
©
Getty Images/iStockphoto
Aus Schweizer Experten-Sicht: relevante Highlights vom ASCO 2016
Leading Opinions
30
Min. Lesezeit
08.09.2016
Weiterempfehlen
<p class="article-intro">Das ASCOSCOPY ist eine wissenschaftliche medizinische Veranstaltung, in der die wichtigsten Daten des Annual Meeting der American Society of Clinical Oncology (ASCO) von Schweizer Experten zusammengefasst werden. In jedem Fachgebiet gäbe es für die Spezialisten sehr viele Highlights, bemerkte ASCOSCOPY-Chair PD Dr. med. R. von Moos, umso schwieriger sei es, den Blick aufs grosse Ganze nicht zu verlieren. Wie in den vorigen Jahren auch, gaben die Experten beim 7. ASCOSCOPY einen Überblick über die wichtigsten Studien in verschiedenen Entitäten.</p>
<hr />
<p class="article-content"><p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Leading Opinions_Onko_1604_Weblinks_Seite78.jpg" alt="" width="" height="" /></p> <h2>Fortschritte in der Behandlung des Bronchialkarzinoms</h2> <p>Dr. med. Nicolas Mach, Leiter der Abteilung für Onkologie, Universitätsspital Genf, fasste die rezenten Studienergebnisse beim Bronchialkarzinom zusammen. Beim kleinzelligen Lungenkarzinom (SCLC) zeigte die CONVERT-Studie, dass die Radiotherapie einmal täglich der Anwendung zweimal täglich im Rahmen einer parallelen Chemoradiotherapie bezüglich der Wirksamkeit nicht überlegen und das Toxizitätsprofil nicht unterschiedlich ist.<sup>1</sup> Die Hinzunahme von Bevacizumab zu Cisplatin/Etoposid in der Erstlinienbehandlung verlängerte das PFS signifikant. Für das OS war der Vorteil nicht statistisch signifikant.<sup>2</sup> Die erste zielgerichtete Therapie beim rezidivierten/refraktären SCLC mit Rovalipituzumab tesirine zeigte gegenüber historischen Therapien vielversprechende Ergebnisse, was zur Öffnung der Drittlinien-Phase-II-Studie TRINITY führte.<sup>3</sup> Beeindruckende Ergebnisse wurden mit einer Kombination der Immuntherapeutika Ipilimumab und Nivolumab erreicht, worauf mit diesen Substanzen eine Phase-III-Studie in der Zweitlinie aufgelegt wurde.<sup>4</sup><br /> In der adjuvanten Behandlung des lokalisierten nicht kleinzelligen Lungenkarzinoms (NSCLC) konnte kein Wirksamkeitsunterschied zwischen vier modernen Cisplatin-basierten Regimen festgestellt werden.<sup>5</sup> Die NVALT-8-Studie zeigte eine Verlängerung des rezidivfreien Überlebens (RFS) bei adjuvanter Gabe von Nadroparin zusätzlich zur Chemotherapie. Der Effekt war unabhängig von der FDG-Avidität.<sup>6</sup> Bei Patienten im Stadium II/III war die Thoraxbestrahlung mit Protonen mit einem längeren Überleben assoziiert, so das Ergebnis einer Analyse der National Cancer Data Base zur Bestrahlung mit Protonen versus Photonen.<sup>7</sup><br /> Eine Immuntherapie mit Pembrolizumab in Kombination mit einer Standard-Chemotherapie zeigte in der Erstlinienbehandlung des fortgeschrittenen NSCLC klinische Wirksamkeit unabhängig von der Dosierung und dem PD-L1-Status.<sup>8</sup> Auch die Kombination von Ipilimumab plus Nivolumab als Erstlinientherapie zeigte klinische Aktivität und ein handhabbares Sicherheitsprofil, womit die Basis für die Phase-III-Studie CheckMate 227 gelegt ist.<sup>9</sup> Im Unterschied zu anderen Entitäten hat beim NSCLC die Behandlung mit einem PD-1-Inhibitor über den RECIST-Progress hinaus möglicherweise nur einen kleinen Effekt, der gegen das Risiko der weitergeführten Behandlung abzuwägen ist.