
Oxyuren und was man dagegen tun kann
Bericht:
Dr. Norbert Hasenöhrl
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Madenwürmer oder Oxyuren sind sehr häufig, auch in Mitteleuropa. Ihr Zyklus ist einfach, so auch die Diagnose. Allerdings muss konsequent behandelt werden, um die häufigen Reinfektionen zu vermeiden, so Assoc. Prof. Dr. Julia Walochnik, MedUni Wien.
Oxyuren oder Madenwürmer heißen offiziell eigentlichEnterobius vermicularis und gehören zu den ältesten menschlichen Parasiten. „Im Gegensatz zu anderen Würmern haben Oxyuren beim Menschen einen sehr einfachen Zyklus ohne Zwischenwirt“, erklärte die Wiener Parasitologin Assoc. Prof. Dr. Julia Walochnik, MedUni Wien.
Die adulten Weibchen migrieren meist nachts aus dem Anus und legen ihre Eier indie Analfalte. Dieser Vorgang führt auch zum typischen analen Juckreiz. Die Eier werden (häufig von Kindern) über kontaminierte Finger oral aufgenommen oder eingeatmet, aufgehustet und abgeschluckt. Die Larven schlüpfen im Dünndarm und wandern in den Dickdarm, wo sie zu erwachsenen Tieren heranreifen. Der Zyklus dauert insgesamt etwa sechs Wochen, wobei ein Weibchen bis zu 16000 Eier legen kann.
Der einfache Übertragungsweg bedingt die weltweite Verbreitung dieser Parasitose, die – im Gegensatz zu anderen Wurmerkrankungen – nicht hauptsächlich in den Tropen vorkommt. Die Prävalenz im Kindesalter liegt in Mitteleuropa bei über 20% (bis 40%). Damit ist der Oxyurenbefall die häufigste Wurmerkrankung in Mitteleuropa. Die Übertragung erfolgt durch Schmutz/Schmierinfektion. Die Eier sind nach vier Stunden und bis zu 20 Tage (maximal sogar bis fünf Wochen) infektiös.
Die höchsten Befallsraten finden sich bei Drei- bis Elfjährigen, wobei ein zweiter, niedrigerer Altersgipfel zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr (typischerweise Eltern befallener Kinder) zu beobachten ist.
Symptomatik und Diagnostik
Ein Drittel der Fälle verläuft asymptomatisch. Das Leitsymptom ist ein ausgeprägter analer bzw. perianaler Juckreiz, der vor allem nachts auftritt.
Als Komplikationen sind Schlafstörungen,Enuresis und Konzentrationsstörungen, aber auch Ulzerationen, bakterielle Superinfektionen, Analekzeme, perianale Follikulitiden und ischiorektale Abszesse möglich.
Diagnostisch sollte der Nachweis von Eiern, allenfalls von adulten Oxyuren, erfolgen. Dazu tupft man die Analregion morgens mit einem durchsichtigen Klebestreifen ab. Dieser wird dann auf einen Glasobjektträger geklebt und mikroskopiert. Dies sollte idealerweise an drei verschiedenen Tagen erfolgen. „Die korrekte Diagnostik ist wichtig, weil wir immer wieder sinnlose Therapien sehen, wo gar kein Oxyurenbefall vorliegt“, warnte die Parasitologin.
Therapie und Prophylaxe
Die Standardbehandlung besteht aus dereinmaligen Gabe von Pyrantelpamoat in derDosierung 11mg/kg Körpergewicht (maximal g). „Pyrantel wirkt nicht auf die Eier, deshalb ist es sinnvoll, die Therapie nach 14 Tagen zu wiederholen“, kommentierte Walochnik. Pyrantel kann ab sechs Monaten gegeben werden, Pyrviniumembonat sogar schon ab dem vierten Lebensmonat.
Besser ist jedoch eine Behandlung mit Mebendazol (100mg; erst ab 1 Jahr), weil diese Substanz auch ovizid wirkt. Wenn eine Einmalbehandlung nicht ausreicht, wird eine 3x3-Therapie empfohlen (Tage 1–3, 14–16 und 28–30). Alternativ können auch Albendazol oder – in therapieresistenten Fällen – Ivermectin verwendet werden.Bei Rezidiven können verlängerte Behandlungsschemata von bis zu 16 Wochen Anwendung finden.
Zur Prophylaxe gibt es eine Reihe einfacher Maßnahmen, wie Händewaschen, tägliches Waschen der Analregion, Kurzschneiden der Fingernägel, Vermeiden von Nägelkauen, tägliches Wechseln der (mit 60°C gewaschenen) Leibwäsche und das Vermeiden von gemeinsamer Handtuchbenützung. Alle Haushaltspersonen sollten gleichzeitig behandelt werden. Die Bettwäsche ist nach Behandlung zu wechseln. Die Analregion kann mit Salbe (z.B. Zinksalbe) abgedeckt werden.
Quelle:
„Oxyuren – akut und chronisch“, Vortrag von Univ.-Prof. Dr. Julia Walochnik, Institut für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin, MedUni Wien, beim Giftigen Dienstag am 1. Juni 2021
Literatur:
bei der Vortragenden