
Die AGES – eine österreichische Erfolgsgeschichte
Unser Gesprächspartner:
Univ.-Prof. Dr. Franz Allerberger
ehem. Leitung Geschäftsfeld Öffentliche Gesundheit
AGES – Österreichische Agentur für Ernährungssicherheit
E-Mail: franz.allerberger@ages.at
Das Interview führte
Dr. Norbert Hasenöhrl
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Der langjährige Leiter des AGES-Geschäftsfelds Öffentliche Gesundheit, Univ.-Prof. Dr. Franz Allerberger, ist mit Ende August 2021 in den Ruhestand getreten. Wir führten aus diesem Anlass mit ihm ein langes Gespräch. Lesen Sie hier einige Highlights daraus.
Man kennt Sie als Leiter der Öffentlichen Gesundheit der AGES, wie lange waren Sie bei der AGES bzw. in dieser Funktion tätig?
F. Allerberger: Seit ihrer Gründung im Juni 2002, also fast 20 Jahre. Und ich war auch von Anfang an Leiter des Bereichs Öffentliche Gesundheit.
Was umfasst denn diese Tätigkeit?
F. Allerberger: Im Prinzip ist die AGES eine Public-Health-Agentur, wie es sie ja in vielen Ländern gibt. Allerdings sind in der AGES ja auch viele andere gesundheitsrelevante Bereiche zusammengefasst, wie z.B. Lebensmittelsicherheit, Tierseuchenkontrolle, Landwirtschaft – da geht es um Saatgut und Pestizide – und auch die Medizinmarktaufsicht, bei der es um Medikamentenzulassungen und klinische Studien geht. In vielen anderen Ländern sind diese Bereiche selbstständig.
Die Zusammenfassung dieser Bereiche in der AGES erlaubt es, schnell auf gesundheitsrelevante Ereignisse zu reagieren.
Die Coronavirus-Pandemie ist in aller Munde und noch nicht vorbei. Was war denn in Ihrer Zeit die schlimmste Krise, Covid-19 oder etwas anderes?
F. Allerberger: Ich denke, eine der schlimmsten Krisen (an die man heute zum Teil gar nicht mehr denkt) war HIV/Aids, das war noch vor der AGES-Zeit.
Was SARS-CoV-2 angeht, so wurden ja ursprünglich weitaus düsterere Szenarien prognostiziert, da war von einer Sterblichkeit von 3% die Rede. Das ist glücklicherweise nicht eingetreten.
Was ziehen Sie persönlich für Lehren aus der Pandemie?
F. Allerberger: Ich sehe den Bedarf, die Risikobeurteilung von der Risikokommunikation und beide vom Risikomanagement zu trennen. Man lernt in allen Public-Health-Ausbildungen, dass das drei verschiedene Dinge sind.
Und ich plädiere für eine unaufgeregte wissenschaftliche Diskussion und auch für eine unaufgeregte Kommunikation der wissenschaftlichen Erkenntnisse. Diesbezüglich ist wohl doch in den letzten eineinhalb Jahren einiges schiefgegangen – und derzeit ist die Diskussionskultur sehr emotionalisiert. Wenn sich Kollegen nicht mehr trauen, auf einem wissenschaftlichen Kongress eine Pro-und-Kontra-Diskussion zum Thema Covid-19-Impfung abzuhalten, weil sie Repressalien befürchten, dann stimmt da etwas nicht. Vorauseilender Gehorsam ist in diesem Zusammenhang sicher nicht hilfreich.
Was ist denn insgesamt Ihr Fazit in Bezug auf die AGES?
F. Allerberger: Ich glaube, dass die AGES ein Riesenerfolg ist. So klären wir z.B. Lebensmittel-bedingte Infektionen ab, bevor es zu größeren Ausbreitungen kommen kann. Wir haben etwa aktuell in der AGES-Referenzzentrale für Salmonellen viel dazu beigetragen, einen europaweiten Ausbruch von Salmonella Braenderup abzuklären, als dessen Quelle Zuckermelonen aus Honduras ermittelt wurden.
Auch Listerienausbrüche sind Beispiele für solche Infektionen, die immer wieder von der AGES abgeklärt werden. Da werden wirklich Todesfälle verhindert. Ich denke, dass wir auch im Hinblick auf SARS-CoV-2 gut aufgestellt waren und sind. So tragen wir mit unseren Daten auch zum EuroMOMO-Netzwerk bei, einem europäischen Monitoring-System, das mit dem European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) und der WHO zusammenarbeitet. So kommt man zu glaubwürdigen Zahlen bezüglich Übersterblichkeit.
Wir danken für dieses Gespräch und wünschen alles Gute für den Ruhestand!
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