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14. Österreichischer Infektionskongress

HPV-Infektionen: Klinik und Prophylaxe

Infektionen mit dem humanen Papillomavirus sind häufig. Gegen die karzinogenen Hochrisikotypen steht seit Jahren eine hochwirksame Impfung zur Verfügung, mit der sich ca. 90% aller Zervixkarzinome, aber auch die HPV-bedingten oropharyngealen Tumoren verhindern lassen. Die Impfung ist im österreichischen Kinderimpfprogramm enthalten.

Humane Papillomaviren, kurz HPV, sind kleine doppelsträngige Tumorviren, von denen es fünf Genera und ca. 230 Genotypen gibt“, erklärte Assoc.Prof. Priv.-Doz. Dr. Alessandra Handisurya, MedUni Wien. Praktischer ist allerdings die Unterscheidung nach Prädilektion in Haut- und Schleimhauttypen. Letztere kann man dann – ebenfalls sehr relevant – in Hoch- und Niedrigrisikotypen unterteilen.

Die Übertragung erfolgt zumeist durch direkten Kontakt. Die Infektion bleibt lokalisiert und verläuft oft subklinisch.

Klinik

Zu den HPV-Erkrankungen der Haut gehören Verrucae vulgaris, Verrucae planae, Epidermodysplasia verruciformis, Morbus Bowen und Plattenepithelkarzinome der Finger bzw. der Haut (Letzterehäufig nach Transplantationen). Plattenepithelkarzinome der Finger können durch den HPV-Serotyp 16 hervorgerufen werden, obwohl dieser an und für sich eine höhere Affinität zur Schleimhaut besitzt. An der Schleimhaut selbst können die Niedrigrisikotypen 6 und 11 Genitalwarzen (Condylomata acuminata) und den Buschke-Löwenstein-Tumor auslösen, während die Hochrisikotypen 16 und 18 intraepitheliale Neoplasien und Karzinome des Anogenitaltrakts – sowie auch einen Teil der Karzinome des Oropharyngealtrakts – verursachen können.

Risikofaktoren für HPV-Schleimhauterkrankungen sind eine hohe Anzahl an Sexualpartnern und Immunsuppression. Die Lebenszeitprävalenz von anogenitalen HPV-Infektionen liegt – bei sexuell aktiven Personen – bei 70 bis 90%. „Kondomgebrauch senkt das Risiko, eliminiert es aber nicht!“, bemerkte die Expertin.

Condylomata acuminata kommen, Schätzungen zufolge, weltweit bei 0,2% der sexuell aktiven Personen vor. Die Zahl der jährlichen Neuerkrankungen in Europa liegt irgendwo zwischen 756000 und 938000 – genauere Zahlen gibt es nicht. Der Altersgipfel liegt bei Männern zwischen 25 und 29, bei Frauen unter 24 Jahren.

„Das Vorliegen von Genitalwarzen im Anogenitalbereich von Kindern ist übrigens kein Beweis für sexuellen Missbrauch, obwohl es natürlich ein Hinweis sein kann“, betonte Handisurya. „Selbstverständlich muss man bei kindlichen Kondylomen an Missbrauch denken und gegebenenfalls abklären bzw. nachverfolgen. Oft ist das aber kompliziert, die Sachlage nicht eindeutig und die Beweisführung sehr schwierig“, so die Expertin. „Der Nachweis eines bestimmten Virustyps ist nicht hilfreich, da er keinen hundertprozentigen Rückschluss auf den Übertragungsweg erlaubt. So können Schleimhaut-HPV-Typen auch durch nichtsexuellen Kontakt auf Kinder übertragen werden, ebenso Haut-HPV-Typen, z.B. von Warzen an den Fingern eines Erwachsenen – auch durch unangemessene, unerlaubte Berührungen.“

Prophylaxe

„HPV ist für 31,1% aller infektionsbedingten Krebsfälle verantwortlich. Bei Frauen betreffen fast 50% die Zervix, bei Männern über 80% den Oropharynx“, erläuterte die Dermatologin.

Es gibt drei zugelassene HPV-Impfstoffe, die sich vor allem durch die Zahl der abgedeckten Serotypen unterscheiden:

  • einen bivalenten Impfstoff (Serotyp 16, 18),

  • einen quadrivalenten (16, 18, 6, 11) und

  • einen nonavalenten (6, 11, 16, 18, 31, 33, 45, 52, 58).

Mit der Abdeckung der Serotypen 16 und 18 lassen sich bereits ca. 70% aller Zervixkarzinome verhindern. Mit dem nonavalenten Impfstoff steigt diese Rate auf knapp unter 90% an.

„Geimpft werden sollten beide Geschlechter vor Beginn der sexuellen Aktivität, idealerweise im Alter zwischen 9 und 14 Jahren, wie es auch im österreichischen Impfplan vorgesehen ist“, so Handisurya abschließend.

Kostenfrei ist die Impfung vom neunten bis zum vollendeten zwölften Lebensjahr. Catch-up-Impfungen sind möglich. Ab 2022 können sich Jugendliche bis zum vollendeten 18. Lebensjahr (= 18. Geburtstag) zu einem vergünstigten Selbstkostenpreis an öffentlichen Impfstellen der Bundesländer und auch im niedergelassenen Bereich impfen lassen.

„HPV – Klinik und Prophylaxe“, Vortrag im Rahmen von Symposium 6 des ÖIK am 24. März 2022, Saalfelden

bei der Vortragenden

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