<sup>10</sup><br /> Ein Biomarker für das Ansprechen auf eine PD-1-Blockade ist die PD-L1-Expression: Je höher die Expression, desto häufiger war das Ansprechen. Allerdings sprachen auch einige Patienten mit der geringsten Expression an.<sup>11</sup> Die Gabe von wöchentlichem Paclitaxel plus Bevacizumab verlängerte in der ULTIMATE-Studie signifikant das PFS und das Ansprechen beim fortgeschrittenen nicht squamösen NSCLC in der Zweit- oder Drittlinie und sollte als Option in dieser Situation in Erwägung gezogen werden.<sup>12</sup></p> <h2>Neues zur Therapie dermatologischer Tumoren</h2> <p>In der Therapie des Melanoms verfügen wir über die längsten Nachbeobachtungszeiten. Prof. Dr. Reinhard Dummer, Stellvertretender Klinikdirektor Dermatologische Klinik, Universitätsspital Zürich, wählte u.a. Langzeiterfahrungen mit den Immuntherapien als wichtige Erkenntnisse beim Melanom.<br /> Die Phase-Ib-Studie KEYNOTE-001 zeigte mit einer medianen Nachbeobachtungszeit von nunmehr 32 Monaten ein Gesamtüberleben von median 24,4 Monaten bei Patienten mit metastasierten Melanomen, die mit dem PD-1-Inhibitor Pembrolizumab behandelt wurden. Die Subgruppe der therapienaiven Patienten profitierte mit einem medianen OS von 32,2 Monaten und 2- bzw. 3-Jahres-OS-Raten von 61 % und 45 % . Patienten mit komplettem Ansprechen zeigten dauerhafte Remissionen, auch wenn die Therapie aufgrund des Therapieerfolgs beendet wurde.<sup>13</sup><br /> In der Phase-III-Studie CheckMate-067 wurde die Kombination von Nivolumab und Ipilimumab mit den beiden Monotherapien verglichen. In der aktualisierten PFS-Auswertung bestätigte sich die Überlegenheit beider Nivolumab-Studienarme gegenüber der Ipilimumab-Monotherapie. Nach 12 Monaten waren 49 % , 42 % und 18 % der Patienten in den drei Therapiearmen und nach 18 Monaten 46 % , 39 % und 14 % progressionsfrei. Es sprachen 57,6 % , 43,7 % sowie 19,0 % der Patienten an.<sup>14</sup> Da PD-L1 beim Merkelzellkarzinom auf den Tumorzellen exprimiert wird, wurde in der Phase-II-Studie JAVELIN Merkel 200 der PD-L1-Inhibitor Avelumab im Zweitliniensetting eingesetzt. Es wurde mit Avelumab ein Ansprechen bei 31,8 % der Patienten erreicht. 92 % der Remissionen blieben über 6 Monate und länger erhalten. Im Median betrug das PFS 2,7 Monate und das OS 11,3 Monate.<sup>15</sup><br /> Etwa 20 % aller Patienten mit metastasiertem Melanom weisen eine NRAS-Mutation auf. Die NEMO-Studie untersuchte den MEK-Inhibitor Binimetinib bei Patienten mit nicht resektablem oder metastasiertem kutanem NRAS-mutiertem Melanom gegenüber Dacarbazin. Der primäre Endpunkt, eine Verlängerung des PFS, wurde erreicht (HR: 0,62; p<0,001). Der Therapieerfolg war grösser, wenn die Patienten im Vorfeld mit einer Immuntherapie behandelt wurden.<sup>16</sup></p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Leading Opinions_Onko_1604_Weblinks_Seite79.jpg" alt="" width="" height="" /></p> <h2>Vielversprechende Ergebnisse bei den gynäkologischen Tumoren</h2> <p>Das weite Feld der gynäkologischen Tumoren überblickte Dr. med. Marcus Vetter, Oberarzt Gynäkologie, Universitätsspital Basel. In der Phase-Ib-Studie KEYNOTE-028 wurde die PD-1-Hemmung mit Pembrolizumab u.a. bei 24 Patientinnen mit squamösem Zervixkarzinom geprüft. Wie für Immuntherapien typisch, wurden auch in dieser Studie lang anhaltende Remissionen bei Patientinnen mit Therapieansprechen gesehen. Das mediane Gesamtüberleben betrug 9 Monate mit einer 6-Monats-OS-Rate von 67 % und einer 12-Monats-OS-Rate von 33 % .