Impfungen in der Praxis
Bericht:
Dr. Norbert Hasenöhrl
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Die niedergelassene Impfexpertin Univ.-Doz. Dr. Ursula Hollenstein, Wien, geht auf einige häufige Fragen bezüglich des praktischen Umgangs mit Impfungen ein. Fazit dabei: Die meisten befürchteten Probleme sind gar keine, aber es gibt doch einige Punkte, die man beachten sollte.
Die Frage, wohin man impfen soll, ist leicht zu beantworten“, so Univ.-Doz. Dr. Ursula Hollenstein, Betreiberin einer Impfordination (traveldoc.at) in Wien. Intramuskuläre Impfungen sollten in den M. deltoideus oder (vor allem bei Kleinkindern) in den anterolateralen Oberschenkel (M. vastus lateralis) injiziert werden. Der Glutaeus wird hingegen nicht empfohlen, dorthin verabreichte Dosen sind aber gültig, mit Ausnahme von Hepatitis B und Rabies und evtl. auch HPV. Subkutan sollte an der Hinterseite des Oberarms bzw. über dem M. deltoideus geimpft werden.
Die Nadeldicke sollte zwischen 21 und 25G liegen (nicht immer ist der Impfung auch die ideale Nadel beigepackt). „Zudem sollte man auch unterschiedliche Nadellängen parat haben“, riet die Impfexpertin, „da ja nicht jeder Oberarm gleich schlank ist.“
Mehrere Impfstoffe gleichzeitig verimpfen
Grundsätzlich gilt, dass zum selben Termin so viele Impfungen gleichzeitig – sowohl Lebend- als auch Totimpfstoffe – verabreicht werden können, wie notwendig sind. Dies gilt inzwischen auch für die gleichzeitige Verabreichung der Impfungen gegen Influenza und SARS-CoV-2. Generell sollte ein Abstand von mindestens 2cm zwischen verschiedenen Einstichstellen eingehalten werden (damit sich die Depots nicht vermischen). Impfungen, bei denen starke Lokalreaktionen zu erwarten sind, sollten an unterschiedlichen Lokalisationen appliziert werden.
Es gibt zwei Ausnahmen von der Gleichzeitigkeitsregel:
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Die orale Typhusimpfung und die orale Choleraimpfung sollen nicht gleichzeitiggegeben werden; hier ist ein Abstand von mindestens acht Stunden erforderlich.
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Die Pneumokokkenimpfungen P13 und P23 sollen ebenfalls nicht gleichzeitig verabreicht werden – sie benötigen einen Abstand von acht Wochen.
Wenn zwei Lebendimpfstoffe allerdings nicht gleichzeitig verabreicht werden, sollte ein Abstand von vier Wochen eingehalten werden. „Das ist notwendig, damit der zweite verabreichte Lebendimpfstoff auch eine ausreichende Wirksamkeit entfaltet“, erklärte Hollenstein.
„Idealerweise sollte man auch die Gelbfieberimpfung nicht gleichzeitig mit einer anderen Lebendimpfung verabreichen, aber wenn Zeitdruck besteht, ist das keine absolute Kontraindikation“, so die Impfspezialistin.
Interaktionen
Interaktionen zwischen einer laufenden Antibiotikatherapie und Impfungen gibt es nicht (man wird jedoch nicht in eine fieberhafte Erkrankung hineinimpfen, deshalb sollte nach dem Grund der Antibiotikatherapie gefragt werden). Eine Ausnahme ist der Typhus-Lebendimpfstoff. Hier sollten zumindest 24 Stunden nach der letzten Antibiotikaeinnahme vergehen bzw. idealerweise die Antibiotikatherapie erst eine Woche nach der Impfung begonnen werden. Virustatika gegen Herpesviren sollten nicht gemeinsam mit einer Varizellenimpfung gegeben werden. Die neue Zoster-Totimpfung hingegen ist hier kein Problem.
Probleme bei der Injektion
„Ein Aspirieren vor Spritzen der Impfung ist weder nötig noch sinnvoll“, betonte Hollenstein. „Man würde es gar nicht schaffen, intravasal zu injizieren, wenn man an den richtigen Stellen impft.“
„Auch ein zu tiefes Stechen mit Touchieren des Knochens macht in der Regel nichts, nicht einmal Schmerzen“, fuhr Hollenstein fort. „Da sollte man einfach die Nadel ein Stück zurückziehen und dann ganz normal impfen.“
Und schließlich macht auch die versehentliche intramuskuläre Injektion eines subkutanen Impfstoffs kein Problem – die Immunität, die am Ende resultiert, ist dieselbe. „Der umgekehrte Fall, also die versehentlich subkutane Applikation eines intramuskulären Impfstoffs, macht zwar mehr Nebenwirkungen, aber die gleiche Wirkung“, so Hollenstein weiter. „Ausnahmen, bei denen die Impfung zu wiederholen ist, sind nur Hepatitis B, Tollwut, HPV und manche inaktivierten Influenza-Vakzinen.“
Tabelle 1 listet einige tatsächliche Impffehler und die entsprechenden Lösungen auf.
Tab. 1: Fehler und Lösungen
Quelle:
„Impfmanagement in der Praxis – Tipps & Tricks“, Vortrag von Univ.-Doz. Dr. Ursula Hollenstein, Wien, im Rahmen des „Giftigen Live-Streams“: „Impfen ab dem 50. Lebensjahr – zu oft vergessen?“ vom 28. September 2021. Die Aufzeichnung kann auf infektiologie.co.at unter „Mediathek“ abgerufen werden.
Literatur:
bei der Vortragenden
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