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Internationale Aktionspläne gegen Antibiotikaresistenz
Jatros
30
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21.09.2017
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<p class="article-intro">Sowohl die WHO als auch die EU haben konkrete Pläne vorgelegt, um das wachsende Problem mit antibiotikaresistenten Bakterienstämmen, vor allem im gramnegativen Bereich, in den Griff zu bekommen. In Österreich gibt es dazu schon seit einiger Zeit einen Nationalen Aktionsplan.</p>
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<p class="article-content"><p>Das Problem ist Infektiologen und Mikrobiologen lang bekannt: Die Resistenzraten – vor allem im gramnegativen Bereich - nehmen zu. Neu ist, dass dieses Thema verstärkt auch in der Öffentlichkeit behandelt wird. Oft sind es spektakuläre Fälle, die das bewirken, etwa jener einer Frau aus den USA, die im Jänner 2017 an einer Infektion mit Klebsiella pneumoniae gestorben ist. Der Erreger war gegen alle 26 in den USA zugelassenen Antibiotika resistent.</p> <h2>WHO definiert gefährliche Erreger</h2> <p>Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat nun eine Liste von gefährlichen Erregern in drei Kategorien herausgegeben (Tab. 1). Dies soll einen Anstoß zur Entwicklung neuer antimikrobieller Substanzen geben. Tuberkuloseerreger wurden bewusst ausgespart.<br /> Die WHO erklärte dazu, der Anstoß für die Veröffentlichung sei aus den Mitgliedsstaaten gekommen und solle dazu dienen, die Priorisierung von Forschung und Entwicklung zu neuen Antibiotika nicht der pharmazeutischen Industrie zu überlassen, da diese von anderen Interessen wie Investorendruck, Größe der Absatzmärkte und Gewinnchancen getrieben sei.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Infekt_1703_Weblinks_s10-tab1.jpg" alt="" width="1419" height="1165" /></p> <h2>EU zieht nach</h2> <p>Inzwischen hat auch die EU-Kommission nachgezogen und neue Empfehlungen für einen vernünftigen Einsatz von Antibiotika vorgelegt (Vorläufer dieser Empfehlungen gibt es schon seit 2001). Ein Ziel dabei ist die europaweite Angleichung der Verschreibungspraxis – hier gibt es zurzeit noch große Unterschiede zwischen einzelnen Mitgliedsstaaten.<br /> Die EU-Empfehlungen sind detailliert und richten sich mit jeweils spezifischen Empfehlungen an alle Beteiligten, von den Regierungen und Behörden über Ärzte und Krankenhäuser bis hin zur Industrie und auch zu den Patienten selbst. Eines der Ziele ist die Reduktion des Antibiotikaeinsatzes in der Tierzucht und Landwirtschaft. Das EU-Papier betont auch die Notwendigkeit von klinischen Infektiologen.</p> <h2>Aktionsplan für Österreich vorhanden</h2> <p>Ein Nationaler Aktionsplan zur Antibiotikaresistenz für Österreich ist vorhanden. Er umfasst Bereiche wie Antimicrobial Stewardship, Hygiene, Diagnostik und Berichterstattung und richtet sich nicht nur an den humanmedizinischen Bereich, sondern auch an die Veterinärmedizin.<br /> Verstärkte Bemühungen für einen rationalen Antibiotikaeinsatz sind notwendig, um das Resistenzproblem in den Griff zu bekommen, dem sonst schon im Jahr 2050 in Europa mehr Menschen zum Opfer fallen könnten als Krebserkrankungen, wie EU-Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis prognostizierte.</p></p>
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<a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a>
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<p>• www.who.int/medicines/publications/global-prioritylist-antibiotic-resistant-bacteria/en/ • https://ec.europa.eu/health/amr/sites/amr/files/amr_action_plan_2017_en.pdf • https://ec.europa.eu/health/amr/sites/amr/files/amr_guidelines_prudent_use_en.pdf • www.ages.at/themen/ages-schwerpunkte/antibiotika-resistenzen/ <br />• www.bmgf.gv.at/cms/home/attachments/2/8/3/CH1318/ CMS1409577636729/nap-amr_20170420.pdf</p>
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