<sup>17</sup> Ebenfalls beim Zervixkarzinom wurde die Kombination des PD-L1-Inhibitors Durvalumab entweder mit dem PARP-Inhibitor Olaparib oder dem antiangiogenen TKI Cediranib in einer Phase-I-Studie untersucht. Es wurden 19 Patientinnen mit Zervixkarzinom eingeschlossen und in beiden Studienarmen Krankheitskontrollraten von >80 % erreicht.<sup>18</sup><br /> 265 Patientinnen mit rezidiviertem, Platin-sensitivem Ovarialkarzinom erhielten nach Ansprechen auf eine Platin-basierte Therapie entweder eine Olaparib-Erhaltungstherapie oder Placebo. Das OS war für Patientinnen mit BRCA-Mutation signifikant unterschiedlich (HR: 0,62; p=0,0248). Die Zeit bis zur nächsten Chemotherapie wurde bei Vorliegen einer BRCA-Mutation von 6,2 auf 15,6 Monate verlängert (HR: 0,32; p<0,00001). Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 5,9 Jahren erhalten 11 % der Patientinnen noch immer Olaparib.<sup>19</sup> Das Studienziel der MITO8-Studie war eine Ausdehnung des Platin-freien Intervalls beim rezidivierten Ovarialkarzinom mit dem Ziel der Überlebensverlängerung. Patienten erhielten nach Progress ein Platin-basiertes oder nicht Platin-basiertes Regime und nach weiterem Progress das jeweils andere Regime. Es wurde kein signifikanter Unterschied zwischen den Studienarmen gesehen und somit bleibt die Empfehlung, bei Progress nach 6–12 Monaten Platin-freiem Intervall wieder mit einem Carboplatin-haltigen Regime zu beginnen.<sup>20</sup> Das niedriggradige Ovarialkarzinom ist eine sehr seltene Entität und betrifft in der Schweiz etwa 60 Frauen pro Jahr. In einer retrospektiven Analyse der Daten von 1981 bis 2013 wurden 204 Patientinnen ausgewertet, von denen 70 eine hormonelle Erhaltungstherapie erhalten hatten. Das PFS betrug bei diesen Patientinnen 64,9 Monate versus 27,3 Monate bei Patientinnen ohne Erhaltungstherapie. Am häufigsten wurden Letrozol und Tamoxifen eingesetzt.<sup>21</sup> <br /> In einer Phase-II-Studie erhielten Patientinnen mit fortgeschrittenem Endometriumkarzinom nach wenigstens zwei vorangegangenen Chemotherapien die Kombination Everolimus/Letrozol plus Metformin. Bei 29 % der Patientinnen wurde ein Ansprechen gesehen und bei weiteren 31 % eine Stabilisierung der Erkrankung – für diese Tumoren vielversprechende Ergebnisse.<sup>22</sup></p> <h2>Therapieoptimierungen in der Mammakarzinomtherapie</h2> <p>Wichtige Studien zur Behandlung des Mammakarzinoms verfolgte Prof. Christoph Rochlitz, Chefarzt und Vorsitzender des Tumorzentrums, Universitätsspital Basel. Die MA.17R-Studie untersuchte die um 5 Jahre verlängerte Letrozolgabe beim frühen Brustkrebs. Die Rate an krankheitsfreiem Überleben nach 5 Jahren betrug 95 % unter Letrozol versus 91 % unter Placebo (HR: 0,61; p=0,01). Es wurde eine jährliche Inzidenz eines kontralateralen Mammakarzinoms von 21 % vs. 0,49 % beobachtet (p=0,007).<sup>23</sup> Bei Hochrisikopatientinnen mit frühem Brustkrebs untersuchten die ABC-Studien Docetaxel plus Cyclophosphamid (TC x6) als Anthrazyklin-freies Regime gegenüber dem TaxAC-Standardregime. Bei der Subgruppe der Patientinnen mit hormonrezeptorpositiven Tumoren ohne Lymphknotenbefall wurde ein Therapievorteil zugunsten des TC-Regimes gesehen.