebserkrankungen mit innovativen Medikamenten betrifft. &bdquo;Es ist nicht zuletzt Studiengruppen wie der AGO zu verdanken, dass Patientinnen in &Ouml;sterreich rasch von einer solchen neuartigen Therapieform profitieren&ldquo;, zeigte sich Marth &uuml;berzeugt. Soeben hat die AGO neue Leitlinien publiziert, die die State-of-the-Art-Vorgehensweise f&uuml;r die genetische Testung und die Behandlung mit PARP-Inhibitoren bei Patientinnen mit Ovarialkarzinom festschreiben. &bdquo;Damit&ldquo;, so Marth abschlie&szlig;end, &bdquo;ist die personalisierte Medizin im klinischen Alltag angekommen.&ldquo; In Studien wird nun getestet, inwieweit dieser PARP-Inhibitor, auch in Kombination mit Angiogeneseinhibitoren, bei anderen Krebsentit&auml;ten wirksam ist.</p></p> <p class="article-quelle">Quelle: Pressegespräch „Eierstockkrebs: Erst Gentest, dann Therapie – Personalisierte Krebstherapie im Alltag angekommen“, 5. Mai 2015, Wien </p>
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