<sup>24</sup> Es wurden die 10-Jahres-Daten der Phase-III-Studie FinXX präsentiert, die die zusätzliche adjuvante Capecitabin-Gabe zu einem Taxan-Anthrazyklin-haltigen Regime untersuchte. In Subgruppenanalysen schienen Patientinnen mit tripelnegativen Tumoren von der zusätzlichen Capecitabin-Gabe zu profitieren.<sup>25</sup> <br /> In der Phase-III-Studie PANTHER wurde gezeigt, dass eine individuelle dosisdichte Dosierung von Chemotherapieregimen entsprechend der Patienteneignung für den nächsten Zyklus der fixen Standarddosierung überlegen ist.<sup>26</sup> Ein erstes Herceptin-Biosimilar (MYL-1401O) hat seine Äquivalenz zum Original in einer Studie zur Erstlinientherapie des metastasierten HER2-positiven Mammakarzinoms gezeigt.<sup>27</sup> Erste Ergebnisse der PALOMA-2-Studie deuten auf einen Therapievorteil durch die zusätzliche Gabe von Palbociclip zu Letrozol bei östrogenrezeptorpositivem, HER2-negativem fortgeschrittenem Mammakarzinom hin.<sup>28</sup></p> <h2>Bei den urologischen Tumoren wird viel bewegt</h2> <p>PD Dr. med. Dr. phil. nat. Sacha Rothschild, Medizinische Onkologie, Universitätsspital Basel, fasste das bewegte Feld der urologischen Tumoren zusammen. Die Auswertung der Lebensqualität im Rahmen der CHAARTED-Studie zeigte einen kurzzeitigen Abfall der Lebensqualität von Prostatakarzinompatienten unter Chemotherapie mit Docetaxel nach 3 Monaten. Nach 12 Monaten war die zusätzliche Chemotherapie der alleinigen ADT in allen Parametern der Lebensqualität gleichwertig oder überlegen.<sup>29</sup><br /> Mit der dreiarmigen (FDA-vorgegebenen) Phase-III-Studie FIRSTANA zeigten die Autoren, dass die Therapie mit Docetaxel oder Cabazitaxel (20 und 25mg) in der Wirksamkeit beim Prostatakarzinom vergleichbar sind. Lediglich das Ansprechen nach RECIST-Kriterien wurde unter der höheren Capazitaxel-Dosierung häufiger beobachtet. Das Nebenwirkungsprofil war unterschiedlich. Es wurden eine höhere Hämato- und gastrointestinale Toxizität und häufiger febrile Neutropenien unter Cabazitaxel, vor allem in der höheren Dosierung, beobachtet. Periphere Neuropathien traten öfter unter Docetaxel auf. Cabazitaxel ist somit nicht neuer Erstlinienstandard, kann aber aufgrund des Nebenwirkungsspektrums eine Therapieoption für ausgewählte Patienten sein.<sup>30</sup> Was die Dosierung von Cabazitaxel betrifft, scheint eine geringere Dosierung (20mg/m<sup>2</sup>) das Gesamtüberleben nicht zu beeinträchtigen. Nebenwirkungen von Grad 3/4 wurden hingegen wie erwartet häufiger unter der Standarddosierung (25mg/m<sup>2</sup>) gesehen.<sup>31</sup> Der Stellenwert einer intermittierenden Docetaxeltherapie wurde in der PRINCE-Studie untersucht. Patienten wurden 12 Wochen behandelt und machten dann Therapie­urlaub bis zum Progress. Der primäre Endpunkt, die Nichtunterlegenheit der intermittierenden versus die kontinuierliche Docetaxel-Gabe nach einem Jahr, wurde erreicht. Das Gesamtüberleben insgesamt war im kontinuierlichen Arm – wenn auch numerisch geringfügig – signifikant verlängert. Für ausgewählte Patienten scheint der Therapieurlaub eine Option zu sein.<sup>32</sup><br /> Beim Nierenzellkarzinom resultiert die Immuntherapie mit Nivolumab laut Nachbeobachtungszeiten von etwa 50 Monaten in den Phase-I/II-Studien bei einem Drittel der Patienten in einem Langzeitüberleben. Darunter fanden sich Patienten aller Risikogruppen.<sup>33</sup> Nierenzellkarzinompatienten mit Knochenmetastasen scheinen insbesondere von einer Therapie mit Cabozantinib zu profitieren, so das Ergebnis der METEOR-Studie. Die Studie verglich Cabozantinib versus Everolimus nach TKI-Versagen.<sup>34</sup><br /> Für das metastasierte Urothelkarzinom wurden verschiedene Studien präsentiert, die zeigen, dass Immuntherapien wirksame Optionen bei dieser Entität darstellen. In der Zweitlinie erreichte Avelumab ein Ansprechen bei 18,2 % der Patienten und eine 1-Jahres-OS-Rate bei 50,9 % .<sup>35</sup> Mit Nivolumab wurde ein Ansprechen bei 24,4 % der Patienten erreicht und ein medianes OS von 9,72 Monaten.<sup>36</sup> Auf Durvalumab sprachen 31 % der Patienten an.<sup>37</sup> Die grössten Studien wurden bisher mit Atezolizumab durchgeführt. In der Zweitlinie betrug die Ansprechrate unter dem PD-L1-Inhibitor 16 % und das mediane OS 7,9 Monate.<sup>38</sup> Atezolizumab wurde auch in der Erstlinie geprüft und resultierte in einem Ansprechen bei 24 % der Patienten und einem medianen OS von 14,8 Monaten.<sup>39</sup></p> <h2>Alte Erkenntnisse in neuem Gewand beim Kolorektalkarzinom</h2> <p>Prof. Arnaud D. Roth, Departement für onkologische Chirurgie, Universitätsspital Genf, zeigte, dass auch beim Kolorektalkarzinom die Immuntherapie Aktivität zeigt. Der Immunscore auf Basis von CD3- und CD8-Antikörpern wurde bei Patienten mit Kolonkarzinom im Stadium I/II/III erhoben und validiert. Es konnte ein prognostischer Wert gezeigt werden. Inwieweit es einen Stellenwert für den Immunscore gibt, bleibt kritisch zu beobachten. Bereits jetzt geht die Entwicklung prognostischer Scores über die Immunsignatur hinaus.<sup>40</sup> In der CheckMate-142-Studie erhielten Patienten mit metastasiertem Kolorektalkarzinom und Mikrosatelliteninstabilität Nivolumab als Monotherapie oder eine Immunkombinationstherapie mit Nivolumab und Ipilimumab. In beiden Studienarmen wurde die Effektivität der Immuntherapie bei diesen Patienten bestätigt.<sup>41</sup> Eine interessante Strategie ist die Kombination von MEK-Inhibitor und PD-L1-Blockade. In einer Phase-Ib-Studie wurde mit einer kleinen Patientenzahl die Aktivität von Atezolizumab plus Cobimetinib bestätigt. Die Nebenwirkungen waren akzeptabel.<sup>42</sup><br /> Die Frage nach der Bedeutung der Lokalisation des Primärtumors wurde beim ASCO-Meeting prominent diskutiert. Es ist bereits bekannt, dass der rechtsseitige Tumor eine schlechtere Prognose hat und dabei häufiger BRAF-Mutationen auftreten. Beim ASCO wurde eine Analyse der CALGB/SWOG 80405-Studie<sup>43</sup> präsentiert, die einen prädiktiven Einfluss der Tumorlokalität bestätigt. Es ist zu früh, um beim rechtsseitigen Tumor eine EGFR-Antikörpertherapie komplett auszuschliessen, aber sie sollte möglichst mit einem Irinotecan-haltigen Regime kombiniert werden.</p> <h2>Erfolge und Misserfolge bei den oberen gastrointestinalen Tumoren</h2> <p>PD Dr. med. Thomas Ruhstaller, Klinik für Onkologie und Hämatologie, Kantonsspital St. Gallen, ging auf die gastrointestinalen Tumoren der oberen Körperregionen ein. Beim Ösophaguskarzinom wurde die Wirksamkeit der Induktionschemotherapie nur für Patienten mit geringem Risiko bestätigt. Die Studie war eine negative Studie, die in Subgruppen auf diesen Vorteil hinweist. Da aber keine anderen Daten zur Verfügung stehen, sollte die Induktionschemotherapie bei geringem Risiko in Erwägung gezogen werden.<sup>44</sup><br /> Die CRITICS-Studie untersuchte eine neoadjuvante Chemotherapie gefolgt von Operation und Chemotherapie oder Operation und Chemoradiotherapie beim resektablen Magenkarzinom. Es wurde kein Unterschied im Gesamtüberleben gesehen.<sup>45</sup> Mit dem CLDN18.2-gerichteten Antikörper IMAB362, einer weiteren neuartigen Immuntherapie, plus EOX in der Erstlinie wurden ein signifikant verlängertes progressionsfreies Überleben und Gesamtüberleben bei Patienten mit CLDN18.2-positivem Magen- und GEJ-Adenokarzinom erreicht. Die Therapie wurde generell gut vertragen.<sup>46</sup><br /> In der Phase-III-Studie NETTER-1 wurden bei Patienten mit metastasierten NET des Mitteldarms durch eine Therapie mit <sup>177</sup>Lu-DOTA<sup>0</sup>-Tyr<sup>3</sup>-Octreotat die Wirksamkeitsparameter PFS (HR=0,21; p<0,0001) und Ansprechen (p=0,0008) signifikant und klinisch relevant gegenüber der Therapie mit Octreotid LAR 60 verbessert. Die Therapie war zudem sehr gut verträglich.<sup>47</sup> Die Kombination von Gemcitabin mit Capecitabin zeigte sich in der Studie ESPAC-4 der alleinigen Gemcitabin-Therapie in der adjuvanten Therapie des fortgeschrittenen Pankreaskarzinoms überlegen. Das OS wurde von median 25,5 auf 28,0 Monate verlängert. Die 5-Jahres-OS-Rate betrug 28,8 % versus 16,3 % . Adjuvantes Gemcitabin/Capecitabin sei der neue Therapiestandard beim Pankreaskarzinom, so die Autoren.<sup>48</sup> Es wurden auch verschiedene informative Negativstudien beim ASCO präsentiert. Beim Leberzellkarzinom zeigte sich im adjuvanten Setting mit Sorafenib zusätzlich zu Doxorubicin<sup>49</sup> sowie mit ADI-peg20 zusätzlich zu bester supportiver Behandlung<sup>50</sup> keine erhöhte Wirksamkeit. Das Gesamtüberleben unter einer Gemcitabin-Erstlinientherapie wurde beim Pankreaskarzinom durch Evofosfamid nicht signifikant verlängert.<sup>51</sup></p> <h2>Viele interessante Studien zur Therapie diverser Lymphome</h2> <p>Studien zum Lymphom überblickte Prof. Dr. med. Thomas Cerny, Chefarzt Onkologie/Hämatologie, Kantonsspital St. Gallen. Beim Hodgkin-Lymphom wurde in einer Phase-II-Studie mit ABVD gefolgt von Brentuximab-Vedotin-Konsolidierung eine PET-Negativität bei etwa 95 % der Patienten erreicht. Nach einem Jahr waren alle Patienten mit einem negativen PET weiterhin in Remission. Bisher war die Nachbeobachtungszeit kurz, aber die Daten sind sehr vielversprechend.<sup>52</sup> Beim Hodgkin-Lymphom wird PD-L1 von nahezu allen Zellen exprimiert. Aktualisierte Daten von zwei Studien mit Nivolumab<sup>53</sup> und Pembrolizumab<sup>54</sup> bestätigten die bereits beobachteten hohen Ansprechraten. Bemerkenswerterweise sprachen die Patienten gut an, obwohl die meisten bereits eine Stammzelltransplantation und eine Brentuximab-Therapie erhalten hatten.<br /> In der Therapie des diffusen grosszelligen B-Zell-Lymphoms (DLBCL) wurde die Intensivierung von Rituximab in Kombination mit CHOP nicht bestätigt.<sup>55</sup> Ebenfalls negativ war das Ergebnis der PILLAR-2-Studie beim DLBCL, welche placebokontrolliert den adjuvanten Einsatz von Everolimus über ein Jahr untersuchte. In Subgruppen zeigte sich allerdings ein Therapieeffekt bei männlichen sowie asiatischen Patienten, der aber vor Implementierung in die Praxis einer prospektiven Evaluierung bedürfte.<sup>56</sup><br /> Die Hinzunahme von Bortezomib zur Erstlinieninduktion mit Bendamustin/Rituximab bei Patienten mit follikulärem Lymphom und hohem Rezidivrisiko war machbar und wurde gut vertragen. Die Rate an Komplettremissionen konnte signifikant gesteigert werden, von 58 % auf 74 % (p=0,008). Es muss nun abgewartet werden, ob das komplette Ansprechen mit dem OS assoziiert ist.<sup>57</sup> Bendamustin/Rituximab ist eine hochaktive Therapie bei älteren Patienten mit Mantelzelllymphom. In der MAINTAIN-Studie wurde gezeigt, dass eine zweijährige Rituximab-Erhaltungstherapie im Anschluss an die B-R-Erstlinientherapie bei diesen Patienten keinen Nutzen bringt.<sup>58</sup><br /> In einer kleinen Studie zum hochgradigen ZNS-Lymphom wurden austherapierte Patienten mit einem Zyklus Lenalidomid behandelt. Bei Progress wurde mit Lenalidomid plus Rituximab weiterbehandelt, ansonsten erhielten die Patienten einen weiteren Zyklus Lenalidomid. Die Patienten zeigten ein erheblich längeres Überleben, als bei dieser Indikation bisher erwartet werden konnte.<sup>59</sup> Die zusätzliche Gabe von Alemtuzumab zu CHOP in der Behandlung des peripheren T-Zell-Lymphoms hat eher zu einer Verkürzung des Gesamtüberlebens geführt, auch wenn der Unterschied nicht signifikant war. Von dieser Strategie sollte daher Abstand genommen werden.<sup>60</sup> CCR4 ist eine Zielstruktur, die bei der adulten T-Zell-Leukämie (ATL) exprimiert wird. Mit dem CCR4-Antikörper Mogalizumab wurde bei dieser sehr seltenen, aggressiven Entität ein Ansprechen bei einem Drittel der Patienten erreicht.<sup>61</sup> Eine die Lymphomtherapie revolutionierende Strategie der nahen Zukunft ist die Anti-CD19-CAR-T-Zell-Therapie. Angesichts der hohen Ansprechraten mit lang anhaltenden kompletten und partiellen Remissionen könnte sich bald eine gute Prognose für Lymphompatienten abzeichnen.<sup>62</sup></p></p>
<p class="article-footer">
<a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a>
<div class="collapse" id="collapseLiteratur">
<p><strong>1</strong> Faivre-Finn C et al: ASCO Annual Meeting 2016, Abstr. #8504<br /><strong>2</strong> Tiseo M et al: ASCO Annual Meeting 2016, Abstr. #8513<br /><strong>3</strong> Rudin CM et al: ASCO Annual Meeting 2016, Abstr. #LBA8505<br /><strong>4</strong> Antonia SJ et al: ASCO Annual Meeting 2016, Abstr. #100<br /><strong>5</strong> Wakelee HA et al: ASCO Annual Meeting 2016, Abstr. #8507<br /><strong>6</strong> Groen HJM et al: ASCO Annual Meeting 2016, Abstr. #8506<br /><strong>7</strong> Behera M et al: ASCO Annual Meeting 2016, Abstr. #8501<br /><strong>8</strong> Gadgeel S et al: ASCO Annual Meeting 2016, Abstr. #9016<br /><strong>9</strong> Hellmann MD et al: ASCO Annual Meeting 2016, Abstr. #3001<br /><strong>10</strong> Kazandijan D et al: ASCO Annual Meeting 2016, Abstr. #3000<br /><strong>11</strong> Baas P et al: ASCO Annual Meeting 2016, Abstr. #9015<br /><strong>12</strong> Cortot AB et al: ASCO Annual Meeting 2016, Abstr. #9005<br /><strong>13</strong> Robert C et al: ASCO Annual Meeting 2016, Abstr. #9503<br /><strong>14</strong> Wolchok JD et al: ASCO Annual Meeting 2016, Abstr. #9505<br /><strong>15</strong> Kaufman H et al: ASCO Annual Meeting 2016, Abstr. #9508<br /><strong>16</strong> Dummer R et al: ASCO Annual Meeting 2016, Abstr. #9500<br /><strong>17</strong> Frenel JS et al: ASCO Annual Meeting 2016, Abstr. #5515<br /><strong>18</strong> Lee JM et al: ASCO Annual Meeting 2016, Abstr. #3015<br /><strong>19</strong> Ledermann JA et al: ASCO Annual Meeting 2016, Abstr. #5501<br /><strong>20</strong> Pignata S et al: ASCO Annual Meeting 2016, Abstr. #5505<br /><strong>21</strong> Gershenson DM et al: ASCO Annual Meeting 2016, Abstr. #5502<br /><strong>22</strong> Soliman PT et al: ASCO Annual Meeting 2016, Abstr. #5506<br /><strong>23</strong> Goss PE et al: ASCO Annual Meeting 2016, Abstr. #LBA1<br /><strong>24</strong> Blum JL et al: ASCO Annual Meeting 2016, Abstr. #1000<br /><strong>25</strong> Joensuu H et al: ASCO Annual Meeting 2016, Abstr. #1001<br /><strong>26</strong> Bergh JCS et al: ASCO Annual Meeting 2016, Abstr. #1002<br /><strong>27</strong> Rugo HS et al: ASCO Annual Meeting 2016, #LBA503<br /><strong>28</strong> Finn RS et al: ASCO Annual Meeting 2016, Abstr. #507 <br /><strong>29</strong> Patrick-Miller LJ et al: ASCO Annual Meeting 2016, Abstr. #5004<br /><strong>30</strong> Sartor AO et al: ASCO Annual Meeting 2016, Abstr. #5006<br /><strong>31</strong> De Bono J et al: ASCO Annual Meeting 2016, Abstr. #5008<br /><strong>32</strong> Cash H et al: ASCO Annual Meeting 2016, Abstr. #5005<br /><strong>33</strong> McDermott DF et al: ASCO Annual Meeting 2016, Abstr. #4507<br /><strong>34</strong> Choueriri TK et al: ASCO Annual Meeting 2016, Abstr. #4506<br /><strong>35</strong> Apolo AB et al: ASCO Annual Meeting 2016, Abstr. #4514<br /><strong>36</strong> Sharma P et al: ASCO Annual Meeting 2016, Abstr. #4501<br /><strong>37</strong> Massard C et al: ASCO Annual Meeting 2016, Abstr. #4502<br /><strong>38</strong> Dreicer R et al: : ASCO Annual Meeting 2016, Abstr. #4515<br /><strong>39</strong> Balar AV et al: ASCO Annual Meeting 2016, Abstr. #LBA4500<br /><strong>40</strong> Galon J et al: ASCO Annual Meeting 2016, Abstr. #3500<br /><strong>41</strong> Overman MJ et al: ASCO Annual Meeting 2016, Abstr. #3501<br /><strong>42</strong> Bendell JC et al: ASCO Annual Meeting 2016, Abstr. #3502<br /><strong>43</strong> Venook A et al: ASCO Annual Meeting 2016, Abstr. #3504<br /><strong>44</strong> Shimodaira Y et al: ASCO Annual Meeting 2016, Abstr. #4027<br /><strong>45</strong> Verheij M et al: ASCO Annual Meeting 2016, Abstr. #4000<br /><strong>46</strong> Al-Batran SE et al: ASCO Annual Meeting 2016, Abstr. #LBA4001<br /><strong>47</strong> Strosberg JR et al: ASCO Annual Meeting 2016, Abstr. #4005<br /><strong>48</strong> Neoptolemos JP et al: ASCO Annual Meeting 2016, Abstr. #LBA4006<br /><strong>49</strong> Abou-Alfa GK et al: ASCO Annual Meeting 2016, Abstr. #4003<br /><strong>50</strong> Abou-Alfa GK et al: ASCO Annual Meeting 2016, Abstr. #4017<br /><strong>51</strong> Van Cutsem E et al: ASCO Annual Meeting 2016, Abstr. #4007<br /><strong>52</strong> Park SI et al: ASCO Annual Meeting 2016, Abstr. #7508<br /><strong>53</strong> Younes A et al: ASCO Annual Meeting 2016, Abstr. #7535<br /><strong>54</strong> Chen RW et al: ASCO Annual Meeting 2016, Abstr. #7555<br /><strong>55</strong> Luctenburg PJ et al: ASCO Annual Meeting 2016, Abstr. #7504<br /><strong>56</strong> Witzig TE et al: ASCO Annual Meeting 2016, Abstr. #7506<br /><strong>57</strong> Evens AM et al: ASCO Annual Meeting 2016, Abstr. #7507<br /><strong>58</strong> Rummel MJ et al: ASCO Annual Meeting 2016, Abstr. #7503<br /><strong>59</strong> Rubenstein JL et al: ASCO Annual Meeting 2016, Abstr. #7502<br /><strong>60</strong> Tumper LH et al: ASCO Annual Meeting 2016, Abstr. #7500<br /><strong>61</strong> Philipps AA et al: ASCO Annual Meeting 2016, Abstr. #7501<br /><strong>62</strong> Kochenderfer J et al: ASCO Annual Meeting 2016, Abstr. #LBA3010<br /><br /></p>
</div>
</p>